Immer mehr Hürden für deutschen Export
Auch ohne den Krieg in der Ukraine ist die Lage für die deutsche Exportwirtschaft zurzeit nicht einfach, beklagt der DIHK. Immer mehr Unternehmen fühlen sich ausgebremst. Der Krieg verschlimmert die Lage noch.
Schon vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine litten deutsche Exporteure unter immer mehr Hemmnissen beim Auslandsgeschäft. Das ist der Tenor einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter dem Titel Going International 2022. Dazu hatte der Verband rund 2700 Unternehmen, die international tätig sind und ihren Firmensitz in Deutschland haben, befragt.
Die Umfrage wurde am 03. März vorgestellt. Gleichzeitig berichteten in einem virtuellen Pressegespräch DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier sowie Alexander Markus, Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Ukrainischen Industrie- und Handelskammer, über die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sowie der Sanktionen gegen Russland auf die deutsche Wirtschaft.
Schon vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine litten deutsche Exporteure unter immer mehr Hemmnissen beim Auslandsgeschäft. Das ist der Tenor einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter dem Titel Going International 2022. Dazu hatte der Verband rund 2700 Unternehmen, die international tätig sind und ihren Firmensitz in Deutschland haben, befragt.
Der russische Angriff auf die Ukraine und die daraus resultierenden Folgen für die Wirtschaft wirkten wie ein Brennglas auf die Lage der im Ausland aktiven deutschen Unternehmen, so der DIHK. Doch schon vor Kriegsbeginn seien sie weltweit immer häufiger auf Handelshemmnisse gestoßen. Etwa die Hälfte der Befragten (54 Prozent) gaben an, eine Zunahme von Hürden bei ihren internationalen Geschäften zu spüren.
Auch ohne Krieg schon düster
“Das sind noch einmal mehr als im Jahr 2020 mit seinen zahlreichen Corona-Lockdowns und zugleich der höchste Wert, den wir in den vergangenen zehn Jahren gemessen haben”, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Zum Vergleich: 2017 hatte noch nicht einmal jedes dritte Unternehmen von einer Zunahme von Handelshemmnissen berichtet.
“Auch das war schon viel”, so Treier weiter: “Wir hätten allerdings nicht erwartet, dass sich der Wert innerhalb von fünf Jahren kontinuierlich nach oben schraubt. Trotz der weiterhin stabilen Exportzahlen stößt die deutsche Wirtschaft im weltweiten Handel häufiger an Grenzen – und das im wahrsten Sinne des Wortes.”
Hoffnungen auf einen Aufwärtstrend in diesem Jahr macht der DIHK trotz voller Auftragsbücher im Erhebungszeitraum – und das heißt: vor dem Überfall auf die Ukraine und den daraus folgenden wirtschaftlichen Konsequenzen – nicht: “Für 2022 rechnen 18 Prozent der Betriebe mit einem Plus für ihr Auslandsgeschäft, aber 21 Prozent mit einem Minus”, so Treier. “Besser als in den beiden Vorjahren, aber im Saldo negativ.”
Das allseits erwartete kräftige Wachstum nach dem Corona-Tief 2020 bleibt damit aus. Stattdessen drohen sich die während der Pandemie entstandenen Handelshemmnisse zu verfestigen und den schon vorher feststellbaren Hang zum Protektionismus zu beschleunigen.
Hinzu kämen nun die gegen Russland verhängten Sanktionen mit ihren noch unklaren Folgen für den Welthandel. Das bisher vom DIHK in seiner Konjunkturumfrage prognostizierte Exportwachstum von sechs Prozent für 2022 sei also, so Treier, “nicht mehr zu schaffen”, denn auch prall gefüllte Auftragsbücher nützten nichts, wenn sich die Probleme in den Lieferketten nicht bald auflösten.
Michael Harms, Geschäftsführers des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, sieht große Zustimmung zu den Sanktionen: “Alle sind der Überzeugung, dass diese Sanktionen notwendig sind; wirtschaftliche Erwägungen müssen jetzt zurückstehen”, sagte Harms im ARD-Morgenmagazin. Während es bei den Sanktionen wegen der Annexion der Krim 2014 noch Diskussionen gegeben habe, ob diese wirklich notwendig seien, herrsche jetzt “eine große Geschlossenheit”.
Deutschland sei allerdings abhängig von russischen Gaslieferungen und sollte daher “auch aus eigenem Interesse einen gewissen Handel mit Russland aufrechterhalten”, so Harms. Letztlich sei das eine politische Entscheidung, aber ein Abbruch dieses Geschäfts “würde uns vor große Herausforderungen stellen”.
Für das laufende Jahr sieht DIHK-Außenwirtschaftschef Treier schwarz. Schließlich belasteten die westlichen Sanktionen gegen Russland, die von der deutschen Wirtschaft unterstützt würden, auch deutsche Firmen. Die Sanktionen kämen einem “Vollembargo” gleich.
