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Afrika: Hoffnungsschimmer nach Corona-Lockerungen

Die Omikron-Welle in Afrika ebbt ab, Infektionszahlen sinken. Afrika macht sich bereit für die Rückkehr von Touristen. Doch viele Herausforderungen bleiben – etwa in Südafrika.

Wenn Nomalanga Dlamini auf den Beginn der Corona-Pandemie in Südafrika zurückblickt, werden unangenehme Erinnerungen wach: “2020 herrschte Panik, wir hatten kein Vertrauen zu den Menschen um uns herum, litten unter Angstzuständen und waren isoliert”, sagt die dreifache Mutter in Johannesburg im DW-Interview. Sogar ihre Kinder hielt sie damals auf Abstand – aus Sorge vor einer Infektion mit COVID-19. Die Panik ist jetzt vorüber: “Die Situation hat sich verändert, wir können uns entspannt fühlen, die Angst scheint bei den Menschen aus den Herzen zu weichen, wir beginnen wieder zu leben.”

Doch wie sieht das Leben in der Wirtschaftsmetropole Südafrikas heute aus? “Viele Menschen haben ihre Arbeitsplätze verloren, mit der Wirtschaft ging es abwärts, aber die Arbeitswelt öffnet sich jetzt wieder”, stellt Dlamini fest.

Wenn Nomalanga Dlamini auf den Beginn der Corona-Pandemie in Südafrika zurückblickt, werden unangenehme Erinnerungen wach: “2020 herrschte Panik, wir hatten kein Vertrauen zu den Menschen um uns herum, litten unter Angstzuständen und waren isoliert”, sagt die dreifache Mutter in Johannesburg im DW-Interview. Sogar ihre Kinder hielt sie damals auf Abstand – aus Sorge vor einer Infektion mit COVID-19. Die Panik ist jetzt vorüber: “Die Situation hat sich verändert, wir können uns entspannt fühlen, die Angst scheint bei den Menschen aus den Herzen zu weichen, wir beginnen wieder zu leben.”

Auch Nontsikelelo Vuke, Rezeptionistin in einem Regierungsbüro in der Innenstadt, stimmt die Aussicht auf eine bessere Wirtschaftslage froh. Sie schaut mit einer gewissen Aufregung nach vorne: “Ich bin zufrieden, ich bin geimpft und viele haben die Impfaktion gut angenommen.”

Wirtschaft wächst unter zwei Prozent

Mit der Ausbreitung der Omikron-Variante haben viele Länder Afrikas in den letzten Monaten erneut einen Anstieg der Fallzahlen erlebt, der je nach Land mal stärker, mal weniger stark ausfiel. Mitte März wiesen laut dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF Tunesien, Südafrika, Ägypten und Simbabwe die höchsten täglichen Neuinfektionen auf.

Südafrika gehört zu den Ländern, die seit Beginn der Pandemie besonders gelitten haben. Die Gesamtzahl der Infizierten seit Beginn der Pandemie ist in dem Land am Kap mit 3,7 Millionen registrierten Fällen mit Abstand am höchsten. Wie viele andere Schwellenländer habe aber auch Südafrika die Beschränkungen für die Wirtschaft im Zusammenhang mit COVID-19 weiter gelockert, da die Omikron-Variante zu weniger Krankenhausaufenthalten geführt habe und die Sterblichkeitsrate von Corona-Patienten gesunken sei, sagt Sanisha Packirisamy, Ökonomin bei Momentum Investments in Johannesburg. 

2021 ist die Wirtschaft laut Packirisamy um 4,9 Prozent gewachsen – dank eines finanziellen Hilfspakets für ärmere Haushalte von der Regierung. “Wir gehen davon aus, dass sich das Wachstum 2022 auf unter zwei Prozent verlangsamen wird, da die höhere globale Inflation die Nachfrage nach südafrikanischen Produkten mindert, die finanzpolitischen Bedingungen vor Ort strenger sind und die Arbeitslosigkeit hoch ist”, sagt sie im DW-Interview.

