Deutschland

Hitzewelle: Mehr Trinkbrunnen für Deutschland

Die Städte heizen sich auf. Die Regierung will die Zahl öffentlicher Trinkbrunnen erhöhen, um Folgen des Klimawandels zu mildern. Das wäre auch gut für die Umwelt.

Am Trinkbrunnen vor der belebten Einkaufspassage Gesundbrunnen in Berlin-Mitte bleiben Passanten in der glühenden Nachmittagshitze stehen, um leere Plastikflaschen nachzufüllen, sich Wasser ins Gesicht zu spritzen und Taschentücher zu tränken.

Uwe, ein 55-jähriger Berliner mit tiefrotem Gesicht, macht auf dem Weg in die brütend heiße U-Bahn-Station für einen Schluck Wasser Halt. “Es kann nur gut sein, wenn es mehr Trinkbrunnen gibt – diese Hitze ist unerträglich und es wird immer heißer”, sagt er.

Am Trinkbrunnen vor der belebten Einkaufspassage Gesundbrunnen in Berlin-Mitte bleiben Passanten in der glühenden Nachmittagshitze stehen, um leere Plastikflaschen nachzufüllen, sich Wasser ins Gesicht zu spritzen und Taschentücher zu tränken.

Mitten in der August-Hitzewelle billigte das deutsche Kabinett einen Gesetzentwurf zur Einrichtung von mehr Trinkbrunnen in deutschen Städten und Gemeinden. Wenn das Gesetz den Bundestag passiert, werden die Kommunen verpflichtet, kostenloses Trinkwasser im öffentlichen Raum zur Verfügung zu stellen. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov äußerten knapp zwei Drittel der Befragten, sie wollten dieses Angebot nutzen.

Leitungswasser: Plastikabfall vermeiden

“Wenn die Kommunen jetzt aktiv werden, dann leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Gesundheits- und vor allem Hitzeschutz von Bürgerinnen und Bürgern“, sagte Umweltministerin Steffi Lemke. “Die letzten trockenen und heißen Sommer haben uns gezeigt: Anhaltende Hitzewellen sind in Deutschland kein seltenes Ereignis mehr.”

Der Gesetzesentwurf besagt, dass Trinkbrunnen dort installiert werden müssen, wo es technisch machbar und angemessen ist. Julian Fischer von der nichtstaatlichen Umweltgruppe “A Tip: Tap” (“Ein Tipp: Leitungswasser”) begrüßt das. “Wir haben in Deutschland Leitungswasser von hervorragender Qualität. Es ist schade, dass die Leute so viel Wasser in Flaschen kaufen und diese dann wegwerfen, so dass es viel Abfall gibt”, sagt er der DW.

Die Deutsche Umwelthilfe schätzt, dass in Deutschland stündlich rund zwei Millionen Einweg-Plastikflaschen verwendet werden – das sind mehr als 47 Millionen pro Tag oder 17,4 Milliarden pro Jahr.

“A Tip: Tap” setzt sich für einen besseren Zugang zu Leitungswasser ein, um die Verwendung von Plastikflaschen zu reduzieren. Dazu gehört die Refill-Initiative, bei der Bürgerinnen und Bürger in teilnehmenden Geschäften, Cafés und Apotheken kostenlosen Zugang zu Leitungswasser erhalten.

Nach Angaben des Bundesumweltministeriums gibt es bisher schätzungsweise 1300 Trinkbrunnen in Deutschland. Die Regierung plant, dass 1000 weitere installiert werden – allerdings gibt es keine konkreten Vorgaben für deren genaue Anzahl oder Standorte.

“Es wäre schön, wenn alle Menschen einen besseren Zugang zu sauberem Leitungswasser hätten, aber vor allem Menschen mit weniger Geld oder zum Beispiel Familien, die auf einem Spielplatz ihre Wasserflaschen auffüllen müssen. Es sollte ein Teil der städtischen Infrastruktur sein, Trinkwasser-Brunnen immer in der Nähe zu haben”, sagt Fischer: “Berlin ist ein gutes Beispiel, weil wir relativ viele Brunnen in der Stadt haben.”

