Teqball: Der junge Sport schart sich um seine ukrainischen Athleten
Die noch junge Teqball-Gemeinschaft beherbergt gestrandete ukrainische Spieler und unterstützt sie nach Kräften. Ein Beispiel für die Solidarität mit der Ukraine, deren Sportler ihr Land wieder aufbauen wollen.
Trotz allem können sich Oleg und Kateryna Usychenko glücklich schätzen. Oleg ist Teqball-Spieler, eine Sportart, die sich am besten als Fußball-Tennis beschreiben lässt. Dieses Spiel wird auf einem auf besondere Weise gebogenen Tischtennis-Tisch gespielt. Oleg sollte sein Land, die Ukraine, am 25. Februar in Lissabon vertreten. Er, seine Frau Kateryna und seine kleine Tochter Iryna verließen Kiew allerdings zufällig bereits am 23. Februar, weil es zu diesem Zeitpunkt keine Direktflüge nach Portugal gab. In der folgenden Nacht begann die russische Invasion. “Wir hatten Glück”, sagt Kateryna. “Vielleicht war es Gott. Vielleicht war es das Schicksal. Irgendetwas hat uns gerettet.”
Doch unversehens saß die Familie plötzlich in Portugal fest – mit Gepäck für nur vier Tage und einem kleinen Kind. Die Usychenkos konnten nicht nach Hause zurückkehren. Und der Rest des ukrainischen Teams, Olegs Doppelpartner Ivan Grom sowie das Frauenpaar Iryna Dubytska und Anastasiia Terekh ebenfalls nicht:. “Die ersten paar Tage in Lissabon waren surreal”, erinnert sich Ivan. “Wir konnten nicht wirklich verstehen, was vor sich ging.”
Trotz allem können sich Oleg und Kateryna Usychenko glücklich schätzen. Oleg ist Teqball-Spieler, eine Sportart, die sich am besten als Fußball-Tennis beschreiben lässt. Dieses Spiel wird auf einem auf besondere Weise gebogenen Tischtennis-Tisch gespielt. Oleg sollte sein Land, die Ukraine, am 25. Februar in Lissabon vertreten. Er, seine Frau Kateryna und seine kleine Tochter Iryna verließen Kiew allerdings zufällig bereits am 23. Februar, weil es zu diesem Zeitpunkt keine Direktflüge nach Portugal gab. In der folgenden Nacht begann die russische Invasion. “Wir hatten Glück”, sagt Kateryna. “Vielleicht war es Gott. Vielleicht war es das Schicksal. Irgendetwas hat uns gerettet.”
Aber die junge Teqball-Gemeinschaft zog an einem Strang. Mit Hilfe des portugiesischen Teqball-Verbandes (FTP) wurden für das ukrainische Team eine Unterkunft und andere notwendige Dinge organisiert. “Wir wollten alles in unserer Macht Stehende tun, um ihr Leid zu lindern”, so Rui Leitao von der FTP gegenüber der DW. “Wir wollten, dass sie sich in Portugal wohl und zu Hause fühlen. Sie wissen, dass sie immer auf das portugiesische Team und alle Mitglieder der Teqball-Gemeinschaft zählen können.”
Sie können auf Portugal und Teqball zählen
Drei Wochen später, als sich der russische Angriff auf ihr Heimatland verschärfte und die Zahl der Opfer weiter zunahm, reisten die Ukrainer dennoch weiter nach Paris, um an der ersten Teqball World Series teilzunehmen. Die Kosten wurden vom Internationalen Teqball-Verband (FITEQ) übernommen, der außerdem durch die Versteigerung eines Fußballtrikots 2.000 Euro (2.200 Dollar) für sie sammelte.
“Wir unterstützen die Ukrainer logistisch und finanziell mit Lebensmitteln, Unterkunft und Reisen, aber auch psychologisch”, sagt Jawal El Hajri, Präsident des französischen Teqball-Verbandes (FNTEQ). “Wir wollen, dass sie wissen, dass sie Teil unserer Familie sind.” Wie es der Zufall wollte, wurden Oleg und Ivan in Paris gegen Portugal ausgelost und schlugen Rui und seinen Partner Joao Paulo Henriques mit 12:10, 12:6.
