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Präsidentenwahl in Südkorea bleibt offen

Beim Urnengang am Mittwoch könnte es einen Machtwechsel von den Liberalen zu den Konservativen geben. Das Zünglein an der Waage bilden junge Wechselwähler.

Mehr als 16 Millionen Südkoreaner haben am vergangenen Freitag und Samstag vorzeitig ihre Stimme bei der Wahl des Nachfolgers von Präsident Moon Jae In abgegeben. Der Rekordanteil von fast 37 Prozent der Wahlberechtigten lag elf Punkte höher als an den Vorwahltagen der Präsidentenwahl von 2017. Viele Bürger wollten den Hauptwahltag am Mittwoch meiden, um ihr Ansteckungsrisiko während der bisher stärksten Corona-Infektionswelle des Landes zu verringern. Doch diese frühe Abgabe von knapp der Hälfte aller Stimmen, wenn man die Beteiligung von vor fünf Jahren zugrunde legt, erschwert es Beobachtern und Demoskopen zusätzlich, den Ausgang dieser wohl offensten Präsidentenwahl in der 35-jährigen Geschichte von Südkoreas Demokratie vorherzusagen.

In den letzten Meinungsumfragen lag der 61-jährige Yoon Suk Yeol von der konservativen oppositionellen People Power Party (PPP) leicht vorn. Auftrieb erhielt er durch den Rückzug von Ahn Cheol Soo von der kleineren People’s Party nach längeren Verhandlungen mit Yoon. “Zuspruch erhielt Ahn vor allem von Wählern, die mit den Kandidaten der beiden großen Parteien unzufrieden sind”, erläutert Henning Effner, Repräsentant der Friedrich-Ebert-Stiftung in Seoul. Nach Ansicht von Beobachtern könnte das taktische Manöver Yoon die entscheidenden Stimmen einbringen, wenn Anhänger von Ahn zu ihm umschwenken. Dennoch sei das Rennen noch nicht gelaufen, gibt Effner zu bedenken: “Lee Jae Myung von der regierenden Democratic Party hat noch eine Chance, wenn er seine Anhänger mobilisieren und die jungen Wechselwähler für sich gewinnen kann.”

Mehr als 16 Millionen Südkoreaner haben am vergangenen Freitag und Samstag vorzeitig ihre Stimme bei der Wahl des Nachfolgers von Präsident Moon Jae In abgegeben. Der Rekordanteil von fast 37 Prozent der Wahlberechtigten lag elf Punkte höher als an den Vorwahltagen der Präsidentenwahl von 2017. Viele Bürger wollten den Hauptwahltag am Mittwoch meiden, um ihr Ansteckungsrisiko während der bisher stärksten Corona-Infektionswelle des Landes zu verringern. Doch diese frühe Abgabe von knapp der Hälfte aller Stimmen, wenn man die Beteiligung von vor fünf Jahren zugrunde legt, erschwert es Beobachtern und Demoskopen zusätzlich, den Ausgang dieser wohl offensten Präsidentenwahl in der 35-jährigen Geschichte von Südkoreas Demokratie vorherzusagen.

Der Ex-Staatsanwalt und politische Neuling Yoon hat den Wählern versprochen, die hohen Immobilienpreise zu senken, eine härtere Linie gegenüber Nordkorea einzuschlagen und die pandemiegeschädigten Wirtschaft im Rahmen eines 100-Tage-Notfallplans mit einer kräftigen Finanzspritze anzukurbeln. Sein Ruf als Saubermann, der zwei Präsidenten ins Gefängnis gebracht hatte, litt jedoch unter dem Vorwurf der politischen Einmischung in einen früheren Wahlkampf sowie moralischen Debatten über seine Familie – seine Schwiegermutter sitzt im Gefängnis, seine Frau soll ihren Lebenslauf geschönt haben.

Schlammschlacht im Wahlkampf

Dagegen hat sein Hauptgegner Lee, wie Yoon ein Außenseiter in seiner eigenen Partei, eine populistische Agenda verfolgt. Der einstige Fabrikarbeiter aus ärmsten Verhältnissen, der später Anwalt für Bürgerrechte und Gouverneur der bevölkerungsreichsten Provinz wurde, setzt sich dafür ein, dass Südkorea als erstes Land in Asien ein allgemeines Grundeinkommen einführt. Der Wahlkampf des 57-Jährigen wurde durch eine Untersuchung über Grundstücksspekulationen in Seongnam getrübt. Lee, der dort als Bürgermeister gewirkt hatte, bestritt jedoch jegliches Fehlverhalten.