Im Jahr 2018 wurde die damalige Berliner Regierungskoalition aus SPD, Grünen und Linkspartei Mitglied der internationalen Vereinigung “Blue Community”. Die ursprünglich in Kanada gegründete, mittlerweile globale Bewegung will die Privatisierung von Wasser stoppen und den Zugang zu Wasser als grundlegendes Menschenrecht fördern.

In Berlin gibt es derzeit 201 öffentliche Trinkbrunnen. In diesen Tagen kommen zwei neue dazu: einer in einem stark besuchten öffentlichen Park, ein zweiter an einer beliebten Badestelle.

“In Berlin sind wir der Zeit voraus”, sagt Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe, Deutschlands größtem Wasserversorger, der für das Trinkwasser von 3,8 Millionen Menschen in der Hauptstadt zuständig ist.

Die Berliner Wasserbetriebe sind für die Installation und Wartung der Berliner Trinkbrunnen verantwortlich, die von April bis Oktober in Betrieb sind, einschließlich der monatlichen Labortests zur Überwachung der Wasserqualität.

“Die Konstruktion der Brunnen – die im Wesentlichen berührungslos ist – gewährleistet ihre Hygiene. Es gibt keinen Kontakt zwischen dem Wasser und dem Wasserhahn, der ständig Wasser ausspuckt, was bedeutet, dass der Wasserstrom kühl bleibt, um die Ausbreitung von Bakterien zu verhindern”, erläutert Behördenleiter Natz.

“Es gibt Hundebesitzer, die ihre Hunde hochheben, damit sie aus den Brunnen trinken können, und gestern filmten die Lokalnachrichten eine Krähe, die aus dem Brunnen trank”, sagt Natz. “Ich habe sogar gesehen, wie ganze Bienenschwärme daraus getrunken haben!”

Der Wasserversorger will nicht nur den Durst der Vögel und Bienen stillen, sondern sucht auch nach Möglichkeiten, das ungenutzte Wasser aus den Brunnen, das in Abflüsse und Rinnsteine fließt, zur Bewässerung nahe gelegener Parks und anderer Grünflächen zu verwenden.

“Es sollte ein größeres Bewusstsein für den Wert des Wassers geben, denn wir haben in Berlin sehr wenig Regen”, und das verschärfe sich noch, sagt Jochen Rabe. Er ist Geschäftsführer des gemeinnützigen “Kompetenzzentrums Wasser Berlin”, das Wissenschaft, Forschung und Entwicklung im Bereich der städtischen Wasserwirtschaft fördert.

Öffentliche Trinkbrunnen sollen vor allem dazu beitragen, den Gebrauch von Plastikflaschen zu vermeiden, sind aber auch ein Thema für die öffentliche Gesundheit in Deutschland mit seinen immer heißer werdenden Innenstädten und seiner alternden Bevölkerung.

Gibt es genug Trinkwasserbrunnen? “Nein”, sagt Rabe: “In der Stadtplanung spricht man von der 15-Minuten-Stadt: Wenn es in einer Hitzewelle sehr, sehr heiß ist, sollte man innerhalb von höchstens 10 Minuten einen Brunnen oder zumindest Zugang zu kostenlosem Wasser haben, vor allem ältere und schwache Menschen, die sehr schnell dehydrieren können.”

Abgesehen von der Installation weiterer Brunnen müsse noch mehr getan werden, um den Menschen leicht zugängliche Informationen darüber zur Verfügung zu stellen, wo der nächste Trinkbrunnen zu finden ist, oder ein kostenloser Zugang zu Wasser wie in der Refill-Initiative.

Straßenszene mit Passanten vor einer Einkaufspassage mit Leuchtreklamen. Zwei Jungen stehen an einem öffentlichen Trinkbrunnen, einer beugt sich über den Wasserstrahl und trinkt
Getränkeflaschen

Am Trinkbrunnen vor der belebten Einkaufspassage Gesundbrunnen in Berlin-Mitte bleiben Passanten in der glühenden Nachmittagshitze stehen, um leere Plastikflaschen nachzufüllen, sich Wasser ins Gesicht zu spritzen und Taschentücher zu tränken.

