Kultur

Ruth Ozeki erhält britischen Frauen-Literaturpreis

Braucht es im Jahr 2022 noch einen Literaturpreis nur für Frauen? Ja, meint die Juryvorsitzende des britischen “Women’s Prize vor Fiction”. Denn: Männer lesen kaum Literatur von Frauen.

Sechs Frauen standen auf der Shortlist des “Women’s Prize for Fiction 2022”. Am Mittwochabend wurde in London die Siegerin bekannt gegeben: Den mit 30.000 Pfund dotierten Preis (etwa 36.000 Euro) erhält die amerikanisch-kanadische Schriftstellerin Ruth Ozeki für ihren Roman “The Book of Form and Emptiness”. Ihr Roman beschreibt anhand der Geschichte eines trauernden Jungen die Beziehung der Menschen zu ihren Besitztümern.

Die britische Journalistin und Jury-Vorsitzende Mary Ann Sieghart lobte Ozeki für ihren “brillanten Schreibstil”. Ihr Roman feiere “die Macht der Bücher und des Lesens und behandele die großen Themen des Lebens”. Es sei eine “wahre Freude, es zu lesen”. 

Sechs Frauen standen auf der Shortlist des “Women’s Prize for Fiction 2022”. Am Mittwochabend wurde in London die Siegerin bekannt gegeben: Den mit 30.000 Pfund dotierten Preis (etwa 36.000 Euro) erhält die amerikanisch-kanadische Schriftstellerin Ruth Ozeki für ihren Roman “The Book of Form and Emptiness”. Ihr Roman beschreibt anhand der Geschichte eines trauernden Jungen die Beziehung der Menschen zu ihren Besitztümern.

Mit dem “Women’s Prize for Fiction” werden seit 1996 Autorinnen für ein im Vorjahr auf Englisch erschienenes Werk ausgezeichnet. Nominiert waren in diesem Jahr außerdem die neuseeländische Autorin Meg Mason, die britisch-türkische Schriftstellerin Elif Shafak, Lisa Allen-Agostini aus Trinidad sowie zwei weitere US-Amerikanerinnen: Louise Erdrich und Maggie Shipstead. Im Vorjahr erhielt Susanna Clarke für “Piranesi” die Auszeichnung.

Braucht es diesen Preis?

Kunst und Kultur verhandeln seit jeher Gefühle und Identitäten. Autorinnen und Schauspieler, Malerinnen und Musiker verarbeiten eigene Erfahrungen oder bilden gesellschaftliche Entwicklungen ab. Geschlechterthemen wie Gender Pay Gap, Rollenbilder, Sexualität oder Diversität nehmen eine zentrale Rolle im gegenwärtigen Diskurs ein.

Weil das Publikum idealerweise offen und durchmischt sein sollte, ist auch in diesem Jahrgang eine Frage berechtigt, die rund um den “Women’s Prize for Fiction” immer wieder diskutiert wird: Wie zeitgemäß ist es eigentlich noch, einen Literaturpreis nur für Frauen zu vergeben?

Laut Selbstbeschreibung soll der Preis “alle Frauen […] ermutigen, ihre Stimme zu erheben und ihre eigene Geschichte zu erzählen, indem sie herausragende und ehrgeizige Belletristik von Frauen aus der ganzen Welt, unabhängig von Alter, Rasse, Nationalität oder Hintergrund, ins Rampenlicht stellen”.

Ursprünglich sollte der Preis bereits 1994 das erste Mal vergeben werden, aber eine öffentliche Debatte über den Sinn der Auszeichnung sorgte schon damals dafür, dass zwei weitere Jahre vergehen mussten, ehe die 2017 verstorbene Poetin Helen Dunmore die erste Preisträgerin werden konnte.

