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Akon City: Senegal will die Stadt der Zukunft

Ein futuristisches Design und ein bequemes, gut durchdachtes Leben verspricht das Stadtbauprojekt Akon City des US-Sängers Akon. Bis auf den Grundstein ist bisher aber noch nichts zu sehen.

Der Sand knirscht unter den Füßen, Ziegen blöken, der Wind lässt die trockenen Blätter der Sträucher rascheln. Die gut 500 Hektar große Fläche am Rand des Dorfes Mbodiène – rund zwei Autostunden südöstlich von Senegals Hauptstadt Dakar – wirkt ziemlich trist. Um Landwirtschaft zu betreiben, ist der Boden zu hart und zu steinig. Nur Ousmane Sow hat hier im Januar mit seiner Frau und den beiden Kindern Quartier bezogen. Mitgebracht haben sie zwei Esel und ein paar Ziegen. Der Viehhirte, der als Halbnomade lebt, will noch einen Monat bleiben und dann weiterziehen. Eins hat er hier häufig gehört. “Man will Akon City bauen.”

Es ist das ambitionierte Projekt des US-amerikanischen Sängers Akon, dessen Eltern aus Senegal stammen. Was sich dahinter verbirgt, lässt sich im Internet anschauen: futuristische Gebäude, die so aussehen, als ob sie zerlaufen, wellenförmige Bungalows, die an Schnecken erinnern, große Wohnblocks und viel Platz für Freizeitaktivitäten. Farblich dominieren Weiß und ein helles Beige. Alles ist bis ins Detail aufeinander abgestimmt.

Der Sand knirscht unter den Füßen, Ziegen blöken, der Wind lässt die trockenen Blätter der Sträucher rascheln. Die gut 500 Hektar große Fläche am Rand des Dorfes Mbodiène – rund zwei Autostunden südöstlich von Senegals Hauptstadt Dakar – wirkt ziemlich trist. Um Landwirtschaft zu betreiben, ist der Boden zu hart und zu steinig. Nur Ousmane Sow hat hier im Januar mit seiner Frau und den beiden Kindern Quartier bezogen. Mitgebracht haben sie zwei Esel und ein paar Ziegen. Der Viehhirte, der als Halbnomade lebt, will noch einen Monat bleiben und dann weiterziehen. Eins hat er hier häufig gehört. “Man will Akon City bauen.”

Der Entwurf stammt von Architekt Hussein Bakri, dessen Büro in Dubai ist. Dort bleibt eine Interviewanfrage unbeantwortet. Die Modellstadt soll alle Lebensbereiche vereinen. Auf der Homepage des Projekts – auch diese Interviewanfrage bleibt unbeantwortet – ist die Rede von der Ansiedlung von Hotels, Technologiefirmen sowie Bildungseinrichtungen.

Junge Menschen fliehen vom Land 

Es ist nicht das erste Mal, dass Akon Projekte in Afrika verfolgt. Eine von ihm mitgegründete Initiative, die ebenfalls seinen Namen trägt, sorgte dafür, dass Orte ohne Zugang zum Stromnetz mit Equipment für Solarenergie ausgestattet wurden.  

Seine ersten Lebensjahre verbrachte Akon im Senegal, bis die Familie zurück in die USA ging. Selbst erfolgreicher Musiker, arbeitete Akon immer wieder mit weltbekannten Künstlern und Künstlerinnen wie Michael Jackson zusammen und verhalf Lady Gaga zum Durchbruch. Auf verschiedenen Webseiten wird sein Vermögen auf rund 80 Millionen US-Dollar geschätzt. Überprüfen lässt sich das nicht.

Gerade die jungen Menschen stecken große Hoffnungen in die Planstadt. Akon werde “alles dafür tun, damit vor allem die jungen Menschen, die hier leben, rekrutiert werden”, ist sich Yves Thierry Mensah, Generalsekretär der Jugendvereinigung von Mbodiène, sicher. 

Das Durchschnittsalter liegt im Senegal bei gut 19 Jahren. Das Ausbildungsniveau steigt zunehmend, was zur Landflucht beiträgt. Im Großraum Dakar leben etwa vier der geschätzt knapp 18 Millionen Einwohner. Mensah bezeichnet sich selbst noch als Student, obwohl er längst fertig studiert hat. Er versucht sich als Unternehmer zu etablieren. Einfach sei das aber nicht.   

Das ist auch die große Sorge von Michel Diome, Dorfchef von Mbodiène. Rund 5000 Menschen leben in dem Ort. Nur die Durchgangsstraße ist geteert. Alle anderen sind Sandpisten. Es gibt eine Schule, eine Kirche, eine Moschee. Kleine Läden bieten Lebensmittel und Haushaltswaren an. Das Leben sei friedlich, sagt Diome. Doch die Arbeit fehle: “Auch Schulabsolventen mit Diplom haben keinen Job. Heute tragen in vielen Familien die Rentner die Verantwortung.” 

