Frauen in Afrikas Fußball: der lange Weg zur Gleichberechtigung
Für Frauen sind die Hürden in die Funktionärsebenen des afrikanischen Fußballs immer noch hoch. Doch es gibt Vorreiterinnen, die sich gegen alle Widerstände durchgesetzt haben.
“Frauen im Sport müssen andere Frauen unterstützen. Sie sollten talentierte Frauen empfehlen, sich für sie einsetzen und dabei unterstützen, ein eigenes Netzwerk aufzubauen.” So beschreibt Solange Tyrah-Lee de Haas den Zusammenhalt der Frauen in Afrikas Fußball. Ihr eigener Weg als Sicherheits-Expertin ins Top-Management-Level war ein ungewöhnlicher. Dieser begann mit einem Job im Marketingbereich rund um die FIFA U20-WM der Männer 2015 in Neuseeland. Dort traf sie auf Deborah Doe.
Die FIFA-Sicherheitsberaterin war damals eine der ganz wenigen Frauen, die im Bereich Stadionsicherheit tätig waren. Sie ermutigte de Haas, sich für ein Praktikum bei der FIFA U20-WM der Frauen 2016 in Papua-Neuguinea zu bewerben.
“Frauen im Sport müssen andere Frauen unterstützen. Sie sollten talentierte Frauen empfehlen, sich für sie einsetzen und dabei unterstützen, ein eigenes Netzwerk aufzubauen.” So beschreibt Solange Tyrah-Lee de Haas den Zusammenhalt der Frauen in Afrikas Fußball. Ihr eigener Weg als Sicherheits-Expertin ins Top-Management-Level war ein ungewöhnlicher. Dieser begann mit einem Job im Marketingbereich rund um die FIFA U20-WM der Männer 2015 in Neuseeland. Dort traf sie auf Deborah Doe.
Die Arbeit bei diesem Turnier war auch Thema ihrer Masterarbeit bei ihrem Studium in Russland – und ebnete ihr den Weg in ihre Position als Leiterin der Sicherheitsabteilung beim COSAFA-Cup und anderen Turnieren in Südafrika. 2018 wurde die Frau mit ruandisch-neuseeländischer Abstammung zur Sicherheitschefin bei der zweijährlich im Wechsel mit dem Africa Cup of Nations (AFCON) stattfindenden afrikanischen Nationenmeisterschaft (CHAN) in Marokko berufen. Als erste Frau überhaupt verantwortete sie damit die Sicherheit bei einem Turnier des afrikanischen Kontinentalverbands CAF (Confederation of African Football).
Allein unter Männern
De Haas erinnert sich noch heute an die ungläubigen Blicke, die ihr beim ersten Treffen des Sicherheitsstabs im Stadion von Agadir entgegengebracht wurden. Denn die meisten Mitglieder der Sicherheitscrew hatten noch nie Anweisungen von einer Frau entgegengenommen. Doch de Haas überzeugte mit Fachkompetenz und erarbeitete sich im Laufe des Turniers den Respekt ihres Teams.
“Manche Männer versuchen nach wie vor, die Anerkennung von uns Frauen zu untergraben und glauben noch immer, wir seien nicht gut genug”, beschreibt die 43-Jährige die Herausforderung ihres Jobs. “Manche Männer können oder wollen einfach nicht verstehen, dass ich meinen Job kann. Andere sagen, dass sie keine Anweisungen von Frauen erhalten wollen.” Kolleginnen rät de Haas “niemals vor Männern zu weinen und für einen Moment in sich zu gehen, wenn die Emotionen Überhand gewinnen”.
Ob auf dem Spielfeld oder im Management – Frauen sind im afrikanischen Fußball auf dem Vormarsch und machen Karriere. Schiedsrichterin Salima Mukansanga aus Ruanda leitete beim diesjährigen AFCON in Kamerun bei Simbabwes 2:1-Sieg über Guinea als erste Frau in der 65-jährigen Geschichte der Kontinentalmeisterschaften ein Spiel der Männer und überzeugte mit einer souveränen Leistung. “Ich bin eine sehr glückliche Frau”, sagte sie der DW. “Ich komme aus einem Land, das für Chancengleichheit steht. Frauen können das machen, was sie wollen und werden entsprechend ihrer Fähigkeiten und Präferenzen gefördert. Das hat mich motiviert, meine Ziele zu verfolgen und Karriere zu machen.”
