Kultur

Verlag zieht umstrittenes Anne-Frank-Buch zurück

Ein Forscherteam wollte herausgefunden haben, von wem Anne Frank und ihre Familie verraten wurden. Ein Buch mit den Ergebnissen wird nun zurückgezogen.

Ein 20-köpfiges “Cold Case Team” um den ehemaligen FBI-Ermittler Vince Pankoke hatte fünf Jahre lang recherchiert, ehe es zu dem Schluss kam, dass der jüdisch-niederländische Notar Arnold van den Bergh die Familie Frank im August 1944 an die Gestapo auslieferte. Er soll den deutschen Besatzern demnach eine Liste mit Verstecken von Juden in Amsterdam übergeben haben, um das Leben seiner eigenen Familie zu retten.

Die Ergebnisse des Untersuchungsteams fasste die Autorin Rosemary Sullivan im Sachbuch “Het verraad van Anne Frank” (“Der Verrat von Anne Frank”) zusammen. Es erschien am 18. Januar zeitgleich auf Englisch, Niederländisch, Französisch und Spanisch und nahm die These des Rechercheteams als gegeben an.

Ein 20-köpfiges “Cold Case Team” um den ehemaligen FBI-Ermittler Vince Pankoke hatte fünf Jahre lang recherchiert, ehe es zu dem Schluss kam, dass der jüdisch-niederländische Notar Arnold van den Bergh die Familie Frank im August 1944 an die Gestapo auslieferte. Er soll den deutschen Besatzern demnach eine Liste mit Verstecken von Juden in Amsterdam übergeben haben, um das Leben seiner eigenen Familie zu retten.

Bereits kurz nach der Vorstellung der Ermittlungsergebnisse im vergangenen Januar hatten Historiker  Kritik und Zweifel an den Darstellungender Ermittlungsgruppe geäußert. Der niederländische Verlag Ambo/Anthos hatte daraufhin bereits den Nachdruck des Buches ausgesetzt.

Historiker: Anschuldigungen “nicht haltbar”

Sechs Historiker um Bart Wallet, Professor für jüdische Geschichte an der University of Amsterdam, legten am Dienstag einen 69-seitigen Bericht vor, in dem sie diese Darstellungen widerlegten. Die getroffenen Anschuldigungen seien “nicht haltbar”, es gebe “keinerlei seriösen Beweis”.

Das “Cold Case Team” habe Annahmen als Belege gewertet, auf die sie die nächsten Annahmen gestützt hätten. Dies mache das Buch zu einem “wackeligen Kartenhaus, denn wenn sich ein einzelner Schritt als falsch erweist, fallen auch die darüber liegenden Karten zusammen”.

Der Leiter des “Cold Case Teams”, Pieter van Twisk, sagte dem niederländischen Rundfunksender NOS, die Arbeit der Historiker sei “sehr detailliert und extrem solide”. Bereits im Januar hatte der ehemalige FBI-Ermittler Vince Pankoke eingeräumt, dass es 77 Jahre nach Kriegsende keine absolute Gewissheit gebe.

Der Verlag Ambo/Anthos habe Buchhandlungen gebeten, ihre vorrätigen Exemplare zurückzuschicken. Wie mit den in anderen Sprachen vom Verlag HarperCollins veröffentlichten Ausgaben verfahren wird, blieb zunächst offen. Auch in Deutschland sollte das Buch erscheinen. Der eigentliche Veröffentlichungstermin war bereits verschoben worden, um an einer “korrigierten, ergänzten und kommentierten deutschsprachigen Ausgabe” arbeiten zu können, wie der Verlag im Februar mitteilte.

Bereits nach der Veröffentlichung der Rechercheergebnisse hatten sich Historiker umgehend kritisch geäußert. Die Beweislage sei sehr dünn, hatte der Amsterdamer Professor für Holocaust- und Genozidstudien, Johannes Houwink ten Cate, der Tageszeitung “NRC Handelsblad” gesagt.

Ben Wallet, der nun der Gruppe vorstand, die den Bericht vorlegte, hatte bereits im Januar dem Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” gesagt, es sei “mehr als fragwürdig”, eine Person “auf der Basis eines anonymen Schreibens des Verrats an Anne Frank und ihrer Familie anzuschuldigen”.

Die Familie Frank und vier weitere Juden hatten sich von Juli 1942 bis August 1944 in Amsterdam in einem Anbau versteckt, der nur über eine geheime Treppe hinter einem Bücherregal zugänglich war. Dort wurden sie von der Gestapo gefangen genommen, Anne und ihre Schwester Margot starben im Konzentrationslager Bergen-Belsen.

