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FC Bayern – Wechselfehler mit Folgen?

Bundesliga-Spitzenreiter FC Bayern München droht nach dem Wechselfehler beim SC Freiburg ein Punkteverlust am “grünen Tisch”. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Fall.

Verliert Bundesliga-Spitzenreiter FC Bayern München am “Grünen Tisch” die drei Punkte, die er mit dem 4:1-Auswärtssieg beim SC Freiburg gewonnen hat? Wegen eines Wechselfehlers hatten in der Schlussphase kurzzeitig zwölf Bayern-Spieler auf dem Platz gestanden.

In der Schlussphase entschloss sich Bayern-Trainer Julian Nagelsmann zu einem Doppel-Wechsel: Von der 86. Minute an sollten Niklas Süle und Marcel Sabitzer anstelle von Corentin Tolisso und Kingsley Coman die zwischenzeitliche 3:1-Führung der Münchener über die Ziellinie bringen. Bayerns Teammanagerin Kathleen Krüger zeigte auf der elektronischen Tafel jedoch die falsche Rückennummer für Coman an: die 29. Diese hatte der Franzose sechs Spielzeiten lang bei den Bayern getragen, seit Anfang dieser Saison spielt er aber mit der Rückennummer 11. Coman fühlte sich dementsprechend nicht angesprochen, den Platz zu verlassen.

Verliert Bundesliga-Spitzenreiter FC Bayern München am “Grünen Tisch” die drei Punkte, die er mit dem 4:1-Auswärtssieg beim SC Freiburg gewonnen hat? Wegen eines Wechselfehlers hatten in der Schlussphase kurzzeitig zwölf Bayern-Spieler auf dem Platz gestanden.

Nur Tolisso ging, Süle und Sabitzer kamen. Die Folge: Knapp 20 Sekunden lang spielten zwölf Bayern-Profis. Dem Freiburger Verteidiger Nico Schlotterbeck fiel der Fehler auf. Der Nationalspieler informierte Schiedsrichter Christian Dingert. Der unterbrach die Partie, klärte die Angelegenheit und setzte das Spiel nach minutenlanger Unterbrechung mit einem Schiedsrichterball fort. Am Ende gewannen die Bayern mit 4:1.

Was genau ist in Freiburg passiert?

In Regel 3 der vom DFB veröffentlichten Fußball-Regeln für die Saison 2021/2022 steht klipp und klar: “Das Spiel wird von zwei Teams mit jeweils höchstens elf Spielern bestritten, von denen einer der Torhüter ist.” Auch das Prozedere einer Auswechslung ist in Regel 3 geklärt: Der Schiedsrichter muss über den Wechselwillen informiert werden. “Ein Auswechselspieler betritt das Spielfeld ausschließlich: während einer Spielunterbrechung, an der Mittellinie, nachdem der ausgewechselte Spieler das Spielfeld verlassen hat und nach einem Zeichen des Schiedsrichters.” Wenn zusätzliche Personen auf dem Spielfeld sind und ins Spiel eingreifen, muss der Schiedsrichter die Partie unterbrechen.

Im konkreten Fall lässt sich das nicht eindeutig sagen, vielmehr verteilt sich die “Schuld” auf einige Schultern: Die Bayern-Teammanagerin hat die falsche Rückennummer Comans gezeigt. Marcel Sabitzer hat den Platz betreten, ohne dass Coman den Platz verlassen hatte. Der sogenannte “Vierte Offizielle” – ein DFB-Schiedsrichter, der das Team auf dem Platz und an den Seitenlinien unterstützt – hat offenbar die Übersicht verloren, ebenso Bayern-Trainer Nagelsmann.

Und auch Schiedsrichter Dingert hätte noch einmal nachzählen können, wenn nicht sogar müssen. Zudem hätte er laut Reglement Coman mit Gelb verwarnen und das Spiel mit einem indirekten Freistoß für Freiburg statt mit einem Schiedsrichterball fortsetzen müssen. “Das ist ein Fauxpas des Schiedsrichterteams, der so nicht passieren darf, wenn man die Spielleitung bis zum Ende konzentriert durchbringen will”, sagte DFB-Schiedsrichterbeobachter Knut Kircher dem SWR.

Der SC Freiburg hat nach “einem intensiven und äußerst differenzierten Abwägungsprozess” Einspruch gegen die Wertung des Spiels eingelegt. Man wolle für “Rechtssicherheit in vergleichbaren Fällen” sorgen, ließ der Bundesligist wissen. Damit ist jetzt die Disziplinarkommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Zuge. In der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB steht: “War in einem Spiel ein Spieler nicht spiel- oder einsatzberechtigt, so ist das Spiel für die Mannschaft, die diesen Spieler schuldhaft eingesetzt hatte, mit 0:2 verloren und für den Gegner mit 2:0 gewonnen zu werten, es sei denn, das Spiel war nach dem Einsatz des nicht spiel- oder einsatzberechtigten Spielers noch nicht durch den Schiedsrichter fortgesetzt. In diesem Fall bleibt die Spielwertung bestehen.”

