Die Musikfestivals sind zurück
Rock am Ring, Wacken oder Roskilde: Nach mehr als zwei Jahren Zwangspause wegen Corona sind Europas größte Festivals wieder zurück. Aber die Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen.
Am Pfingstwochenende beginnt sie endlich wieder, die Festivalsaison in Europa. In Deutschland erwarten die beiden Schwesterfestivals Rock am Ring und Rock im Park zusammen mehr als 160.000 Fans, denen jeweils rund 70 Bands einheizen werden. Zeitgleich steigt in Barcelona das Primavera Sound, aber auch kleinere und Kleinstfestivals wie das Rock Hard Festival in Gelsenkirchen oder das Orange Blossom Special in Beverungen öffnen Pfingsten erstmals nach zwei Jahren wieder ihre Pforten, dicht gefolgt vom Melt!-Festival, Hurricane und Southside und dem Roskilde-Festival in Dänemark. Und das ist nur der Juni.
Im ersten Festivalsommer nach der Corona-Pandemie ist eine enorme Aufbruchstimmung zu spüren, denn nach so langer Zeit in den eigenen vier Wänden wollen die Menschen allerorts wieder unter Leute kommen, tanzen, feiern, Spaß haben. Wenige kulturelle Ereignisse bieten so viel Gemeinschaftsgefühl wie Musikfestivals. Egal, ob man auf beinharten Metal steht oder auf sanfte Elektronik – die Festivalwelt in Deutschland und in seinen europäischen Nachbarländern bietet eine enorme Vielfalt und musikalische Spannbreite.
Am Pfingstwochenende beginnt sie endlich wieder, die Festivalsaison in Europa. In Deutschland erwarten die beiden Schwesterfestivals Rock am Ring und Rock im Park zusammen mehr als 160.000 Fans, denen jeweils rund 70 Bands einheizen werden. Zeitgleich steigt in Barcelona das Primavera Sound, aber auch kleinere und Kleinstfestivals wie das Rock Hard Festival in Gelsenkirchen oder das Orange Blossom Special in Beverungen öffnen Pfingsten erstmals nach zwei Jahren wieder ihre Pforten, dicht gefolgt vom Melt!-Festival, Hurricane und Southside und dem Roskilde-Festival in Dänemark. Und das ist nur der Juni.
“Zwei Jahre lang Verschieben ist nicht das, wofür wir brennen. Wir wollen Livemusik machen und es anderen möglich machen, Livemusik zu erleben”, so Jonas Rohde. Er ist Kommunikationschef der FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH, die unter anderem die ausverkauften deutschen Festivals Hurricane und Southside ausrichtet, die vom 17. bis 19. Juni stattfinden und dieses Jahr mit Bands wie Seeed, Deichkind und Kings Of Leon oder Künstlerinnen wie Charlie XCX oder Nura aufwarten. “Unser Fokus liegt darauf, endlich das Festival abzuliefern, das wir unseren Fans versprochen haben. Wir haben alle Energie darauf verwendet, das Line-Up aufrechtzuerhalten. Das haben wir auch in allergrößter Mehrheit geschafft”.
Line-Up gehalten: Hurricane und Southside
In die große Vorfreude auf den Festivalsommer 2022 mischt sich Wehmut und auch Nervosität bei den Veranstaltern. Die psychische Belastung der Pandemie und wirtschaftliche Einbußen von zeitweise bis zu 95 Prozent seien eine Zäsur gewesen, “die wir in so in diesem Ausmaß noch nie erlebt hatten”, sagt Rohde der DW. FKP Scorpio kam noch mit einem blauen Auge davon: Das Team sei durch die Pandemie hindurch “überwiegend zusammen geblieben”.
Sein Überleben habe das Unternehmen vor allem den Festivalgästen zu verdanken, die ihre Tickets aus den Vorjahren behalten haben. Dies habe Rohde und seinem Team in der unsicheren Zeit von zwei Jahren Pandemie Sicherheit gegeben, “und dafür möchten wir danken, weil das nicht selbstverständlich ist.”
