Twitter ohne Grenzen: Elon Musk kauft digitalen Dorfplatz
Alles nur ein Witz oder wirklich Ernst? Das war lange unklar. Nun aber wird Elon Musk Twitter kaufen. Für den Kurznachrichtendienst könnte das zu einigen Änderungen führen. Erstmal wird er wohl die Börse verlassen.
Die unbeschränkte Redefreiheit auf dem digitalen Dorfplatz der Welt ist Elon Musk ganze 44 Milliarden Dollar wert. Am Montag hatte er sich mit Twitter darauf geeinigt, dass er den Kurzbotschaftendienst mit mehr als 217 Millionen Nutzern übernehmen wird. Das wird laut Musk auch das Ende für Twitters Dasein an der Börse sein.
Er verfolge mit dem Kauf nicht in erster Linie finanzielle Motive, hieß es von Musk. In finanzieller Hinsicht scheint Twitter in der Tat nicht übermäßig attraktiv zu sein. Das wirtschaftliche Potential werde nicht ausgenutzt, war häufig von Kritikern zu hören. Zwar ist Twitter als Nachrichtenplattform sehr präsent, die Nutzerzahlen konnten aber nicht dementsprechend erhöht werden. Ebenso sprudeln die Gewinne bei Twitter bisher nicht so reichlich wie bei Facebook oder Google. Bis Ende 2017 machte Twitter nie Gewinn, 2018 beendete das Unternehmen erstmals ein Jahr in den schwarzen Zahlen. Vergangenes Jahr gab es einen Verlust von 221 Millionen Dollar.
Die unbeschränkte Redefreiheit auf dem digitalen Dorfplatz der Welt ist Elon Musk ganze 44 Milliarden Dollar wert. Am Montag hatte er sich mit Twitter darauf geeinigt, dass er den Kurzbotschaftendienst mit mehr als 217 Millionen Nutzern übernehmen wird. Das wird laut Musk auch das Ende für Twitters Dasein an der Börse sein.
Auch am Finanzmarkt hat sich Twitter in den vergangenen Jahren nicht so gut wie andere Social-Media-Plattformen aufstellen können. Zwar verlief das Börsendebüt 2013 noch vielversprechend, der Aktienkurs sprang am ersten Tag deutlich über den Ausgabepreis. Später rutschte er aber oft unter diesen Wert.
Elon Musk hat viele Visionen erfolgreich umgesetzt
Den Großteil seiner Einnahmen, nämlich 90 Prozent, erzielt Twitter im letzten Jahr mit Werbung, so dass Wall Street Journal. Künftig möchte Musk Twitter unabhängiger von Werbeeinnahmen machen. Abonnements sollen eine größere Rolle spielen.
Ob Musk, der den Ruf eines visionären High-Tech-Pioniers hat, nun eine Kehrtwende einleiten kann? Immerhin treibt er seit Jahren die konventionellen Autobauer in Sachen Elektromobilität mit Tesla vor sich her. Auch die Raumfahrt hat Musk mit seinem Unternehmen Space X revolutioniert. Seit 2017 mauserte sich das Unternehmen zum weltweiten Marktführer für Satellitenstarts, führt seit 2020 bemannte Raumflüge für die Nasa zur Raumstation ISS durch und befördert seit letztem Jahr Privatpersonen ins All.
Beim seinem Startup Neuralink lässt Musk an Gehirnimplantaten forschen, die Menschen mit Computern vernetzen sollen. Außerdem entwickelt Tesla auch humanoide Roboter, die laut Musk noch wertvoller werden als das Autogeschäft.
Sein Startkapital verdiente Musk einst als Mitgründer des Bezahldienstes Paypal, die Übernahme der Firma durch Ebay im Jahr 2002 brachte ihm ein Vermögen. Auf dem Papier ist Musk nach jüngsten Bloomberg-Berechnungen 257 Milliarden US-Dollar schwer. Sein Reichtum besteht aber fast ausschließlich aus Aktien von Tesla und SpaceX.
Nun nimmt der reichste Mann der Welt die sozialen Netzwerke in Angriff. Er wolle Twitter “besser machen als jemals zuvor” und dazu neue Funktionen anbieten und die Algorithmen der Plattform öffentlich machen, verkündete Musk am Montag. “Die freie Meinungsäußerung ist das Fundament einer funktionierenden Demokratie. Und Twitter ist der digitale Ort, an dem Themen debattiert werden, die von grundlegender Bedeutung für die Zukunft der Menschheit sind.”
Bei den Banken, die Millionen Kredite für die Twitter-Übernahme vergeben wollen, ist die Vision, die Musk für Twitter hat, gut angekommen, berichtet der Nachrichtendienst Bloomberg unter Berufung auf vertrauliche Gespräche.
