Wie Afrika mit Europa künftig zusammenarbeiten will
Corona, Hunger, Ukraine-Krieg: Afrika kämpft gegen immer mehr Krisen. Beim Africa Roundtable in Berlin drängen afrikanische Politiker und Experten aber nicht auf mehr Hilfe, sondern auf eine neue Partnerschaft.
Als Bittsteller ist Senegals Wirtschaftsminister Amadou Hott eindeutig nicht zum Africa Roundtable gekommen, der Konferenz, bei der afrikanische und europäische Politiker und Experten neue Wege der Zusammenarbeit zwischen beiden Kontinenten diskutieren. Dabei braucht sein Heimatland wie alle afrikanischen Staaten dringend Geld. Der Kontinent ächzt unter den Folgen der Corona-Pandemie, die Wirtschaft brach 2020 erstmal seit Jahrzehnten ein. Und schon vorher waren die Bedarfe riesig. “In Ländern wie Senegal brauchen wir Investitionen: in Bildung, Gesundheit, Berufsausbildung, Energieversorgung, Straßen, Häfen, Digitalisierung und Landwirtschaft, weil die Pandemie uns gezeigt hat, wie wichtig Ernährungssicherung ist”, sagt Hott im DW-Interview.
Doch Hott will nicht mehr Entwicklungshilfe. Sondern einen Mix aus langfristigen Krediten aus Europa und europäischen Garantien, damit Afrika sich selber auf dem Kapitalmarkt Geld leihen kann. Und davon sollen Akteure auf beiden Kontinenten profitieren. “Die Infrastrukturprojekte könnten afrikanische und europäische Firmen gemeinsam umsetzen. So profitiert Afrika, so profitiert Europa”, betont Hott. “Es geht hier nicht um Nächstenliebe, sondern um eine Win-Win Partnerschaft.”
Als Bittsteller ist Senegals Wirtschaftsminister Amadou Hott eindeutig nicht zum Africa Roundtable gekommen, der Konferenz, bei der afrikanische und europäische Politiker und Experten neue Wege der Zusammenarbeit zwischen beiden Kontinenten diskutieren. Dabei braucht sein Heimatland wie alle afrikanischen Staaten dringend Geld. Der Kontinent ächzt unter den Folgen der Corona-Pandemie, die Wirtschaft brach 2020 erstmal seit Jahrzehnten ein. Und schon vorher waren die Bedarfe riesig. “In Ländern wie Senegal brauchen wir Investitionen: in Bildung, Gesundheit, Berufsausbildung, Energieversorgung, Straßen, Häfen, Digitalisierung und Landwirtschaft, weil die Pandemie uns gezeigt hat, wie wichtig Ernährungssicherung ist”, sagt Hott im DW-Interview.
Doch auch in der Politik will Afrika stärker mitreden. Wie sein Chef, Präsident Macky Sall, fordert Hott eine Mitgliedschaft der Afrikanischen Union im elitären Club der G20, der zwanzig stärksten Volkswirtschaften weltweit. “Die Afrikanische Union braucht einen Platz am Tisch. Nicht nur als Gast, der gelegentlich eingeladen wird. Fast die Hälfte aller Entscheidungen der G20, die Klima oder Entwicklung betreffen, haben Einfluss auf Afrika.”
Investitionen statt Entwicklungshilfe
Gerade die Corona-Krise hat vielen afrikanischen Politikern und Intellektuellen gezeigt, dass Afrika eigenständiger werden muss. Es wird in vielen Redebeiträgen beim Africa Roundtable deutlich, der am 12. Mai in Berlin stattfindet. Beispiel COVID-19-Impfstoffe: “Als es um die Impfstoffe ging, stand Afrika in der Priorität ganz hinten”, kritisiert der senegalische Entwicklungsexperte Elhadj As Sy. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa wetterte im Dezember 2021 gar über eine “Impfstoff-Apartheid”, weil in Afrika noch immer kaum Vakzine verfügbar waren.
Die Lage hat sich nicht spürbar verbessert. Im März waren laut Weltgesundheitsorganisation nur rund 12 Prozent aller Menschen in Afrika zweimal gegen Corona geimpft. Weltweit waren es fast 57 Prozent.
