“Triangle of Sadness”: Ruben Östlund gewinnt Goldene Palme
Mit “Triangle of Sadness”, einer Satire auf Superreiche, holt sich Ruben Östlund die Goldene Palme in Cannes schon zum zweiten Mal. Als beste Schauspieler wurden Zar Amir Ebrahimi und Song Kang-ho geehrt.
Einen klaren Favoriten für die Goldene Palme hatte es im Vorfeld der diesjährigen Filmfestspiele von Cannes nicht gegeben. Im Rennen um den Hauptpreis waren 21 Filme, darunter Beiträge von Top-Namen wie den belgischen Dardenne-Brüdern (“Tori and Lokita”), des Japaners Hirokazu Koreeda (“Broker”) oder des kanadischen Altmeisters David Cronenberg (“Crimes of Future”). Gerade mal vier Filme im Wettbewerb stammten von Frauen: “Mother and Son” von Léonor Serraille, “Showing Up” von Kelly Reichardt, “Stars at Noon” von Claire Denis und “Le Otto Montagne” von Charlotte Vandermeersch und Felix van Groeningen.
Am Samstagabend gab die Jury dann ihre mit Spannung erwartete Entscheidung bekannt: Bester Film und damit Gewinner der Palme d’Or ist “Triangle of Sadness” von Ruben Östlund. 2017 hatte der Schwede mit “The Square” gewonnen.
Einen klaren Favoriten für die Goldene Palme hatte es im Vorfeld der diesjährigen Filmfestspiele von Cannes nicht gegeben. Im Rennen um den Hauptpreis waren 21 Filme, darunter Beiträge von Top-Namen wie den belgischen Dardenne-Brüdern (“Tori and Lokita”), des Japaners Hirokazu Koreeda (“Broker”) oder des kanadischen Altmeisters David Cronenberg (“Crimes of Future”). Gerade mal vier Filme im Wettbewerb stammten von Frauen: “Mother and Son” von Léonor Serraille, “Showing Up” von Kelly Reichardt, “Stars at Noon” von Claire Denis und “Le Otto Montagne” von Charlotte Vandermeersch und Felix van Groeningen.
“Triangle of Sadness” ist eine schrille Satire auf den Kapitalismus und karikiert die Welt des Geldadels: Eine Jacht voller Superreicher wird von Piraten gekapert und die Passagiere stranden auf einer verlassenen Insel. Die Putzfrau ist die einzige, die fischen und Feuer machen kann, und steigt zur Anführerin in der sozialen Hackordnung auf.
Jury zeigt sich schockiert
Es ist ein Film über die Absurdität des Kapitalismus, über Machtverhältnisse und soziale Ungleichheit. “Doch den Film anzuschauen, inmitten einer Menge privilegierter und gestylter Frauen und Männer der Film-Elite, war an Ironie kaum zu überbieten”, schrieb DW-Reporter Scott Roxborough zur Festivalhalbzeit aus Cannes. “Wir hatten das Ziel, einen spannenden Film für das Publikum zu machen und zum Nachdenken anzuregen”, sagte Regisseur Östlund, als er die mit hundert Diamanten besetzte goldene Trophäe entgegennahm.
Eine Szene, in der ausgiebig gezeigt wird, wie sich die Gäste des Schiffs übergeben und an heftigem Durchfall leiden, hatte bei der Premiere in der vergangenen Woche für reichlich Gesprächsstoff in Cannes gesorgt. Und auch Jury-Präsident Vincent Lindon sagte bei der Preisverleihung: “Die gesamte Jury war extrem schockiert von diesem Film.” Die deutsche Schauspielerin Iris Berben kommunizierte laut der Nachrichtenagentur DPA ihre Freude über die Auszeichnung von Östlunds Film, in dem sie eine Nebenrolle spielt: “Ich bin überglücklich, ein kleines Mosaiksteinchen in dieser bitterbösen, komischen, traurigen und widersprüchlichen Film-Satire zu sein.”
Mit dem Großen Preis der Jury, der zweitwichtigsten Auszeichnung des Festivals, wurden die französische Filmemacherin Claire Denis für “Stars at Noon”, eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der politischen Spannungen in Mittelamerika, sowie der Belgier Lukas Dhont geehrt. Er hat mit “Close” ein zärtliches Porträt zweier Jungen abgeliefert, die gemobbt werden und sich mit ihrer aufkeimenden Sexualität auseinandersetzen.
Der Preis für die beste Regie ging an Park Chan-wook für “Decision to Leave” über einen Detektiv, der sich in die Hauptverdächtige in einem Mordfall verliebt. Der Film lief auch im Wettbewerb.
