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Gastkommentar: Die Welle der Plastikflut brechen

In Kenia wurde in dieser Woche ein Überraschungserfolg erzielt: Die Einigung auf die Prinzipien eines globalen Abkommens zur Bekämpfung von Plastikmüll macht Hoffnung, meint Christina Dixon von der Umweltagentur EIA.

Es war noch nie einfach, eine gemeinsame Basis zu finden zwischen Industrie- und Entwicklungsländern, Kunststoffherstellern und denjenigen, die mit den Folgen des Plastikmülls konfrontiert sind. Aber es war überfällig.

Die Produktion von Neuplastik ist von jährlich zwei Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf 367 Millionen im Jahr 2020 gestiegen und wird bis 2050 voraussichtlich eine Milliarde Tonnen pro Jahr überschreiten.

Es war noch nie einfach, eine gemeinsame Basis zu finden zwischen Industrie- und Entwicklungsländern, Kunststoffherstellern und denjenigen, die mit den Folgen des Plastikmülls konfrontiert sind. Aber es war überfällig.

Gleichzeitig ist die Belastung durch Plastikmüll auf die Umwelt in den zurückliegenden Jahren stark angestiegen. Und dieser Trend wird sich fortsetzen. Etwa sieben der geschätzten 9,2 Milliarden Tonnen Kunststoff, die zwischen 1950 und 2017 produziert wurden, sind inzwischen Abfall. Drei Viertel davon wurden auf Deponien entsorgt, oder sie sammeln sich in Ökosystemen an Land oder im Wasser.

Verbote sind nicht genug

Bislang gab es keinen umfassenden Ansatz zur Lösung dieser Krise. Die derzeitigen Vorschriften sind kleinteilig und nicht in der Lage, das Ausmaß der Vermüllung in den Griff zu bekommen. Die bisherige Kombination aus freiwilligen Maßnahmen und Verboten einzelner Produkte kann dem Greenwashing der Unternehmen und vor allem der ungebremsten Plastikproduktion nichts wirksam entgegensetzen.

Das toxische Erbe, das aus der zügellosen Überproduktion von immer neuen Produkten und deren extrem kurzen Lebenszyklen resultiert, ist unabwendbar. Aber es muss nicht so weitergehen wie bisher.

Im Vorfeld der Verhandlungen lagen zwei Ansätze auf dem Tisch. Der eine basierte auf einer Verringerung von Produktion und Verbrauch, bei gleichzeitiger Verbesserung des Designs von Kunststoffen, vor allem mit Blick auf eine bessere Wiederverwendbarkeit und ein leichteres Recycling. Der andere Ansatz konzentrierte sich ausschließlich auf die Verschmutzung der Meere durch Plastik und bot daher einen nur sehr engen Rahmen für mögliche Maßnahmen.

Am Ende, nach langen Verhandlungen, setzte sich der erste Ansatz durch. Denn es war klar, dass ein besseres Abfallmanagement und ein Verbot von Einwegplastik allein nicht das Problem der Plastikvermüllung und somit  auch der Gesundheit des Planeten verbessern würden.

Umweltverbände zeigten sich mit dem Ergebnis grundsätzlich zufrieden, weil der gewählte Ansatz das Thema nicht mehr auf die Problematik “Plastikmüll in den Ozeanen” reduziert. Es wurde nun offiziell anerkannt, dass bei der Plastikproduktion der gesamte Lebenszyklus von Kunststoffen und deren Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit berücksichtigt werden muss. Die geschlossene Vereinbarung enthält daher auch wichtige Aussagen zur nachhaltigen Produktion und zum Verbrauch von Kunststoffen, zum Produktdesign und zur nachhaltigen Abfallbewirtschaftung.

Darüber hinaus besteht die Aussicht auf ein rechtlich bindendes Abkommen, mit dem die ausufernde Produktion von immer neuen Plastikprodukten überwacht und reduziert werden könnte. Gleichzeitig könnten problematische Produkte schrittweise abgeschafft und Entwicklungsländer auf dem Weg zur Umsetzung finanziell unterstützt werden.

Nach der wichtigen Richtungsentscheidung müssen wir sicherstellen, dass der Ehrgeiz bei den noch notwendigen Detailverhandlungen auf keinen Fall wieder erlahmt. Wir sind noch nicht am Ziel, aber wir wissen zumindest den Weg dorthin.

