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Klima, Corona, Ukraine: Wie erkläre ich meinem Kind die Krisen?

Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei, da beginnt mit dem Krieg in der Ukraine das nächste Drama. Hinzu kommt die allgegenwärtige Klimakrise. Wie bringen wir das den Kindern bei? Wir haben ein paar Tipps.

Kinder bekommen so viel mehr mit, als wir Erwachsenen häufig glauben. Nicht nur deshalb, weil sie Bilder und Videos des Ukraine-Krieges über die Bildschirme ihrer Smartphones und der Fernseher flimmern sehen. Weil sie Gespräche mithören oder weil sie wegen des Coronavirus mit Masken und bei offenen Fenstern in der Schule bibbernd lernen müssen. Sie nehmen auch die Sorgen, Ängste und Anspannung ihrer Eltern wahr – selbst wenn die ihre Gefühle gar nicht zur Sprache bringen.

Die Krisen zu ignorieren und die Ängste, Sorgen oder Fragen der Kinder unbeantwortet zu lassen, ist deshalb keine gute Option. “Kinder möchten beschützt werden”, sagt der Psychologe Felix Peter. Er arbeitet in Schulen mit Kindern und Jugendlichen. Außerdem ist er Sprecher der Initiative Psychologists for Future.

Kinder bekommen so viel mehr mit, als wir Erwachsenen häufig glauben. Nicht nur deshalb, weil sie Bilder und Videos des Ukraine-Krieges über die Bildschirme ihrer Smartphones und der Fernseher flimmern sehen. Weil sie Gespräche mithören oder weil sie wegen des Coronavirus mit Masken und bei offenen Fenstern in der Schule bibbernd lernen müssen. Sie nehmen auch die Sorgen, Ängste und Anspannung ihrer Eltern wahr – selbst wenn die ihre Gefühle gar nicht zur Sprache bringen.

Sie sollten deshalb das Gefühl bekommen, dass die Erwachsenen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten darum kümmern, dass Krisen gut ausgehen. Das beginnt damit, dass wir mit unseren Kindern reden. Aber wie machen wir das richtig?

Gefühle ernst nehmen

Kinder drücken ihre Gefühle ganz unterschiedlich aus. Das hat einerseits mit ihrem Alter zu tun. Sind sie noch kleiner, können sie ihre Gefühle oftmals noch nicht so gut in Worte fassen und haben eher die Tendenz zu körperlichen Symptomen wie Bauch- oder Kopfschmerzen, sagt Katharina van Bronswijk, Psychologin, psychologische Psychotherapeutin und mit Felix Peter zusammen Sprecherin von Psychologists for Future.

Ein weinendes Kind braucht erstmal Trost. Dann können Fragen wie “was beschäftigt dich gerade?” oder “was hast du heute erlebt?” den Kleinen helfen, das innere Erleben in Worte zu fassen.  

“Wie wir mit Kindern über Krisen sprechen hängt aber auch von der kognitiven und emotionalen Entwicklung des Kindes ab”, sagt van Bronswijk. “Sobald ein Kind Fragen zum Weltgeschehen stellt, sollten die beantwortet werden”, so die Psychologin.

“Es heißt oft, man müsse Kindern die Angst nehmen. Wir sagen eher, man muss über Ängste reden”, sagt Felix Peter. Ein Satz wie ‘du musst keine Angst haben’, käme einem Verbot des Gefühls gleich, so der Psychologe. “Ich kann dich verstehen, mir macht das auch Angst” sei eine viel bessere Reaktion, bei der sich das Kind ernstgenommen fühle, ergänzt Katharina van Bronswijk. 

Eltern sollten keine Angst vor ihrer eigenen Angst haben – oder davor, diese ihren Kindern zu zeigen. Im Gegenteil: “Kinder profitieren davon, wenn Erwachsene authentisch sind”, sagt van Bronswijk weiter. Allerdings sind wir als erwachsene Menschen dafür verantwortlich, unsere Gefühle selbst zu regulieren.

Kinder sollten auf keinen Fall den Eindruck bekommen, sie seien dafür zuständig, dass es Mama und Papa wieder besser geht, sagen die beiden Psychologen.

Eltern sollten gut informiert sein, wenn sie mit ihren Kindern über den Krieg oder die Klimakrise sprechen. Es ist in Ordnung, nicht auf jede kindliche Frage sofort eine faktenbasierte Super-Antwort parat zu haben. Auch hier dürfen Eltern ehrlich sein und sich erst einmal schlau machen, bevor sie die Frage beantworten. 