Noch heute wird mitunter abschätzig kommentiert, bei den ausgezeichneten Werken handele es sich nicht nur um Literatur von, sondern eben vor allem für Frauen. Um an solch festgefahren-altmodischen Vorstellungen künftig etwas zu ändern, könnte die Besetzung der Jury ein Ansatzpunkt sein: Gehörten dem Gremium ursprünglich sowohl weibliche als auch männliche Mitglieder aus der Branche an – Journalisten, Kritikerinnen, Agenten, Verlegerinnen, Bibliothekarinnen und Buchhändler -, war sie in den vergangenen Jahren ausschließlich weiblich besetzt. So auch in diesem Jahr.

Dabei ist besonders der Juryvorsitzenden, der Autorin und Journalistin Mary Ann Sieghart, daran gelegen, Männer an weibliche Literatur heranzuführen. In ihrem Buch “The Authority Gap” bemerkte sie, dass Männer eher zurückhaltend sind, weibliche Romanciers zu lesen. Anhand einer eigens beauftragten Erhebung stellte sie fest, dass die Leserschaft der zehn meistverkauften Autorinnen – unter ihnen Jane Austen und Margaret Atwood – nur zu knapp einem Fünftel aus Männern besteht.

Bei den zehn meistverkauften männlichen Autoren – etwa Charles Dickens oder Stephen King – sei die Verteilung dagegen relativ ausgeglichen: 55 Prozent Männer und 45 Prozent Frauen. Bei der Vorstellung der diesjährigen Shortlist sagte Sieghart, sie wolle mehr männliche Leser für weibliche Literatur begeistern.

Sie rief den Hashtag #MenReadingWomen (Männer, die Frauen lesen) ins Leben, woraufhin männliche Künstler und Autoren wie Salman Rushdie, Ian McEwan oder Schauspieler Stanley Tucci Werke von Autorinnen präsentierten oder empfahlen.

Wie es sich für einen Kulturkampf auf Social Media gehört, reagierten manche männliche Leser trotzig, indem sie Fotos der von ihnen gelesenen Bücher aus weiblicher Feder zeigten. Der Tenor, wonach ein Sachverhalt oder gar Vorwurf keine Allgemeingültigkeit für eine ganze Gruppe besitzt, ist inhaltlich nicht falsch, aber oft auch müßig, siehe #MeToo.

Soll sich am voreingenommenen Leseverhalten der Männer etwas ändern, müsste allerdings ein größeres Bild einbezogen und die Branche in Haftung genommen werden – jedenfalls, solange manche Verlage es immer noch für eine gute Idee halten, Werke von Frauen klischeehaft mit Stöckelschuhen auf dem Cover zu illustrieren. 

Die sechs Bücher der Shortlist liegen übereinandergestapelt auf einem Tisch.

Sechs Frauen standen auf der Shortlist des “Women’s Prize for Fiction 2022”. Am Mittwochabend wurde in London die Siegerin bekannt gegeben: Den mit 30.000 Pfund dotierten Preis (etwa 36.000 Euro) erhält die amerikanisch-kanadische Schriftstellerin Ruth Ozeki für ihren Roman “The Book of Form and Emptiness”. Ihr Roman beschreibt anhand der Geschichte eines trauernden Jungen die Beziehung der Menschen zu ihren Besitztümern.

Die britische Journalistin und Jury-Vorsitzende Mary Ann Sieghart lobte Ozeki für ihren “brillanten Schreibstil”. Ihr Roman feiere “die Macht der Bücher und des Lesens und behandele die großen Themen des Lebens”. Es sei eine “wahre Freude, es zu lesen”. 

Braucht es diesen Preis?

Mit dem “Women’s Prize for Fiction” werden seit 1996 Autorinnen für ein im Vorjahr auf Englisch erschienenes Werk ausgezeichnet. Nominiert waren in diesem Jahr außerdem die neuseeländische Autorin Meg Mason, die britisch-türkische Schriftstellerin Elif Shafak, Lisa Allen-Agostini aus Trinidad sowie zwei weitere US-Amerikanerinnen: Louise Erdrich und Maggie Shipstead. Im Vorjahr erhielt Susanna Clarke für “Piranesi” die Auszeichnung.

