Amazonas: Führt eine Blutspur zu vermisstem Reporter?
Seit dem Wochenende werden der britische Journalist Dom Philips und sein brasilianischer Führer Bruno Pereira vermisst. Nun hat die Polizei eine Spur. Sind sie dem Kampf um indigene Gebiete zum Opfer gefallen?
Mit dem Boot braucht man etwa zwei Stunden von São Rafael nach Atalaia do Norte. Die zwei winzigen Gemeinden liegen im brasilianischen Javari-Tal nahe der Grenze zu Peru. In wenigen Gebieten des Amazonasregenwalds gibt es so viele indigene Gemeinschaften, die sich entschieden haben, traditionell und weitgehend isoliert vom modernen Brasilien zu leben. Doch gerade hier, wo Brasiliens Staatsmacht eher Mythos als Realität ist, tummeln sich auch Drogenhändler und andere Kriminelle, die dem Wald illegal Pflanzen, Tiere und Bodenschätze entnehmen ohne Rücksicht auf die Umwelt und die Indigenen.
Über genau diesen Kampf im rechtsfreien Raum des Regenwalds schreibt der britische Journalist Dom Phillips derzeit ein Buch. Dafür war er in Begleitung von Bruno Araújo Pereira ins Javari-Tal gereist. Pereira ist eigentlich Beamter in der brasilianischen Indigenenbehörde FUNAI, hat sich aber unbezahlt freistellen lassen, um die Vereinigung der Indigenen Völker des Javari-Tals (Unijava) zu unterstützen.
Mit dem Boot braucht man etwa zwei Stunden von São Rafael nach Atalaia do Norte. Die zwei winzigen Gemeinden liegen im brasilianischen Javari-Tal nahe der Grenze zu Peru. In wenigen Gebieten des Amazonasregenwalds gibt es so viele indigene Gemeinschaften, die sich entschieden haben, traditionell und weitgehend isoliert vom modernen Brasilien zu leben. Doch gerade hier, wo Brasiliens Staatsmacht eher Mythos als Realität ist, tummeln sich auch Drogenhändler und andere Kriminelle, die dem Wald illegal Pflanzen, Tiere und Bodenschätze entnehmen ohne Rücksicht auf die Umwelt und die Indigenen.
Auf dem Rückweg von einem Interview mit Indigenen waren die beiden am frühen Sonntagmorgen in São Rafael nach Atalaia do Norte aufgebrochen. Doch dort kamen sie nie an.
Reagierten Behörden mit Verzögerung?
Die Unijava habe umgehend einen Suchtrupp organisiert, sagt Beto Marubo, einer der indigenen Anführer in der Region: “Wir haben die Suche begonnen, sobald wir hörten, dass Bruno und Dom nicht wie erwartet am Ziel eintrafen.” Außerdem hätten sie die brasilianische Bundespolizei informiert.
Es habe aber öffentlichen Drucks bedurft, um die Behörden zu einer angemessenen Reaktion zu bringen, sagte Marubo der DW: “Der Druck der nationalen und internationalen Presse hat viel verändert. Bis dahin blieben die behördlichen Bemühungen weit hinter dem zurück, was nötig war.”
Dom Phillips lebt seit mehr als 15 Jahren in Brasilien und hat seitdem für verschiedene internationale Medien wie den britischen “Guardian” oder die US-amerikanischen Zeitungen “New York Times” und “Washington Post” berichtet. Auch für die DW hat Phillips bereits gearbeitet.
Mittlerweile hat die Polizei einen 41-Jährigen festgenommen, der nach Aussage mehrerer Zeugen Phillips und Pereira am Sonntagmorgen mit seinem Boot verfolgt hat. Im Boot des Mannes fand die Polizei am Donnerstag laut Behördenangaben Drogen, ein Sturmgewehr sowie Blutspuren. Der Mann bestreitet, etwas über das Verschwinden der beiden Vermissten zu wissen. Nun wird untersucht, ob die Blutspuren von Phillips oder Pereira stammen.
Phillips und Pereira kennen sich bereits seit mehreren Jahren. 2018 nahm der Brite an einer von Pereira organisierten Journalistenreise in dasselbe Gebiet teil. Mehrere, möglicherweise auch unkontaktierte indigene Völker leben dort. Viele haben ein in der Verfassung verankertes, verbrieftes Recht, über die Nutzung ihrer angestammten Gebiete zu bestimmen.
Nach den Schilderungen von Beto Marubo hatte sich Pereira als FUNAI-Beamter ein funktionierendes Netzwerk zum Schutz isolierter Völker im Javari-Tal aufgebaut, in Zusammenarbeit mit dem Militär und der Bundespolizei. Doch bereits in den 1990er Jahren habe die FUNAI sich nicht mehr darum gekümmert.
Seit Jair Bolsonaro Anfang 2019 Präsident geworden ist und die Ausbeutung des Regenwaldes propagiert, sei die Bedrohung merklich gewachsen. Kurz darauf habe Pereira sich vom Dienst freistellen lassen: “Die FUNAI hatte begonnen, gegen Personen vorzugehen, die zu eng mit den Indigenen zusammenarbeiteten. Das war wohl nicht im Sinne der Regierung.”