Mukansanga wünscht sich, dass andere Frauen ihrem Beispiel folgen und sie als Vorbild auf ihrem Weg an die Spitze des Sports wahrnehmen. Dabei schaut auch sie mit Freude in Richtung Südafrika, wo Frauenfußball mittlerweile große Aufmerksamkeit genießt und Frauen immer mehr in die Entscheidungsprozesse im Fußballverband involviert werden. Beim Südafrikanischen Fußballverband (SAFA) gibt es seit einiger Zeit außerdem die Vorgabe, dass Frauen und Mädchenteams aller Altersklassen nur noch von Frauen trainiert werden sollen.
“Wir wollen Frauen ermutigen, sich im Sport genauso einzubringen, wie es Männer tun”, sagte SAFA-Vorstandsmitglied Lydia Monyepao gegenüber der DW. “Je mehr Frauen wir in den Sport bringen, desto mehr – so glauben wir – wächst der Sport als Ganzes. Nicht nur für die Spielerinnen, sondern auch für alle anderen, die an diesem Spiel beteiligt sind.”
2021 richtete die CAF zum ersten Mal die afrikanische Frauen-Champions-League mit acht Mannschaften aus. Das Turnier in Ägypten gewann das Frauen-Team der Mamelodi Sundowns aus Südafrika. Die Gründerin des “African Women Sports Summit”, einem Netzwerkverband für Frauen im Fußball, Juliet Bawuah, sieht große Erfolge für Frauen im afrikanischen Fußball. Doch dies sei “noch nicht genug”, betont die Ghanaerin.
“Natürlich wurden viele Erfolge erzielt. Aber wir müssen in Sachen Infrastruktur, Talentförderung und hinsichtlich equal pay noch mehr erreichen”, sagte Bawuah der DW. Das Hauptproblem des Frauenfußballs sei nach wie vor die Infrastruktur. “Die meisten dieser Teams trainieren und spielen unter miserablen Bedingungen, und das muss sich ändern.”
Hinsichtlich der Talentförderung wünscht sich Bawuah neue Impulse: “Die meisten unserer Frauenteams haben sich in den letzten zehn Jahren deutlich verbessert. Aber es kann noch besser werden, was die Anerkennung und Förderung von jungen Spielerinnen und ihren Fähigkeiten angeht.”
Und auch der Kampf für gleiche Bezahlung von Frauen im Vergleich mit ihren männlichen Kollegen ist aus Sicht von Bawuah “weiterhin notwendig. Wir können nicht länger so tun, als wüssten wir nicht, dass dies ein Problem ist. Wir sprechen hier von Leistungssportlerinnen auf hohem Niveau, die genauso entlohnt werden müssen, wie ihre Kollegen des anderen Geschlechts”.
Aus dem Englischen adaptiert von David Vorholt
“Frauen im Sport müssen andere Frauen unterstützen. Sie sollten talentierte Frauen empfehlen, sich für sie einsetzen und dabei unterstützen, ein eigenes Netzwerk aufzubauen.” So beschreibt Solange Tyrah-Lee de Haas den Zusammenhalt der Frauen in Afrikas Fußball. Ihr eigener Weg als Sicherheits-Expertin ins Top-Management-Level war ein ungewöhnlicher. Dieser begann mit einem Job im Marketingbereich rund um die FIFA U20-WM der Männer 2015 in Neuseeland. Dort traf sie auf Deborah Doe.
Die FIFA-Sicherheitsberaterin war damals eine der ganz wenigen Frauen, die im Bereich Stadionsicherheit tätig waren. Sie ermutigte de Haas, sich für ein Praktikum bei der FIFA U20-WM der Frauen 2016 in Papua-Neuguinea zu bewerben.
Allein unter Männern
Die Arbeit bei diesem Turnier war auch Thema ihrer Masterarbeit bei ihrem Studium in Russland – und ebnete ihr den Weg in ihre Position als Leiterin der Sicherheitsabteilung beim COSAFA-Cup und anderen Turnieren in Südafrika. 2018 wurde die Frau mit ruandisch-neuseeländischer Abstammung zur Sicherheitschefin bei der zweijährlich im Wechsel mit dem Africa Cup of Nations (AFCON) stattfindenden afrikanischen Nationenmeisterschaft (CHAN) in Marokko berufen. Als erste Frau überhaupt verantwortete sie damit die Sicherheit bei einem Turnier des afrikanischen Kontinentalverbands CAF (Confederation of African Football).