Über die Auszeichnung als beste Schauspielerin durfte sich die Iranerin Zar Amir Ebrahimi freuen. Sie verkörpert in Ali Abbasis “Holy Spider” eine mutige Journalistin, die einem Serienmörder auf der Spur ist. Der Film basiert auf der wahren Geschichte des Serienmörders Saeed Hanaei, der in den frühen 2000er-Jahren Prostituierte in der nordiranischen Millionenmetropole Maschhad tötete und als “Spider Killer” bekannt wurde. Regisseur Abbasi wurde die Drehgenehmigung für den Iran verweigert, sodass der Film schließlich in Jordanien gedreht wurde.
Sie habe einen langen Weg zurückgelegt, um heute Abend auf dieser Bühne zu stehen, sagte Ebrahimi bei der Preisvergabe. “Es war keine einfache Geschichte. Das Kino rettete mich. Es gab Erniedrigung, aber da war das Kino, es gab Einsamkeit, aber es gab das Kino, es gab Dunkelheit, aber es gab das Kino. Jetzt stehe ich hier vor Ihnen an einem Abend der Freude.”
Als bester Schauspieler wurde der Südkoreaner Song Kang-ho für seine Rolle in “Broker” von Hirokazu Koreeda gewürdigt. Der Film erzählt von einer jungen Frau, die ihr Kind in einer Babyklappe abgibt, Männern, die Babys auf dem Schwarzmarkt verticken, und zwei Detektivinnen, die dem Ganzen auf die Spur kommen wollen. Der meisterhaft spielende Song Kang-ho, unter anderem bekannt aus “Parasite”, führt das Ensemble dieser am Ende berührenden und witzigen Kriminalgeschichte an. Sichtlich bewegt, bedankte der sich nur und grüßte seine Familie, die teilweise im Saal saß.
Weitere Auszeichnungen, wie der Preis der Jury gingen an “Le Otto Montagne” von Charlotte Vandermeersch und Felix Van Groeningen sowie zu gleichen Teilen an “EO” von Jerzy Skolimowski. Der Schwede Tarik Saleh wurde mit dem Preis für das beste Drehbuch für seinen Film “Boy from Heaven” geehrt.
Mit der Vergabe der Goldenen Palme gehen die 75. Filmfestspiele von Cannes zu Ende. Sie zählen zu den weltweit bedeutendsten Filmfestivals und werden mitunter für ihren – zumindest meist – gelungenen Spagat zwischen Glamour und Ernsthaftigkeit geschätzt.
Am 1. Juli bekommt das Festival eine neue Präsidentin: Die Deutsche Iris Knobloch folgt dann auf Pierre Lescure. Sie ist damit die erste Frau und die erste Ausländerin an der Spitze der Filmfestspiele.
bb/AR (dpa, afp)
Einen klaren Favoriten für die Goldene Palme hatte es im Vorfeld der diesjährigen Filmfestspiele von Cannes nicht gegeben. Im Rennen um den Hauptpreis waren 21 Filme, darunter Beiträge von Top-Namen wie den belgischen Dardenne-Brüdern (“Tori and Lokita”), des Japaners Hirokazu Koreeda (“Broker”) oder des kanadischen Altmeisters David Cronenberg (“Crimes of Future”). Gerade mal vier Filme im Wettbewerb stammten von Frauen: “Mother and Son” von Léonor Serraille, “Showing Up” von Kelly Reichardt, “Stars at Noon” von Claire Denis und “Le Otto Montagne” von Charlotte Vandermeersch und Felix van Groeningen.
Am Samstagabend gab die Jury dann ihre mit Spannung erwartete Entscheidung bekannt: Bester Film und damit Gewinner der Palme d’Or ist “Triangle of Sadness” von Ruben Östlund. 2017 hatte der Schwede mit “The Square” gewonnen.
Jury zeigt sich schockiert
“Triangle of Sadness” ist eine schrille Satire auf den Kapitalismus und karikiert die Welt des Geldadels: Eine Jacht voller Superreicher wird von Piraten gekapert und die Passagiere stranden auf einer verlassenen Insel. Die Putzfrau ist die einzige, die fischen und Feuer machen kann, und steigt zur Anführerin in der sozialen Hackordnung auf.
Es ist ein Film über die Absurdität des Kapitalismus, über Machtverhältnisse und soziale Ungleichheit. “Doch den Film anzuschauen, inmitten einer Menge privilegierter und gestylter Frauen und Männer der Film-Elite, war an Ironie kaum zu überbieten”, schrieb DW-Reporter Scott Roxborough zur Festivalhalbzeit aus Cannes. “Wir hatten das Ziel, einen spannenden Film für das Publikum zu machen und zum Nachdenken anzuregen”, sagte Regisseur Östlund, als er die mit hundert Diamanten besetzte goldene Trophäe entgegennahm.
