Welche Länder russisches Erdgas ersetzen könnten
Die EU will sich unabhängig von russischem Gas machen, Kreml-Chef Waldimir Putin droht zudem mit der Abschaltung von Nord Stream 1. Doch welche Länder könnten die Lücke in Europa schließen?
Vor allem Deutschland steckt in der Falle: Etwa 55 Prozent des importierten Gases stammt derzeit laut Bundesnetzagentur aus Russland, die Abhängigkeit ist also im Vergleich zu anderen europäischen Ländern besonders hoch. Die deutschen Gasreserven sind zudem unter 30 Prozent der Speicherkapazität gesunken. Deshalb wird auch der verstärkte Import von verflüssigtem Gas (LNG, Liquefied Natural Gas) diskutiert. Doch welche Länder kämen als weitere Lieferanten in Frage? Ein Blick auf alte Bekannte – und mögliche Neulinge.
Die USA gehören zu den größten Erdgasproduzenten und Flüssiggasexporteuren weltweit, auch dank Fracking. Die Methode ist aus Umweltschutzgründen höchst umstritten. Bei dem Verfahren wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in den Boden gepresst, sodass Öl oder Gas freigesetzt werden. Die EU soll jedoch bereits in Import-Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten stehen. Schon in den vergangenen Wochen haben die USA ihre Flüssiggas-Exporte Richtung Europa erhöht. Deutschland würde von einer weiteren Steigerung allerdings nicht direkt profitieren, da es kein einziges LNG-Terminal besitzt.
Vor allem Deutschland steckt in der Falle: Etwa 55 Prozent des importierten Gases stammt derzeit laut Bundesnetzagentur aus Russland, die Abhängigkeit ist also im Vergleich zu anderen europäischen Ländern besonders hoch. Die deutschen Gasreserven sind zudem unter 30 Prozent der Speicherkapazität gesunken. Deshalb wird auch der verstärkte Import von verflüssigtem Gas (LNG, Liquefied Natural Gas) diskutiert. Doch welche Länder kämen als weitere Lieferanten in Frage? Ein Blick auf alte Bekannte – und mögliche Neulinge.
Auch Norwegen gehört zu den größten Produzenten weltweit, schon jetzt liefert es etwa ein Drittel des deutschen Gasbedarfs. Eine Erhöhung der Gasmenge ist jedoch nicht möglich. “Wir liefern bei voller Kapazität”, erklärte Norwegens Regierungschef Jonas Gahr Store Mitte Januar im deutschen Fernsehen. “Wir haben keine Reserven.” Auch die Niederlande, die immerhin zehn Prozent des Erdgases der Bundesrepublik bereitstellen, können ihren Export nicht erhöhen.
USA
Das Emirat Katar gehört zu den größten Exporteuren von Flüssiggas. Neben Russland und dem Iran besitzt es die weltweit größten Erdgasreserven. Allerdings produziert das Land schon jetzt an seiner Obergrenze. Es erfordert zunächst “bedeutende Investitionen in die Infrastruktur” und dafür langfristige Verträge mit den Europäern, so Energieminister Saad Sherida al Kaabi bei einem Treffen mit elf Vertretern gasexportierender Staaten in Doha zwei Tage vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine. Es könne jedoch die Menge an verflüssigtem Erdgas – also LNG – in den kommenden Jahren erhöhen.
Zudem wurden bereits einzelne Schiffe, die mit ihrer Fracht eigentlich gen Asien unterwegs waren, nach Europa umgeleitet.
Das nordafrikanische Algerien ist zwar “nur” der zehntgrößte Gaslieferant der Welt. Doch die im Jahr 2021 von dort exportierten Ladungen Flüssiggas waren größtenteils für den europäischen Markt bestimmt. Damit gehört Algerien zu den wichtigsten LNG-Lieferanten für Europa.