Annes Vater Otto Frank überlebte den Holocaust. Er veröffentlichte nach dem Zweiten Weltkrieg Annes Tagebuch, das zu einem weltweiten Bestseller wurde.

Video ansehen 01:48

Wer hat Anne Frank verraten?

Ein 20-köpfiges “Cold Case Team” um den ehemaligen FBI-Ermittler Vince Pankoke hatte fünf Jahre lang recherchiert, ehe es zu dem Schluss kam, dass der jüdisch-niederländische Notar Arnold van den Bergh die Familie Frank im August 1944 an die Gestapo auslieferte. Er soll den deutschen Besatzern demnach eine Liste mit Verstecken von Juden in Amsterdam übergeben haben, um das Leben seiner eigenen Familie zu retten.

Die Ergebnisse des Untersuchungsteams fasste die Autorin Rosemary Sullivan im Sachbuch “Het verraad van Anne Frank” (“Der Verrat von Anne Frank”) zusammen. Es erschien am 18. Januar zeitgleich auf Englisch, Niederländisch, Französisch und Spanisch und nahm die These des Rechercheteams als gegeben an.

Historiker: Anschuldigungen “nicht haltbar”

Bereits kurz nach der Vorstellung der Ermittlungsergebnisse im vergangenen Januar hatten Historiker  Kritik und Zweifel an den Darstellungender Ermittlungsgruppe geäußert. Der niederländische Verlag Ambo/Anthos hatte daraufhin bereits den Nachdruck des Buches ausgesetzt.

Sechs Historiker um Bart Wallet, Professor für jüdische Geschichte an der University of Amsterdam, legten am Dienstag einen 69-seitigen Bericht vor, in dem sie diese Darstellungen widerlegten. Die getroffenen Anschuldigungen seien “nicht haltbar”, es gebe “keinerlei seriösen Beweis”.

Das “Cold Case Team” habe Annahmen als Belege gewertet, auf die sie die nächsten Annahmen gestützt hätten. Dies mache das Buch zu einem “wackeligen Kartenhaus, denn wenn sich ein einzelner Schritt als falsch erweist, fallen auch die darüber liegenden Karten zusammen”.

Der Leiter des “Cold Case Teams”, Pieter van Twisk, sagte dem niederländischen Rundfunksender NOS, die Arbeit der Historiker sei “sehr detailliert und extrem solide”. Bereits im Januar hatte der ehemalige FBI-Ermittler Vince Pankoke eingeräumt, dass es 77 Jahre nach Kriegsende keine absolute Gewissheit gebe.

Dünne Beweislage

Der Verlag Ambo/Anthos habe Buchhandlungen gebeten, ihre vorrätigen Exemplare zurückzuschicken. Wie mit den in anderen Sprachen vom Verlag HarperCollins veröffentlichten Ausgaben verfahren wird, blieb zunächst offen. Auch in Deutschland sollte das Buch erscheinen. Der eigentliche Veröffentlichungstermin war bereits verschoben worden, um an einer “korrigierten, ergänzten und kommentierten deutschsprachigen Ausgabe” arbeiten zu können, wie der Verlag im Februar mitteilte.

Bereits nach der Veröffentlichung der Rechercheergebnisse hatten sich Historiker umgehend kritisch geäußert. Die Beweislage sei sehr dünn, hatte der Amsterdamer Professor für Holocaust- und Genozidstudien, Johannes Houwink ten Cate, der Tageszeitung “NRC Handelsblad” gesagt.

Ben Wallet, der nun der Gruppe vorstand, die den Bericht vorlegte, hatte bereits im Januar dem Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” gesagt, es sei “mehr als fragwürdig”, eine Person “auf der Basis eines anonymen Schreibens des Verrats an Anne Frank und ihrer Familie anzuschuldigen”.

Die Familie Frank und vier weitere Juden hatten sich von Juli 1942 bis August 1944 in Amsterdam in einem Anbau versteckt, der nur über eine geheime Treppe hinter einem Bücherregal zugänglich war. Dort wurden sie von der Gestapo gefangen genommen, Anne und ihre Schwester Margot starben im Konzentrationslager Bergen-Belsen.

Annes Vater Otto Frank überlebte den Holocaust. Er veröffentlichte nach dem Zweiten Weltkrieg Annes Tagebuch, das zu einem weltweiten Bestseller wurde.

Nachrichten

Ähnliche Artikel

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"