Ihr südafrikanischer Kollege Daniel Silke sieht in der hohen Arbeitslosigkeit ein großes Problem: “Etwa 45 Prozent der Südafrikaner sind arbeitslos, was die Regierung unter extremen Druck setzt, die Wirtschaft wieder anzukurbeln, vor allem angesichts der 2024 anstehenden Parlamentswahlen”, sagt Silke im DW-Interview. Grundlegende Probleme wie die hohe Korruption hatten die Volkswirtschaft schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie geschwächt. Wenn die Regierung nicht in der Lage sei, Strukturreformen einzuführen und damit Armut und Ungleichheit in den nächsten Jahren zu beseitigen, könne die Mehrheit für die Regierung des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) bedroht sein, prognostiziert Silke. Ausländische Direktinvestitionen seien von zentraler Bedeutung für eine Konjunktur.

Auch der russisch-ukrainische Krieg wirkt sich laut Packirisamy aus: Er habe zu günstigen Rohstoffpreisen für Südafrika geführt, die die Exportaussichten verbesserten. Aber die höheren internationalen Ölpreise würden ihrerseits wohl den Geldbeutel der Verbraucher und damit die BIP-Aussichten beeinträchtigen, so Packirisamy.

Die Expertin geht davon aus, dass durch die steigenden Impfraten wichtige Sektoren gestärkt werden: “Insbesondere die Tourismusindustrie bleibt ein Wachstums- und Beschäftigungsmarkt im Land”, sagt Packirisamy. Doch die werde das Niveau von vor der Pandemie nicht überschreiten.

Südafrika müsse – abgesehen von der Pandemie – seine Anstrengungen für die Verbesserung der kritischen Infrastruktur und die Beseitigung der hohen Kriminalitätsrate konzentrieren, um seine Attraktivität als wichtiges Reiseziel zu erhalten.

In Kenia erholt sich die wirtschaftliche Lage nach der großen Omikron-Welle, der Aufschwung macht sich laut Monika Solanki, Leiterin des Reisebüros Lofty Tours and Safaris in Mombasa, bereits bemerkbar. “Tourismus ist auch hier ein wichtiger Wirtschaftszweig”, sagt die Chefin von zwölf Angestellten im DW-Interview.

“Die Corona-Pandemie hat den Sektor sehr stark getroffen”, bilanziert Solanki. Aber das Infektionsgeschehen sei nach einer stärkeren Omikronwelle im Dezember extrem zurückgegangen: “Es gibt kaum noch Corona-Fälle und die Regierung hat die Einschränkungen zur Einreise gelockert.” Die Energiewirtschaft mit Solaranlagen nehme an Fahrt auf, ebenso die Landwirtschaft und der Schnittblumenexport, auch das Baugeschäft sei im Aufwind.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass Afrika die Pandemie in diesem Jahr unter Kontrolle bringen kann, wenn sich die derzeitigen Trends fortsetzen. Die WHO warnte jedoch, dass ständige Wachsamkeit entscheidend sei. Die Corona-Pandemie sei Afrika mit mehr 242.000 Toten und einem enormen Schaden für die Volkswirtschaften teuer zu stehen gekommen, sagte Matshidiso Moeti, WHO-Regionaldirektorin für Afrika, Mitte Februar. Aktuell liegt die Zahl laut der panafrikanischen Gesundheitsbehörde Africa CDC bei über 250.000 Toten.

Nach Angaben der Weltbank hat die Pandemie bis zu 40 Millionen Menschen auf dem Kontinent in extreme Armut gestürzt. “COVID-19 wird uns noch lange begleiten, aber es gibt Licht am Ende des Tunnels. In diesem Jahr können wir die Zerstörungen, die das Virus hinterlassen hat, beenden und die Kontrolle über unser Leben zurückgewinnen”, sagte Moeti in einer Pressekonferenz.