Da die Partie in Freiburg für rund 20 Sekunden mit zwölf Bayern-Spielern gegen elf Freiburger lief, könnten den Bayern also durchaus die drei Punkte entzogen werden. Sollten die DFB-Richter allerdings die Schuld vor allem beim Schiedsrichtergespann sehen, wäre auch der Fortbestand des 4:1-Erfolgs der Münchener denkbar – zumal die Gäste zum Zeitpunkt des Wechselfehlers kurz vor Schluss auch schon mit zwei Toren Vorsprung führten, der Fauxpas also nicht spielentscheidend war.

Wechselfehler – teilweise mit Punktabzug geahndet, teilweise nicht – gab es im deutschen Profifußball schon einige. Und selbst Toptrainer wie Hennes Weisweiler, Christoph Daum, Giovanni Trapattoni oder Otto Rehhagel waren dafür verantwortlich. Allerdings lagen die Fälle anders als jetzt in Freiburg: Mal wurden mehr ausländische Profis eingewechselt als damals zugelassen, mal zu viele Vertragsamateure. Oder es wurde schlicht zu häufig gewechselt. Das passierte in dieser Saison dem Wolfsburger Trainer Mark van Bommel in der ersten Runde des DFB-Pokals: In der Verlängerung des Spiels gegen Preußen Münster wechselte er zum sechsten Mal und damit einmal zu viel. Der DFB erkannte dem Bundesligisten den 2:0-Sieg ab, der Regionalligist zog in die nächste Runde ein.

Im deutschen Amateurfußball gab es im vergangenen Oktober einen ähnlichen Fall wie jetzt in Freiburg in einem Fünftliga-Spiel. In der Oberliga Baden-Württemberg spielten in der Schlussphase der Partie zwischen dem FSV 08 Bietigheim-Bissingen und dem FC Nöttingen nach einem Wechselfehler für 16 Sekunden zwölf Spieler der Heimmannschaft. Das zuständige Schiedsgericht wies den Protest der Gäste gegen die Spielwertung ab.

Auch im internationalen Profifußball gab es schon den Fall, dass irrtümlich zwölf Spieler einer Mannschaft auf dem Platz standen – etwa 2017 im spanischen Ligaspiel zwischen Real Madrid unter Erfolgstrainer Zinedine Zidane und Betis Sevilla. Zidane wollte zwei Spieler auswechseln, nur einer ging. Dem Schiedsrichter fiel der Wechselfehler auf, er blieb damit ohne Folgen. Real verlor auch so durch einen Treffer in der Nachspielzeit mit 0:1.

Christian Dingert hält den Ball in der ausgestreckten Hand und hat die Pfeife im Mund

Verliert Bundesliga-Spitzenreiter FC Bayern München am “Grünen Tisch” die drei Punkte, die er mit dem 4:1-Auswärtssieg beim SC Freiburg gewonnen hat? Wegen eines Wechselfehlers hatten in der Schlussphase kurzzeitig zwölf Bayern-Spieler auf dem Platz gestanden.

In der Schlussphase entschloss sich Bayern-Trainer Julian Nagelsmann zu einem Doppel-Wechsel: Von der 86. Minute an sollten Niklas Süle und Marcel Sabitzer anstelle von Corentin Tolisso und Kingsley Coman die zwischenzeitliche 3:1-Führung der Münchener über die Ziellinie bringen. Bayerns Teammanagerin Kathleen Krüger zeigte auf der elektronischen Tafel jedoch die falsche Rückennummer für Coman an: die 29. Diese hatte der Franzose sechs Spielzeiten lang bei den Bayern getragen, seit Anfang dieser Saison spielt er aber mit der Rückennummer 11. Coman fühlte sich dementsprechend nicht angesprochen, den Platz zu verlassen.

Was genau ist in Freiburg passiert?

Nur Tolisso ging, Süle und Sabitzer kamen. Die Folge: Knapp 20 Sekunden lang spielten zwölf Bayern-Profis. Dem Freiburger Verteidiger Nico Schlotterbeck fiel der Fehler auf. Der Nationalspieler informierte Schiedsrichter Christian Dingert. Der unterbrach die Partie, klärte die Angelegenheit und setzte das Spiel nach minutenlanger Unterbrechung mit einem Schiedsrichterball fort. Am Ende gewannen die Bayern mit 4:1.

In Regel 3 der vom DFB veröffentlichten Fußball-Regeln für die Saison 2021/2022 steht klipp und klar: “Das Spiel wird von zwei Teams mit jeweils höchstens elf Spielern bestritten, von denen einer der Torhüter ist.” Auch das Prozedere einer Auswechslung ist in Regel 3 geklärt: Der Schiedsrichter muss über den Wechselwillen informiert werden. “Ein Auswechselspieler betritt das Spielfeld ausschließlich: während einer Spielunterbrechung, an der Mittellinie, nachdem der ausgewechselte Spieler das Spielfeld verlassen hat und nach einem Zeichen des Schiedsrichters.” Wenn zusätzliche Personen auf dem Spielfeld sind und ins Spiel eingreifen, muss der Schiedsrichter die Partie unterbrechen.