Für Tajudeen Raji vom Africa Center for Disease Control, der Gesundheitsbehörde der Afrikanischen Union, gibt es nur eine Lösung: “Derzeit stellen wir in Afrika gerade mal ein Prozent der Impfstoffe her, die wir brauchen. 99 Prozent importieren wir. Man kann nicht Impfstoffe für 1,3 Milliarden Menschen importieren”, erklärt er gegenüber der DW und wirkt dabei selber fassungslos über diese Tatsache. “Wir müssen Wege finden, um Impfstoffe in Afrika herzustellen.”
Und bei Impfstoffen soll es aus seiner Sicht nicht bleiben. Auch Schutzausrüstungen, Test-Kits oder ähnliches soll Afrika selbst herstellen, damit sie im Krisenfall auch schnell verfügbar sind. Doch ohne Unterstützung aus Europa geht das nicht: “Die Technologie ist in Europa, daher brauchen wir Hilfe beim Technologietransfer oder auch Ausnahmen beim Schutz geistigen Eigentums, damit wir einige dieser Produkte lokal in Afrika produzieren können.”
Doch um Afrikas Gesundheitssysteme krisenfest zu machen, braucht es mehr. In Uganda kamen 2010 auf 1000 Menschen gerade mal 0,5 Krankenhausbetten. In Deutschland waren es acht.
Während die Corona-Pandemie langsam abflaut, baut sich die nächste Krise schon auf. “Rund 280 Millionen in Menschen in Afrika sind heute bereits unterernährt, vor allem im Sahel und am Horn von Afrika. Wir dürfen und werden nicht tatenlos dasitzen, während sich die Situation verschlimmert”, verspricht der deutsche Landwirtschaftsminister Cem Özdemir in einer Videobotschaft.
Der Krieg in der Ukraine verschärft die Lage noch weiter. Viele Länder sind von Weizenimporten abhängig, etwas mehr als 40 Prozent kamen aus Russland und der Ukraine. Özdemir verspricht, dass Deutschland seinen Vorsitz in der G7-Gruppe der sieben größten Industrienationen nutzen will, um zu helfen: “Wir müssen unser Möglichstes tun, um Ernährungssicherheit, Biodiversität und den Einsatz gegen die Folgen des Klimawandels zu harmonisieren, um gemeinsam resilienter zu werden.”
Doch auch Afrikas Regierungen müssen ihre Hausaufgaben machen, damit die hehren Ziele Realität werden. “Wir müssen die Regierungsführung in Afrika verbessern. Wir brauchen besser funktionierende Regierungen, sonst werden die Investitionen nichts bringen”, fordert der frühere sudanesische Mobilfunkunternehmer Mo Ibrahim und schlägt damit Senegals Wirtschaftsminister Amadou Hott. Doch ob beides gelingt: Reformen und Investitionen – das bleibt an diesem Tag offen.
Als Bittsteller ist Senegals Wirtschaftsminister Amadou Hott eindeutig nicht zum Africa Roundtable gekommen, der Konferenz, bei der afrikanische und europäische Politiker und Experten neue Wege der Zusammenarbeit zwischen beiden Kontinenten diskutieren. Dabei braucht sein Heimatland wie alle afrikanischen Staaten dringend Geld. Der Kontinent ächzt unter den Folgen der Corona-Pandemie, die Wirtschaft brach 2020 erstmal seit Jahrzehnten ein. Und schon vorher waren die Bedarfe riesig. “In Ländern wie Senegal brauchen wir Investitionen: in Bildung, Gesundheit, Berufsausbildung, Energieversorgung, Straßen, Häfen, Digitalisierung und Landwirtschaft, weil die Pandemie uns gezeigt hat, wie wichtig Ernährungssicherung ist”, sagt Hott im DW-Interview.
Doch Hott will nicht mehr Entwicklungshilfe. Sondern einen Mix aus langfristigen Krediten aus Europa und europäischen Garantien, damit Afrika sich selber auf dem Kapitalmarkt Geld leihen kann. Und davon sollen Akteure auf beiden Kontinenten profitieren. “Die Infrastrukturprojekte könnten afrikanische und europäische Firmen gemeinsam umsetzen. So profitiert Afrika, so profitiert Europa”, betont Hott. “Es geht hier nicht um Nächstenliebe, sondern um eine Win-Win Partnerschaft.”
