Wirtschaft

Oxfam fordert mehr Einsatz der Superreichen

Krieg, Klimawandel, Inflation – Millionen von Menschen drohen wegen der parallelen weltweiten Krisen in Armut abzurutschen. Deutschlands Vizekanzler Habeck warnte in Davos vor einer weltweiten Rezession.

Vor Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos hat die Entwicklungsorganisation Oxfam eine “wachsende soziale Ungleichheit” angeprangert. Während mehr als eine Viertelmilliarde Menschen in diesem Jahr in extreme Armut abzurutschen drohten, machten Konzerne und deren Anleger gigantische Gewinne, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht.

So seien seit Beginn der Corona-Pandemie die Reichsten der Welt der Organisation Oxfam zufolge noch reicher geworden. Das Vermögen von Milliardären sei um 42 Prozent gewachsen. Gleichzeitig sei weltweit mehr als eine Viertelmilliarde Menschen gefährdet, in diesem Jahr in extreme Armut abzurutschen. Besonders Unternehmen der Branchen Ernährung, Pharma, Energie und Technologie hätten enorme Gewinne erzielt. Von den weltweit fast 2.670 Milliardären seien 573 seit Beginn der Pandemie hinzugekommen. Deren gemeinsames Vermögen wuchs laut Oxfam in den vergangenen zwei Jahren auf jetzt 12,7 Billiarden US-Dollar; ihr Anteil am weltweiten Bruttosozialprodukt verdreifachte sich seit dem Jahr 2000 auf aktuell 13,9 Prozent.

Vor Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos hat die Entwicklungsorganisation Oxfam eine “wachsende soziale Ungleichheit” angeprangert. Während mehr als eine Viertelmilliarde Menschen in diesem Jahr in extreme Armut abzurutschen drohten, machten Konzerne und deren Anleger gigantische Gewinne, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht.

Die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam forderte eine stärkere Besteuerung von Unternehmen und sehr hohen Vermögen. “Es ist nicht hinnehmbar, dass Konzerne und die dahinter stehenden Milliardärinnen und Milliardäre Rekordgewinne einfahren, während Millionen Menschen Mahlzeiten ausfallen lassen müssen, die Heizung abdrehen, mit ihren Rechnungen im Rückstand sind und sich fragen, was sie als nächstes tun können, um zu überleben”, sagte Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland.

Stärkere Besteuerung für Superreiche als Lösung?

Regierungen müssten dringend gegensteuern und Konzerne sowie Superreiche in die Pflicht nehmen. In Deutschland müsse die Vermögensteuer wieder eingeführt werden. Außerdem sei eine einmalige Abgabe auf sehr hohe Vermögen und eine Übergewinnsteuer für Konzerne angesagt. Weiter verlangte Oxfam, Unternehmen stärker zu Nachhaltigkeit zu verpflichten. Unter anderem sollten sie offenlegen, wie viel sie für die Einhaltung der Menschenrechte und den Schutz der Umwelt investieren.

Auch die Ungleichheit zwischen Staaten nehme wieder zu. Mehr als jedes zweite einkommensschwache Land könne seine Schulden bald nicht mehr zurückzahlen. “Derzeit ersticken einkommensschwache Länder unter ihrer Schuldenlast, und weltweit explodieren Ungleichheit und Armut”, sagte Schmitt.

Befeuert werden die steigenden Preise und auch die Schuldenproblematik derzeit durch den russischen Krieg in der Ukraine. Die Folgen des Krieges sollen auch das Weltwirtschaftsforum stark prägen – die dritte weltweite Krise neben der Corona-Pandemie und dem Klimawandel. Thematisiert werden unter anderem die Auswirkungen auf Lieferketten, Energieversorgung und Nahrungsmittelsicherheit.

Der deutsche Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) verwies in seiner Rede auf die Gefahr einer globalen Rezession. Es gebe derzeit mindestens vier miteinander verbundene Krisen, sagte er in Davos. Konkret nannte er hohe Inflation in vielen Ländern, eine Energiekrise, Lebensmittelknappheit und die Klimakrise. “Wir können die Probleme nicht lösen, wenn wir uns nur auf eins der Probleme konzentrieren”, warnte Habeck. “Wenn aber keines der Probleme gelöst wird, dann sorge ich mich wirklich davor, dass wir uns in eine globale Rezession hineinbewegen.” 

Es dürfe nicht zu einer Abkehr von weltweiten Märkten kommen, warnte Habeck. Wenn jedes Land sich nur noch um sich selbst kümmere, verschärfe das die Krise. “Wir müssen die Märkte offen halten”, sagte der Wirtschaftsminister. Zugleich aber müssten sich die Regeln der Märkte ändern. Es gehe nicht um De-Globalisierung, sondern um mehr Zusammenarbeit und Solidarität. 

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird am Donnerstag in Davos erwartet. Er ist bisher der einzige der G7-Regierungschefs, der eine Teilnahme zugesagt hat. Ebenfalls angekündigt sind Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und EZB-Präsidentin Christine Lagarde.

