ESC 2022: Die Favoriten in Turin
In Turin wird schon emsig für den Eurovision Song Contest geprobt. Am Sonntagabend ist der ESC offiziell eröffnet worden. Wir stellen die Favoriten vor.
Richtig gut gemeint hatte es das Wetter während der Eröffnungszeremonie des Eurovision Song Contests nicht. Immer wieder unterbrochen von Regenschauern schritten die Künstlerinnen und Künstler mit ihrem Gefolge über den türkisen Teppich, vorbei an Journalisten, Bloggern und Fans, vor der Kulisse des ehemaligen Königspalastes in Venaria Reale bei Turin.
Ob mit oder ohne Regenschirm: Man zeigte, was die Garderobe so hergab. Während der Australier Sheldon Riley mit einem überdimensionalen Flokati-Umhang einherschwebte, trug Ronela Hajati aus Albanien ein knallbuntes folkloristisches Kostüm mit einer quaderförmigen Kopfbedeckung, die sie gut vor dem Regen schützte. Chanel aus Spanien kam im roten Minikleid, das sie mit einer gigantischen roten Plüschstola kombinierte. Der deutsche Teilnehmer Malik war dagegen fast schon zurückhaltend gekleidet in schwarzem Hemd und dunkelrotem Satin-Anzug. Mit ernsten Gesichtern traten die Ukrainer auf den Teppich: Das Kalush Orchestra, derzeit haushoher Favorit, zeigte sich in Anzügen, die an die schlichte Kleidung des ukrainischen Präsidenten Selenskyj erinnerten.
Richtig gut gemeint hatte es das Wetter während der Eröffnungszeremonie des Eurovision Song Contests nicht. Immer wieder unterbrochen von Regenschauern schritten die Künstlerinnen und Künstler mit ihrem Gefolge über den türkisen Teppich, vorbei an Journalisten, Bloggern und Fans, vor der Kulisse des ehemaligen Königspalastes in Venaria Reale bei Turin.
Der Sonntag war der erste probenfreie Tag in Turin – für alle Teilnehmenden eine Gelegenheit zum Durchatmen. Doch schon an diesem Montag geht es wieder los, im Pala Olimpico findet der zehnte Probentag statt. Dort werden die Auftritte der Acts des ersten Semifinals, das am Dienstagabend ausgetragen wird, noch einmal feingeschliffen. Außerdem findet am Abend die Show für die Jurys statt, deren Stimmen mit denen der Zuschauer am nächsten Tag das Ergebnis bestimmen.
Proben gehen in die heiße Phase
Die Bühnentechnik hatte den Veranstaltern in den letzten Tagen einige Probleme bereitet. Das Herzstück der ESC-Bühne, eine kinetische Sonne, umgeben von Wasserspielen, streikte während den ersten Proben. Da einige der Acts die Bühnenkonstruktion mit dem Motto “die Sonne im Inneren” in ihre Choreografie eingebaut hatten, mussten schnell neue Varianten her. Das sorgte für Unmut.
Seit 2003 ist die Ukraine beim ESC dabei. Seitdem war sie zehn Mal in den Top Ten, zweimal hat sie gewonnen – zuletzt 2016 in Stockholm. Der ESC 2017 fand in Kiew statt – ein fröhliches buntes Musikspektakel, das dem Land, welches sich schon seit 2014 im Krieg mit Russland befand, gut tat.
Auch in diesem Jahr liegt die Ukraine mit dem Kalush Orchestra in den Prognosen weit vorne. Auch wenn der ESC nie politisch sein will – er ist es jedes Jahr irgendwie doch.
Dass den Ukrainern die Sympathie aus ganz Europa entgegengebracht wird, ist angesichts des Krieges und der weltweiten Solidarität mit dem Land nicht verwunderlich. Hinzukommt, dass der Song dieser bunten Truppe richtig stark ist. “Stefania” ist eine Mischung aus folkloristischem Gesang und Rap mit einem sehr tanzbaren Groove.
Die sogenannten “Big Five” sind die Länder, die den Eurovision Song Contest größtenteils finanzieren. Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien sind fürs Finale gesetzt und müssen sich nicht in den Semifinals qualifizieren. Oft sind diese Länder nicht unter den Top Ten vertreten, vor allem Großbritannien, Deutschland und Spanien hatten in den vergangenen Jahren die schlechtesten Platzierungen quasi gepachtet. In diesem Jahr haben gleich drei der “Big Five” gute Chancen auf eine Top-Fünf-Platzierung.