Christina Dixon ist stellvertretende Leiterin der Meereskampagne bei der Environmental Investigation Agency. In ihrer Arbeit als Kampagnenleiterin konzentriert sie sich seit 2013 auf Plastik und Verschmutzung durch Fischerei.

Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert von Felix Steiner.

Christina Dixon - Gastkommentarbild

Es war noch nie einfach, eine gemeinsame Basis zu finden zwischen Industrie- und Entwicklungsländern, Kunststoffherstellern und denjenigen, die mit den Folgen des Plastikmülls konfrontiert sind. Aber es war überfällig.

Die Produktion von Neuplastik ist von jährlich zwei Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf 367 Millionen im Jahr 2020 gestiegen und wird bis 2050 voraussichtlich eine Milliarde Tonnen pro Jahr überschreiten.

Verbote sind nicht genug

Gleichzeitig ist die Belastung durch Plastikmüll auf die Umwelt in den zurückliegenden Jahren stark angestiegen. Und dieser Trend wird sich fortsetzen. Etwa sieben der geschätzten 9,2 Milliarden Tonnen Kunststoff, die zwischen 1950 und 2017 produziert wurden, sind inzwischen Abfall. Drei Viertel davon wurden auf Deponien entsorgt, oder sie sammeln sich in Ökosystemen an Land oder im Wasser.

Bislang gab es keinen umfassenden Ansatz zur Lösung dieser Krise. Die derzeitigen Vorschriften sind kleinteilig und nicht in der Lage, das Ausmaß der Vermüllung in den Griff zu bekommen. Die bisherige Kombination aus freiwilligen Maßnahmen und Verboten einzelner Produkte kann dem Greenwashing der Unternehmen und vor allem der ungebremsten Plastikproduktion nichts wirksam entgegensetzen.

Das toxische Erbe, das aus der zügellosen Überproduktion von immer neuen Produkten und deren extrem kurzen Lebenszyklen resultiert, ist unabwendbar. Aber es muss nicht so weitergehen wie bisher.

Im Vorfeld der Verhandlungen lagen zwei Ansätze auf dem Tisch. Der eine basierte auf einer Verringerung von Produktion und Verbrauch, bei gleichzeitiger Verbesserung des Designs von Kunststoffen, vor allem mit Blick auf eine bessere Wiederverwendbarkeit und ein leichteres Recycling. Der andere Ansatz konzentrierte sich ausschließlich auf die Verschmutzung der Meere durch Plastik und bot daher einen nur sehr engen Rahmen für mögliche Maßnahmen.

Ein vielversprechender Anfang

Am Ende, nach langen Verhandlungen, setzte sich der erste Ansatz durch. Denn es war klar, dass ein besseres Abfallmanagement und ein Verbot von Einwegplastik allein nicht das Problem der Plastikvermüllung und somit  auch der Gesundheit des Planeten verbessern würden.

Das Ziel vor Augen

Umweltverbände zeigten sich mit dem Ergebnis grundsätzlich zufrieden, weil der gewählte Ansatz das Thema nicht mehr auf die Problematik “Plastikmüll in den Ozeanen” reduziert. Es wurde nun offiziell anerkannt, dass bei der Plastikproduktion der gesamte Lebenszyklus von Kunststoffen und deren Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit berücksichtigt werden muss. Die geschlossene Vereinbarung enthält daher auch wichtige Aussagen zur nachhaltigen Produktion und zum Verbrauch von Kunststoffen, zum Produktdesign und zur nachhaltigen Abfallbewirtschaftung.

Darüber hinaus besteht die Aussicht auf ein rechtlich bindendes Abkommen, mit dem die ausufernde Produktion von immer neuen Plastikprodukten überwacht und reduziert werden könnte. Gleichzeitig könnten problematische Produkte schrittweise abgeschafft und Entwicklungsländer auf dem Weg zur Umsetzung finanziell unterstützt werden.

Nach der wichtigen Richtungsentscheidung müssen wir sicherstellen, dass der Ehrgeiz bei den noch notwendigen Detailverhandlungen auf keinen Fall wieder erlahmt. Wir sind noch nicht am Ziel, aber wir wissen zumindest den Weg dorthin.

Christina Dixon ist stellvertretende Leiterin der Meereskampagne bei der Environmental Investigation Agency. In ihrer Arbeit als Kampagnenleiterin konzentriert sie sich seit 2013 auf Plastik und Verschmutzung durch Fischerei.

Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert von Felix Steiner.

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