Wegen des Krieges wird anders als sonst üblich keine russische Delegation an der Jahrestagung teilnehmen. Dafür sind zahlreiche ukrainische Politiker und Stiftungen vertreten. Traditionell findet das Treffen des Weltwirtschaftsforums eigentlich Mitte Januar statt, wegen der Corona-Pandemie war es jedoch verschoben worden. Im Januar hatte die Stiftung stattdessen Führungskräfte digital zusammengebracht. Auch im vergangenen Jahr konnte das Weltwirtschaftsforum nur digital stattfinden.

nm/hb (dpa, kna)

Schweiz | Davos | Treffpunkt des Weltwirtschaftsforums
Schweiz | Weltwirtschaftsforum Davos - Robert Habeck

Vor Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos hat die Entwicklungsorganisation Oxfam eine “wachsende soziale Ungleichheit” angeprangert. Während mehr als eine Viertelmilliarde Menschen in diesem Jahr in extreme Armut abzurutschen drohten, machten Konzerne und deren Anleger gigantische Gewinne, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht.

So seien seit Beginn der Corona-Pandemie die Reichsten der Welt der Organisation Oxfam zufolge noch reicher geworden. Das Vermögen von Milliardären sei um 42 Prozent gewachsen. Gleichzeitig sei weltweit mehr als eine Viertelmilliarde Menschen gefährdet, in diesem Jahr in extreme Armut abzurutschen. Besonders Unternehmen der Branchen Ernährung, Pharma, Energie und Technologie hätten enorme Gewinne erzielt. Von den weltweit fast 2.670 Milliardären seien 573 seit Beginn der Pandemie hinzugekommen. Deren gemeinsames Vermögen wuchs laut Oxfam in den vergangenen zwei Jahren auf jetzt 12,7 Billiarden US-Dollar; ihr Anteil am weltweiten Bruttosozialprodukt verdreifachte sich seit dem Jahr 2000 auf aktuell 13,9 Prozent.

Stärkere Besteuerung für Superreiche als Lösung?

Die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam forderte eine stärkere Besteuerung von Unternehmen und sehr hohen Vermögen. “Es ist nicht hinnehmbar, dass Konzerne und die dahinter stehenden Milliardärinnen und Milliardäre Rekordgewinne einfahren, während Millionen Menschen Mahlzeiten ausfallen lassen müssen, die Heizung abdrehen, mit ihren Rechnungen im Rückstand sind und sich fragen, was sie als nächstes tun können, um zu überleben”, sagte Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland.

Regierungen müssten dringend gegensteuern und Konzerne sowie Superreiche in die Pflicht nehmen. In Deutschland müsse die Vermögensteuer wieder eingeführt werden. Außerdem sei eine einmalige Abgabe auf sehr hohe Vermögen und eine Übergewinnsteuer für Konzerne angesagt. Weiter verlangte Oxfam, Unternehmen stärker zu Nachhaltigkeit zu verpflichten. Unter anderem sollten sie offenlegen, wie viel sie für die Einhaltung der Menschenrechte und den Schutz der Umwelt investieren.

Auch die Ungleichheit zwischen Staaten nehme wieder zu. Mehr als jedes zweite einkommensschwache Land könne seine Schulden bald nicht mehr zurückzahlen. “Derzeit ersticken einkommensschwache Länder unter ihrer Schuldenlast, und weltweit explodieren Ungleichheit und Armut”, sagte Schmitt.

Befeuert werden die steigenden Preise und auch die Schuldenproblematik derzeit durch den russischen Krieg in der Ukraine. Die Folgen des Krieges sollen auch das Weltwirtschaftsforum stark prägen – die dritte weltweite Krise neben der Corona-Pandemie und dem Klimawandel. Thematisiert werden unter anderem die Auswirkungen auf Lieferketten, Energieversorgung und Nahrungsmittelsicherheit.

Staatsschulden fördern Ungleichheit

Der deutsche Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) verwies in seiner Rede auf die Gefahr einer globalen Rezession. Es gebe derzeit mindestens vier miteinander verbundene Krisen, sagte er in Davos. Konkret nannte er hohe Inflation in vielen Ländern, eine Energiekrise, Lebensmittelknappheit und die Klimakrise. “Wir können die Probleme nicht lösen, wenn wir uns nur auf eins der Probleme konzentrieren”, warnte Habeck. “Wenn aber keines der Probleme gelöst wird, dann sorge ich mich wirklich davor, dass wir uns in eine globale Rezession hineinbewegen.” 

Habeck erster deutscher Redner

Es dürfe nicht zu einer Abkehr von weltweiten Märkten kommen, warnte Habeck. Wenn jedes Land sich nur noch um sich selbst kümmere, verschärfe das die Krise. “Wir müssen die Märkte offen halten”, sagte der Wirtschaftsminister. Zugleich aber müssten sich die Regeln der Märkte ändern. Es gehe nicht um De-Globalisierung, sondern um mehr Zusammenarbeit und Solidarität. 

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird am Donnerstag in Davos erwartet. Er ist bisher der einzige der G7-Regierungschefs, der eine Teilnahme zugesagt hat. Ebenfalls angekündigt sind Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und EZB-Präsidentin Christine Lagarde.

Wegen des Krieges wird anders als sonst üblich keine russische Delegation an der Jahrestagung teilnehmen. Dafür sind zahlreiche ukrainische Politiker und Stiftungen vertreten. Traditionell findet das Treffen des Weltwirtschaftsforums eigentlich Mitte Januar statt, wegen der Corona-Pandemie war es jedoch verschoben worden. Im Januar hatte die Stiftung stattdessen Führungskräfte digital zusammengebracht. Auch im vergangenen Jahr konnte das Weltwirtschaftsforum nur digital stattfinden.

nm/hb (dpa, kna)

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