Eric Jensen von der Warwick University sagt gegenüber DW, es könne durchaus hilfreich sein, Twitter von der Börse zu nehmen. Dadurch würden einige Änderungen möglich, die mit einem börsennotierten Unternehmen schwierig seien, beispielsweise Bots und Fake-Accounts von Twitter zu entfernen. Genau das ist ein Plan von Musk, der künftig alle Nutzerinnen und Nutzer authentifizieren möchte. Zur Zeit sind 400.000 Twitter-Nutzende verifiziert.
Ein Bruchteil der 206 Millionen Personen, die sich regelmäßig bei Twitter anmelden. “Twitter ist bisher nur zögerlich gegen Bots und Fake-Accounts vorgegangen, weil ansonsten die Zahl der aktiven Twitter-Mitglieder erheblich hätte sinken können”, so Jensen. Weniger Mitglieder – das wäre an den Finanzmärkten nicht gut angekommen.
Werbekunden könnten es ebenfalls als positiv bewerten, wenn sie genauer wüssten, ob echte Menschen hinter den Accounts stehen oder Bots und Fake-Accounts, so Jensen weiter. Wenn sich Twitter allerdings zu einer Plattform verwandeln würde, auf der sich Menschen beschimpfen oder andere schlechte Dinge passieren, dann sei das für Werbekunden eher abschreckend.
Seine rund 83 Millionen Follower bei Twitter hat der Tech-Milliardär mit täglichen Tweets unterhalten, so mancher Tweet löste aber auch öffentliche Diskussionen aus. Beispielsweise die Umfrage unter seinen Followern, ob Musk Unternehmensanteile verkaufen solle. Ebenso aufsehenerregend wie erfolglos war der Tweet, mit dem Musk Putin zum Zweikampf aufforderte, um so den Ukraine-Konflikt zu lösen.
Weniger amüsant war, dass Musk Twitter nutzte, um zu Beginn der Corona-Krise die Gefahren einer Erkrankung herunterzuspielen und die Maßnahmen gegen die Pandemie als “faschistisch” zu bezeichnen. Ebenso dürfte der kanadische Premierminister Justin Trudeau nicht erfreut gewesen sein, als er von Musk mit Adolf Hitler verglichen wurde, weil er sich für die Auflösung von Protestaktionen der Lastwagenfahrer in Kanada aussprach.
Umstritten auch die Tweets, die Kursrallyes von Kryptowährungen wie Bitcoin und Dogecoin auslösten. Für Argwohn sorgte vor allem, dass Tesla kurze Zeit danach den Kauf von Bitcoin im Wert von 1,5 Milliarden Dollar bekannt gab. Wobei nicht klar war, ob die Transaktion vor oder nach den Tweets realisiert wurde.
Sein schneller Finger bei Twitter hat Musk außerdem auch schon viel Geld gekostet. Etwa als er 2018 per Tweet verkündete, sein Unternehmen von der Börse zu nehmen und dafür bereits eine sichere Finanzierung zu haben. Das führte zum Eklat mit der amerikanischen Börsenaufsicht SEC. Die Folge: unter anderem ein Bußgeld von 20 Millionen Dollar.
Auch Investoren beklagen regelmäßig, dass Musk den Aktienkurs des Elektroautobauers mit Tweets unter Druck setze. So hatte der Tesla-Investor Chase Gharrity im März dieses Jahres Musk verklagt, weil dessen “erratische” Tweets zu hohen juristischen Risiken geführt hätten und milliardenschwere Kursverlusten drohten.
Nun soll künftig laut Musk also auf Twitter mehr Redefreiheit herrschen. Allerdings wird die auch weiterhin von Recht und Gesetz beschränkt – unabhängig davon, wer der Inhaber ist. Kursrelevante Informationen auf Twitter posten – das bleibt tabu und darauf wird die SEC weiterhin ein Auge haben.
Auch von Seiten der EU gibt es Beschränkungen. Erst am letzten Wochenende wurde der Digital Services Act vom EU-Parlament beschlossen. Plattformen mit mehr als 45 Millionen Nutzern haben damit erhebliche Auflagen zu erfüllen. Hass und Hetze sollen eingedämmt werden und strafbare Handlungen auf den Plattformen geahndet werden. Die Plattformen müssen gegen Desinformation oder Kriegsverherrlichung vorgehen.
Das hatte Twitter von in den vergangenen Jahren bereits versucht. So wurde beispielsweise nach der Erstürmung des US-Kapitols am 6. Januar 2021 den damaligen US-Präsidenten Donald Trump von der Plattform verbannt.
