Fußball in Indonesien: Die Hoffnung der neuen Generation
Jahrelang haben Inkompetenz, Korruption und Gewalt den indonesischen Fußball geprägt. Eine Generation junger Spieler, angeführt von Trainer Shin Tae-yong, möchte dieses Bild nun verändern.
Indonesien, ein Land mit 275 Millionen Einwohnern und einer riesigen Leidenschaft für den Fußball. Was klingt wie eine gutes Rezept für eine erfolgreiche Fußball-Nationalmannschaft, sieht in der Realität bis jetzt ganz anders aus. Während Indien und China oft als “schlafende Riesen” im Weltfußball bezeichnet werden, redet über den Inselstaat bisher kaum jemand, wenn es um Fußball geht.
“Indonesien hat beim Asien Cup noch nie die Gruppenphase überstanden”, sagt ihr Trainer Shin Tae-yong der DW: “Wenn wir es dieses Mal schaffen sollten, wäre das von enormer Bedeutung für das ganze Land.” Shin ist einer der berühmtesten und anerkanntesten Trainer Asiens. Mit dem südkoreanischen Erstligisten Seongnam FC gewann er 2010 die asiatische Champions League. Bei der WM 2018 führte er Südkorea sensationell zum Sieg gegen Deutschland in der Gruppenphase.
Indonesien, ein Land mit 275 Millionen Einwohnern und einer riesigen Leidenschaft für den Fußball. Was klingt wie eine gutes Rezept für eine erfolgreiche Fußball-Nationalmannschaft, sieht in der Realität bis jetzt ganz anders aus. Während Indien und China oft als “schlafende Riesen” im Weltfußball bezeichnet werden, redet über den Inselstaat bisher kaum jemand, wenn es um Fußball geht.
Nun steht die nächste Herausforderung an: Die Qualifikation für den Asien Cup 2023. Indonesien, derzeit nur auf Rang 159 der Weltrangliste, trifft dort auf Nepal (168), Jordanien (91) und Kuwait (146). Keine leichte Aufgabe, doch Trainer Shin hat vollstes Vertrauen in seine Mannschaft: “Unser Team ist sehr stabil und selbstbewusst und ich bin mir sicher, dass wir uns qualifizieren können”, sagt er der DW.
Hooligans und Spielmanipulationen
Viele der leidenschaftlichen Fans wünschen sich schon lange, dass sich der Fokus endlich auf den grünen Rasen richtet. In der Vergangenheit hatten Probleme außerhalb des Spielfeldes das Land immer wieder zurückgeworfen. Sinnbildlich dafür steht der Name Nurdin Halid. Von 2003 bis 2011 war der Politiker Präsident des Fußballverbands PSSI. Umso erstaunlicher erscheint dies, wenn man bedenkt, dass Halid 2004 in einen Skandal um den Vertrieb von Speiseöl verwickelt war und daraufhin inhaftiert wurde. Doch auch vom Gefängnis aus leitete er bis zu seiner Absetzung 2011 weiterhin die Geschicke im indonesischen Fußball. Von 2014 bis 2016 war die Nationalmannschaft sogar vom internationalen Fußball ausgeschlossen, da sich die indonesische Regierung wiederholt in Verbandsangelegenheiten eingemischt hatte.
“Es waren zu viele Leute in den Spielbetrieb involviert, die nur ihre eigenen Interessen verfolgt haben”, sagt ein PSSI-Offizieller. “Die Situation hat sich jedoch verbessert und der ganze Fokus liegt nun auf dem Fußball.” Ein Teil der Aufmerksamkeit sollte jedoch auch weiterhin anderen Problemen gelten – im Fall Indonesiens geht es dabei vor allem um Hooliganismus und Spielmanipulationen. Als jüngstes Beispiel wurden im November 2021 sechs Spieler suspendiert, die versucht hatten, ein Spiel illegal zu beeinflussen. Die Organisation “Save Our Soccer” hat herausgefunden, dass seit 1994 bereits 74 Fans bei Gewalttaten im Zusammenhang mit Fußball gestorben sind.