Chanel aus Spanien legt einen so heißen Auftritt hin, dass sie auf der Bühne einen Fächer zücken muss – dieses Detail wurde bei den letzten Proben eingeführt. Bei diesem Feuerwerk aus Poledance und Latinorhythmen ist der Titel “SloMo” (dt. Zeitlupe) etwas seltsam, doch diese Nummer könnte beim Publikum ganz weit vorne landen.
Sam Ryder ist bereits ein TikTok-Star in Großbritannien. Mit seinem Beitrag hat er die ESC-Gemeinde von Anfang an überrascht. Mit “Space Man”, einer in lupenreinem Falsett gesungenen Hommage an große Sänger wie Freddie Mercury oder Elton John, kam zum ersten Mal seit Langem wieder ein wirklich starker Song aus England – und der konkurriert laut Prognosen momentan mit Italien um den zweiten Platz.
Italien kommt mit einem Duett: “Brividi”, gesungen von Mahmood und Blanco, ist eine Ballade mit Wucht – ein Liebeslied über das Ende einer gleichgeschlechtlichen Beziehung und die Unfähigkeit über die eigenen Gefühle zu sprechen. Mahmood hatte sich 2019 in Tel Aviv bereits in die Herzen der ESC-Fans gesungen, damals landete er knapp hinter dem Niederländer Duncan Lawrence auf Platz Zwei. Nun könnte die Titelverteidigung für Italien winken, denn die inzwischen weltweit erfolgreiche italienische Rockband Måneskin hat letztes Jahr den ESC nach Turin geholt.
Deutschland schickt den 24-jährigen Deutsch-Amerikaner Malik Harris ins Rennen. Sein Bühnenbild erinnert an ein gemütliches Wohnzimmer. Er singt seinen Song “Rockstars” umgeben von seinen Instrumenten und überzeugt vor allem mit seinem intensiven Rap-Teil, den er direkt in die Kamera schmettert – damit ist er nach den bisherigen Proben für viele Beobachter jedenfalls kein Kandidat für den letzten Platz. Er selber sei guter Dinge, fühle sich sehr wohl und empfinde das alles gar nicht wie einen Wettbewerb, sondern eher wie einen Schulausflug, sagte er bei einer Pressekonferenz am vergangenen Samstag.
Am Dienstag werden im ersten Halbfinale die ersten zehn Finalteilnehmer ermittelt. Das zweite Halbfinale findet am Donnerstag statt. Die große Show am Samstagabend wird um 21:00 starten – und dann werden sicher wieder weltweit etwa 180 Millionen Zuschauer vor den Fernsehern sitzen, um das größte Musikspektakel der Welt live mitzuerleben.
Richtig gut gemeint hatte es das Wetter während der Eröffnungszeremonie des Eurovision Song Contests nicht. Immer wieder unterbrochen von Regenschauern schritten die Künstlerinnen und Künstler mit ihrem Gefolge über den türkisen Teppich, vorbei an Journalisten, Bloggern und Fans, vor der Kulisse des ehemaligen Königspalastes in Venaria Reale bei Turin.
Ob mit oder ohne Regenschirm: Man zeigte, was die Garderobe so hergab. Während der Australier Sheldon Riley mit einem überdimensionalen Flokati-Umhang einherschwebte, trug Ronela Hajati aus Albanien ein knallbuntes folkloristisches Kostüm mit einer quaderförmigen Kopfbedeckung, die sie gut vor dem Regen schützte. Chanel aus Spanien kam im roten Minikleid, das sie mit einer gigantischen roten Plüschstola kombinierte. Der deutsche Teilnehmer Malik war dagegen fast schon zurückhaltend gekleidet in schwarzem Hemd und dunkelrotem Satin-Anzug. Mit ernsten Gesichtern traten die Ukrainer auf den Teppich: Das Kalush Orchestra, derzeit haushoher Favorit, zeigte sich in Anzügen, die an die schlichte Kleidung des ukrainischen Präsidenten Selenskyj erinnerten.
Proben gehen in die heiße Phase
Der Sonntag war der erste probenfreie Tag in Turin – für alle Teilnehmenden eine Gelegenheit zum Durchatmen. Doch schon an diesem Montag geht es wieder los, im Pala Olimpico findet der zehnte Probentag statt. Dort werden die Auftritte der Acts des ersten Semifinals, das am Dienstagabend ausgetragen wird, noch einmal feingeschliffen. Außerdem findet am Abend die Show für die Jurys statt, deren Stimmen mit denen der Zuschauer am nächsten Tag das Ergebnis bestimmen.