Es waren Momente, in denen Oleg und Ivan – wenn auch nur vorübergehend – den Krieg zu Hause vergessen konnten. Diese Beziehung, die unter den besonderen Umständen der Verzweiflung begann, entwickelte sich zu einer engen Freundschaft. “Teqball ist eine Ablenkung für uns”, sagt Oleg. “In Lissabon war es noch sehr schwer, sich zu konzentrieren, weil es erst der dritte Tag des Krieges war. Aber jetzt sind wir irgendwie daran gewöhnt. Solange ich weiß, dass meine Freunde und meine Familie in Sicherheit sind, fühle ich nichts. Ich bin nicht glücklich, ich bin nicht traurig. Es ist, wie es ist.”
Im Damendoppel hätten sich Iryna und Anastasiia bei ihrem Wettkampfdebüt kaum einen schwierigeren Start wünschen können, denn ihnen wurde die brasilianische Teqball-Starspielerin Natalia Guitler und ihre Partnerin zugelost. “Ich weiß, wie schwer es im Moment für sie ist”, sagt Guitler nach dem klaren Sieg (12:2, 12:2) der DW. “Wir hoffen alle, dass sich die Situation verbessert, damit die Mädchen und ihre Familien in Sicherheit sind und sie mehr trainieren können. Teqball ist noch eine neue Sportart. Also haben wir noch viel Zeit, uns zu verbessern. Ich hoffe, dass sie alle in Sicherheit bleiben.”
Die US-amerikanische Star-Teqballerin Carolyn Greco ergänzt: “Es war schön zu sehen, wie alle zusammenkamen, um den ukrainischen Spielerinnen zu applaudieren, als ihre Namen bekannt gegeben wurden. Die Teqball-Gemeinschaft ist wirklich eine Familie.” Greco und ihre Partnerin schieden im Halbfinale gegen das ungarische Paar Zsanett Janicsek und Lea Vasas aus, das im Finale auch Guitler und ihre Partnerin besiegte.
Doch für die Ukrainerinnen ging es bei der Veranstaltung um mehr als nur um Medaillen. “Die Spieler und Organisatoren haben uns wirklich unterstützt. Sie haben uns mit Unterkünften und allem, was wir brauchen, geholfen, dafür sind wir sehr dankbar”, sagt Anastasiia. “Teqball ist eine schöne Ablenkung für uns, aber wir können uns nicht voll konzentrieren, weil unsere Gedanken immer in der Ukraine sind. Aber: Teqball ist ein sicherer Ort für uns. “
Die Haltung der ukrainischen Delegation in Paris war eine Mischung aus Dankbarkeit, Rührung und entschlossenem Optimismus, dass sie eines Tages nach Hause zurückkehren werden können. “Wenn die Leute erfahren, dass wir aus der Ukraine kommen, fragen sie uns, ob wir etwas brauchen, Kleidung oder Lebensmittel, das ist unglaublich”, sagt Kateryna Usychenko. “Wir brauchen eigentlich nicht viel. Aber einfach nur ‘Hallo’ zu sagen, fühlt sich in dieser Situation wie ein ‘Ich liebe dich’ an. Wir wissen, dass wir nicht allein sind.”
Trotzdem will sie so schnell es geht wieder nach Hause. “Ehrlich gesagt, habe ich mich noch nie so patriotisch gefühlt. Ich wusste nicht, dass ich mein Land so sehr liebe”, sagt sie. “Wir freuen uns auf den Wiederaufbau einer besseren Zukunft. Es wird eine bessere Ukraine sein, eine stärkere Ukraine. Die ganze Welt weiß, wie stark wir sind.”