Nun möchte sich die indonesische Nationalmannschaft mit Trainer Shin und jungen Spielern neu erfinden. “Wir bekommen nun eine Menge Unterstützung von der PSSI”, sagt er. “Unser Fokus liegt nun eindeutig darauf, junge Spieler zu entwickeln.” Im Dezember erreichte die Mannschaft das Finale des AFF Suzuki Cups, der alle zwei Jahre in Südostasien stattfindet – und das mit einem Altersdurchschnitt von nur 23 Jahren. “Das Team ist nun im Schnitt sieben Jahre jünger als zuvor,” sagt Shin. “Alle Spieler haben sehr gute Fähigkeiten und Spaß am Spiel – aber sie brauchen eine bessere Einstellung.”
Shins Ko-Trainer Dzenan Radoncic sieht die Mentalität der Spieler als Schlüssel zum Erfolg. “Indonesische Spieler sind oft sehr ruhig und entspannt”, sagt der Serbe. “Ich denke, dass entsteht durch das Klima und die Kultur. Ich muss sie immer wieder darauf hinweisen, 90 Minuten alles zu geben und während eines Spiels nicht nachzulassen.” Ein anderer Ansatz ist, europäische Spieler mit familiären Bindungen nach Indonesien davon zu überzeugen, zukünftig für das Land aufzulaufen.
Elkan Baggot ist so ein Beispiel. Der 19-jährige Sohn eines englischen Vaters und einer chinesisch-indonesischen Mutter ist mit neun Jahren nach England gezogen und spielt dort für Ipswich Town in der dritten Liga. Nun hat er sich entschieden, in Zukunft das indonesische Nationaltrikot zu tragen. Auch der Spanier Jordi Amat und der ehemalige niederländische Nationalspieler Sandy Walsh stehen auf der Liste der Indonesier – der Prozess zur Einbürgerung läuft.
Nächstes Jahr ist der Inselstaat Gastgeber der U20-WM – es ist das erste globale Turnier überhaupt, dass in Indonesien stattfindet. Neben dem Sport an sich helfen dem Land auch die 28 Millionen US-Dollar, die das Land im Vorfeld des Turniers für die Modernisierung von Stadien und Infrastruktur bereitstellt. “Das ist ein sehr wichtiges Investment, da die Infrastruktur ein großes Problem ist”, sagt Radoncic. “The Spielfelder sind in einem wirklich schlechten Zustand und müssen dringend verbessert werden.”
Die U20 Indonesiens hat also 2023 das erste Mal seit 1979 die Möglichkeit, sich auf der Weltbühne zu präsentieren. Davon ist die A-Nationalmannschaft zwar noch weit entfernt, aber der Umbruch in bessere Zeiten ist zweifelsohne eingeleitet.
Der Text wurde von Mathias Brück aus dem Englischen adaptiert.
Indonesien, ein Land mit 275 Millionen Einwohnern und einer riesigen Leidenschaft für den Fußball. Was klingt wie eine gutes Rezept für eine erfolgreiche Fußball-Nationalmannschaft, sieht in der Realität bis jetzt ganz anders aus. Während Indien und China oft als “schlafende Riesen” im Weltfußball bezeichnet werden, redet über den Inselstaat bisher kaum jemand, wenn es um Fußball geht.
“Indonesien hat beim Asien Cup noch nie die Gruppenphase überstanden”, sagt ihr Trainer Shin Tae-yong der DW: “Wenn wir es dieses Mal schaffen sollten, wäre das von enormer Bedeutung für das ganze Land.” Shin ist einer der berühmtesten und anerkanntesten Trainer Asiens. Mit dem südkoreanischen Erstligisten Seongnam FC gewann er 2010 die asiatische Champions League. Bei der WM 2018 führte er Südkorea sensationell zum Sieg gegen Deutschland in der Gruppenphase.
Hooligans und Spielmanipulationen
Nun steht die nächste Herausforderung an: Die Qualifikation für den Asien Cup 2023. Indonesien, derzeit nur auf Rang 159 der Weltrangliste, trifft dort auf Nepal (168), Jordanien (91) und Kuwait (146). Keine leichte Aufgabe, doch Trainer Shin hat vollstes Vertrauen in seine Mannschaft: “Unser Team ist sehr stabil und selbstbewusst und ich bin mir sicher, dass wir uns qualifizieren können”, sagt er der DW.
