Kultur

Divers und voller Überraschungen: Das neue Beethovenfest

Die Zentrale des Beethovenfests ist ein verlassenes Schwimmbad, das Musikprogramm divers und bürgernah. Intendant Steven Walter bringt viele neue Ideen ein.

“Alle Menschen werden Brüder” heißt es im Chorsatz von Beethovens 9. Sinfonie. “Alle Menschen”, so hat Intendant Steven Walter sein erstes Beethovenfest in Bonn überschrieben. Nicht nur als Motto, sondern als Anliegen. Diversität ist der rote Faden, der sich durch das gesamte Festival zieht, das vom 25. August bis zum 17. September stattfinden soll.

Queere Musiker und Musikerinnen gestalten das Programm genauso wie Menschen aus verschiedenen Kulturen oder Menschen mit Einschränkungen. Und auch beim Publikum wünscht sich Steven Walter eine große Vielfalt. “Wir wollen die Gemeinschaft in ihren Unterschieden zusammenbringen”, sagte der neue Intendant bei der Vorstellung seines Konzepts vor Journalisten und Journalistinnen.

“Alle Menschen werden Brüder” heißt es im Chorsatz von Beethovens 9. Sinfonie. “Alle Menschen”, so hat Intendant Steven Walter sein erstes Beethovenfest in Bonn überschrieben. Nicht nur als Motto, sondern als Anliegen. Diversität ist der rote Faden, der sich durch das gesamte Festival zieht, das vom 25. August bis zum 17. September stattfinden soll.

Steven Walter hat die langjährige Intendantin des Beethovenfestes, Nike Wagner, abgelöst. Nike Wagner, Ur-Enkelin des Komponisten Richard Wagner, wurde gerade unter anderem für ihr “herausragendes Wirken bei der Leitung und Organisation bedeutender Musikfestivals” mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Tradition mit Moderne verbinden

Vor seinem Antritt als Intendant beim Beethovenfest hat Steven Walter zuletzt die Künstlerinitiative “Podium Esslingen” geleitet. Er ist bekannt für ungewöhnliche und experimentelle Musikinszenierungen. Tradition ist Walter dabei genauso wichtig wie die Gegenwart. “Lebendige Traditionen sind zeitgenössisch”, sagt Steven Walter, deshalb müsse man dafür sorgen, dass die Tradition immer wieder mit neuem Leben gefüllt wird. 

So habe die heutige diverse Erlebnisgesellschaft andere Anforderungen an Konzerte und Events, als die Menschen vor 150 Jahren, als die ersten Beethovenfeste entstanden, erklärte Walter. “Kunst ist auch politischer und zeitgenössischer geworden. Man verlangt zurecht, dass sich Musik und Kunst zu Krisensituationen verhalten in einer Zeit, in der wir uns in Kriegen, in Pandemien und in der Klimakatastrophe befinden. Da kann man sich schwer hinter der Musik verstecken.”

Wie politisch gemeinsames musizieren sein kann, zeigt sich in diesem Jahr beim Campus-Projekt, das die Deutsche Welle als Medienpartnerin und Gesellschafterin seit über 20 Jahren gemeinsam mit dem Beethovenfest ausrichtet. Dabei musizieren junge Musiker und Musikerinnen verschiedener Nationalitäten gemeinsam mit dem Bundesjugendorchester.

In diesem Jahr werden zwei Konzerte unter dem Motto “Osteuropa-Campus” stattfinden. Aus Anlass des Kriegs in der Ukraine steht ein Solidaritätskonzert mit dem ukrainischen Jugendsinfonieorchester auf dem Programm, das 2017 nach dem Vorbild des Bundesjugendorchesters von der ukrainischen Dirigentin Oksana Lyniv mit Unterstützung der DW gegründet wurde. Für das Konzert hat die DW einen Kompositionsauftrag vergeben an den aus Charkiw geflohenen jungen ukrainischen Komponisten Denis Bocharov. Die international renommierte Dirigentin Oksana Lyniv wird ihr Orchester selbst dirigieren. Das Konzert wird weitgehend über Spenden finanziert.

Das reguläre Campus-Konzert gestalten Musiker aus Belarus, der Ukraine, Deutschland und anderen europäischen Staaten mit Beethovens 3. Sinfonie. Mit dabei sind auch Instrumentalistinnen und Instrumentalisten aus dem Bundesjugendorchester sowie der “Freie Chor” (Volny Chor) aus Belarus. 

“Auch da steckt viel Politik drin”, sagte Barbara Massing, Verwaltungsdirektorin der DW, bei der Präsentation des Campus-Projektes. “Der Dirigent ist ein junger aus Belarus geflohener Oppositioneller, Vitali Alekseenok, und es wird ein Chor teilnehmen, der bei den Protesten in Belarus 2020 zu großer Berühmtheit gelangt ist.” Die Sänger und Sängerinnen werden maskiert auftreten, aus Angst vor Verfolgung. “Es sind einige Sänger geflohen, einige sind noch in Belarus. Wir wissen noch nicht, ob alle raus können”, sagte Massing.