Optimistisch gibt sich in Johannesburg auch Nomalanga Dlamini: “2022 macht uns Hoffnung, dass COVID verschwinden wird. Wir spüren – wegen der Herden-Immunität – ein Gefühl der Gelassenheit.”

Mitarbeit: Thuso Khumalo

Symbolbild Südafrika soziale Ungleichheit | Johannesburg Unruhen in Township
Coronavirus Südafrika Johannesburg Personen mit Masken

Wenn Nomalanga Dlamini auf den Beginn der Corona-Pandemie in Südafrika zurückblickt, werden unangenehme Erinnerungen wach: “2020 herrschte Panik, wir hatten kein Vertrauen zu den Menschen um uns herum, litten unter Angstzuständen und waren isoliert”, sagt die dreifache Mutter in Johannesburg im DW-Interview. Sogar ihre Kinder hielt sie damals auf Abstand – aus Sorge vor einer Infektion mit COVID-19. Die Panik ist jetzt vorüber: “Die Situation hat sich verändert, wir können uns entspannt fühlen, die Angst scheint bei den Menschen aus den Herzen zu weichen, wir beginnen wieder zu leben.”

Doch wie sieht das Leben in der Wirtschaftsmetropole Südafrikas heute aus? “Viele Menschen haben ihre Arbeitsplätze verloren, mit der Wirtschaft ging es abwärts, aber die Arbeitswelt öffnet sich jetzt wieder”, stellt Dlamini fest.

Wirtschaft wächst unter zwei Prozent

Auch Nontsikelelo Vuke, Rezeptionistin in einem Regierungsbüro in der Innenstadt, stimmt die Aussicht auf eine bessere Wirtschaftslage froh. Sie schaut mit einer gewissen Aufregung nach vorne: “Ich bin zufrieden, ich bin geimpft und viele haben die Impfaktion gut angenommen.”

Mit der Ausbreitung der Omikron-Variante haben viele Länder Afrikas in den letzten Monaten erneut einen Anstieg der Fallzahlen erlebt, der je nach Land mal stärker, mal weniger stark ausfiel. Mitte März wiesen laut dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF Tunesien, Südafrika, Ägypten und Simbabwe die höchsten täglichen Neuinfektionen auf.

Südafrika gehört zu den Ländern, die seit Beginn der Pandemie besonders gelitten haben. Die Gesamtzahl der Infizierten seit Beginn der Pandemie ist in dem Land am Kap mit 3,7 Millionen registrierten Fällen mit Abstand am höchsten. Wie viele andere Schwellenländer habe aber auch Südafrika die Beschränkungen für die Wirtschaft im Zusammenhang mit COVID-19 weiter gelockert, da die Omikron-Variante zu weniger Krankenhausaufenthalten geführt habe und die Sterblichkeitsrate von Corona-Patienten gesunken sei, sagt Sanisha Packirisamy, Ökonomin bei Momentum Investments in Johannesburg. 

2021 ist die Wirtschaft laut Packirisamy um 4,9 Prozent gewachsen – dank eines finanziellen Hilfspakets für ärmere Haushalte von der Regierung. “Wir gehen davon aus, dass sich das Wachstum 2022 auf unter zwei Prozent verlangsamen wird, da die höhere globale Inflation die Nachfrage nach südafrikanischen Produkten mindert, die finanzpolitischen Bedingungen vor Ort strenger sind und die Arbeitslosigkeit hoch ist”, sagt sie im DW-Interview.

