Das Bachfest Leipzig lädt Chöre der Welt ein
Unter dem Motto “Bach – We Are Family” lädt das Leipziger Bachfest internationale Bachchöre ein. Von Paraguay bis nach Japan wird bereits kräftig geprobt.
Rund 300 Bachchöre und Bachgesellschaften hat das Leipziger Bacharchiv weltweit ausfindig gemacht. Über zwanzig von ihnen kommen in diesem Jahr unter dem Motto “Bach – We Are Family” vom 9. bis zum 19. Juni zum Leipziger Bachfest. “Die Einladung war für uns eine große Überraschung”, sagt der Gründer und musikalische Leiter des “Bach Collegium de Asunción” aus Paraguay, Diego Sánchez Haase.
In Leipzig zu musizieren, dort wo der Barockkomponist Johann Sebastian Bach 27 Jahre lang als Thomaskantor gewirkt hat, war schon lange ein großer Traum des Chor- und Ensembleleiters. “Wir sind begeistert und arbeiten mit viel Enthusiasmus. In den letzten Wochen vor den Konzerten haben wir drei Mal pro Woche geprobt”, erzählt er im Gespräch mit der DW.
Rund 300 Bachchöre und Bachgesellschaften hat das Leipziger Bacharchiv weltweit ausfindig gemacht. Über zwanzig von ihnen kommen in diesem Jahr unter dem Motto “Bach – We Are Family” vom 9. bis zum 19. Juni zum Leipziger Bachfest. “Die Einladung war für uns eine große Überraschung”, sagt der Gründer und musikalische Leiter des “Bach Collegium de Asunción” aus Paraguay, Diego Sánchez Haase.
Das Bach Collegium Asunción, gegründet 2008, ist spezialisiert auf die historische Aufführungspraxis der Barockmusik. So nennt man die Bemühungen, die Musik vergangener Epochen mit authentischem Instrumentarium und historischer Spieltechnik wiederzugeben. Beim Bachfest wird das Collegium Asunción in der Reihe “Kantate Domino” am 15. Juni Bachkantaten singen und spielen.
“Bach – We are Family”
Auch Lisette Canton, Leiterin des “Ottawa Bach Choir” freut sich auf die Reise nach Leipzig. Sie kennt die Stadt bereits: 2014 wurde der Ottawa Bach Choir, der zu den besten Chören Kanadas zählt, erstmals zum Bachfest Leipzig eingeladen. In diesem Jahr führt der Chor gleich zwei Konzerte in der Thomaskirche auf. “An diesem Ort der Musikgeschichte aufzutreten, ist unvergleichlich. Es ist einfach das Zuhause von Bachs Musik”, sagt Lisette Canton. Auf dem Programm der beiden Konzerte stehen nicht nur Bachkantaten, sondern auch Musik von bedeutenden Zeitgenossen, die Bach beeinflusst haben. Außerdem singt der Chor die geistliche Motette “Das ist meine Freude” von Johann Ludwig Bach, ein entfernter Verwandter des berühmteren Johann Sebastian Bach.
Johann Sebastian Bach stammt aus einer weitverzweigten Musikerfamilie, die sich einmal im Jahr zu einer großen Familienfeier traf, um gemeinsam zu musizieren und zu feiern. Für den Bachfest-Intendanten Michael Maul ist die globale Bach-Community heute die neue Bachfamilie. “Wir wollten versuchen, diese historische Idee wiederzubeleben, denn überall auf der Welt schließen sich Menschen in Bachgesellschaften und Bachchören zusammen, weil sie von Bachs Musik begeistert sind.” Michael Maul wollte die Idee der großen Familienfeier eigentlich schon 2020 umsetzen, doch wegen der Coraona-Pandemie musste das Großevent verschoben werden.
Auch in diesem Jahr können wegen der Pandemie nicht alle eingeladenen Chöre nach Leipzig kommen. So musste etwa der “Johannesburg Bach Choir” seine Reise absagen. Nach dem Lockdown in Südafrika konnten sich die Sängerinnen und Sänger erst in diesem Jahr wieder zu den Proben treffen. “Wegen der Unsicherheiten und der ganzen Reisebeschränkungen war es logistisch leider nicht mehr möglich, rechtzeitig eine Reise nach Leipzig zu arrangieren”, sagt Marlene Ross vom Johannesburger Bach Chor.
