Kultur

Karneval 2022: Köln sagt Rosenmontagsumzug ab

Wegen des russischen Einmarschs in die Ukraine hat Köln den Rosenmontagsumzug abgesagt und eine Friedensdemonstration angekündigt. Auch die Corona-Pandemie hält die Karnevalisten weiter in Atmen.

“Ein unbeschwertes Feiern ist derzeit nur schwer denkbar, denn unsere Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine”, erklärte das Festkomitee des Kölner Karnevals, und sagte den für Montag geplanten Rosenmontagsumzug im Rheinenergiestadion ab. Stattdessen werde man eine Friedensdemonstration mit Persiflagewagen auf Plätzen in der Kölner Innenstadt organisieren, bei der Wagen im Mittelpunkt stehen, die auf die Lage in Osteuropa hinweisen. Der Straßen- und Kneipenkarneval zu Weiberfastnacht konnte kurzfristig nicht mehr abgesagt werden.  

Generell darf in diesem Jahr zu Karneval in den Karnevalshochburgen, allen voran Köln, Düsseldorf und Mainz wieder gesungen und gelacht werden – allerdings Corona-konform. Mit Impfnachweisen, Masken und negativen aktuellen Tests will man dem Virus Einhalt gebieten. Und die Narren fragen sich: Partys, Umzüge, Kneipenkarneval – was genau ist erlaubt zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch? 

“Ein unbeschwertes Feiern ist derzeit nur schwer denkbar, denn unsere Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine”, erklärte das Festkomitee des Kölner Karnevals, und sagte den für Montag geplanten Rosenmontagsumzug im Rheinenergiestadion ab. Stattdessen werde man eine Friedensdemonstration mit Persiflagewagen auf Plätzen in der Kölner Innenstadt organisieren, bei der Wagen im Mittelpunkt stehen, die auf die Lage in Osteuropa hinweisen. Der Straßen- und Kneipenkarneval zu Weiberfastnacht konnte kurzfristig nicht mehr abgesagt werden.  

Traditionell wird der Straßenkarneval um 11 Uhr 11 an Weiberfastnacht eingeläutet – dem närrischen Donnerstag also, an dem die Frauen das Sagen haben, den Männern die Schlipse abschneiden und in manchen Städten sogar das Rathaus stürmen. 2022 fällt Weiberfastnacht auf den 24. Februar – und ab dann wird bis Aschermittwoch, dem Beginn der christlichen Fastenzeit, ausgiebig gefeiert.

Große Umzüge sind abgesagt

Höhepunkt des Karnevals ist für viele der Rosenmontagszug. Zigtausende stehen dann am Straßenrand und feiern dichtgedrängt und ausgelassen. Zu gefährlich in Corona-Zeiten, deswegen entschieden sich die Organisatoren schweren Herzens, alle Züge abzusagen – auch die so beliebten kleinen Umzüge in den einzelnen Stadtvierteln. Köln wollte wenigstens einen Ersatzumzug im Stadion veranstalten, doch der fällt nun auch aus. 
Ob andere Karnevalshochburgen, wie Düsseldorf nachziehen ist noch nicht klar.Dort wurde der beliebte Umzug coronabedingt erstmal in das Frühjahr verschoben, angedacht ist der 29. Mai.

Dass die beliebten Umzüge Corona zum Opfer fallen, lässt die Herzen der Karnevalisten bluten. Doch es gibt Licht am närrischen Horizont: Denn spontanes Feiern ist wieder möglich, nachdem die Landesregierungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Januar sogenannte “räumlich abgegrenzte Brauchtumszonen” proklamierten. Demnach werden die Närrinnen und Narren in allen Regionen, in denen traditionsgemäß Karneval gefeiert wird, wieder ausgelassen durch die Straßen ziehen dürfen –  sogar ohne Mundschutz. Allerdings unter den üblichen Bedingungen wie Impfnachweis und Test – vor allem dort, wo größere Menschenansammlungen zu erwarten sind. Wie das kontrolliert werden soll und vor allem von wem, verrät die Landesregierung allerdings nicht.  

In Köln erklärte die Bürgermeisterin Henriette Reker kurzerhand die gesamte Stadt zur Brauchtumszone. Die Maskenpflicht ist für die Zeit überall aufgehoben. Öffentliche Großveranstaltungen sind zwar nicht erlaubt, aber die traditionelle Bühne auf dem Alter Markt im Herzen der Stadt wird trotzdem aufgebaut. Hier eröffnet Reker den Straßenkarneval und die Narren schunkeln zur Musik lokaler Musikgruppen. In diesem Jahr haben allerdings nur 750 Gäste Zugang. 

Im Mainz ist die Brauchtumszone auf zentrale Plätze begrenzt. Die werden abgesperrt und können nur mit vorheriger Anmeldung betreten werden. In Düsseldorf ist man vorsichtiger: Wegen steigender Infektionszahlen gibt es gar keine Brauchtumszone.