Im konkreten Fall lässt sich das nicht eindeutig sagen, vielmehr verteilt sich die “Schuld” auf einige Schultern: Die Bayern-Teammanagerin hat die falsche Rückennummer Comans gezeigt. Marcel Sabitzer hat den Platz betreten, ohne dass Coman den Platz verlassen hatte. Der sogenannte “Vierte Offizielle” – ein DFB-Schiedsrichter, der das Team auf dem Platz und an den Seitenlinien unterstützt – hat offenbar die Übersicht verloren, ebenso Bayern-Trainer Nagelsmann.

Und auch Schiedsrichter Dingert hätte noch einmal nachzählen können, wenn nicht sogar müssen. Zudem hätte er laut Reglement Coman mit Gelb verwarnen und das Spiel mit einem indirekten Freistoß für Freiburg statt mit einem Schiedsrichterball fortsetzen müssen. “Das ist ein Fauxpas des Schiedsrichterteams, der so nicht passieren darf, wenn man die Spielleitung bis zum Ende konzentriert durchbringen will”, sagte DFB-Schiedsrichterbeobachter Knut Kircher dem SWR.

Was sagt die Regel?

Der SC Freiburg hat nach “einem intensiven und äußerst differenzierten Abwägungsprozess” Einspruch gegen die Wertung des Spiels eingelegt. Man wolle für “Rechtssicherheit in vergleichbaren Fällen” sorgen, ließ der Bundesligist wissen. Damit ist jetzt die Disziplinarkommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Zuge. In der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB steht: “War in einem Spiel ein Spieler nicht spiel- oder einsatzberechtigt, so ist das Spiel für die Mannschaft, die diesen Spieler schuldhaft eingesetzt hatte, mit 0:2 verloren und für den Gegner mit 2:0 gewonnen zu werten, es sei denn, das Spiel war nach dem Einsatz des nicht spiel- oder einsatzberechtigten Spielers noch nicht durch den Schiedsrichter fortgesetzt. In diesem Fall bleibt die Spielwertung bestehen.”

Wer trägt die Schuld für den Wechselfehler?

Da die Partie in Freiburg für rund 20 Sekunden mit zwölf Bayern-Spielern gegen elf Freiburger lief, könnten den Bayern also durchaus die drei Punkte entzogen werden. Sollten die DFB-Richter allerdings die Schuld vor allem beim Schiedsrichtergespann sehen, wäre auch der Fortbestand des 4:1-Erfolgs der Münchener denkbar – zumal die Gäste zum Zeitpunkt des Wechselfehlers kurz vor Schluss auch schon mit zwei Toren Vorsprung führten, der Fauxpas also nicht spielentscheidend war.

Wechselfehler – teilweise mit Punktabzug geahndet, teilweise nicht – gab es im deutschen Profifußball schon einige. Und selbst Toptrainer wie Hennes Weisweiler, Christoph Daum, Giovanni Trapattoni oder Otto Rehhagel waren dafür verantwortlich. Allerdings lagen die Fälle anders als jetzt in Freiburg: Mal wurden mehr ausländische Profis eingewechselt als damals zugelassen, mal zu viele Vertragsamateure. Oder es wurde schlicht zu häufig gewechselt. Das passierte in dieser Saison dem Wolfsburger Trainer Mark van Bommel in der ersten Runde des DFB-Pokals: In der Verlängerung des Spiels gegen Preußen Münster wechselte er zum sechsten Mal und damit einmal zu viel. Der DFB erkannte dem Bundesligisten den 2:0-Sieg ab, der Regionalligist zog in die nächste Runde ein.

Im deutschen Amateurfußball gab es im vergangenen Oktober einen ähnlichen Fall wie jetzt in Freiburg in einem Fünftliga-Spiel. In der Oberliga Baden-Württemberg spielten in der Schlussphase der Partie zwischen dem FSV 08 Bietigheim-Bissingen und dem FC Nöttingen nach einem Wechselfehler für 16 Sekunden zwölf Spieler der Heimmannschaft. Das zuständige Schiedsgericht wies den Protest der Gäste gegen die Spielwertung ab.

Wie geht es jetzt weiter?

Auch im internationalen Profifußball gab es schon den Fall, dass irrtümlich zwölf Spieler einer Mannschaft auf dem Platz standen – etwa 2017 im spanischen Ligaspiel zwischen Real Madrid unter Erfolgstrainer Zinedine Zidane und Betis Sevilla. Zidane wollte zwei Spieler auswechseln, nur einer ging. Dem Schiedsrichter fiel der Wechselfehler auf, er blieb damit ohne Folgen. Real verlor auch so durch einen Treffer in der Nachspielzeit mit 0:1.

Gibt es vergleichbare Fälle?

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