Bei den Wählern über 60 liegt Yoon vorne, in der Gruppe der 40- und 50-Jährigen führt Lee. Daher warben die zwei Top-Kandidaten gezielt um die Wechselwähler zwischen 20 und 40. Mit modernen Methoden versuchten die Wahlkämpfer, ihr Image als “schlecht gelaunte alte Männer” abzuschütteln. Yoon schickte einen digitalen Avatar von sich selbst ins Rennen und erzeugte mit seinem Schlachtruf “Okay, los geht’s!” viele Memes in den sozialen Medien. Lee konterte mit einem 15-Sekunden-Video im Stil eines Werbeclips. Damit verbreitete er sein Versprechen, dass die Behandlung von Haarausfall künftig von der Krankenkasse bezahlt wird. Viele junge Männer fürchten Haarausfall als Karriere- und Heiratsbremse.

Der führende Kandidat Yoon wiederum versuchte männliche Jungwähler von sich zu überzeugen, indem er die Abschaffung des Ministeriums für Gleichstellung und Familie versprach. Der erst 36-jährige Vorsitzende von Yoons PPP, Lee Jun Seok, bezeichnete Maßnahmen wie eine Frauenquote bei der Stellenvergabe als “umgekehrte Diskriminierung”. In einem ökonomischen Umfeld, in dem viele männliche Universitätsabsolventen nur schwer eine Stelle finden, kommen solche Sprüche gegen Frauen gut an. Allerdings birgt diese Wahlkampftaktik von Yoon das Risiko, die weiblichen Wähler zur Stimmabgabe gegen ihn zu mobilisieren.

Bei den Wahlen zum Parlament und den Bürgermeisterämtern der zwei größten Städte vor zwei Jahren hatte es einen klaren Umschwung weg von den regierenden Liberalen zugunsten der Konservativen gegeben. Aber die im internationalen Vergleich sehr erfolgreiche Eindämmung der Pandemie und die starke wirtschaftliche Erholung im Vorjahr haben dem linksliberalen Präsidenten Moon zu neuer Popularität verholfen. Er darf selbst nicht wieder kandidieren, da die Verfassung die Amtszeit auf eine Periode von fünf Jahren begrenzt. Aber seine Beliebtheit könnte Lee als Kandidat des Regierungslagers nützen. Allerdings hat die Schlammschlacht im Wahlkampf auch viele Bürger desillusioniert: Die beiden Kandidaten gelten als die am wenigsten populären Anwärter auf das Amt des Staatspräsidenten in Südkorea seit der Einführung der Demokratie 1987.

Südkorea Wahlkampfplakate mit dem Kandidaten Yoon Suk-yeol
Südkorea Wahlkampfplakat mit dem Kandidaten Lee Jae-myung
Nordkoreanischer Raketenstart

Mehr als 16 Millionen Südkoreaner haben am vergangenen Freitag und Samstag vorzeitig ihre Stimme bei der Wahl des Nachfolgers von Präsident Moon Jae In abgegeben. Der Rekordanteil von fast 37 Prozent der Wahlberechtigten lag elf Punkte höher als an den Vorwahltagen der Präsidentenwahl von 2017. Viele Bürger wollten den Hauptwahltag am Mittwoch meiden, um ihr Ansteckungsrisiko während der bisher stärksten Corona-Infektionswelle des Landes zu verringern. Doch diese frühe Abgabe von knapp der Hälfte aller Stimmen, wenn man die Beteiligung von vor fünf Jahren zugrunde legt, erschwert es Beobachtern und Demoskopen zusätzlich, den Ausgang dieser wohl offensten Präsidentenwahl in der 35-jährigen Geschichte von Südkoreas Demokratie vorherzusagen.

In den letzten Meinungsumfragen lag der 61-jährige Yoon Suk Yeol von der konservativen oppositionellen People Power Party (PPP) leicht vorn. Auftrieb erhielt er durch den Rückzug von Ahn Cheol Soo von der kleineren People’s Party nach längeren Verhandlungen mit Yoon. “Zuspruch erhielt Ahn vor allem von Wählern, die mit den Kandidaten der beiden großen Parteien unzufrieden sind”, erläutert Henning Effner, Repräsentant der Friedrich-Ebert-Stiftung in Seoul. Nach Ansicht von Beobachtern könnte das taktische Manöver Yoon die entscheidenden Stimmen einbringen, wenn Anhänger von Ahn zu ihm umschwenken. Dennoch sei das Rennen noch nicht gelaufen, gibt Effner zu bedenken: “Lee Jae Myung von der regierenden Democratic Party hat noch eine Chance, wenn er seine Anhänger mobilisieren und die jungen Wechselwähler für sich gewinnen kann.”