Uwe, ein 55-jähriger Berliner mit tiefrotem Gesicht, macht auf dem Weg in die brütend heiße U-Bahn-Station für einen Schluck Wasser Halt. “Es kann nur gut sein, wenn es mehr Trinkbrunnen gibt – diese Hitze ist unerträglich und es wird immer heißer”, sagt er.

Leitungswasser: Plastikabfall vermeiden

Mitten in der August-Hitzewelle billigte das deutsche Kabinett einen Gesetzentwurf zur Einrichtung von mehr Trinkbrunnen in deutschen Städten und Gemeinden. Wenn das Gesetz den Bundestag passiert, werden die Kommunen verpflichtet, kostenloses Trinkwasser im öffentlichen Raum zur Verfügung zu stellen. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov äußerten knapp zwei Drittel der Befragten, sie wollten dieses Angebot nutzen.

“Wenn die Kommunen jetzt aktiv werden, dann leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Gesundheits- und vor allem Hitzeschutz von Bürgerinnen und Bürgern“, sagte Umweltministerin Steffi Lemke. “Die letzten trockenen und heißen Sommer haben uns gezeigt: Anhaltende Hitzewellen sind in Deutschland kein seltenes Ereignis mehr.”

Der Gesetzesentwurf besagt, dass Trinkbrunnen dort installiert werden müssen, wo es technisch machbar und angemessen ist. Julian Fischer von der nichtstaatlichen Umweltgruppe “A Tip: Tap” (“Ein Tipp: Leitungswasser”) begrüßt das. “Wir haben in Deutschland Leitungswasser von hervorragender Qualität. Es ist schade, dass die Leute so viel Wasser in Flaschen kaufen und diese dann wegwerfen, so dass es viel Abfall gibt”, sagt er der DW.

Die Deutsche Umwelthilfe schätzt, dass in Deutschland stündlich rund zwei Millionen Einweg-Plastikflaschen verwendet werden – das sind mehr als 47 Millionen pro Tag oder 17,4 Milliarden pro Jahr.

Über 200 Trinkbrunnen in Berlin

“A Tip: Tap” setzt sich für einen besseren Zugang zu Leitungswasser ein, um die Verwendung von Plastikflaschen zu reduzieren. Dazu gehört die Refill-Initiative, bei der Bürgerinnen und Bürger in teilnehmenden Geschäften, Cafés und Apotheken kostenlosen Zugang zu Leitungswasser erhalten.

Durstlöscher für Menschen und Tiere

Nach Angaben des Bundesumweltministeriums gibt es bisher schätzungsweise 1300 Trinkbrunnen in Deutschland. Die Regierung plant, dass 1000 weitere installiert werden – allerdings gibt es keine konkreten Vorgaben für deren genaue Anzahl oder Standorte.

“Es wäre schön, wenn alle Menschen einen besseren Zugang zu sauberem Leitungswasser hätten, aber vor allem Menschen mit weniger Geld oder zum Beispiel Familien, die auf einem Spielplatz ihre Wasserflaschen auffüllen müssen. Es sollte ein Teil der städtischen Infrastruktur sein, Trinkwasser-Brunnen immer in der Nähe zu haben”, sagt Fischer: “Berlin ist ein gutes Beispiel, weil wir relativ viele Brunnen in der Stadt haben.”

Im Jahr 2018 wurde die damalige Berliner Regierungskoalition aus SPD, Grünen und Linkspartei Mitglied der internationalen Vereinigung “Blue Community”. Die ursprünglich in Kanada gegründete, mittlerweile globale Bewegung will die Privatisierung von Wasser stoppen und den Zugang zu Wasser als grundlegendes Menschenrecht fördern.

Heißere Sommer in der Stadt

In Berlin gibt es derzeit 201 öffentliche Trinkbrunnen. In diesen Tagen kommen zwei neue dazu: einer in einem stark besuchten öffentlichen Park, ein zweiter an einer beliebten Badestelle.