Die Bühnentechnik hatte den Veranstaltern in den letzten Tagen einige Probleme bereitet. Das Herzstück der ESC-Bühne, eine kinetische Sonne, umgeben von Wasserspielen, streikte während den ersten Proben. Da einige der Acts die Bühnenkonstruktion mit dem Motto “die Sonne im Inneren” in ihre Choreografie eingebaut hatten, mussten schnell neue Varianten her. Das sorgte für Unmut.
Seit 2003 ist die Ukraine beim ESC dabei. Seitdem war sie zehn Mal in den Top Ten, zweimal hat sie gewonnen – zuletzt 2016 in Stockholm. Der ESC 2017 fand in Kiew statt – ein fröhliches buntes Musikspektakel, das dem Land, welches sich schon seit 2014 im Krieg mit Russland befand, gut tat.
Auch in diesem Jahr liegt die Ukraine mit dem Kalush Orchestra in den Prognosen weit vorne. Auch wenn der ESC nie politisch sein will – er ist es jedes Jahr irgendwie doch.
Ukraine ist Favorit
Dass den Ukrainern die Sympathie aus ganz Europa entgegengebracht wird, ist angesichts des Krieges und der weltweiten Solidarität mit dem Land nicht verwunderlich. Hinzukommt, dass der Song dieser bunten Truppe richtig stark ist. “Stefania” ist eine Mischung aus folkloristischem Gesang und Rap mit einem sehr tanzbaren Groove.
“Big Five” mit guten Chancen
Die sogenannten “Big Five” sind die Länder, die den Eurovision Song Contest größtenteils finanzieren. Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien sind fürs Finale gesetzt und müssen sich nicht in den Semifinals qualifizieren. Oft sind diese Länder nicht unter den Top Ten vertreten, vor allem Großbritannien, Deutschland und Spanien hatten in den vergangenen Jahren die schlechtesten Platzierungen quasi gepachtet. In diesem Jahr haben gleich drei der “Big Five” gute Chancen auf eine Top-Fünf-Platzierung.
Chanel aus Spanien legt einen so heißen Auftritt hin, dass sie auf der Bühne einen Fächer zücken muss – dieses Detail wurde bei den letzten Proben eingeführt. Bei diesem Feuerwerk aus Poledance und Latinorhythmen ist der Titel “SloMo” (dt. Zeitlupe) etwas seltsam, doch diese Nummer könnte beim Publikum ganz weit vorne landen.
Sam Ryder ist bereits ein TikTok-Star in Großbritannien. Mit seinem Beitrag hat er die ESC-Gemeinde von Anfang an überrascht. Mit “Space Man”, einer in lupenreinem Falsett gesungenen Hommage an große Sänger wie Freddie Mercury oder Elton John, kam zum ersten Mal seit Langem wieder ein wirklich starker Song aus England – und der konkurriert laut Prognosen momentan mit Italien um den zweiten Platz.
Feuer, Weltall und Liebe
Italien kommt mit einem Duett: “Brividi”, gesungen von Mahmood und Blanco, ist eine Ballade mit Wucht – ein Liebeslied über das Ende einer gleichgeschlechtlichen Beziehung und die Unfähigkeit über die eigenen Gefühle zu sprechen. Mahmood hatte sich 2019 in Tel Aviv bereits in die Herzen der ESC-Fans gesungen, damals landete er knapp hinter dem Niederländer Duncan Lawrence auf Platz Zwei. Nun könnte die Titelverteidigung für Italien winken, denn die inzwischen weltweit erfolgreiche italienische Rockband Måneskin hat letztes Jahr den ESC nach Turin geholt.
Deutschland schickt den 24-jährigen Deutsch-Amerikaner Malik Harris ins Rennen. Sein Bühnenbild erinnert an ein gemütliches Wohnzimmer. Er singt seinen Song “Rockstars” umgeben von seinen Instrumenten und überzeugt vor allem mit seinem intensiven Rap-Teil, den er direkt in die Kamera schmettert – damit ist er nach den bisherigen Proben für viele Beobachter jedenfalls kein Kandidat für den letzten Platz. Er selber sei guter Dinge, fühle sich sehr wohl und empfinde das alles gar nicht wie einen Wettbewerb, sondern eher wie einen Schulausflug, sagte er bei einer Pressekonferenz am vergangenen Samstag.
Malik aus Deutschland: Solide und gut gelaunt
Am Dienstag werden im ersten Halbfinale die ersten zehn Finalteilnehmer ermittelt. Das zweite Halbfinale findet am Donnerstag statt. Die große Show am Samstagabend wird um 21:00 starten – und dann werden sicher wieder weltweit etwa 180 Millionen Zuschauer vor den Fernsehern sitzen, um das größte Musikspektakel der Welt live mitzuerleben.