Aber es gibt ja auch noch den Kneipenkarneval. In den Jahren vor Corona waren sie an den närrischen Tagen proppenvoll – das soll diesmal anders sein. Und rein darf nur – wir kennen das schon – wer geimpft oder genesen ist. Selbst Geboosterte müssen einen tagesaktuellen negativen Test vorweisen. Man darf singen und schunkeln, aber nicht tanzen, verkündete Kölns Bürgermeisterin – und die Wirte sollen dafür sorgen, dass all diese Bedingungen eingehalten werden. Kein leichtes Unterfangen unter so vielen feierfreudigen Närrinnen und Narren… Wer sich nicht an die Regeln hält, muss mit einem saftigen Bußgeld rechnen.

Fraglich bleibt weiterhin, ob die Kölner Tradition des Nubbel-Verbrennens dieses Jahr stattfindet. Der Nubbel ist eine Puppe aus Stroh, die in der Nacht von Dienstag auf Aschermittwoch zu Grabe getragen wird. Jede Kneipe, die etwas auf sich hält, hat ihren eigene Nubbel – die Stammgäste folgen wehklagend dem Sarg mit der Puppe, die symbolisch die Karnevalssünden der Narren verkörpert. Hat man sein ganzes Geld versoffen, hat man den Ehemann oder die Ehefrau betrogen? Sobald der Nubbel brennt, sind alle Missetaten vergessen. 

Karnevalisten, denen die ganzen Auflagen zu kompliziert sind oder die dem Virus noch nicht über den Weg trauen, werden auch 2022 eher zu Hause bleiben. Aber zum Trost gibt es einen Streaming-Service der den Kölner Karneval Corona-konform ins Wohnzimmer verlegt. Auf der Plattform “Jeckstream” kann man sich seine eigene Karnevalssitzung zusammenstellen und Lieblingsbands und -künstler auf den Heimfernseher holen und als Clown oder Pirat auf dem heimischen Sofa mitschunkeln. 

Alternativ kann man auch zum “jecken Drive-In-Spektakel” fahren und auf dem Parkplatz eines Kraftwerks im Auto Karnevalsgefühle ausleben. Immerhin an drei Abenden stehen bekannte Kölner Bands auf der Bühne.  

Fazit: Feiern ist zwar auch in diesem Corona-Jahr eine Herausforderung, aber trotzdem kann man die sogenannte “fünfte Jahreszeit” wieder begehen.

Dieser Artikel wurde erstmals am 23.02.2022 veröffentlicht. Dies ist eine aktualisierte Fassung. 

Persiflagewagen mit Corona-Motiv, der auf das Horten von Klopapier während der Corona-Krise anspielt
Ein Persiflagewagen für den Rosenmontagszug mit dem Motiv Putins Spielchen, auf dem sich eine Putin-Figur eine neue Sowjetunion zusammenbaut,
Feiernde Kölner Narren in Kostümen

“Ein unbeschwertes Feiern ist derzeit nur schwer denkbar, denn unsere Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine”, erklärte das Festkomitee des Kölner Karnevals, und sagte den für Montag geplanten Rosenmontagsumzug im Rheinenergiestadion ab. Stattdessen werde man eine Friedensdemonstration mit Persiflagewagen auf Plätzen in der Kölner Innenstadt organisieren, bei der Wagen im Mittelpunkt stehen, die auf die Lage in Osteuropa hinweisen. Der Straßen- und Kneipenkarneval zu Weiberfastnacht konnte kurzfristig nicht mehr abgesagt werden.  

Generell darf in diesem Jahr zu Karneval in den Karnevalshochburgen, allen voran Köln, Düsseldorf und Mainz wieder gesungen und gelacht werden – allerdings Corona-konform. Mit Impfnachweisen, Masken und negativen aktuellen Tests will man dem Virus Einhalt gebieten. Und die Narren fragen sich: Partys, Umzüge, Kneipenkarneval – was genau ist erlaubt zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch? 

Große Umzüge sind abgesagt

Traditionell wird der Straßenkarneval um 11 Uhr 11 an Weiberfastnacht eingeläutet – dem närrischen Donnerstag also, an dem die Frauen das Sagen haben, den Männern die Schlipse abschneiden und in manchen Städten sogar das Rathaus stürmen. 2022 fällt Weiberfastnacht auf den 24. Februar – und ab dann wird bis Aschermittwoch, dem Beginn der christlichen Fastenzeit, ausgiebig gefeiert.