So vergleichsweise glimpflich wie bei FKP Scorpio lief es beileibe nicht bei allen ab. “Die Pandemie ist wohl das Schlechteste, was einer Kulturform wie der unseren passieren kann.” Holger Jan Schmidt, Generalsekretär des europäischen Musikfestivalverbands Yourope, berichtete der DW unverhohlen von den verheerenden Folgen, die zwei Jahre Stillstand in seiner Branche hinterlassen haben. “Viele Festivals und Dienstleister suchen Personal oder arbeiten mit einer großen Zahl unerfahrener Kräfte. Die große Anzahl von verschobenen Veranstaltungen aus den vergangenen Jahren sorgt gleichzeitig für einen deutlich größeren Bedarf an Personal und Material, als der Markt derzeit bereithält.”
Darüber hinaus müssten Veranstaltungen mit kalkulierten Einnahmen aus dem Jahr 2020 unter den Bedingungen von 2022 bestritten werden – “inklusive massiver Preissteigerung wegen geringer Verfügbarkeit von Material und Personal, gestiegenen Energiekosten, Inflation und den Zusatzkosten, die den Kollegen entstanden sind, weil sie die Teams während der Pandemie zusammengehalten haben.”
Aufgrund der langen Pause und der daraus entstandenen beruflichen und wirtschaftlichen Unsicherheit seien der Branche viele erfahrene, meist freiberufliche Fachkräfte verlorengegangen, die woanders untergekommen sind. “Das adäquat zu kompensieren – auf allen Ebenen und Bereichen der Festivals – wird Jahre dauern”, so Schmidt.”
Der Festivalmarkt in Europa sei dabei sehr heterogen und werde unterschiedlich hart von den Folgen der Pandemie getroffen. “Eine Herausforderung bleibt es für fast alle aber weiterhin. Ich habe allerdings großes Vertrauen in die Fähigkeit unserer sehr kreativen Szene, sich erfolgreich dieser Herausforderung zu stellen und in diesem Sommer eine ganz besondere Magie zu entfachen, die nur wir erzeugen können.”
Ein Festival, dem besonders viel Magie nachgesagt wird, ist das Roskilde Festival in Dänemark. Es ist eine der größten Musikveranstaltungen Europas und gehört zu den bekanntesten Rock- und Popfestivals weltweit. Es steht nicht nur bei Fans, sondern auch bei Künstlerinnen und Künstlern hoch im Kurs.
Doch das Roskilde ist weit mehr als nur ein cooles Festival. Denn das “Europäische Woodstock” ist ein komplettes Non-Profit-Festival. Die Gewinne werden weitergegeben – an wohltätige Organisationen, Nichtregierungsorganisationen und Kulturbetriebe weltweit. In Zeiten, in denen nach alternativen Wirtschafts- und Lebensformen gesucht wird, spielt das Roskilde mit seiner Mission eine Vorreiterrolle. Einmal im Jahr wird das gleichnamige Städtchen zur viertgrößten Stadt Dänemarks: Am Roskilde Festival nehmen 130.000 Menschen teil, fast ein Viertel davon sind Freiwillige und Ehrenamtliche.
Auch das Roskilde Festival hat enorm gelitten unter der Pandemie, und ein großer Teil der Leute, mit denen das Festivalteam jahrelang zusammengearbeitet hat, sind nun nicht mehr da. Auch die Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag des Festivals konnten nicht in der Form stattfinden, wie es sich Fans und Veranstalterkreis gewünscht hatten. Umso größer ist die Freude über sein Comeback.
Auch für das Roskilde behielten die Fans zum größten Teil ihre Tickets – man war bereits vor der Pandemie ausverkauft. Und hier zeigt sich eine der vielen Stärken des Festivals: Da Freiwillige hier auch wichtige Posten wie die Security stellen, hat bei der Sicherheit kein Verlust von erfahrenen Kräften stattgefunden, wie Security-Chef Morten Therkildsen berichtet.
“Wir schauen vorwärts”, sagt Therkildsen. “Für uns ist das Wichtigste, etwas für die jungen Menschen in der Community zu tun und für sie die Dinge zum Positiven zu verändern.” Also hat man kurzerhand ein weiteres Ticket-Kontingent von 5000 Stück für Menschen unter 25 freigeschaltet. “Unsere jungen Leute passen gut aufeinander auf, aber das Level an Enthusiasmus wird diesmal wohl ein kleines bisschen höher sein als sonst, nach dem Motto: ‘Ja, wir sind wieder da!'”