Investitionen statt Entwicklungshilfe
Doch auch in der Politik will Afrika stärker mitreden. Wie sein Chef, Präsident Macky Sall, fordert Hott eine Mitgliedschaft der Afrikanischen Union im elitären Club der G20, der zwanzig stärksten Volkswirtschaften weltweit. “Die Afrikanische Union braucht einen Platz am Tisch. Nicht nur als Gast, der gelegentlich eingeladen wird. Fast die Hälfte aller Entscheidungen der G20, die Klima oder Entwicklung betreffen, haben Einfluss auf Afrika.”
Gerade die Corona-Krise hat vielen afrikanischen Politikern und Intellektuellen gezeigt, dass Afrika eigenständiger werden muss. Es wird in vielen Redebeiträgen beim Africa Roundtable deutlich, der am 12. Mai in Berlin stattfindet. Beispiel COVID-19-Impfstoffe: “Als es um die Impfstoffe ging, stand Afrika in der Priorität ganz hinten”, kritisiert der senegalische Entwicklungsexperte Elhadj As Sy. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa wetterte im Dezember 2021 gar über eine “Impfstoff-Apartheid”, weil in Afrika noch immer kaum Vakzine verfügbar waren.
Die Lage hat sich nicht spürbar verbessert. Im März waren laut Weltgesundheitsorganisation nur rund 12 Prozent aller Menschen in Afrika zweimal gegen Corona geimpft. Weltweit waren es fast 57 Prozent.
Für Tajudeen Raji vom Africa Center for Disease Control, der Gesundheitsbehörde der Afrikanischen Union, gibt es nur eine Lösung: “Derzeit stellen wir in Afrika gerade mal ein Prozent der Impfstoffe her, die wir brauchen. 99 Prozent importieren wir. Man kann nicht Impfstoffe für 1,3 Milliarden Menschen importieren”, erklärt er gegenüber der DW und wirkt dabei selber fassungslos über diese Tatsache. “Wir müssen Wege finden, um Impfstoffe in Afrika herzustellen.”
Lokale Produktion zur Krisenvorsorge
Und bei Impfstoffen soll es aus seiner Sicht nicht bleiben. Auch Schutzausrüstungen, Test-Kits oder ähnliches soll Afrika selbst herstellen, damit sie im Krisenfall auch schnell verfügbar sind. Doch ohne Unterstützung aus Europa geht das nicht: “Die Technologie ist in Europa, daher brauchen wir Hilfe beim Technologietransfer oder auch Ausnahmen beim Schutz geistigen Eigentums, damit wir einige dieser Produkte lokal in Afrika produzieren können.”
Doch um Afrikas Gesundheitssysteme krisenfest zu machen, braucht es mehr. In Uganda kamen 2010 auf 1000 Menschen gerade mal 0,5 Krankenhausbetten. In Deutschland waren es acht.
Während die Corona-Pandemie langsam abflaut, baut sich die nächste Krise schon auf. “Rund 280 Millionen in Menschen in Afrika sind heute bereits unterernährt, vor allem im Sahel und am Horn von Afrika. Wir dürfen und werden nicht tatenlos dasitzen, während sich die Situation verschlimmert”, verspricht der deutsche Landwirtschaftsminister Cem Özdemir in einer Videobotschaft.
Der Krieg in der Ukraine verschärft die Lage noch weiter. Viele Länder sind von Weizenimporten abhängig, etwas mehr als 40 Prozent kamen aus Russland und der Ukraine. Özdemir verspricht, dass Deutschland seinen Vorsitz in der G7-Gruppe der sieben größten Industrienationen nutzen will, um zu helfen: “Wir müssen unser Möglichstes tun, um Ernährungssicherheit, Biodiversität und den Einsatz gegen die Folgen des Klimawandels zu harmonisieren, um gemeinsam resilienter zu werden.”
Doch auch Afrikas Regierungen müssen ihre Hausaufgaben machen, damit die hehren Ziele Realität werden. “Wir müssen die Regierungsführung in Afrika verbessern. Wir brauchen besser funktionierende Regierungen, sonst werden die Investitionen nichts bringen”, fordert der frühere sudanesische Mobilfunkunternehmer Mo Ibrahim und schlägt damit Senegals Wirtschaftsminister Amadou Hott. Doch ob beides gelingt: Reformen und Investitionen – das bleibt an diesem Tag offen.