Ängste, Sorgen, Unwissen – alles völlig in Ordnung. Nur sollten sich Erwachsene über ihre Gefühle im Klaren sein, bevor sie mit Kindern darüber sprechen. Dann können die Kleinen etwas sehr Wertvolles lernen: Emotionen aller Art sind erlaubt und darüber zu sprechen kann helfen, mit ihnen umzugehen.

Die kniffligste Frage ist vielleicht: Wie spreche ich mit meinem Kind? Welche Worte wähle ich? Wie sehr soll ich in die Tiefe gehen?

Felix Peters Antwort darauf klingt verblüffend einfach: “Die Fragen des Kindes geben das Niveau des Gesprächs vor.” Erwachsene sollten sich von den Fragen des Kindes leiten lassen und an diese anknüpfen. “Aber bitte nicht zutexten und Vorträge halten”, sagt der Psychologe.

Um ein solches Gespräch führen zu können, braucht es Zeit und Raum. Zwischen Tür und Angel können existenzielle Krisen kaum angemessen thematisiert werden. Auch Kinder können verstehen, dass der Zeitpunkt für eine ausführliche Fragestunde ungünstig ist, wenn die Eltern auf dem Sprung zur Arbeit sind. Aufgeschoben sollte nur nicht aufgehoben sein!

Für Erwachsene, die sich unsicher sind, auf welche Weise sie Kindern den Krieg erklären können, empfehlen die Psychologen kindgerecht aufbereitete Nachrichten wie logo! vom ZDF. “Eltern sollten Kinder auf keinen Fall Kriegsvideos schauen lassen”, mahnt van Bronswijk. “Das ist schon für Erwachsene schwer auszuhalten.”

Ob Klimakrise, Corona oder Ukraine-Krieg – auch viele Erwachsene kämpfen angesichts der Vielzahl an Weltdramen mit Ohnmacht und Hilflosigkeit. Und auch für sie gilt: Über die sich überschlagenen Emotionen zu sprechen kann schon eine große Hilfe sein. Und sie können als Antrieb genutzt werden, um sich einer politischen Gruppe anzuschließen, Spenden zu sammeln oder demonstrieren zu gehen.

Viele dieser Dinge könnten Eltern auch mit ihren Kindern zusammen machen und so die Selbstwirksamkeit des Kindes, also das Gefühl, schwierige Situationen aus eigener Kraft meistern zu können, stärken, sagt van Bronswijk. 

Es gibt übrigens auch Kinder, die die Krisen dieser Welt weniger berühren. Das sei ebenfalls in Ordnung, findet Felix Peter. “Kinder müssen nicht genauso traurig reagieren wie Erwachsene. Wir dürfen ihnen keine Gefühle überstülpen.” 

Schweiz St. Gallen | Kinder Kerzen für Frieden

Kinder bekommen so viel mehr mit, als wir Erwachsenen häufig glauben. Nicht nur deshalb, weil sie Bilder und Videos des Ukraine-Krieges über die Bildschirme ihrer Smartphones und der Fernseher flimmern sehen. Weil sie Gespräche mithören oder weil sie wegen des Coronavirus mit Masken und bei offenen Fenstern in der Schule bibbernd lernen müssen. Sie nehmen auch die Sorgen, Ängste und Anspannung ihrer Eltern wahr – selbst wenn die ihre Gefühle gar nicht zur Sprache bringen.

Die Krisen zu ignorieren und die Ängste, Sorgen oder Fragen der Kinder unbeantwortet zu lassen, ist deshalb keine gute Option. “Kinder möchten beschützt werden”, sagt der Psychologe Felix Peter. Er arbeitet in Schulen mit Kindern und Jugendlichen. Außerdem ist er Sprecher der Initiative Psychologists for Future.

Gefühle ernst nehmen

Sie sollten deshalb das Gefühl bekommen, dass die Erwachsenen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten darum kümmern, dass Krisen gut ausgehen. Das beginnt damit, dass wir mit unseren Kindern reden. Aber wie machen wir das richtig?

Kinder drücken ihre Gefühle ganz unterschiedlich aus. Das hat einerseits mit ihrem Alter zu tun. Sind sie noch kleiner, können sie ihre Gefühle oftmals noch nicht so gut in Worte fassen und haben eher die Tendenz zu körperlichen Symptomen wie Bauch- oder Kopfschmerzen, sagt Katharina van Bronswijk, Psychologin, psychologische Psychotherapeutin und mit Felix Peter zusammen Sprecherin von Psychologists for Future.

Ein weinendes Kind braucht erstmal Trost. Dann können Fragen wie “was beschäftigt dich gerade?” oder “was hast du heute erlebt?” den Kleinen helfen, das innere Erleben in Worte zu fassen.  