“Gerade aus Asien und Australien, wo die Coronazahlen bis zuletzt noch sehr hoch waren, mussten uns Chöre absagen”, erläutert Michael Maul im Gespräch mit der DW. Viele Chöre hatten nach den Lockdowns in ihren Ländern kaum Zeit für Proben. Umso größer ist die Aufregung bei denen, die trotzdem anreisen. “Es war so verrückt mit der ganzen Pandemie. Wir planen das Programm schon seit vier Jahren, mussten aber immer wieder alles umschmeißen und können jetzt kaum erwarten, dass es los geht”, sagt Lisette Canton aus Kanada.
Auch der “Kamerkoris DeCoro” aus Lettland, der zwei Konzerte beim Bachfest gestaltet, musste flexibel sein. Das zweite Konzert mit anderem Dirigenten und anderen Solisten wurde erst kurzfristig geplant. “Aber genau so sollte es sein”, sagt die Chorleiterin und Sängerin Māra Siikavirta im Gespräch mit der DW. “Bach war ein großer Meister der Improvisation”, meint sie und fügt hinzu, dass auch der Chor jetzt improvisieren müsse, das mache die ganze Sache spannend. Die gemeinsamen Proben mit dem Gastdirigenten und Organisten David Timm und den neuen Solisten können nämlich erst einen Tag vor dem Konzert am 10. Juni vor Ort in Leipzig stattfinden.
Der Kammerchor DeCoro aus Lettland wurde 2007 von Ainārs Rubiķis, dem vielfach ausgezeichneten Dirigenten und derzeitigen Generalmusikdirektor der Komischen Oper Berlin gegründet. Neben Bachkantaten wird der Chor in Leipzig auch einige Werke von zeitgenössischen Komponisten aus Lettland, Estland und Norwegen aufführen, die von Bachs Musik inspiriert wurden.
Einen besonderen Zugang zu Johann Sebastian Bachs Musik hat Kinuyo Hashimoto, Gründerin der “Soft Bach Society Yamaguchi” aus Japan. “Wir wollen mit unserem Gesang vermitteln, dass die starke Essenz von Bachs Musik unveränderlich ist.” Kinuyo Hashimoto stützt sich dabei auf ihr Buch “Yawarakana Bach”, was so viel heißt, wie “weicher, sanfter Bach”. Sie spricht sich dafür aus, Bachs Musik wenn nötig in anderen Tonlagen zu singen als vorgegeben oder Tempi und Text anzupassen, was miteinschließt, Bachs Texte auch auf japanisch zu singen. Auf diese Weise hätten Amateure in Japan einen einfacheren Zugang zu Bach. “Es sind nicht seine Worte, sondern es ist seine Musik, die direkt und tief auf uns wirkt”, sagte sie der DW.
Wie die internationalen Bachchöre Bachs Musik in ihren Ländern zum Klingen bringen und interpretieren, ist ganz unterschiedlich. Die “Sociedad de Bach”, ebenfalls von Diego Sánchez Haase gegründet, hat das Ziel, Bachs Musik in Paraguay zu fördern und zu vermitteln. Sánchez Haase bringt Bachs Musik in Gegenden seiner Heimat, wo das Ensemble viele Bachwerke zum ersten Mal aufführt.
Anders als in Deutschland besuchen dort gerade junge Leute die klassischen Konzerte, die sonst eher Rockmusik hören, erzählt Diego Sánchez Haase: “Ich glaube, es gibt eine Verbindung zwischen Bachs Musik, Rock’n’Roll und Jazz. Es ist diese große Energie und die perfekte Musik-Konstruktion, die viele Menschen anspricht.”
Lisette Canton hingegen freut sich besonders auf das begeisterte Publikum in Leipzig: “Die Menschen in Kanada schätzen klassische Musik und Kultur, aber es ist nicht dasselbe wie in Leipzig. Da verstehen und verehren die Leute diese Musik von Bach wirklich.”