Bis dahin wird Kateryna bei ihren Teamkollegen Oleg, Ivan, Anastasiia und Iryna bleiben. Die junge Teqball-Gemeinschaft von Portugal bis Frankreich und darüber hinaus wird sich weiterhin um sie kümmern. “Das Leben muss weitergehen”, sagt Ivan. “Unsere Familie und Freunde verfolgen unsere Spiele und unterstützen uns von zu Hause aus. Wenn wir sie glücklich machen und ablenken können, ist das toll.”
Aus dem Englischen adaptiert von Jörg Strohschein
Trotz allem können sich Oleg und Kateryna Usychenko glücklich schätzen. Oleg ist Teqball-Spieler, eine Sportart, die sich am besten als Fußball-Tennis beschreiben lässt. Dieses Spiel wird auf einem auf besondere Weise gebogenen Tischtennis-Tisch gespielt. Oleg sollte sein Land, die Ukraine, am 25. Februar in Lissabon vertreten. Er, seine Frau Kateryna und seine kleine Tochter Iryna verließen Kiew allerdings zufällig bereits am 23. Februar, weil es zu diesem Zeitpunkt keine Direktflüge nach Portugal gab. In der folgenden Nacht begann die russische Invasion. “Wir hatten Glück”, sagt Kateryna. “Vielleicht war es Gott. Vielleicht war es das Schicksal. Irgendetwas hat uns gerettet.”
Doch unversehens saß die Familie plötzlich in Portugal fest – mit Gepäck für nur vier Tage und einem kleinen Kind. Die Usychenkos konnten nicht nach Hause zurückkehren. Und der Rest des ukrainischen Teams, Olegs Doppelpartner Ivan Grom sowie das Frauenpaar Iryna Dubytska und Anastasiia Terekh ebenfalls nicht:. “Die ersten paar Tage in Lissabon waren surreal”, erinnert sich Ivan. “Wir konnten nicht wirklich verstehen, was vor sich ging.”
Sie können auf Portugal und Teqball zählen
Aber die junge Teqball-Gemeinschaft zog an einem Strang. Mit Hilfe des portugiesischen Teqball-Verbandes (FTP) wurden für das ukrainische Team eine Unterkunft und andere notwendige Dinge organisiert. “Wir wollten alles in unserer Macht Stehende tun, um ihr Leid zu lindern”, so Rui Leitao von der FTP gegenüber der DW. “Wir wollten, dass sie sich in Portugal wohl und zu Hause fühlen. Sie wissen, dass sie immer auf das portugiesische Team und alle Mitglieder der Teqball-Gemeinschaft zählen können.”
Drei Wochen später, als sich der russische Angriff auf ihr Heimatland verschärfte und die Zahl der Opfer weiter zunahm, reisten die Ukrainer dennoch weiter nach Paris, um an der ersten Teqball World Series teilzunehmen. Die Kosten wurden vom Internationalen Teqball-Verband (FITEQ) übernommen, der außerdem durch die Versteigerung eines Fußballtrikots 2.000 Euro (2.200 Dollar) für sie sammelte.
“Wir unterstützen die Ukrainer logistisch und finanziell mit Lebensmitteln, Unterkunft und Reisen, aber auch psychologisch”, sagt Jawal El Hajri, Präsident des französischen Teqball-Verbandes (FNTEQ). “Wir wollen, dass sie wissen, dass sie Teil unserer Familie sind.” Wie es der Zufall wollte, wurden Oleg und Ivan in Paris gegen Portugal ausgelost und schlugen Rui und seinen Partner Joao Paulo Henriques mit 12:10, 12:6.
Es waren Momente, in denen Oleg und Ivan – wenn auch nur vorübergehend – den Krieg zu Hause vergessen konnten. Diese Beziehung, die unter den besonderen Umständen der Verzweiflung begann, entwickelte sich zu einer engen Freundschaft. “Teqball ist eine Ablenkung für uns”, sagt Oleg. “In Lissabon war es noch sehr schwer, sich zu konzentrieren, weil es erst der dritte Tag des Krieges war. Aber jetzt sind wir irgendwie daran gewöhnt. Solange ich weiß, dass meine Freunde und meine Familie in Sicherheit sind, fühle ich nichts. Ich bin nicht glücklich, ich bin nicht traurig. Es ist, wie es ist.”