Die unbeschränkte Redefreiheit auf dem digitalen Dorfplatz der Welt ist Elon Musk ganze 44 Milliarden Dollar wert. Am Montag hatte er sich mit Twitter darauf geeinigt, dass er den Kurzbotschaftendienst mit mehr als 217 Millionen Nutzern übernehmen wird. Das wird laut Musk auch das Ende für Twitters Dasein an der Börse sein.
Er verfolge mit dem Kauf nicht in erster Linie finanzielle Motive, hieß es von Musk. In finanzieller Hinsicht scheint Twitter in der Tat nicht übermäßig attraktiv zu sein. Das wirtschaftliche Potential werde nicht ausgenutzt, war häufig von Kritikern zu hören. Zwar ist Twitter als Nachrichtenplattform sehr präsent, die Nutzerzahlen konnten aber nicht dementsprechend erhöht werden. Ebenso sprudeln die Gewinne bei Twitter bisher nicht so reichlich wie bei Facebook oder Google. Bis Ende 2017 machte Twitter nie Gewinn, 2018 beendete das Unternehmen erstmals ein Jahr in den schwarzen Zahlen. Vergangenes Jahr gab es einen Verlust von 221 Millionen Dollar.
Elon Musk hat viele Visionen erfolgreich umgesetzt
Auch am Finanzmarkt hat sich Twitter in den vergangenen Jahren nicht so gut wie andere Social-Media-Plattformen aufstellen können. Zwar verlief das Börsendebüt 2013 noch vielversprechend, der Aktienkurs sprang am ersten Tag deutlich über den Ausgabepreis. Später rutschte er aber oft unter diesen Wert.
Den Großteil seiner Einnahmen, nämlich 90 Prozent, erzielt Twitter im letzten Jahr mit Werbung, so dass Wall Street Journal. Künftig möchte Musk Twitter unabhängiger von Werbeeinnahmen machen. Abonnements sollen eine größere Rolle spielen.
Ob Musk, der den Ruf eines visionären High-Tech-Pioniers hat, nun eine Kehrtwende einleiten kann? Immerhin treibt er seit Jahren die konventionellen Autobauer in Sachen Elektromobilität mit Tesla vor sich her. Auch die Raumfahrt hat Musk mit seinem Unternehmen Space X revolutioniert. Seit 2017 mauserte sich das Unternehmen zum weltweiten Marktführer für Satellitenstarts, führt seit 2020 bemannte Raumflüge für die Nasa zur Raumstation ISS durch und befördert seit letztem Jahr Privatpersonen ins All.
Beim seinem Startup Neuralink lässt Musk an Gehirnimplantaten forschen, die Menschen mit Computern vernetzen sollen. Außerdem entwickelt Tesla auch humanoide Roboter, die laut Musk noch wertvoller werden als das Autogeschäft.
Twitter soll “besser werden als jemals zuvor”
Sein Startkapital verdiente Musk einst als Mitgründer des Bezahldienstes Paypal, die Übernahme der Firma durch Ebay im Jahr 2002 brachte ihm ein Vermögen. Auf dem Papier ist Musk nach jüngsten Bloomberg-Berechnungen 257 Milliarden US-Dollar schwer. Sein Reichtum besteht aber fast ausschließlich aus Aktien von Tesla und SpaceX.
Tweets von Musk: Von unterhaltsam bis unter der Gürtellinie
Nun nimmt der reichste Mann der Welt die sozialen Netzwerke in Angriff. Er wolle Twitter “besser machen als jemals zuvor” und dazu neue Funktionen anbieten und die Algorithmen der Plattform öffentlich machen, verkündete Musk am Montag. “Die freie Meinungsäußerung ist das Fundament einer funktionierenden Demokratie. Und Twitter ist der digitale Ort, an dem Themen debattiert werden, die von grundlegender Bedeutung für die Zukunft der Menschheit sind.”
Bei den Banken, die Millionen Kredite für die Twitter-Übernahme vergeben wollen, ist die Vision, die Musk für Twitter hat, gut angekommen, berichtet der Nachrichtendienst Bloomberg unter Berufung auf vertrauliche Gespräche.
Eric Jensen von der Warwick University sagt gegenüber DW, es könne durchaus hilfreich sein, Twitter von der Börse zu nehmen. Dadurch würden einige Änderungen möglich, die mit einem börsennotierten Unternehmen schwierig seien, beispielsweise Bots und Fake-Accounts von Twitter zu entfernen. Genau das ist ein Plan von Musk, der künftig alle Nutzerinnen und Nutzer authentifizieren möchte. Zur Zeit sind 400.000 Twitter-Nutzende verifiziert.
Rechtswidrige Tweets führten zu Millionen-Strafen
Ein Bruchteil der 206 Millionen Personen, die sich regelmäßig bei Twitter anmelden. “Twitter ist bisher nur zögerlich gegen Bots und Fake-Accounts vorgegangen, weil ansonsten die Zahl der aktiven Twitter-Mitglieder erheblich hätte sinken können”, so Jensen. Weniger Mitglieder – das wäre an den Finanzmärkten nicht gut angekommen.