Daher gibt es – neu nach der Pandemie – für die festivalunerfahrenen jungen Fans mehr Ruhezonen. Auch die langjährige Tradition, dass beim Startschuss des Roskilde-Festivals mehrere tausend Menschen gleichzeitig aufs Gelände rennen, wird erstmals seit Jahrzehnten ausgesetzt. Und so beginnt der Festivalsommer 2022 mit vielen Veränderungen – und enorm viel positiver Energie.
Am Pfingstwochenende beginnt sie endlich wieder, die Festivalsaison in Europa. In Deutschland erwarten die beiden Schwesterfestivals Rock am Ring und Rock im Park zusammen mehr als 160.000 Fans, denen jeweils rund 70 Bands einheizen werden. Zeitgleich steigt in Barcelona das Primavera Sound, aber auch kleinere und Kleinstfestivals wie das Rock Hard Festival in Gelsenkirchen oder das Orange Blossom Special in Beverungen öffnen Pfingsten erstmals nach zwei Jahren wieder ihre Pforten, dicht gefolgt vom Melt!-Festival, Hurricane und Southside und dem Roskilde-Festival in Dänemark. Und das ist nur der Juni.
Im ersten Festivalsommer nach der Corona-Pandemie ist eine enorme Aufbruchstimmung zu spüren, denn nach so langer Zeit in den eigenen vier Wänden wollen die Menschen allerorts wieder unter Leute kommen, tanzen, feiern, Spaß haben. Wenige kulturelle Ereignisse bieten so viel Gemeinschaftsgefühl wie Musikfestivals. Egal, ob man auf beinharten Metal steht oder auf sanfte Elektronik – die Festivalwelt in Deutschland und in seinen europäischen Nachbarländern bietet eine enorme Vielfalt und musikalische Spannbreite.
Line-Up gehalten: Hurricane und Southside
“Zwei Jahre lang Verschieben ist nicht das, wofür wir brennen. Wir wollen Livemusik machen und es anderen möglich machen, Livemusik zu erleben”, so Jonas Rohde. Er ist Kommunikationschef der FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH, die unter anderem die ausverkauften deutschen Festivals Hurricane und Southside ausrichtet, die vom 17. bis 19. Juni stattfinden und dieses Jahr mit Bands wie Seeed, Deichkind und Kings Of Leon oder Künstlerinnen wie Charlie XCX oder Nura aufwarten. “Unser Fokus liegt darauf, endlich das Festival abzuliefern, das wir unseren Fans versprochen haben. Wir haben alle Energie darauf verwendet, das Line-Up aufrechtzuerhalten. Das haben wir auch in allergrößter Mehrheit geschafft”.
In die große Vorfreude auf den Festivalsommer 2022 mischt sich Wehmut und auch Nervosität bei den Veranstaltern. Die psychische Belastung der Pandemie und wirtschaftliche Einbußen von zeitweise bis zu 95 Prozent seien eine Zäsur gewesen, “die wir in so in diesem Ausmaß noch nie erlebt hatten”, sagt Rohde der DW. FKP Scorpio kam noch mit einem blauen Auge davon: Das Team sei durch die Pandemie hindurch “überwiegend zusammen geblieben”.
Sein Überleben habe das Unternehmen vor allem den Festivalgästen zu verdanken, die ihre Tickets aus den Vorjahren behalten haben. Dies habe Rohde und seinem Team in der unsicheren Zeit von zwei Jahren Pandemie Sicherheit gegeben, “und dafür möchten wir danken, weil das nicht selbstverständlich ist.”
So vergleichsweise glimpflich wie bei FKP Scorpio lief es beileibe nicht bei allen ab. “Die Pandemie ist wohl das Schlechteste, was einer Kulturform wie der unseren passieren kann.” Holger Jan Schmidt, Generalsekretär des europäischen Musikfestivalverbands Yourope, berichtete der DW unverhohlen von den verheerenden Folgen, die zwei Jahre Stillstand in seiner Branche hinterlassen haben. “Viele Festivals und Dienstleister suchen Personal oder arbeiten mit einer großen Zahl unerfahrener Kräfte. Die große Anzahl von verschobenen Veranstaltungen aus den vergangenen Jahren sorgt gleichzeitig für einen deutlich größeren Bedarf an Personal und Material, als der Markt derzeit bereithält.”