Viele der leidenschaftlichen Fans wünschen sich schon lange, dass sich der Fokus endlich auf den grünen Rasen richtet. In der Vergangenheit hatten Probleme außerhalb des Spielfeldes das Land immer wieder zurückgeworfen. Sinnbildlich dafür steht der Name Nurdin Halid. Von 2003 bis 2011 war der Politiker Präsident des Fußballverbands PSSI. Umso erstaunlicher erscheint dies, wenn man bedenkt, dass Halid 2004 in einen Skandal um den Vertrieb von Speiseöl verwickelt war und daraufhin inhaftiert wurde. Doch auch vom Gefängnis aus leitete er bis zu seiner Absetzung 2011 weiterhin die Geschicke im indonesischen Fußball. Von 2014 bis 2016 war die Nationalmannschaft sogar vom internationalen Fußball ausgeschlossen, da sich die indonesische Regierung wiederholt in Verbandsangelegenheiten eingemischt hatte.
“Es waren zu viele Leute in den Spielbetrieb involviert, die nur ihre eigenen Interessen verfolgt haben”, sagt ein PSSI-Offizieller. “Die Situation hat sich jedoch verbessert und der ganze Fokus liegt nun auf dem Fußball.” Ein Teil der Aufmerksamkeit sollte jedoch auch weiterhin anderen Problemen gelten – im Fall Indonesiens geht es dabei vor allem um Hooliganismus und Spielmanipulationen. Als jüngstes Beispiel wurden im November 2021 sechs Spieler suspendiert, die versucht hatten, ein Spiel illegal zu beeinflussen. Die Organisation “Save Our Soccer” hat herausgefunden, dass seit 1994 bereits 74 Fans bei Gewalttaten im Zusammenhang mit Fußball gestorben sind.
Nun möchte sich die indonesische Nationalmannschaft mit Trainer Shin und jungen Spielern neu erfinden. “Wir bekommen nun eine Menge Unterstützung von der PSSI”, sagt er. “Unser Fokus liegt nun eindeutig darauf, junge Spieler zu entwickeln.” Im Dezember erreichte die Mannschaft das Finale des AFF Suzuki Cups, der alle zwei Jahre in Südostasien stattfindet – und das mit einem Altersdurchschnitt von nur 23 Jahren. “Das Team ist nun im Schnitt sieben Jahre jünger als zuvor,” sagt Shin. “Alle Spieler haben sehr gute Fähigkeiten und Spaß am Spiel – aber sie brauchen eine bessere Einstellung.”
Neue Generation, neue Mentalität, neue Hoffnung
Shins Ko-Trainer Dzenan Radoncic sieht die Mentalität der Spieler als Schlüssel zum Erfolg. “Indonesische Spieler sind oft sehr ruhig und entspannt”, sagt der Serbe. “Ich denke, dass entsteht durch das Klima und die Kultur. Ich muss sie immer wieder darauf hinweisen, 90 Minuten alles zu geben und während eines Spiels nicht nachzulassen.” Ein anderer Ansatz ist, europäische Spieler mit familiären Bindungen nach Indonesien davon zu überzeugen, zukünftig für das Land aufzulaufen.
U20-WM als Chance
Elkan Baggot ist so ein Beispiel. Der 19-jährige Sohn eines englischen Vaters und einer chinesisch-indonesischen Mutter ist mit neun Jahren nach England gezogen und spielt dort für Ipswich Town in der dritten Liga. Nun hat er sich entschieden, in Zukunft das indonesische Nationaltrikot zu tragen. Auch der Spanier Jordi Amat und der ehemalige niederländische Nationalspieler Sandy Walsh stehen auf der Liste der Indonesier – der Prozess zur Einbürgerung läuft.
Nächstes Jahr ist der Inselstaat Gastgeber der U20-WM – es ist das erste globale Turnier überhaupt, dass in Indonesien stattfindet. Neben dem Sport an sich helfen dem Land auch die 28 Millionen US-Dollar, die das Land im Vorfeld des Turniers für die Modernisierung von Stadien und Infrastruktur bereitstellt. “Das ist ein sehr wichtiges Investment, da die Infrastruktur ein großes Problem ist”, sagt Radoncic. “The Spielfelder sind in einem wirklich schlechten Zustand und müssen dringend verbessert werden.”
Die U20 Indonesiens hat also 2023 das erste Mal seit 1979 die Möglichkeit, sich auf der Weltbühne zu präsentieren. Davon ist die A-Nationalmannschaft zwar noch weit entfernt, aber der Umbruch in bessere Zeiten ist zweifelsohne eingeleitet.
Der Text wurde von Mathias Brück aus dem Englischen adaptiert.