Werbekunden könnten es ebenfalls als positiv bewerten, wenn sie genauer wüssten, ob echte Menschen hinter den Accounts stehen oder Bots und Fake-Accounts, so Jensen weiter. Wenn sich Twitter allerdings zu einer Plattform verwandeln würde, auf der sich Menschen beschimpfen oder andere schlechte Dinge passieren, dann sei das für Werbekunden eher abschreckend.
Grenzenlose Meinungsverbreitung hat auch künftig Schranken
Seine rund 83 Millionen Follower bei Twitter hat der Tech-Milliardär mit täglichen Tweets unterhalten, so mancher Tweet löste aber auch öffentliche Diskussionen aus. Beispielsweise die Umfrage unter seinen Followern, ob Musk Unternehmensanteile verkaufen solle. Ebenso aufsehenerregend wie erfolglos war der Tweet, mit dem Musk Putin zum Zweikampf aufforderte, um so den Ukraine-Konflikt zu lösen.
Weniger amüsant war, dass Musk Twitter nutzte, um zu Beginn der Corona-Krise die Gefahren einer Erkrankung herunterzuspielen und die Maßnahmen gegen die Pandemie als “faschistisch” zu bezeichnen. Ebenso dürfte der kanadische Premierminister Justin Trudeau nicht erfreut gewesen sein, als er von Musk mit Adolf Hitler verglichen wurde, weil er sich für die Auflösung von Protestaktionen der Lastwagenfahrer in Kanada aussprach.
Umstritten auch die Tweets, die Kursrallyes von Kryptowährungen wie Bitcoin und Dogecoin auslösten. Für Argwohn sorgte vor allem, dass Tesla kurze Zeit danach den Kauf von Bitcoin im Wert von 1,5 Milliarden Dollar bekannt gab. Wobei nicht klar war, ob die Transaktion vor oder nach den Tweets realisiert wurde.
Sein schneller Finger bei Twitter hat Musk außerdem auch schon viel Geld gekostet. Etwa als er 2018 per Tweet verkündete, sein Unternehmen von der Börse zu nehmen und dafür bereits eine sichere Finanzierung zu haben. Das führte zum Eklat mit der amerikanischen Börsenaufsicht SEC. Die Folge: unter anderem ein Bußgeld von 20 Millionen Dollar.
Auch Investoren beklagen regelmäßig, dass Musk den Aktienkurs des Elektroautobauers mit Tweets unter Druck setze. So hatte der Tesla-Investor Chase Gharrity im März dieses Jahres Musk verklagt, weil dessen “erratische” Tweets zu hohen juristischen Risiken geführt hätten und milliardenschwere Kursverlusten drohten.
Nun soll künftig laut Musk also auf Twitter mehr Redefreiheit herrschen. Allerdings wird die auch weiterhin von Recht und Gesetz beschränkt – unabhängig davon, wer der Inhaber ist. Kursrelevante Informationen auf Twitter posten – das bleibt tabu und darauf wird die SEC weiterhin ein Auge haben.
Auch von Seiten der EU gibt es Beschränkungen. Erst am letzten Wochenende wurde der Digital Services Act vom EU-Parlament beschlossen. Plattformen mit mehr als 45 Millionen Nutzern haben damit erhebliche Auflagen zu erfüllen. Hass und Hetze sollen eingedämmt werden und strafbare Handlungen auf den Plattformen geahndet werden. Die Plattformen müssen gegen Desinformation oder Kriegsverherrlichung vorgehen.
Das hatte Twitter von in den vergangenen Jahren bereits versucht. So wurde beispielsweise nach der Erstürmung des US-Kapitols am 6. Januar 2021 den damaligen US-Präsidenten Donald Trump von der Plattform verbannt.
Experten rechnen unter Musk damit, dass es in Zukunft weniger Moderation geben wird und verbannte Politiker wie Donald Trump zurückkehren können. Der verkündete derweil, auch wenn Musk ein “guter Mann” sei, er wolle nicht zu Twitter zurückkehren – sondern nur noch die von ihm selbst lancierte Plattform Truth Social nutzen.
Der Analyst Rob Enderle warnt davor, eine Politik des Laissez-faire beim Moderieren von Inhalten könnte zudem letztlich Twitter schaden: “Die Trolle übernehmen, sie werden zu feindselig und vertreiben Menschen von der Plattform.”
Der Analyst Rob Enderle warnt davor, eine Politik des Laissez-faire beim Moderieren von Inhalten könnte zudem letztlich Twitter schaden: “Die Trolle übernehmen, sie werden zu feindselig und vertreiben Menschen von der Plattform.”