De Haas erinnert sich noch heute an die ungläubigen Blicke, die ihr beim ersten Treffen des Sicherheitsstabs im Stadion von Agadir entgegengebracht wurden. Denn die meisten Mitglieder der Sicherheitscrew hatten noch nie Anweisungen von einer Frau entgegengenommen. Doch de Haas überzeugte mit Fachkompetenz und erarbeitete sich im Laufe des Turniers den Respekt ihres Teams.
“Manche Männer versuchen nach wie vor, die Anerkennung von uns Frauen zu untergraben und glauben noch immer, wir seien nicht gut genug”, beschreibt die 43-Jährige die Herausforderung ihres Jobs. “Manche Männer können oder wollen einfach nicht verstehen, dass ich meinen Job kann. Andere sagen, dass sie keine Anweisungen von Frauen erhalten wollen.” Kolleginnen rät de Haas “niemals vor Männern zu weinen und für einen Moment in sich zu gehen, wenn die Emotionen Überhand gewinnen”.
Ob auf dem Spielfeld oder im Management – Frauen sind im afrikanischen Fußball auf dem Vormarsch und machen Karriere. Schiedsrichterin Salima Mukansanga aus Ruanda leitete beim diesjährigen AFCON in Kamerun bei Simbabwes 2:1-Sieg über Guinea als erste Frau in der 65-jährigen Geschichte der Kontinentalmeisterschaften ein Spiel der Männer und überzeugte mit einer souveränen Leistung. “Ich bin eine sehr glückliche Frau”, sagte sie der DW. “Ich komme aus einem Land, das für Chancengleichheit steht. Frauen können das machen, was sie wollen und werden entsprechend ihrer Fähigkeiten und Präferenzen gefördert. Das hat mich motiviert, meine Ziele zu verfolgen und Karriere zu machen.”
Chancengleichheit als Ziel
Mukansanga wünscht sich, dass andere Frauen ihrem Beispiel folgen und sie als Vorbild auf ihrem Weg an die Spitze des Sports wahrnehmen. Dabei schaut auch sie mit Freude in Richtung Südafrika, wo Frauenfußball mittlerweile große Aufmerksamkeit genießt und Frauen immer mehr in die Entscheidungsprozesse im Fußballverband involviert werden. Beim Südafrikanischen Fußballverband (SAFA) gibt es seit einiger Zeit außerdem die Vorgabe, dass Frauen und Mädchenteams aller Altersklassen nur noch von Frauen trainiert werden sollen.
“Noch mehr erreichen”
“Wir wollen Frauen ermutigen, sich im Sport genauso einzubringen, wie es Männer tun”, sagte SAFA-Vorstandsmitglied Lydia Monyepao gegenüber der DW. “Je mehr Frauen wir in den Sport bringen, desto mehr – so glauben wir – wächst der Sport als Ganzes. Nicht nur für die Spielerinnen, sondern auch für alle anderen, die an diesem Spiel beteiligt sind.”
2021 richtete die CAF zum ersten Mal die afrikanische Frauen-Champions-League mit acht Mannschaften aus. Das Turnier in Ägypten gewann das Frauen-Team der Mamelodi Sundowns aus Südafrika. Die Gründerin des “African Women Sports Summit”, einem Netzwerkverband für Frauen im Fußball, Juliet Bawuah, sieht große Erfolge für Frauen im afrikanischen Fußball. Doch dies sei “noch nicht genug”, betont die Ghanaerin.
“Natürlich wurden viele Erfolge erzielt. Aber wir müssen in Sachen Infrastruktur, Talentförderung und hinsichtlich equal pay noch mehr erreichen”, sagte Bawuah der DW. Das Hauptproblem des Frauenfußballs sei nach wie vor die Infrastruktur. “Die meisten dieser Teams trainieren und spielen unter miserablen Bedingungen, und das muss sich ändern.”
Hinsichtlich der Talentförderung wünscht sich Bawuah neue Impulse: “Die meisten unserer Frauenteams haben sich in den letzten zehn Jahren deutlich verbessert. Aber es kann noch besser werden, was die Anerkennung und Förderung von jungen Spielerinnen und ihren Fähigkeiten angeht.”
Und auch der Kampf für gleiche Bezahlung von Frauen im Vergleich mit ihren männlichen Kollegen ist aus Sicht von Bawuah “weiterhin notwendig. Wir können nicht länger so tun, als wüssten wir nicht, dass dies ein Problem ist. Wir sprechen hier von Leistungssportlerinnen auf hohem Niveau, die genauso entlohnt werden müssen, wie ihre Kollegen des anderen Geschlechts”.
Aus dem Englischen adaptiert von David Vorholt