Die von der DW in Auftrag gegebene Uraufführung stammt aus der Feder der aus Minsk geflohenen belarussischen Komponistin Olga Podgayskaja und trägt den Titel “Für Maryja”. Sie hat sie geschrieben für ihre Jugendfreundin und Mitstreiterin Maryja Kalesnikawa, eine der bekannten Anführerinnen der belarussischen Opposition. Vom Lukaschenko-Regime wurde sie zu elf Jahren Lagerhaft verurteilt. Inklusive der Campus-Konzerte wird die DW acht Konzerte live streamen über den DW-Classical-Music-Youtube-Kanal und zehn Konzerte als Audio mitschneiden.

Das Beethovenfest präsentierte für die verschiedenen Publikumsgeschmäcker auch unterhaltsame Formate, die neugierig machen. Etwa Geheimkonzerte im Treppenhaus, ein Stadtteilfest mit Sitzkissenkonzerten und Minioper oder ein Dunkelkonzert, das junge Sehbehinderte und blinde Menschen mit der Gruppe “Vision String Quartet” erarbeiten werden. Und Dragqueen-Party Stimmung gibt es mit dem vierköpfigen Bonner Performance-Kollektiv “Chin Chin”.

Auch Puristen der klassischen Musik sollen auf ihre Kosten kommen. Das bekannte Ensemble “Quatuor Ébène” ist dabei mit Haydn und die Pianistin Elisabeth Leonskaja spielt Klaviersonaten von Beethoven. Viele Ensembles kommen als Residenzensembles, bleiben längere Zeit in Bonn und nehmen an verschiedenen Projekten teil. Steven Walter will damit auch ein Zeichen für Nachhaltigkeit setzen, also weg vom großen “Orchestertouring” für die CO2-Bilanz.

Musiziert wird in der Bonner Oper, aber auch an außergewöhnlichen Orten wie dem ehemaligen Plenarsaal der Bundesregierung in der früheren Hauptstadt Bonn, in der Aula der Universität oder in einem verlassenen Schwimmbad, dem Bonner Viktoriabad. In diesem alten Schwimmbad wird auch die Zentrale des Beethovenfestes eingerichtet, immer offen für Besucher – ein Ort an dem Begegnung auch ohne Musik stattfinden kann.

Dirigentin Oksana Lyniv mit einem Tuch um den Bauch in den gelb/blauen Nationalfarben der Ukraine.
Steven Walter präsentiert vor einer großen Leinwand mit mehreckigem orangen und blauem Symbol-Logo das Beethovenfest

“Alle Menschen werden Brüder” heißt es im Chorsatz von Beethovens 9. Sinfonie. “Alle Menschen”, so hat Intendant Steven Walter sein erstes Beethovenfest in Bonn überschrieben. Nicht nur als Motto, sondern als Anliegen. Diversität ist der rote Faden, der sich durch das gesamte Festival zieht, das vom 25. August bis zum 17. September stattfinden soll.

Queere Musiker und Musikerinnen gestalten das Programm genauso wie Menschen aus verschiedenen Kulturen oder Menschen mit Einschränkungen. Und auch beim Publikum wünscht sich Steven Walter eine große Vielfalt. “Wir wollen die Gemeinschaft in ihren Unterschieden zusammenbringen”, sagte der neue Intendant bei der Vorstellung seines Konzepts vor Journalisten und Journalistinnen.

Tradition mit Moderne verbinden

Steven Walter hat die langjährige Intendantin des Beethovenfestes, Nike Wagner, abgelöst. Nike Wagner, Ur-Enkelin des Komponisten Richard Wagner, wurde gerade unter anderem für ihr “herausragendes Wirken bei der Leitung und Organisation bedeutender Musikfestivals” mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Vor seinem Antritt als Intendant beim Beethovenfest hat Steven Walter zuletzt die Künstlerinitiative “Podium Esslingen” geleitet. Er ist bekannt für ungewöhnliche und experimentelle Musikinszenierungen. Tradition ist Walter dabei genauso wichtig wie die Gegenwart. “Lebendige Traditionen sind zeitgenössisch”, sagt Steven Walter, deshalb müsse man dafür sorgen, dass die Tradition immer wieder mit neuem Leben gefüllt wird. 

So habe die heutige diverse Erlebnisgesellschaft andere Anforderungen an Konzerte und Events, als die Menschen vor 150 Jahren, als die ersten Beethovenfeste entstanden, erklärte Walter. “Kunst ist auch politischer und zeitgenössischer geworden. Man verlangt zurecht, dass sich Musik und Kunst zu Krisensituationen verhalten in einer Zeit, in der wir uns in Kriegen, in Pandemien und in der Klimakatastrophe befinden. Da kann man sich schwer hinter der Musik verstecken.”