“Wie wir mit Kindern über Krisen sprechen hängt aber auch von der kognitiven und emotionalen Entwicklung des Kindes ab”, sagt van Bronswijk. “Sobald ein Kind Fragen zum Weltgeschehen stellt, sollten die beantwortet werden”, so die Psychologin.

Ehrliche Erwachsene

“Es heißt oft, man müsse Kindern die Angst nehmen. Wir sagen eher, man muss über Ängste reden”, sagt Felix Peter. Ein Satz wie ‘du musst keine Angst haben’, käme einem Verbot des Gefühls gleich, so der Psychologe. “Ich kann dich verstehen, mir macht das auch Angst” sei eine viel bessere Reaktion, bei der sich das Kind ernstgenommen fühle, ergänzt Katharina van Bronswijk. 

Kindgerechte Krisenkommunikation

Eltern sollten keine Angst vor ihrer eigenen Angst haben – oder davor, diese ihren Kindern zu zeigen. Im Gegenteil: “Kinder profitieren davon, wenn Erwachsene authentisch sind”, sagt van Bronswijk weiter. Allerdings sind wir als erwachsene Menschen dafür verantwortlich, unsere Gefühle selbst zu regulieren.

Kinder sollten auf keinen Fall den Eindruck bekommen, sie seien dafür zuständig, dass es Mama und Papa wieder besser geht, sagen die beiden Psychologen.

Eltern sollten gut informiert sein, wenn sie mit ihren Kindern über den Krieg oder die Klimakrise sprechen. Es ist in Ordnung, nicht auf jede kindliche Frage sofort eine faktenbasierte Super-Antwort parat zu haben. Auch hier dürfen Eltern ehrlich sein und sich erst einmal schlau machen, bevor sie die Frage beantworten. 

Vorbild sein in der Krise

Ängste, Sorgen, Unwissen – alles völlig in Ordnung. Nur sollten sich Erwachsene über ihre Gefühle im Klaren sein, bevor sie mit Kindern darüber sprechen. Dann können die Kleinen etwas sehr Wertvolles lernen: Emotionen aller Art sind erlaubt und darüber zu sprechen kann helfen, mit ihnen umzugehen.

Die kniffligste Frage ist vielleicht: Wie spreche ich mit meinem Kind? Welche Worte wähle ich? Wie sehr soll ich in die Tiefe gehen?

Felix Peters Antwort darauf klingt verblüffend einfach: “Die Fragen des Kindes geben das Niveau des Gesprächs vor.” Erwachsene sollten sich von den Fragen des Kindes leiten lassen und an diese anknüpfen. “Aber bitte nicht zutexten und Vorträge halten”, sagt der Psychologe.

Um ein solches Gespräch führen zu können, braucht es Zeit und Raum. Zwischen Tür und Angel können existenzielle Krisen kaum angemessen thematisiert werden. Auch Kinder können verstehen, dass der Zeitpunkt für eine ausführliche Fragestunde ungünstig ist, wenn die Eltern auf dem Sprung zur Arbeit sind. Aufgeschoben sollte nur nicht aufgehoben sein!

Für Erwachsene, die sich unsicher sind, auf welche Weise sie Kindern den Krieg erklären können, empfehlen die Psychologen kindgerecht aufbereitete Nachrichten wie logo! vom ZDF. “Eltern sollten Kinder auf keinen Fall Kriegsvideos schauen lassen”, mahnt van Bronswijk. “Das ist schon für Erwachsene schwer auszuhalten.”

Ob Klimakrise, Corona oder Ukraine-Krieg – auch viele Erwachsene kämpfen angesichts der Vielzahl an Weltdramen mit Ohnmacht und Hilflosigkeit. Und auch für sie gilt: Über die sich überschlagenen Emotionen zu sprechen kann schon eine große Hilfe sein. Und sie können als Antrieb genutzt werden, um sich einer politischen Gruppe anzuschließen, Spenden zu sammeln oder demonstrieren zu gehen.

Viele dieser Dinge könnten Eltern auch mit ihren Kindern zusammen machen und so die Selbstwirksamkeit des Kindes, also das Gefühl, schwierige Situationen aus eigener Kraft meistern zu können, stärken, sagt van Bronswijk. 

Es gibt übrigens auch Kinder, die die Krisen dieser Welt weniger berühren. Das sei ebenfalls in Ordnung, findet Felix Peter. “Kinder müssen nicht genauso traurig reagieren wie Erwachsene. Wir dürfen ihnen keine Gefühle überstülpen.” 

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