Eine Szene, in der ausgiebig gezeigt wird, wie sich die Gäste des Schiffs übergeben und an heftigem Durchfall leiden, hatte bei der Premiere in der vergangenen Woche für reichlich Gesprächsstoff in Cannes gesorgt. Und auch Jury-Präsident Vincent Lindon sagte bei der Preisverleihung: “Die gesamte Jury war extrem schockiert von diesem Film.” Die deutsche Schauspielerin Iris Berben kommunizierte laut der Nachrichtenagentur DPA ihre Freude über die Auszeichnung von Östlunds Film, in dem sie eine Nebenrolle spielt: “Ich bin überglücklich, ein kleines Mosaiksteinchen in dieser bitterbösen, komischen, traurigen und widersprüchlichen Film-Satire zu sein.”
Mit dem Großen Preis der Jury, der zweitwichtigsten Auszeichnung des Festivals, wurden die französische Filmemacherin Claire Denis für “Stars at Noon”, eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der politischen Spannungen in Mittelamerika, sowie der Belgier Lukas Dhont geehrt. Er hat mit “Close” ein zärtliches Porträt zweier Jungen abgeliefert, die gemobbt werden und sich mit ihrer aufkeimenden Sexualität auseinandersetzen.
Auszeichnungen für zwei Liebesgeschichten
Der Preis für die beste Regie ging an Park Chan-wook für “Decision to Leave” über einen Detektiv, der sich in die Hauptverdächtige in einem Mordfall verliebt. Der Film lief auch im Wettbewerb.
Meisterhaftes Spiel
Über die Auszeichnung als beste Schauspielerin durfte sich die Iranerin Zar Amir Ebrahimi freuen. Sie verkörpert in Ali Abbasis “Holy Spider” eine mutige Journalistin, die einem Serienmörder auf der Spur ist. Der Film basiert auf der wahren Geschichte des Serienmörders Saeed Hanaei, der in den frühen 2000er-Jahren Prostituierte in der nordiranischen Millionenmetropole Maschhad tötete und als “Spider Killer” bekannt wurde. Regisseur Abbasi wurde die Drehgenehmigung für den Iran verweigert, sodass der Film schließlich in Jordanien gedreht wurde.
Sie habe einen langen Weg zurückgelegt, um heute Abend auf dieser Bühne zu stehen, sagte Ebrahimi bei der Preisvergabe. “Es war keine einfache Geschichte. Das Kino rettete mich. Es gab Erniedrigung, aber da war das Kino, es gab Einsamkeit, aber es gab das Kino, es gab Dunkelheit, aber es gab das Kino. Jetzt stehe ich hier vor Ihnen an einem Abend der Freude.”
Als bester Schauspieler wurde der Südkoreaner Song Kang-ho für seine Rolle in “Broker” von Hirokazu Koreeda gewürdigt. Der Film erzählt von einer jungen Frau, die ihr Kind in einer Babyklappe abgibt, Männern, die Babys auf dem Schwarzmarkt verticken, und zwei Detektivinnen, die dem Ganzen auf die Spur kommen wollen. Der meisterhaft spielende Song Kang-ho, unter anderem bekannt aus “Parasite”, führt das Ensemble dieser am Ende berührenden und witzigen Kriminalgeschichte an. Sichtlich bewegt, bedankte der sich nur und grüßte seine Familie, die teilweise im Saal saß.
Weitere Auszeichnungen, wie der Preis der Jury gingen an “Le Otto Montagne” von Charlotte Vandermeersch und Felix Van Groeningen sowie zu gleichen Teilen an “EO” von Jerzy Skolimowski. Der Schwede Tarik Saleh wurde mit dem Preis für das beste Drehbuch für seinen Film “Boy from Heaven” geehrt.
Mit der Vergabe der Goldenen Palme gehen die 75. Filmfestspiele von Cannes zu Ende. Sie zählen zu den weltweit bedeutendsten Filmfestivals und werden mitunter für ihren – zumindest meist – gelungenen Spagat zwischen Glamour und Ernsthaftigkeit geschätzt.
Am 1. Juli bekommt das Festival eine neue Präsidentin: Die Deutsche Iris Knobloch folgt dann auf Pierre Lescure. Sie ist damit die erste Frau und die erste Ausländerin an der Spitze der Filmfestspiele.
bb/AR (dpa, afp)