Indiens Rückendeckung für Russland
Die indische Regierung will den russischen Einmarsch in der Ukraine nicht verurteilen. In sozialen Medien und rechten Gruppen wächst derweil die Unterstützung für Moskau. Aus Neu Delhi Murali Krishnan.
Anfang März organisierten Mitglieder der rechtsnationalistischen Gruppierung Hindu Sena eine Demonstration in Neu Delhi, um Russland und seinen Einmarsch in die Ukraine zu unterstützen. Fast eine Stunde zogen sie durch das Zentrum der Hauptstadt und hielten Schilder hoch mit Parolen wie: “Russland, Du kämpfst, wir stehen zu dir!” und “Lang lebe der indisch-russische Zusammenhalt”. Andere Plakate unterstützten ausdrücklich die Invasion und ein “ungeteiltes Russland”.
Die Hindu Sena ist zwar eine relativ kleine politische Gruppe, sie ist aber in 16 indischen Bundesstaaten vertreten und hat mehr als eine Million Unterstützer in den sozialen Netzwerken.
Anfang März organisierten Mitglieder der rechtsnationalistischen Gruppierung Hindu Sena eine Demonstration in Neu Delhi, um Russland und seinen Einmarsch in die Ukraine zu unterstützen. Fast eine Stunde zogen sie durch das Zentrum der Hauptstadt und hielten Schilder hoch mit Parolen wie: “Russland, Du kämpfst, wir stehen zu dir!” und “Lang lebe der indisch-russische Zusammenhalt”. Andere Plakate unterstützten ausdrücklich die Invasion und ein “ungeteiltes Russland”.
“Russland war immer ein wahrer Freund für Indien. Indien hätte Bodentruppen schicken sollen. Die Ukraine dagegen hat immer Pakistan unterstützt und gegen unser Atomprogramm gestimmt”, sagt Vishnu Gupta, Präsident der Hindu Sena, der DW.
Historische und strategische Beziehungen
Während die Demonstration in Delhi ein einmaliges Ereignis war, bekräftigen vor allem in den sozialen Netzwerken viele Inder ihre Unterstützung für Russland und seinen Präsidenten Wladimir Putin. Die Studentin Richa Kapoor räumt gegenüber der DW ein, dass es ihr für die unschuldigen Ukrainer leid täte. Aber der Westen habe kein Recht, Russland zu kritisieren, vor allem nicht mit Blick auf den vom Westen geführten Einmarsch in Afghanistan: “Wir sollten uns nicht von der Heuchelei des Westens beeinflussen lassen.”
Die Staaten, die einst zur Sowjetunion gehörten, werden sich schlussendlich wieder russischer Kontrolle unterwerfen, meint der Anwalt Mahesh Kumar Agarwal im Gespräch mit der DW. Ähnliche geopolitische Ideen vertreten einige Rechtsextremisten in Indien. Das Konzept, das als “Akhand Bharat” bekannt ist, sieht zudem den gesamten indischen Subkontinent, von Afghanistan bis Myanmar, als Teil einer einzigen “ungeteilten” Nation – mit Indien als Herzstück.
Andere Unterstützer Putins zitieren historische Verbindungen zu Russland, darunter die Rückendeckung der Sowjetunion während des Unabhängigkeitskrieges in Bangladesch 1971. “Die Unterstützung aus Indien ist durch solche historischen Beziehungen mit der früheren Sowjetunion beeinflusst. Eine Rolle spielt auch die Bedrohung, die für Indien davon ausgeht, dass China näher an Russland heranrückt”, sagt Nalini Ranjan Mohanty, Direktor des Jagran Institute of Management and Mass Communication, der DW.
Seit russische Truppen in die Ukraine einmarschiert sind, hat die indische Regierung einen diplomatischen Seiltanz aufgeführt und sich bei allen UN-Resolutionen, die Russlands Vorgehen verurteilen, der Stimme enthalten. Dazu gehörten Abstimmungen im UN-Sicherheitsrat, in der UN-Vollversammlung, im UN-Menschenrechtsrat und bei der Internationalen Atomenergiebehörde.
Der Grund dafür sind zum einen die historischen und strategischen Verbindungen zu Russland. Dazu kommt ein zentraler Grundsatz der indischen Außenpolitik: Der Wunsch, gute und stabile Beziehungen zu allen Großmächten zu pflegen, Russland eingeschlossen.
Zudem gibt es Ähnlichkeiten zwischen dem populistische Politikstil von Russlands Präsident Wladimir Putin und demjenigen von Indiens Ministerpräsident Narendra Modi. “Beide Politiker fügen ihrer Persönlichkeit ein Macho-Image hinzu”, so der Medienforscher Rakesh Batabyal gegenüber der DW. “Sie sind nationalistisch, autoritär und zeigen einen kämpferischen Führungsstil.”
Allerdings gibt es auch eine lautstarke Gruppe, die Indiens Weigerung kritisiert, sich zum Krieg in der Ukraine zu äußern. Sie fordert von der Regierung in Neu Delhi, Russland für seinen Einmarsch in ein souveränes Land zu verurteilen.
“Russland ist ein Freund und es könnte berechtigte Sicherheitsbedenken geben. Aber wenn Indien plötzlich schweigt, wird das die Ukraine und ihre Freunde enttäuschen. Es ist schade, dass Indien verstummt ist”, so der Parlamentsabgeordnete Shashi Tharoor. “Es kommt nicht gut an, wenn ein Land wie Indien, das nach einem Sitz im UN-Sicherheitsrat strebt, sich über international anerkannte Prinzipien ausschweigt.”