Anders als die Vertreter der Jugendvereinigung hält sich seine Begeisterung für Akon City in Grenzen. “Wir warten auf Informationen. Mit mir hat darüber bisher niemand gesprochen.” Mehr will er nicht dazu sagen. Mitunter lautet die Kritik auch: Man wisse nicht, wer kommt und ob sich der beschauliche Ort zu einer Partymeile entwickelt und Drogen konsumiert werden. Vor dem Mikrofon will das aber niemand sagen. 

Eine weitere Ursache für die Skepsis ist, dass seit der Grundsteinlegung Ende August 2020 zumindest sichtbar nichts passiert ist. Unweit von Sows Unterkunft liegt dieser auf einem Quader aus Holz. Die Informationstafel dazu steht ausgeblichen davor. Mitunter wird gespottet, dass Akon City schon vor dem ersten Spatenstich wieder tot ist. 

Dabei kündigte Akon damals den Baubeginn für 2021 an. Auch war die Rede von einer Investitionssumme von rund sechs Milliarden US-Dollar. Auch Tourismusminister Alioune Sarr lobte das Projekt. Schon zuvor hatte er gemeinsame Fotos mit Akon getwittert.  

Dabei braucht Senegal neben Arbeitsplätzen dringend Wohnraum, wofür sich Parlamentarierin Marieme Soda Ndiaye einsetzt. “Als Abgeordnete kämpfe ich für Sozialwohnungen, aber nicht für Luxusunterkünfte”, macht sie deutlich. Ein Projekt wie Akon City sei eher für den Tourismus interessant. Ohnehin scheint es in Dakar zunehmend in Vergessenheit zu geraten. Auf die Frage nach Akon City klingt in der Hauptstadt niemand euphorisch.  

Dennoch hat das Projekt Senegal international in die Schlagzeilen gebracht, und zwar nicht mit einem der Klischees vom Krisenkontinent. Denn nicht nur die ungewöhnlichen Gebäude sind neu, sondern auch die Idee, dass sich alles mit der Kryptowährung Akoin zahlen lässt. Sollte Akon City tatsächlich gebaut werden, kann das Projekt das Image eines ganzen Kontinents positiv beeinflussen, schätzt Yves Thierry Mensah von der Jugendvereinigung. “Wir haben immerzu die Tendenz, Afrika verunglimpfen”, sagt er, “dank unseres Bruders Akon haben wir heute die Chance, zu zeigen, welch unentdecktes Potenzial, welche unentdeckten Ressourcen Afrika hat.”   

Illustration von geschwungenen, fast fließenden Wolkenkratzern
Yves Thierry Mensah

Der Sand knirscht unter den Füßen, Ziegen blöken, der Wind lässt die trockenen Blätter der Sträucher rascheln. Die gut 500 Hektar große Fläche am Rand des Dorfes Mbodiène – rund zwei Autostunden südöstlich von Senegals Hauptstadt Dakar – wirkt ziemlich trist. Um Landwirtschaft zu betreiben, ist der Boden zu hart und zu steinig. Nur Ousmane Sow hat hier im Januar mit seiner Frau und den beiden Kindern Quartier bezogen. Mitgebracht haben sie zwei Esel und ein paar Ziegen. Der Viehhirte, der als Halbnomade lebt, will noch einen Monat bleiben und dann weiterziehen. Eins hat er hier häufig gehört. “Man will Akon City bauen.”

Es ist das ambitionierte Projekt des US-amerikanischen Sängers Akon, dessen Eltern aus Senegal stammen. Was sich dahinter verbirgt, lässt sich im Internet anschauen: futuristische Gebäude, die so aussehen, als ob sie zerlaufen, wellenförmige Bungalows, die an Schnecken erinnern, große Wohnblocks und viel Platz für Freizeitaktivitäten. Farblich dominieren Weiß und ein helles Beige. Alles ist bis ins Detail aufeinander abgestimmt.

Junge Menschen fliehen vom Land 

Der Entwurf stammt von Architekt Hussein Bakri, dessen Büro in Dubai ist. Dort bleibt eine Interviewanfrage unbeantwortet. Die Modellstadt soll alle Lebensbereiche vereinen. Auf der Homepage des Projekts – auch diese Interviewanfrage bleibt unbeantwortet – ist die Rede von der Ansiedlung von Hotels, Technologiefirmen sowie Bildungseinrichtungen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Akon Projekte in Afrika verfolgt. Eine von ihm mitgegründete Initiative, die ebenfalls seinen Namen trägt, sorgte dafür, dass Orte ohne Zugang zum Stromnetz mit Equipment für Solarenergie ausgestattet wurden.  