Bereits Ende Februar berichtete die Nachrichtenagentur AFP, das Land habe dazu bereit erklärt, mehr Gas zu liefern. Der Leiter des staatlichen Energieunternehmens, Toufik Hakkar, sagte, sein Unternehmen sei “bereit, zusätzliches Gas aus seinen Überschüssen über die Trans-Mediterranean (Transmed)-Pipeline, die Algerien mit Italien verbindet, in die EU zu pumpen.” Hakkar räumte jedoch ein, dass es dafür auch einen Überschuss an Gas oder verflüssigtem Erdgas geben müsse. Zunächst müssten also die Nachfrage im eigenen Land und “vertragliche Verpflichtungen” bedient werden. Experten gehen davon aus, dass Algerien – zumindest kurzfristig gesehen – nicht einspringen kann.
Das autoritär regierte Nigeria gehört zu den Ländern mit den größten Gasvorkommen auf der Welt – mehr als es für den eigenen Markt braucht. Der Bau einer 4000 Kilometer langen Pipeline aus dem westafrikanischen Land könnte deshalb mehr Unabhängigkeit von russischem Gas bedeuten, zumindest auf mittlere Sicht. Nach ihrer Fertigstellung soll die Pipeline bis zu 30 Milliarden Kubikmeter Gas nach Algerien transportieren. Von dort könnte es nach Europa geleitet werden. Bislang hatten politische Spannungen zwischen Algerien und Niger, das an Nigeria und Algerien angrenzt, das Projekt aufgehalten.
Schon jetzt exportiert Nigeria Flüssiggas per Schiff nach Europa. Die größten Abnehmer sind Spanien, Frankreich und Portugal, die über LNG-Terminals verfügen. Mehr als zwölf Milliarden Kubikmeter sollen 2019 laut Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft von Nigeria nach Europa importiert worden sein. Auch Deutschland will nun zwei LNG-Terminals bauen, um einen direkten Import möglich zu machen. Doch bis die Anlagen fertig gestellt sind, dürften Jahre vergehen.
Aserbaidschan, früher Teil der damaligen Sowjetunion, will seine Gas-Lieferungen in diesem Jahr um elf Prozent steigern, so ein Beamter des Energieministeriums in der Asia Times. Problematisch ist jedoch, dass das Land im Kaukasus vielfach an langfristige Verträge gebunden ist, die schon vor Jahren unterzeichnet wurden. Zudem hat die Inlandsnachfrage in den vergangenen zehn Jahren stark zugenommen.
Seit Dezember 2020 beliefert das Land den europäischen Kontinent über die Transadriatische Pipeline (TAP). Der knapp 900 Kilometer lange Gaskorridor führt von der türkisch-griechischen Grenze über Albanien bis nach Italien.
Vor allem Deutschland steckt in der Falle: Etwa 55 Prozent des importierten Gases stammt derzeit laut Bundesnetzagentur aus Russland, die Abhängigkeit ist also im Vergleich zu anderen europäischen Ländern besonders hoch. Die deutschen Gasreserven sind zudem unter 30 Prozent der Speicherkapazität gesunken. Deshalb wird auch der verstärkte Import von verflüssigtem Gas (LNG, Liquefied Natural Gas) diskutiert. Doch welche Länder kämen als weitere Lieferanten in Frage? Ein Blick auf alte Bekannte – und mögliche Neulinge.
Die USA gehören zu den größten Erdgasproduzenten und Flüssiggasexporteuren weltweit, auch dank Fracking. Die Methode ist aus Umweltschutzgründen höchst umstritten. Bei dem Verfahren wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in den Boden gepresst, sodass Öl oder Gas freigesetzt werden. Die EU soll jedoch bereits in Import-Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten stehen. Schon in den vergangenen Wochen haben die USA ihre Flüssiggas-Exporte Richtung Europa erhöht. Deutschland würde von einer weiteren Steigerung allerdings nicht direkt profitieren, da es kein einziges LNG-Terminal besitzt.
USA
Auch Norwegen gehört zu den größten Produzenten weltweit, schon jetzt liefert es etwa ein Drittel des deutschen Gasbedarfs. Eine Erhöhung der Gasmenge ist jedoch nicht möglich. “Wir liefern bei voller Kapazität”, erklärte Norwegens Regierungschef Jonas Gahr Store Mitte Januar im deutschen Fernsehen. “Wir haben keine Reserven.” Auch die Niederlande, die immerhin zehn Prozent des Erdgases der Bundesrepublik bereitstellen, können ihren Export nicht erhöhen.