Einen besonderen Höhepunkt zum Projekt “Bach – We Are Family” gibt es am Ende des Bachfestes. Mit 92 Sängerinnen und Sängern aus 16 Nationen wird der Präsident des Bacharchivs und Dirigent, Ton Koopman, in einem Workshop Bachkantaten einstudieren. Begleitet vom Leipziger Barockorchester erklingt diese Stimmgewalt am 18. Juni in der Thomaskirche.
Rund 300 Bachchöre und Bachgesellschaften hat das Leipziger Bacharchiv weltweit ausfindig gemacht. Über zwanzig von ihnen kommen in diesem Jahr unter dem Motto “Bach – We Are Family” vom 9. bis zum 19. Juni zum Leipziger Bachfest. “Die Einladung war für uns eine große Überraschung”, sagt der Gründer und musikalische Leiter des “Bach Collegium de Asunción” aus Paraguay, Diego Sánchez Haase.
In Leipzig zu musizieren, dort wo der Barockkomponist Johann Sebastian Bach 27 Jahre lang als Thomaskantor gewirkt hat, war schon lange ein großer Traum des Chor- und Ensembleleiters. “Wir sind begeistert und arbeiten mit viel Enthusiasmus. In den letzten Wochen vor den Konzerten haben wir drei Mal pro Woche geprobt”, erzählt er im Gespräch mit der DW.
“Bach – We are Family”
Das Bach Collegium Asunción, gegründet 2008, ist spezialisiert auf die historische Aufführungspraxis der Barockmusik. So nennt man die Bemühungen, die Musik vergangener Epochen mit authentischem Instrumentarium und historischer Spieltechnik wiederzugeben. Beim Bachfest wird das Collegium Asunción in der Reihe “Kantate Domino” am 15. Juni Bachkantaten singen und spielen.
Auch Lisette Canton, Leiterin des “Ottawa Bach Choir” freut sich auf die Reise nach Leipzig. Sie kennt die Stadt bereits: 2014 wurde der Ottawa Bach Choir, der zu den besten Chören Kanadas zählt, erstmals zum Bachfest Leipzig eingeladen. In diesem Jahr führt der Chor gleich zwei Konzerte in der Thomaskirche auf. “An diesem Ort der Musikgeschichte aufzutreten, ist unvergleichlich. Es ist einfach das Zuhause von Bachs Musik”, sagt Lisette Canton. Auf dem Programm der beiden Konzerte stehen nicht nur Bachkantaten, sondern auch Musik von bedeutenden Zeitgenossen, die Bach beeinflusst haben. Außerdem singt der Chor die geistliche Motette “Das ist meine Freude” von Johann Ludwig Bach, ein entfernter Verwandter des berühmteren Johann Sebastian Bach.
Johann Sebastian Bach stammt aus einer weitverzweigten Musikerfamilie, die sich einmal im Jahr zu einer großen Familienfeier traf, um gemeinsam zu musizieren und zu feiern. Für den Bachfest-Intendanten Michael Maul ist die globale Bach-Community heute die neue Bachfamilie. “Wir wollten versuchen, diese historische Idee wiederzubeleben, denn überall auf der Welt schließen sich Menschen in Bachgesellschaften und Bachchören zusammen, weil sie von Bachs Musik begeistert sind.” Michael Maul wollte die Idee der großen Familienfeier eigentlich schon 2020 umsetzen, doch wegen der Coraona-Pandemie musste das Großevent verschoben werden.
Auch in diesem Jahr können wegen der Pandemie nicht alle eingeladenen Chöre nach Leipzig kommen. So musste etwa der “Johannesburg Bach Choir” seine Reise absagen. Nach dem Lockdown in Südafrika konnten sich die Sängerinnen und Sänger erst in diesem Jahr wieder zu den Proben treffen. “Wegen der Unsicherheiten und der ganzen Reisebeschränkungen war es logistisch leider nicht mehr möglich, rechtzeitig eine Reise nach Leipzig zu arrangieren”, sagt Marlene Ross vom Johannesburger Bach Chor.