Höhepunkt des Karnevals ist für viele der Rosenmontagszug. Zigtausende stehen dann am Straßenrand und feiern dichtgedrängt und ausgelassen. Zu gefährlich in Corona-Zeiten, deswegen entschieden sich die Organisatoren schweren Herzens, alle Züge abzusagen – auch die so beliebten kleinen Umzüge in den einzelnen Stadtvierteln. Köln wollte wenigstens einen Ersatzumzug im Stadion veranstalten, doch der fällt nun auch aus. 
Ob andere Karnevalshochburgen, wie Düsseldorf nachziehen ist noch nicht klar.Dort wurde der beliebte Umzug coronabedingt erstmal in das Frühjahr verschoben, angedacht ist der 29. Mai.

Dass die beliebten Umzüge Corona zum Opfer fallen, lässt die Herzen der Karnevalisten bluten. Doch es gibt Licht am närrischen Horizont: Denn spontanes Feiern ist wieder möglich, nachdem die Landesregierungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Januar sogenannte “räumlich abgegrenzte Brauchtumszonen” proklamierten. Demnach werden die Närrinnen und Narren in allen Regionen, in denen traditionsgemäß Karneval gefeiert wird, wieder ausgelassen durch die Straßen ziehen dürfen –  sogar ohne Mundschutz. Allerdings unter den üblichen Bedingungen wie Impfnachweis und Test – vor allem dort, wo größere Menschenansammlungen zu erwarten sind. Wie das kontrolliert werden soll und vor allem von wem, verrät die Landesregierung allerdings nicht.  

In Köln erklärte die Bürgermeisterin Henriette Reker kurzerhand die gesamte Stadt zur Brauchtumszone. Die Maskenpflicht ist für die Zeit überall aufgehoben. Öffentliche Großveranstaltungen sind zwar nicht erlaubt, aber die traditionelle Bühne auf dem Alter Markt im Herzen der Stadt wird trotzdem aufgebaut. Hier eröffnet Reker den Straßenkarneval und die Narren schunkeln zur Musik lokaler Musikgruppen. In diesem Jahr haben allerdings nur 750 Gäste Zugang. 

Party in der “Brauchtumszone” 

Im Mainz ist die Brauchtumszone auf zentrale Plätze begrenzt. Die werden abgesperrt und können nur mit vorheriger Anmeldung betreten werden. In Düsseldorf ist man vorsichtiger: Wegen steigender Infektionszahlen gibt es gar keine Brauchtumszone.

Kneipen dürfen öffnen

Aber es gibt ja auch noch den Kneipenkarneval. In den Jahren vor Corona waren sie an den närrischen Tagen proppenvoll – das soll diesmal anders sein. Und rein darf nur – wir kennen das schon – wer geimpft oder genesen ist. Selbst Geboosterte müssen einen tagesaktuellen negativen Test vorweisen. Man darf singen und schunkeln, aber nicht tanzen, verkündete Kölns Bürgermeisterin – und die Wirte sollen dafür sorgen, dass all diese Bedingungen eingehalten werden. Kein leichtes Unterfangen unter so vielen feierfreudigen Närrinnen und Narren… Wer sich nicht an die Regeln hält, muss mit einem saftigen Bußgeld rechnen.

Fraglich bleibt weiterhin, ob die Kölner Tradition des Nubbel-Verbrennens dieses Jahr stattfindet. Der Nubbel ist eine Puppe aus Stroh, die in der Nacht von Dienstag auf Aschermittwoch zu Grabe getragen wird. Jede Kneipe, die etwas auf sich hält, hat ihren eigene Nubbel – die Stammgäste folgen wehklagend dem Sarg mit der Puppe, die symbolisch die Karnevalssünden der Narren verkörpert. Hat man sein ganzes Geld versoffen, hat man den Ehemann oder die Ehefrau betrogen? Sobald der Nubbel brennt, sind alle Missetaten vergessen. 

Karnevalisten, denen die ganzen Auflagen zu kompliziert sind oder die dem Virus noch nicht über den Weg trauen, werden auch 2022 eher zu Hause bleiben. Aber zum Trost gibt es einen Streaming-Service der den Kölner Karneval Corona-konform ins Wohnzimmer verlegt. Auf der Plattform “Jeckstream” kann man sich seine eigene Karnevalssitzung zusammenstellen und Lieblingsbands und -künstler auf den Heimfernseher holen und als Clown oder Pirat auf dem heimischen Sofa mitschunkeln. 

Karneval im Auto oder zu Hause

Alternativ kann man auch zum “jecken Drive-In-Spektakel” fahren und auf dem Parkplatz eines Kraftwerks im Auto Karnevalsgefühle ausleben. Immerhin an drei Abenden stehen bekannte Kölner Bands auf der Bühne.  

Fazit: Feiern ist zwar auch in diesem Corona-Jahr eine Herausforderung, aber trotzdem kann man die sogenannte “fünfte Jahreszeit” wieder begehen.

Dieser Artikel wurde erstmals am 23.02.2022 veröffentlicht. Dies ist eine aktualisierte Fassung. 

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