Das Emirat Katar gehört zu den größten Exporteuren von Flüssiggas. Neben Russland und dem Iran besitzt es die weltweit größten Erdgasreserven. Allerdings produziert das Land schon jetzt an seiner Obergrenze. Es erfordert zunächst “bedeutende Investitionen in die Infrastruktur” und dafür langfristige Verträge mit den Europäern, so Energieminister Saad Sherida al Kaabi bei einem Treffen mit elf Vertretern gasexportierender Staaten in Doha zwei Tage vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine. Es könne jedoch die Menge an verflüssigtem Erdgas – also LNG – in den kommenden Jahren erhöhen.
Zudem wurden bereits einzelne Schiffe, die mit ihrer Fracht eigentlich gen Asien unterwegs waren, nach Europa umgeleitet.
Das nordafrikanische Algerien ist zwar “nur” der zehntgrößte Gaslieferant der Welt. Doch die im Jahr 2021 von dort exportierten Ladungen Flüssiggas waren größtenteils für den europäischen Markt bestimmt. Damit gehört Algerien zu den wichtigsten LNG-Lieferanten für Europa.
Norwegen und Niederlande
Bereits Ende Februar berichtete die Nachrichtenagentur AFP, das Land habe dazu bereit erklärt, mehr Gas zu liefern. Der Leiter des staatlichen Energieunternehmens, Toufik Hakkar, sagte, sein Unternehmen sei “bereit, zusätzliches Gas aus seinen Überschüssen über die Trans-Mediterranean (Transmed)-Pipeline, die Algerien mit Italien verbindet, in die EU zu pumpen.” Hakkar räumte jedoch ein, dass es dafür auch einen Überschuss an Gas oder verflüssigtem Erdgas geben müsse. Zunächst müssten also die Nachfrage im eigenen Land und “vertragliche Verpflichtungen” bedient werden. Experten gehen davon aus, dass Algerien – zumindest kurzfristig gesehen – nicht einspringen kann.
Katar
Das autoritär regierte Nigeria gehört zu den Ländern mit den größten Gasvorkommen auf der Welt – mehr als es für den eigenen Markt braucht. Der Bau einer 4000 Kilometer langen Pipeline aus dem westafrikanischen Land könnte deshalb mehr Unabhängigkeit von russischem Gas bedeuten, zumindest auf mittlere Sicht. Nach ihrer Fertigstellung soll die Pipeline bis zu 30 Milliarden Kubikmeter Gas nach Algerien transportieren. Von dort könnte es nach Europa geleitet werden. Bislang hatten politische Spannungen zwischen Algerien und Niger, das an Nigeria und Algerien angrenzt, das Projekt aufgehalten.
Schon jetzt exportiert Nigeria Flüssiggas per Schiff nach Europa. Die größten Abnehmer sind Spanien, Frankreich und Portugal, die über LNG-Terminals verfügen. Mehr als zwölf Milliarden Kubikmeter sollen 2019 laut Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft von Nigeria nach Europa importiert worden sein. Auch Deutschland will nun zwei LNG-Terminals bauen, um einen direkten Import möglich zu machen. Doch bis die Anlagen fertig gestellt sind, dürften Jahre vergehen.
Algerien
Aserbaidschan, früher Teil der damaligen Sowjetunion, will seine Gas-Lieferungen in diesem Jahr um elf Prozent steigern, so ein Beamter des Energieministeriums in der Asia Times. Problematisch ist jedoch, dass das Land im Kaukasus vielfach an langfristige Verträge gebunden ist, die schon vor Jahren unterzeichnet wurden. Zudem hat die Inlandsnachfrage in den vergangenen zehn Jahren stark zugenommen.
Seit Dezember 2020 beliefert das Land den europäischen Kontinent über die Transadriatische Pipeline (TAP). Der knapp 900 Kilometer lange Gaskorridor führt von der türkisch-griechischen Grenze über Albanien bis nach Italien.