Manish Tewari, ein anderer Abgeordneter, schreibt auf Twitter, er wünschte, dass Indien der Ukraine gegen die “beispiellose und ungerechtfertigte Aggression” beistehe. “Freunden muss man sagen, wenn sie etwas falsch machen.”
Adaption aus dem Englischen: Beate Hinrichs
Anfang März organisierten Mitglieder der rechtsnationalistischen Gruppierung Hindu Sena eine Demonstration in Neu Delhi, um Russland und seinen Einmarsch in die Ukraine zu unterstützen. Fast eine Stunde zogen sie durch das Zentrum der Hauptstadt und hielten Schilder hoch mit Parolen wie: “Russland, Du kämpfst, wir stehen zu dir!” und “Lang lebe der indisch-russische Zusammenhalt”. Andere Plakate unterstützten ausdrücklich die Invasion und ein “ungeteiltes Russland”.
Die Hindu Sena ist zwar eine relativ kleine politische Gruppe, sie ist aber in 16 indischen Bundesstaaten vertreten und hat mehr als eine Million Unterstützer in den sozialen Netzwerken.
Historische und strategische Beziehungen
“Russland war immer ein wahrer Freund für Indien. Indien hätte Bodentruppen schicken sollen. Die Ukraine dagegen hat immer Pakistan unterstützt und gegen unser Atomprogramm gestimmt”, sagt Vishnu Gupta, Präsident der Hindu Sena, der DW.
Während die Demonstration in Delhi ein einmaliges Ereignis war, bekräftigen vor allem in den sozialen Netzwerken viele Inder ihre Unterstützung für Russland und seinen Präsidenten Wladimir Putin. Die Studentin Richa Kapoor räumt gegenüber der DW ein, dass es ihr für die unschuldigen Ukrainer leid täte. Aber der Westen habe kein Recht, Russland zu kritisieren, vor allem nicht mit Blick auf den vom Westen geführten Einmarsch in Afghanistan: “Wir sollten uns nicht von der Heuchelei des Westens beeinflussen lassen.”
Die Staaten, die einst zur Sowjetunion gehörten, werden sich schlussendlich wieder russischer Kontrolle unterwerfen, meint der Anwalt Mahesh Kumar Agarwal im Gespräch mit der DW. Ähnliche geopolitische Ideen vertreten einige Rechtsextremisten in Indien. Das Konzept, das als “Akhand Bharat” bekannt ist, sieht zudem den gesamten indischen Subkontinent, von Afghanistan bis Myanmar, als Teil einer einzigen “ungeteilten” Nation – mit Indien als Herzstück.
Andere Unterstützer Putins zitieren historische Verbindungen zu Russland, darunter die Rückendeckung der Sowjetunion während des Unabhängigkeitskrieges in Bangladesch 1971. “Die Unterstützung aus Indien ist durch solche historischen Beziehungen mit der früheren Sowjetunion beeinflusst. Eine Rolle spielt auch die Bedrohung, die für Indien davon ausgeht, dass China näher an Russland heranrückt”, sagt Nalini Ranjan Mohanty, Direktor des Jagran Institute of Management and Mass Communication, der DW.
Indiens waghalsiger Drahtseilakt
Seit russische Truppen in die Ukraine einmarschiert sind, hat die indische Regierung einen diplomatischen Seiltanz aufgeführt und sich bei allen UN-Resolutionen, die Russlands Vorgehen verurteilen, der Stimme enthalten. Dazu gehörten Abstimmungen im UN-Sicherheitsrat, in der UN-Vollversammlung, im UN-Menschenrechtsrat und bei der Internationalen Atomenergiebehörde.
Widerspruch im Parlament
Der Grund dafür sind zum einen die historischen und strategischen Verbindungen zu Russland. Dazu kommt ein zentraler Grundsatz der indischen Außenpolitik: Der Wunsch, gute und stabile Beziehungen zu allen Großmächten zu pflegen, Russland eingeschlossen.
Zudem gibt es Ähnlichkeiten zwischen dem populistische Politikstil von Russlands Präsident Wladimir Putin und demjenigen von Indiens Ministerpräsident Narendra Modi. “Beide Politiker fügen ihrer Persönlichkeit ein Macho-Image hinzu”, so der Medienforscher Rakesh Batabyal gegenüber der DW. “Sie sind nationalistisch, autoritär und zeigen einen kämpferischen Führungsstil.”
Allerdings gibt es auch eine lautstarke Gruppe, die Indiens Weigerung kritisiert, sich zum Krieg in der Ukraine zu äußern. Sie fordert von der Regierung in Neu Delhi, Russland für seinen Einmarsch in ein souveränes Land zu verurteilen.
“Russland ist ein Freund und es könnte berechtigte Sicherheitsbedenken geben. Aber wenn Indien plötzlich schweigt, wird das die Ukraine und ihre Freunde enttäuschen. Es ist schade, dass Indien verstummt ist”, so der Parlamentsabgeordnete Shashi Tharoor. “Es kommt nicht gut an, wenn ein Land wie Indien, das nach einem Sitz im UN-Sicherheitsrat strebt, sich über international anerkannte Prinzipien ausschweigt.”
Manish Tewari, ein anderer Abgeordneter, schreibt auf Twitter, er wünschte, dass Indien der Ukraine gegen die “beispiellose und ungerechtfertigte Aggression” beistehe. “Freunden muss man sagen, wenn sie etwas falsch machen.”
Adaption aus dem Englischen: Beate Hinrichs