Die größte Bedrohung gehe aber von kriminellen Banden aus, die im Amazonasgebiet wildern, nach Bodenschätzen suchen oder Drogen schmuggeln. In den vergangenen Monaten hatte Pereira mehrere Drohungen erhalten. Er wäre nicht der erste brasilianische Aktivist, bei dem es nicht bei Drohungen geblieben ist. “Brasilien vernachlässigt dieses Problem und redet es klein”, sagt Marubo, “deshalb muss die Welt helfen. Es geht nicht nur um uns und unser Land, sondern auch um den Erhalt des Amazonasregenwaldes.”
Mit dem Boot braucht man etwa zwei Stunden von São Rafael nach Atalaia do Norte. Die zwei winzigen Gemeinden liegen im brasilianischen Javari-Tal nahe der Grenze zu Peru. In wenigen Gebieten des Amazonasregenwalds gibt es so viele indigene Gemeinschaften, die sich entschieden haben, traditionell und weitgehend isoliert vom modernen Brasilien zu leben. Doch gerade hier, wo Brasiliens Staatsmacht eher Mythos als Realität ist, tummeln sich auch Drogenhändler und andere Kriminelle, die dem Wald illegal Pflanzen, Tiere und Bodenschätze entnehmen ohne Rücksicht auf die Umwelt und die Indigenen.
Über genau diesen Kampf im rechtsfreien Raum des Regenwalds schreibt der britische Journalist Dom Phillips derzeit ein Buch. Dafür war er in Begleitung von Bruno Araújo Pereira ins Javari-Tal gereist. Pereira ist eigentlich Beamter in der brasilianischen Indigenenbehörde FUNAI, hat sich aber unbezahlt freistellen lassen, um die Vereinigung der Indigenen Völker des Javari-Tals (Unijava) zu unterstützen.
Reagierten Behörden mit Verzögerung?
Auf dem Rückweg von einem Interview mit Indigenen waren die beiden am frühen Sonntagmorgen in São Rafael nach Atalaia do Norte aufgebrochen. Doch dort kamen sie nie an.
Die Unijava habe umgehend einen Suchtrupp organisiert, sagt Beto Marubo, einer der indigenen Anführer in der Region: “Wir haben die Suche begonnen, sobald wir hörten, dass Bruno und Dom nicht wie erwartet am Ziel eintrafen.” Außerdem hätten sie die brasilianische Bundespolizei informiert.
Es habe aber öffentlichen Drucks bedurft, um die Behörden zu einer angemessenen Reaktion zu bringen, sagte Marubo der DW: “Der Druck der nationalen und internationalen Presse hat viel verändert. Bis dahin blieben die behördlichen Bemühungen weit hinter dem zurück, was nötig war.”
Dom Phillips lebt seit mehr als 15 Jahren in Brasilien und hat seitdem für verschiedene internationale Medien wie den britischen “Guardian” oder die US-amerikanischen Zeitungen “New York Times” und “Washington Post” berichtet. Auch für die DW hat Phillips bereits gearbeitet.
Vernehmungen, eine Blutspur und eine Festnahme
Mittlerweile hat die Polizei einen 41-Jährigen festgenommen, der nach Aussage mehrerer Zeugen Phillips und Pereira am Sonntagmorgen mit seinem Boot verfolgt hat. Im Boot des Mannes fand die Polizei am Donnerstag laut Behördenangaben Drogen, ein Sturmgewehr sowie Blutspuren. Der Mann bestreitet, etwas über das Verschwinden der beiden Vermissten zu wissen. Nun wird untersucht, ob die Blutspuren von Phillips oder Pereira stammen.
Gefährlicher Kampf für Indigenenrechte und Umwelt
Phillips und Pereira kennen sich bereits seit mehreren Jahren. 2018 nahm der Brite an einer von Pereira organisierten Journalistenreise in dasselbe Gebiet teil. Mehrere, möglicherweise auch unkontaktierte indigene Völker leben dort. Viele haben ein in der Verfassung verankertes, verbrieftes Recht, über die Nutzung ihrer angestammten Gebiete zu bestimmen.
Nach den Schilderungen von Beto Marubo hatte sich Pereira als FUNAI-Beamter ein funktionierendes Netzwerk zum Schutz isolierter Völker im Javari-Tal aufgebaut, in Zusammenarbeit mit dem Militär und der Bundespolizei. Doch bereits in den 1990er Jahren habe die FUNAI sich nicht mehr darum gekümmert.
Seit Jair Bolsonaro Anfang 2019 Präsident geworden ist und die Ausbeutung des Regenwaldes propagiert, sei die Bedrohung merklich gewachsen. Kurz darauf habe Pereira sich vom Dienst freistellen lassen: “Die FUNAI hatte begonnen, gegen Personen vorzugehen, die zu eng mit den Indigenen zusammenarbeiteten. Das war wohl nicht im Sinne der Regierung.”
Die größte Bedrohung gehe aber von kriminellen Banden aus, die im Amazonasgebiet wildern, nach Bodenschätzen suchen oder Drogen schmuggeln. In den vergangenen Monaten hatte Pereira mehrere Drohungen erhalten. Er wäre nicht der erste brasilianische Aktivist, bei dem es nicht bei Drohungen geblieben ist. “Brasilien vernachlässigt dieses Problem und redet es klein”, sagt Marubo, “deshalb muss die Welt helfen. Es geht nicht nur um uns und unser Land, sondern auch um den Erhalt des Amazonasregenwaldes.”