Die Corona-Pandemie hinterlässt ihre Spuren
“Gerade aus Asien und Australien, wo die Coronazahlen bis zuletzt noch sehr hoch waren, mussten uns Chöre absagen”, erläutert Michael Maul im Gespräch mit der DW. Viele Chöre hatten nach den Lockdowns in ihren Ländern kaum Zeit für Proben. Umso größer ist die Aufregung bei denen, die trotzdem anreisen. “Es war so verrückt mit der ganzen Pandemie. Wir planen das Programm schon seit vier Jahren, mussten aber immer wieder alles umschmeißen und können jetzt kaum erwarten, dass es los geht”, sagt Lisette Canton aus Kanada.
Flexibel bleiben bis zum Konzert
Auch der “Kamerkoris DeCoro” aus Lettland, der zwei Konzerte beim Bachfest gestaltet, musste flexibel sein. Das zweite Konzert mit anderem Dirigenten und anderen Solisten wurde erst kurzfristig geplant. “Aber genau so sollte es sein”, sagt die Chorleiterin und Sängerin Māra Siikavirta im Gespräch mit der DW. “Bach war ein großer Meister der Improvisation”, meint sie und fügt hinzu, dass auch der Chor jetzt improvisieren müsse, das mache die ganze Sache spannend. Die gemeinsamen Proben mit dem Gastdirigenten und Organisten David Timm und den neuen Solisten können nämlich erst einen Tag vor dem Konzert am 10. Juni vor Ort in Leipzig stattfinden.
Der Kammerchor DeCoro aus Lettland wurde 2007 von Ainārs Rubiķis, dem vielfach ausgezeichneten Dirigenten und derzeitigen Generalmusikdirektor der Komischen Oper Berlin gegründet. Neben Bachkantaten wird der Chor in Leipzig auch einige Werke von zeitgenössischen Komponisten aus Lettland, Estland und Norwegen aufführen, die von Bachs Musik inspiriert wurden.
Einen besonderen Zugang zu Johann Sebastian Bachs Musik hat Kinuyo Hashimoto, Gründerin der “Soft Bach Society Yamaguchi” aus Japan. “Wir wollen mit unserem Gesang vermitteln, dass die starke Essenz von Bachs Musik unveränderlich ist.” Kinuyo Hashimoto stützt sich dabei auf ihr Buch “Yawarakana Bach”, was so viel heißt, wie “weicher, sanfter Bach”. Sie spricht sich dafür aus, Bachs Musik wenn nötig in anderen Tonlagen zu singen als vorgegeben oder Tempi und Text anzupassen, was miteinschließt, Bachs Texte auch auf japanisch zu singen. Auf diese Weise hätten Amateure in Japan einen einfacheren Zugang zu Bach. “Es sind nicht seine Worte, sondern es ist seine Musik, die direkt und tief auf uns wirkt”, sagte sie der DW.
Bachs Musik in die Welt tragen
Wie die internationalen Bachchöre Bachs Musik in ihren Ländern zum Klingen bringen und interpretieren, ist ganz unterschiedlich. Die “Sociedad de Bach”, ebenfalls von Diego Sánchez Haase gegründet, hat das Ziel, Bachs Musik in Paraguay zu fördern und zu vermitteln. Sánchez Haase bringt Bachs Musik in Gegenden seiner Heimat, wo das Ensemble viele Bachwerke zum ersten Mal aufführt.
Anders als in Deutschland besuchen dort gerade junge Leute die klassischen Konzerte, die sonst eher Rockmusik hören, erzählt Diego Sánchez Haase: “Ich glaube, es gibt eine Verbindung zwischen Bachs Musik, Rock’n’Roll und Jazz. Es ist diese große Energie und die perfekte Musik-Konstruktion, die viele Menschen anspricht.”
Bachs Musik in Leipzig
Lisette Canton hingegen freut sich besonders auf das begeisterte Publikum in Leipzig: “Die Menschen in Kanada schätzen klassische Musik und Kultur, aber es ist nicht dasselbe wie in Leipzig. Da verstehen und verehren die Leute diese Musik von Bach wirklich.”
Einen besonderen Höhepunkt zum Projekt “Bach – We Are Family” gibt es am Ende des Bachfestes. Mit 92 Sängerinnen und Sängern aus 16 Nationen wird der Präsident des Bacharchivs und Dirigent, Ton Koopman, in einem Workshop Bachkantaten einstudieren. Begleitet vom Leipziger Barockorchester erklingt diese Stimmgewalt am 18. Juni in der Thomaskirche.