“In Berlin sind wir der Zeit voraus”, sagt Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe, Deutschlands größtem Wasserversorger, der für das Trinkwasser von 3,8 Millionen Menschen in der Hauptstadt zuständig ist.

Barrieren für Rollstuhlfahrer

Die Berliner Wasserbetriebe sind für die Installation und Wartung der Berliner Trinkbrunnen verantwortlich, die von April bis Oktober in Betrieb sind, einschließlich der monatlichen Labortests zur Überwachung der Wasserqualität.

“Die Konstruktion der Brunnen – die im Wesentlichen berührungslos ist – gewährleistet ihre Hygiene. Es gibt keinen Kontakt zwischen dem Wasser und dem Wasserhahn, der ständig Wasser ausspuckt, was bedeutet, dass der Wasserstrom kühl bleibt, um die Ausbreitung von Bakterien zu verhindern”, erläutert Behördenleiter Natz.

Trinkbrunnen

“Es gibt Hundebesitzer, die ihre Hunde hochheben, damit sie aus den Brunnen trinken können, und gestern filmten die Lokalnachrichten eine Krähe, die aus dem Brunnen trank”, sagt Natz. “Ich habe sogar gesehen, wie ganze Bienenschwärme daraus getrunken haben!”

Der Wasserversorger will nicht nur den Durst der Vögel und Bienen stillen, sondern sucht auch nach Möglichkeiten, das ungenutzte Wasser aus den Brunnen, das in Abflüsse und Rinnsteine fließt, zur Bewässerung nahe gelegener Parks und anderer Grünflächen zu verwenden.

“Es sollte ein größeres Bewusstsein für den Wert des Wassers geben, denn wir haben in Berlin sehr wenig Regen”, und das verschärfe sich noch, sagt Jochen Rabe. Er ist Geschäftsführer des gemeinnützigen “Kompetenzzentrums Wasser Berlin”, das Wissenschaft, Forschung und Entwicklung im Bereich der städtischen Wasserwirtschaft fördert.

Öffentliche Trinkbrunnen sollen vor allem dazu beitragen, den Gebrauch von Plastikflaschen zu vermeiden, sind aber auch ein Thema für die öffentliche Gesundheit in Deutschland mit seinen immer heißer werdenden Innenstädten und seiner alternden Bevölkerung.

Gibt es genug Trinkwasserbrunnen? “Nein”, sagt Rabe: “In der Stadtplanung spricht man von der 15-Minuten-Stadt: Wenn es in einer Hitzewelle sehr, sehr heiß ist, sollte man innerhalb von höchstens 10 Minuten einen Brunnen oder zumindest Zugang zu kostenlosem Wasser haben, vor allem ältere und schwache Menschen, die sehr schnell dehydrieren können.”

Abgesehen von der Installation weiterer Brunnen müsse noch mehr getan werden, um den Menschen leicht zugängliche Informationen darüber zur Verfügung zu stellen, wo der nächste Trinkbrunnen zu finden ist, oder ein kostenloser Zugang zu Wasser wie in der Refill-Initiative.

“Wir haben gerade eine Kampagne gestartet, um alle öffentlichen Trinkbrunnen in Deutschland in OpenStreetMap aufzunehmen”, sagt Julian Fischer von “A Tip: Tap”. In diesem Land, das bei der Digitalisierung bekanntermaßen hinterherhinkt, gibt es noch keine App, die Nutzern hilft, überall den nächsten Brunnen zu finden. In Berlin bieten die Wasserbetriebe eine Karte auf ihrer Website.

Ein weiteres Problem, sagt Fischer, sei die mangelnde Zugänglichkeit der Brunnen für Rollstuhlfahrer. Von den 201 Brunnen in Berlin sind nur die neueren aus Beton für sie erreichbar. 26 dieser Brunnen sind bereits in Betrieb, weitere 50 sind bestellt.

Ein weiteres Problem, sagt Fischer, sei die mangelnde Zugänglichkeit der Brunnen für Rollstuhlfahrer. Von den 201 Brunnen in Berlin sind nur die neueren aus Beton für sie erreichbar. 26 dieser Brunnen sind bereits in Betrieb, weitere 50 sind bestellt.

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