Wie politisch gemeinsames musizieren sein kann, zeigt sich in diesem Jahr beim Campus-Projekt, das die Deutsche Welle als Medienpartnerin und Gesellschafterin seit über 20 Jahren gemeinsam mit dem Beethovenfest ausrichtet. Dabei musizieren junge Musiker und Musikerinnen verschiedener Nationalitäten gemeinsam mit dem Bundesjugendorchester.

Solidaritätskonzert beim DW Campus-Projekt

In diesem Jahr werden zwei Konzerte unter dem Motto “Osteuropa-Campus” stattfinden. Aus Anlass des Kriegs in der Ukraine steht ein Solidaritätskonzert mit dem ukrainischen Jugendsinfonieorchester auf dem Programm, das 2017 nach dem Vorbild des Bundesjugendorchesters von der ukrainischen Dirigentin Oksana Lyniv mit Unterstützung der DW gegründet wurde. Für das Konzert hat die DW einen Kompositionsauftrag vergeben an den aus Charkiw geflohenen jungen ukrainischen Komponisten Denis Bocharov. Die international renommierte Dirigentin Oksana Lyniv wird ihr Orchester selbst dirigieren. Das Konzert wird weitgehend über Spenden finanziert.

Osteuropäer musizieren gemeinsam

Das reguläre Campus-Konzert gestalten Musiker aus Belarus, der Ukraine, Deutschland und anderen europäischen Staaten mit Beethovens 3. Sinfonie. Mit dabei sind auch Instrumentalistinnen und Instrumentalisten aus dem Bundesjugendorchester sowie der “Freie Chor” (Volny Chor) aus Belarus. 

“Auch da steckt viel Politik drin”, sagte Barbara Massing, Verwaltungsdirektorin der DW, bei der Präsentation des Campus-Projektes. “Der Dirigent ist ein junger aus Belarus geflohener Oppositioneller, Vitali Alekseenok, und es wird ein Chor teilnehmen, der bei den Protesten in Belarus 2020 zu großer Berühmtheit gelangt ist.” Die Sänger und Sängerinnen werden maskiert auftreten, aus Angst vor Verfolgung. “Es sind einige Sänger geflohen, einige sind noch in Belarus. Wir wissen noch nicht, ob alle raus können”, sagte Massing.

Die von der DW in Auftrag gegebene Uraufführung stammt aus der Feder der aus Minsk geflohenen belarussischen Komponistin Olga Podgayskaja und trägt den Titel “Für Maryja”. Sie hat sie geschrieben für ihre Jugendfreundin und Mitstreiterin Maryja Kalesnikawa, eine der bekannten Anführerinnen der belarussischen Opposition. Vom Lukaschenko-Regime wurde sie zu elf Jahren Lagerhaft verurteilt. Inklusive der Campus-Konzerte wird die DW acht Konzerte live streamen über den DW-Classical-Music-Youtube-Kanal und zehn Konzerte als Audio mitschneiden.

Neue Formate beim Beethovenfest

Das Beethovenfest präsentierte für die verschiedenen Publikumsgeschmäcker auch unterhaltsame Formate, die neugierig machen. Etwa Geheimkonzerte im Treppenhaus, ein Stadtteilfest mit Sitzkissenkonzerten und Minioper oder ein Dunkelkonzert, das junge Sehbehinderte und blinde Menschen mit der Gruppe “Vision String Quartet” erarbeiten werden. Und Dragqueen-Party Stimmung gibt es mit dem vierköpfigen Bonner Performance-Kollektiv “Chin Chin”.

Auch Puristen der klassischen Musik sollen auf ihre Kosten kommen. Das bekannte Ensemble “Quatuor Ébène” ist dabei mit Haydn und die Pianistin Elisabeth Leonskaja spielt Klaviersonaten von Beethoven. Viele Ensembles kommen als Residenzensembles, bleiben längere Zeit in Bonn und nehmen an verschiedenen Projekten teil. Steven Walter will damit auch ein Zeichen für Nachhaltigkeit setzen, also weg vom großen “Orchestertouring” für die CO2-Bilanz.

Musiziert wird in der Bonner Oper, aber auch an außergewöhnlichen Orten wie dem ehemaligen Plenarsaal der Bundesregierung in der früheren Hauptstadt Bonn, in der Aula der Universität oder in einem verlassenen Schwimmbad, dem Bonner Viktoriabad. In diesem alten Schwimmbad wird auch die Zentrale des Beethovenfestes eingerichtet, immer offen für Besucher – ein Ort an dem Begegnung auch ohne Musik stattfinden kann.

Leeres gekacheltes Schwimmbecken vor Glasfenstern

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