Ukraine-Krieg beeinträchtigt Ölpreise

Ihr südafrikanischer Kollege Daniel Silke sieht in der hohen Arbeitslosigkeit ein großes Problem: “Etwa 45 Prozent der Südafrikaner sind arbeitslos, was die Regierung unter extremen Druck setzt, die Wirtschaft wieder anzukurbeln, vor allem angesichts der 2024 anstehenden Parlamentswahlen”, sagt Silke im DW-Interview. Grundlegende Probleme wie die hohe Korruption hatten die Volkswirtschaft schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie geschwächt. Wenn die Regierung nicht in der Lage sei, Strukturreformen einzuführen und damit Armut und Ungleichheit in den nächsten Jahren zu beseitigen, könne die Mehrheit für die Regierung des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) bedroht sein, prognostiziert Silke. Ausländische Direktinvestitionen seien von zentraler Bedeutung für eine Konjunktur.

Lockerungen kurbeln Tourismus in Kenia an

Auch der russisch-ukrainische Krieg wirkt sich laut Packirisamy aus: Er habe zu günstigen Rohstoffpreisen für Südafrika geführt, die die Exportaussichten verbesserten. Aber die höheren internationalen Ölpreise würden ihrerseits wohl den Geldbeutel der Verbraucher und damit die BIP-Aussichten beeinträchtigen, so Packirisamy.

Die Expertin geht davon aus, dass durch die steigenden Impfraten wichtige Sektoren gestärkt werden: “Insbesondere die Tourismusindustrie bleibt ein Wachstums- und Beschäftigungsmarkt im Land”, sagt Packirisamy. Doch die werde das Niveau von vor der Pandemie nicht überschreiten.

Südafrika müsse – abgesehen von der Pandemie – seine Anstrengungen für die Verbesserung der kritischen Infrastruktur und die Beseitigung der hohen Kriminalitätsrate konzentrieren, um seine Attraktivität als wichtiges Reiseziel zu erhalten.

Licht am Ende des Tunnels

In Kenia erholt sich die wirtschaftliche Lage nach der großen Omikron-Welle, der Aufschwung macht sich laut Monika Solanki, Leiterin des Reisebüros Lofty Tours and Safaris in Mombasa, bereits bemerkbar. “Tourismus ist auch hier ein wichtiger Wirtschaftszweig”, sagt die Chefin von zwölf Angestellten im DW-Interview.

“Die Corona-Pandemie hat den Sektor sehr stark getroffen”, bilanziert Solanki. Aber das Infektionsgeschehen sei nach einer stärkeren Omikronwelle im Dezember extrem zurückgegangen: “Es gibt kaum noch Corona-Fälle und die Regierung hat die Einschränkungen zur Einreise gelockert.” Die Energiewirtschaft mit Solaranlagen nehme an Fahrt auf, ebenso die Landwirtschaft und der Schnittblumenexport, auch das Baugeschäft sei im Aufwind.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass Afrika die Pandemie in diesem Jahr unter Kontrolle bringen kann, wenn sich die derzeitigen Trends fortsetzen. Die WHO warnte jedoch, dass ständige Wachsamkeit entscheidend sei. Die Corona-Pandemie sei Afrika mit mehr 242.000 Toten und einem enormen Schaden für die Volkswirtschaften teuer zu stehen gekommen, sagte Matshidiso Moeti, WHO-Regionaldirektorin für Afrika, Mitte Februar. Aktuell liegt die Zahl laut der panafrikanischen Gesundheitsbehörde Africa CDC bei über 250.000 Toten.

Nach Angaben der Weltbank hat die Pandemie bis zu 40 Millionen Menschen auf dem Kontinent in extreme Armut gestürzt. “COVID-19 wird uns noch lange begleiten, aber es gibt Licht am Ende des Tunnels. In diesem Jahr können wir die Zerstörungen, die das Virus hinterlassen hat, beenden und die Kontrolle über unser Leben zurückgewinnen”, sagte Moeti in einer Pressekonferenz.

Optimistisch gibt sich in Johannesburg auch Nomalanga Dlamini: “2022 macht uns Hoffnung, dass COVID verschwinden wird. Wir spüren – wegen der Herden-Immunität – ein Gefühl der Gelassenheit.”

Mitarbeit: Thuso Khumalo

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