Seine ersten Lebensjahre verbrachte Akon im Senegal, bis die Familie zurück in die USA ging. Selbst erfolgreicher Musiker, arbeitete Akon immer wieder mit weltbekannten Künstlern und Künstlerinnen wie Michael Jackson zusammen und verhalf Lady Gaga zum Durchbruch. Auf verschiedenen Webseiten wird sein Vermögen auf rund 80 Millionen US-Dollar geschätzt. Überprüfen lässt sich das nicht.

Gerade die jungen Menschen stecken große Hoffnungen in die Planstadt. Akon werde “alles dafür tun, damit vor allem die jungen Menschen, die hier leben, rekrutiert werden”, ist sich Yves Thierry Mensah, Generalsekretär der Jugendvereinigung von Mbodiène, sicher. 

Nur ein Grundstein anstelle von Arbeitsplätzen

Das Durchschnittsalter liegt im Senegal bei gut 19 Jahren. Das Ausbildungsniveau steigt zunehmend, was zur Landflucht beiträgt. Im Großraum Dakar leben etwa vier der geschätzt knapp 18 Millionen Einwohner. Mensah bezeichnet sich selbst noch als Student, obwohl er längst fertig studiert hat. Er versucht sich als Unternehmer zu etablieren. Einfach sei das aber nicht.   

Ein Kontinent mit Potenzial

Das ist auch die große Sorge von Michel Diome, Dorfchef von Mbodiène. Rund 5000 Menschen leben in dem Ort. Nur die Durchgangsstraße ist geteert. Alle anderen sind Sandpisten. Es gibt eine Schule, eine Kirche, eine Moschee. Kleine Läden bieten Lebensmittel und Haushaltswaren an. Das Leben sei friedlich, sagt Diome. Doch die Arbeit fehle: “Auch Schulabsolventen mit Diplom haben keinen Job. Heute tragen in vielen Familien die Rentner die Verantwortung.” 

Anders als die Vertreter der Jugendvereinigung hält sich seine Begeisterung für Akon City in Grenzen. “Wir warten auf Informationen. Mit mir hat darüber bisher niemand gesprochen.” Mehr will er nicht dazu sagen. Mitunter lautet die Kritik auch: Man wisse nicht, wer kommt und ob sich der beschauliche Ort zu einer Partymeile entwickelt und Drogen konsumiert werden. Vor dem Mikrofon will das aber niemand sagen. 

Eine weitere Ursache für die Skepsis ist, dass seit der Grundsteinlegung Ende August 2020 zumindest sichtbar nichts passiert ist. Unweit von Sows Unterkunft liegt dieser auf einem Quader aus Holz. Die Informationstafel dazu steht ausgeblichen davor. Mitunter wird gespottet, dass Akon City schon vor dem ersten Spatenstich wieder tot ist. 

Dabei kündigte Akon damals den Baubeginn für 2021 an. Auch war die Rede von einer Investitionssumme von rund sechs Milliarden US-Dollar. Auch Tourismusminister Alioune Sarr lobte das Projekt. Schon zuvor hatte er gemeinsame Fotos mit Akon getwittert.  

Dabei braucht Senegal neben Arbeitsplätzen dringend Wohnraum, wofür sich Parlamentarierin Marieme Soda Ndiaye einsetzt. “Als Abgeordnete kämpfe ich für Sozialwohnungen, aber nicht für Luxusunterkünfte”, macht sie deutlich. Ein Projekt wie Akon City sei eher für den Tourismus interessant. Ohnehin scheint es in Dakar zunehmend in Vergessenheit zu geraten. Auf die Frage nach Akon City klingt in der Hauptstadt niemand euphorisch.  

Dennoch hat das Projekt Senegal international in die Schlagzeilen gebracht, und zwar nicht mit einem der Klischees vom Krisenkontinent. Denn nicht nur die ungewöhnlichen Gebäude sind neu, sondern auch die Idee, dass sich alles mit der Kryptowährung Akoin zahlen lässt. Sollte Akon City tatsächlich gebaut werden, kann das Projekt das Image eines ganzen Kontinents positiv beeinflussen, schätzt Yves Thierry Mensah von der Jugendvereinigung. “Wir haben immerzu die Tendenz, Afrika verunglimpfen”, sagt er, “dank unseres Bruders Akon haben wir heute die Chance, zu zeigen, welch unentdecktes Potenzial, welche unentdeckten Ressourcen Afrika hat.”   

Moschee in Mbodiene

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