Mangel an Fachpersonal durch Corona-Pandemie
Darüber hinaus müssten Veranstaltungen mit kalkulierten Einnahmen aus dem Jahr 2020 unter den Bedingungen von 2022 bestritten werden – “inklusive massiver Preissteigerung wegen geringer Verfügbarkeit von Material und Personal, gestiegenen Energiekosten, Inflation und den Zusatzkosten, die den Kollegen entstanden sind, weil sie die Teams während der Pandemie zusammengehalten haben.”
Roskilde Festival: “Wir schauen vorwärts”
Aufgrund der langen Pause und der daraus entstandenen beruflichen und wirtschaftlichen Unsicherheit seien der Branche viele erfahrene, meist freiberufliche Fachkräfte verlorengegangen, die woanders untergekommen sind. “Das adäquat zu kompensieren – auf allen Ebenen und Bereichen der Festivals – wird Jahre dauern”, so Schmidt.”
Der Festivalmarkt in Europa sei dabei sehr heterogen und werde unterschiedlich hart von den Folgen der Pandemie getroffen. “Eine Herausforderung bleibt es für fast alle aber weiterhin. Ich habe allerdings großes Vertrauen in die Fähigkeit unserer sehr kreativen Szene, sich erfolgreich dieser Herausforderung zu stellen und in diesem Sommer eine ganz besondere Magie zu entfachen, die nur wir erzeugen können.”
Ein Festival, dem besonders viel Magie nachgesagt wird, ist das Roskilde Festival in Dänemark. Es ist eine der größten Musikveranstaltungen Europas und gehört zu den bekanntesten Rock- und Popfestivals weltweit. Es steht nicht nur bei Fans, sondern auch bei Künstlerinnen und Künstlern hoch im Kurs.
Doch das Roskilde ist weit mehr als nur ein cooles Festival. Denn das “Europäische Woodstock” ist ein komplettes Non-Profit-Festival. Die Gewinne werden weitergegeben – an wohltätige Organisationen, Nichtregierungsorganisationen und Kulturbetriebe weltweit. In Zeiten, in denen nach alternativen Wirtschafts- und Lebensformen gesucht wird, spielt das Roskilde mit seiner Mission eine Vorreiterrolle. Einmal im Jahr wird das gleichnamige Städtchen zur viertgrößten Stadt Dänemarks: Am Roskilde Festival nehmen 130.000 Menschen teil, fast ein Viertel davon sind Freiwillige und Ehrenamtliche.
Auch das Roskilde Festival hat enorm gelitten unter der Pandemie, und ein großer Teil der Leute, mit denen das Festivalteam jahrelang zusammengearbeitet hat, sind nun nicht mehr da. Auch die Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag des Festivals konnten nicht in der Form stattfinden, wie es sich Fans und Veranstalterkreis gewünscht hatten. Umso größer ist die Freude über sein Comeback.
Auch für das Roskilde behielten die Fans zum größten Teil ihre Tickets – man war bereits vor der Pandemie ausverkauft. Und hier zeigt sich eine der vielen Stärken des Festivals: Da Freiwillige hier auch wichtige Posten wie die Security stellen, hat bei der Sicherheit kein Verlust von erfahrenen Kräften stattgefunden, wie Security-Chef Morten Therkildsen berichtet.
“Wir schauen vorwärts”, sagt Therkildsen. “Für uns ist das Wichtigste, etwas für die jungen Menschen in der Community zu tun und für sie die Dinge zum Positiven zu verändern.” Also hat man kurzerhand ein weiteres Ticket-Kontingent von 5000 Stück für Menschen unter 25 freigeschaltet. “Unsere jungen Leute passen gut aufeinander auf, aber das Level an Enthusiasmus wird diesmal wohl ein kleines bisschen höher sein als sonst, nach dem Motto: ‘Ja, wir sind wieder da!'”
Daher gibt es – neu nach der Pandemie – für die festivalunerfahrenen jungen Fans mehr Ruhezonen. Auch die langjährige Tradition, dass beim Startschuss des Roskilde-Festivals mehrere tausend Menschen gleichzeitig aufs Gelände rennen, wird erstmals seit Jahrzehnten ausgesetzt. Und so beginnt der Festivalsommer 2022 mit vielen Veränderungen – und enorm viel positiver Energie.