Insgesamt, so Treier hätten etwa 40.000 deutsche Betriebe Geschäftsbeziehungen mit Russland. Mehr als 3600 deutsche Firmen seien sogar mit Niederlassungen in Russland selbst aktiv. Beim DIHK sei man aber überzeugt, dass “die Finanzsanktionen wirken.”
Wegen des Kriegs kommt es auch zu Produktionsunterbrechungen in deutschen Autowerken, weil wichtige Teile von Zulieferern in der Ukraine fehlen. Alexander Markus, Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Ukrainischen Industrie- und Handelskammer, sagte, er rechne damit, dass es noch weitere Unterbrechungen der Lieferketten geben werde.
Markus ist zurzeit in Berlin, nachdem das Auswärtige Amt alle Deutschen aufgefordert hatte, das Land zu verlassen. Die Sorgen um Mitarbeiter in der Ukraine seien sehr groß. Sie gingen nachts in Keller und stellten sich morgens oder tagsüber in die Schlange, um Essen oder Medikamente zu kaufen.
Die Kammer arbeite trotzdem weiter. In der vergangenen Woche, als der Krieg schon lief, hätten immer noch einige Unternehmen produziert, sagte Markus. Er vermute, es seien aber immer weniger Firmen. “In der Regel fahren sie dann die Produktion runter, frieren ihre Unternehmen ein. Da ist dann nur noch der Wachschutz, der die Unternehmen beschützt.”
In Deutschland, so der DIHK, hingen aktuell rund eine Viertelmillion Vollzeitstellen von Exporten nach Russland ab. 2021 hätten sich die Ausfuhren nach Russland auf einen Wert von 26,6 Milliarden Euro summiert, sagte Treier. “In diesem Jahr wird es die so nicht mehr geben.”
Die russische Wirtschaft würde bei einem Handelskrieg mit den USA und der EU langfristig deutlich mehr verlieren: Die russische Wirtschaftsleistung dürfte jährlich um knapp zehn Prozent niedriger ausfallen als bei einem Fortbestand der Handelsbeziehungen, so das Kieler Institut für Weltwirtschaft und das Österreichische Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo.
Die westlichen Alliierten dürften zwar kurzfristig ebenfalls, und zum Teil sogar stark, betroffen sein. Langfristig hätten sie aber insgesamt nur eine um jährlich 0,17 Prozent geringere Wirtschaftsleistung zu befürchten. Der Grund für die ungleiche Verteilung der Kosten liegt vor allem in der geringen wirtschaftlichen Bedeutung Russlands.
Schon vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine litten deutsche Exporteure unter immer mehr Hemmnissen beim Auslandsgeschäft. Das ist der Tenor einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter dem Titel Going International 2022. Dazu hatte der Verband rund 2700 Unternehmen, die international tätig sind und ihren Firmensitz in Deutschland haben, befragt.
Die Umfrage wurde am 03. März vorgestellt. Gleichzeitig berichteten in einem virtuellen Pressegespräch DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier sowie Alexander Markus, Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Ukrainischen Industrie- und Handelskammer, über die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sowie der Sanktionen gegen Russland auf die deutsche Wirtschaft.
Auch ohne Krieg schon düster
Der russische Angriff auf die Ukraine und die daraus resultierenden Folgen für die Wirtschaft wirkten wie ein Brennglas auf die Lage der im Ausland aktiven deutschen Unternehmen, so der DIHK. Doch schon vor Kriegsbeginn seien sie weltweit immer häufiger auf Handelshemmnisse gestoßen. Etwa die Hälfte der Befragten (54 Prozent) gaben an, eine Zunahme von Hürden bei ihren internationalen Geschäften zu spüren.
“Das sind noch einmal mehr als im Jahr 2020 mit seinen zahlreichen Corona-Lockdowns und zugleich der höchste Wert, den wir in den vergangenen zehn Jahren gemessen haben”, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Zum Vergleich: 2017 hatte noch nicht einmal jedes dritte Unternehmen von einer Zunahme von Handelshemmnissen berichtet.
“Auch das war schon viel”, so Treier weiter: “Wir hätten allerdings nicht erwartet, dass sich der Wert innerhalb von fünf Jahren kontinuierlich nach oben schraubt. Trotz der weiterhin stabilen Exportzahlen stößt die deutsche Wirtschaft im weltweiten Handel häufiger an Grenzen – und das im wahrsten Sinne des Wortes.”
Hoffnungen auf einen Aufwärtstrend in diesem Jahr macht der DIHK trotz voller Auftragsbücher im Erhebungszeitraum – und das heißt: vor dem Überfall auf die Ukraine und den daraus folgenden wirtschaftlichen Konsequenzen – nicht: “Für 2022 rechnen 18 Prozent der Betriebe mit einem Plus für ihr Auslandsgeschäft, aber 21 Prozent mit einem Minus”, so Treier. “Besser als in den beiden Vorjahren, aber im Saldo negativ.”