Teqball-Gemeinschaft ist ein sicherer Ort
Im Damendoppel hätten sich Iryna und Anastasiia bei ihrem Wettkampfdebüt kaum einen schwierigeren Start wünschen können, denn ihnen wurde die brasilianische Teqball-Starspielerin Natalia Guitler und ihre Partnerin zugelost. “Ich weiß, wie schwer es im Moment für sie ist”, sagt Guitler nach dem klaren Sieg (12:2, 12:2) der DW. “Wir hoffen alle, dass sich die Situation verbessert, damit die Mädchen und ihre Familien in Sicherheit sind und sie mehr trainieren können. Teqball ist noch eine neue Sportart. Also haben wir noch viel Zeit, uns zu verbessern. Ich hoffe, dass sie alle in Sicherheit bleiben.”
Nur ‘Hallo’ zu sagen, fühlt sich an wie: ‘Ich liebe dich’.
Die US-amerikanische Star-Teqballerin Carolyn Greco ergänzt: “Es war schön zu sehen, wie alle zusammenkamen, um den ukrainischen Spielerinnen zu applaudieren, als ihre Namen bekannt gegeben wurden. Die Teqball-Gemeinschaft ist wirklich eine Familie.” Greco und ihre Partnerin schieden im Halbfinale gegen das ungarische Paar Zsanett Janicsek und Lea Vasas aus, das im Finale auch Guitler und ihre Partnerin besiegte.
Doch für die Ukrainerinnen ging es bei der Veranstaltung um mehr als nur um Medaillen. “Die Spieler und Organisatoren haben uns wirklich unterstützt. Sie haben uns mit Unterkünften und allem, was wir brauchen, geholfen, dafür sind wir sehr dankbar”, sagt Anastasiia. “Teqball ist eine schöne Ablenkung für uns, aber wir können uns nicht voll konzentrieren, weil unsere Gedanken immer in der Ukraine sind. Aber: Teqball ist ein sicherer Ort für uns. “
Die Haltung der ukrainischen Delegation in Paris war eine Mischung aus Dankbarkeit, Rührung und entschlossenem Optimismus, dass sie eines Tages nach Hause zurückkehren werden können. “Wenn die Leute erfahren, dass wir aus der Ukraine kommen, fragen sie uns, ob wir etwas brauchen, Kleidung oder Lebensmittel, das ist unglaublich”, sagt Kateryna Usychenko. “Wir brauchen eigentlich nicht viel. Aber einfach nur ‘Hallo’ zu sagen, fühlt sich in dieser Situation wie ein ‘Ich liebe dich’ an. Wir wissen, dass wir nicht allein sind.”
Trotzdem will sie so schnell es geht wieder nach Hause. “Ehrlich gesagt, habe ich mich noch nie so patriotisch gefühlt. Ich wusste nicht, dass ich mein Land so sehr liebe”, sagt sie. “Wir freuen uns auf den Wiederaufbau einer besseren Zukunft. Es wird eine bessere Ukraine sein, eine stärkere Ukraine. Die ganze Welt weiß, wie stark wir sind.”
Bis dahin wird Kateryna bei ihren Teamkollegen Oleg, Ivan, Anastasiia und Iryna bleiben. Die junge Teqball-Gemeinschaft von Portugal bis Frankreich und darüber hinaus wird sich weiterhin um sie kümmern. “Das Leben muss weitergehen”, sagt Ivan. “Unsere Familie und Freunde verfolgen unsere Spiele und unterstützen uns von zu Hause aus. Wenn wir sie glücklich machen und ablenken können, ist das toll.”
Aus dem Englischen adaptiert von Jörg Strohschein