Schlammschlacht im Wahlkampf

Der Ex-Staatsanwalt und politische Neuling Yoon hat den Wählern versprochen, die hohen Immobilienpreise zu senken, eine härtere Linie gegenüber Nordkorea einzuschlagen und die pandemiegeschädigten Wirtschaft im Rahmen eines 100-Tage-Notfallplans mit einer kräftigen Finanzspritze anzukurbeln. Sein Ruf als Saubermann, der zwei Präsidenten ins Gefängnis gebracht hatte, litt jedoch unter dem Vorwurf der politischen Einmischung in einen früheren Wahlkampf sowie moralischen Debatten über seine Familie – seine Schwiegermutter sitzt im Gefängnis, seine Frau soll ihren Lebenslauf geschönt haben.

Dagegen hat sein Hauptgegner Lee, wie Yoon ein Außenseiter in seiner eigenen Partei, eine populistische Agenda verfolgt. Der einstige Fabrikarbeiter aus ärmsten Verhältnissen, der später Anwalt für Bürgerrechte und Gouverneur der bevölkerungsreichsten Provinz wurde, setzt sich dafür ein, dass Südkorea als erstes Land in Asien ein allgemeines Grundeinkommen einführt. Der Wahlkampf des 57-Jährigen wurde durch eine Untersuchung über Grundstücksspekulationen in Seongnam getrübt. Lee, der dort als Bürgermeister gewirkt hatte, bestritt jedoch jegliches Fehlverhalten.

Bei den Wählern über 60 liegt Yoon vorne, in der Gruppe der 40- und 50-Jährigen führt Lee. Daher warben die zwei Top-Kandidaten gezielt um die Wechselwähler zwischen 20 und 40. Mit modernen Methoden versuchten die Wahlkämpfer, ihr Image als “schlecht gelaunte alte Männer” abzuschütteln. Yoon schickte einen digitalen Avatar von sich selbst ins Rennen und erzeugte mit seinem Schlachtruf “Okay, los geht’s!” viele Memes in den sozialen Medien. Lee konterte mit einem 15-Sekunden-Video im Stil eines Werbeclips. Damit verbreitete er sein Versprechen, dass die Behandlung von Haarausfall künftig von der Krankenkasse bezahlt wird. Viele junge Männer fürchten Haarausfall als Karriere- und Heiratsbremse.

Der führende Kandidat Yoon wiederum versuchte männliche Jungwähler von sich zu überzeugen, indem er die Abschaffung des Ministeriums für Gleichstellung und Familie versprach. Der erst 36-jährige Vorsitzende von Yoons PPP, Lee Jun Seok, bezeichnete Maßnahmen wie eine Frauenquote bei der Stellenvergabe als “umgekehrte Diskriminierung”. In einem ökonomischen Umfeld, in dem viele männliche Universitätsabsolventen nur schwer eine Stelle finden, kommen solche Sprüche gegen Frauen gut an. Allerdings birgt diese Wahlkampftaktik von Yoon das Risiko, die weiblichen Wähler zur Stimmabgabe gegen ihn zu mobilisieren.

Werben um Jungwähler

Bei den Wahlen zum Parlament und den Bürgermeisterämtern der zwei größten Städte vor zwei Jahren hatte es einen klaren Umschwung weg von den regierenden Liberalen zugunsten der Konservativen gegeben. Aber die im internationalen Vergleich sehr erfolgreiche Eindämmung der Pandemie und die starke wirtschaftliche Erholung im Vorjahr haben dem linksliberalen Präsidenten Moon zu neuer Popularität verholfen. Er darf selbst nicht wieder kandidieren, da die Verfassung die Amtszeit auf eine Periode von fünf Jahren begrenzt. Aber seine Beliebtheit könnte Lee als Kandidat des Regierungslagers nützen. Allerdings hat die Schlammschlacht im Wahlkampf auch viele Bürger desillusioniert: Die beiden Kandidaten gelten als die am wenigsten populären Anwärter auf das Amt des Staatspräsidenten in Südkorea seit der Einführung der Demokratie 1987.

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