Die erhoffte Erholung bleibt aus
Das allseits erwartete kräftige Wachstum nach dem Corona-Tief 2020 bleibt damit aus. Stattdessen drohen sich die während der Pandemie entstandenen Handelshemmnisse zu verfestigen und den schon vorher feststellbaren Hang zum Protektionismus zu beschleunigen.
Deutsche Wirtschaft solidarisch
Hinzu kämen nun die gegen Russland verhängten Sanktionen mit ihren noch unklaren Folgen für den Welthandel. Das bisher vom DIHK in seiner Konjunkturumfrage prognostizierte Exportwachstum von sechs Prozent für 2022 sei also, so Treier, “nicht mehr zu schaffen”, denn auch prall gefüllte Auftragsbücher nützten nichts, wenn sich die Probleme in den Lieferketten nicht bald auflösten.
Michael Harms, Geschäftsführers des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, sieht große Zustimmung zu den Sanktionen: “Alle sind der Überzeugung, dass diese Sanktionen notwendig sind; wirtschaftliche Erwägungen müssen jetzt zurückstehen”, sagte Harms im ARD-Morgenmagazin. Während es bei den Sanktionen wegen der Annexion der Krim 2014 noch Diskussionen gegeben habe, ob diese wirklich notwendig seien, herrsche jetzt “eine große Geschlossenheit”.
Deutschland sei allerdings abhängig von russischen Gaslieferungen und sollte daher “auch aus eigenem Interesse einen gewissen Handel mit Russland aufrechterhalten”, so Harms. Letztlich sei das eine politische Entscheidung, aber ein Abbruch dieses Geschäfts “würde uns vor große Herausforderungen stellen”.
Weitere Einbrüche bei Lieferketten
Für das laufende Jahr sieht DIHK-Außenwirtschaftschef Treier schwarz. Schließlich belasteten die westlichen Sanktionen gegen Russland, die von der deutschen Wirtschaft unterstützt würden, auch deutsche Firmen. Die Sanktionen kämen einem “Vollembargo” gleich.
Insgesamt, so Treier hätten etwa 40.000 deutsche Betriebe Geschäftsbeziehungen mit Russland. Mehr als 3600 deutsche Firmen seien sogar mit Niederlassungen in Russland selbst aktiv. Beim DIHK sei man aber überzeugt, dass “die Finanzsanktionen wirken.”
Firmen werden “eingefroren”
Wegen des Kriegs kommt es auch zu Produktionsunterbrechungen in deutschen Autowerken, weil wichtige Teile von Zulieferern in der Ukraine fehlen. Alexander Markus, Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Ukrainischen Industrie- und Handelskammer, sagte, er rechne damit, dass es noch weitere Unterbrechungen der Lieferketten geben werde.
Aussichten für Russland noch schwärzer
Markus ist zurzeit in Berlin, nachdem das Auswärtige Amt alle Deutschen aufgefordert hatte, das Land zu verlassen. Die Sorgen um Mitarbeiter in der Ukraine seien sehr groß. Sie gingen nachts in Keller und stellten sich morgens oder tagsüber in die Schlange, um Essen oder Medikamente zu kaufen.
Die Kammer arbeite trotzdem weiter. In der vergangenen Woche, als der Krieg schon lief, hätten immer noch einige Unternehmen produziert, sagte Markus. Er vermute, es seien aber immer weniger Firmen. “In der Regel fahren sie dann die Produktion runter, frieren ihre Unternehmen ein. Da ist dann nur noch der Wachschutz, der die Unternehmen beschützt.”
In Deutschland, so der DIHK, hingen aktuell rund eine Viertelmillion Vollzeitstellen von Exporten nach Russland ab. 2021 hätten sich die Ausfuhren nach Russland auf einen Wert von 26,6 Milliarden Euro summiert, sagte Treier. “In diesem Jahr wird es die so nicht mehr geben.”
Die russische Wirtschaft würde bei einem Handelskrieg mit den USA und der EU langfristig deutlich mehr verlieren: Die russische Wirtschaftsleistung dürfte jährlich um knapp zehn Prozent niedriger ausfallen als bei einem Fortbestand der Handelsbeziehungen, so das Kieler Institut für Weltwirtschaft und das Österreichische Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo.
Die westlichen Alliierten dürften zwar kurzfristig ebenfalls, und zum Teil sogar stark, betroffen sein. Langfristig hätten sie aber insgesamt nur eine um jährlich 0,17 Prozent geringere Wirtschaftsleistung zu befürchten. Der Grund für die ungleiche Verteilung der Kosten liegt vor allem in der geringen wirtschaftlichen Bedeutung Russlands.