Kunst und Kultur verhandeln seit jeher Gefühle und Identitäten. Autorinnen und Schauspieler, Malerinnen und Musiker verarbeiten eigene Erfahrungen oder bilden gesellschaftliche Entwicklungen ab. Geschlechterthemen wie Gender Pay Gap, Rollenbilder, Sexualität oder Diversität nehmen eine zentrale Rolle im gegenwärtigen Diskurs ein.

Weil das Publikum idealerweise offen und durchmischt sein sollte, ist auch in diesem Jahrgang eine Frage berechtigt, die rund um den “Women’s Prize for Fiction” immer wieder diskutiert wird: Wie zeitgemäß ist es eigentlich noch, einen Literaturpreis nur für Frauen zu vergeben?

Laut Selbstbeschreibung soll der Preis “alle Frauen […] ermutigen, ihre Stimme zu erheben und ihre eigene Geschichte zu erzählen, indem sie herausragende und ehrgeizige Belletristik von Frauen aus der ganzen Welt, unabhängig von Alter, Rasse, Nationalität oder Hintergrund, ins Rampenlicht stellen”.

Diskussion von Beginn an

Ursprünglich sollte der Preis bereits 1994 das erste Mal vergeben werden, aber eine öffentliche Debatte über den Sinn der Auszeichnung sorgte schon damals dafür, dass zwei weitere Jahre vergehen mussten, ehe die 2017 verstorbene Poetin Helen Dunmore die erste Preisträgerin werden konnte.

Noch heute wird mitunter abschätzig kommentiert, bei den ausgezeichneten Werken handele es sich nicht nur um Literatur von, sondern eben vor allem für Frauen. Um an solch festgefahren-altmodischen Vorstellungen künftig etwas zu ändern, könnte die Besetzung der Jury ein Ansatzpunkt sein: Gehörten dem Gremium ursprünglich sowohl weibliche als auch männliche Mitglieder aus der Branche an – Journalisten, Kritikerinnen, Agenten, Verlegerinnen, Bibliothekarinnen und Buchhändler -, war sie in den vergangenen Jahren ausschließlich weiblich besetzt. So auch in diesem Jahr.

Dabei ist besonders der Juryvorsitzenden, der Autorin und Journalistin Mary Ann Sieghart, daran gelegen, Männer an weibliche Literatur heranzuführen. In ihrem Buch “The Authority Gap” bemerkte sie, dass Männer eher zurückhaltend sind, weibliche Romanciers zu lesen. Anhand einer eigens beauftragten Erhebung stellte sie fest, dass die Leserschaft der zehn meistverkauften Autorinnen – unter ihnen Jane Austen und Margaret Atwood – nur zu knapp einem Fünftel aus Männern besteht.

Bei den zehn meistverkauften männlichen Autoren – etwa Charles Dickens oder Stephen King – sei die Verteilung dagegen relativ ausgeglichen: 55 Prozent Männer und 45 Prozent Frauen. Bei der Vorstellung der diesjährigen Shortlist sagte Sieghart, sie wolle mehr männliche Leser für weibliche Literatur begeistern.

Sie rief den Hashtag #MenReadingWomen (Männer, die Frauen lesen) ins Leben, woraufhin männliche Künstler und Autoren wie Salman Rushdie, Ian McEwan oder Schauspieler Stanley Tucci Werke von Autorinnen präsentierten oder empfahlen.

Wie es sich für einen Kulturkampf auf Social Media gehört, reagierten manche männliche Leser trotzig, indem sie Fotos der von ihnen gelesenen Bücher aus weiblicher Feder zeigten. Der Tenor, wonach ein Sachverhalt oder gar Vorwurf keine Allgemeingültigkeit für eine ganze Gruppe besitzt, ist inhaltlich nicht falsch, aber oft auch müßig, siehe #MeToo.

Soll sich am voreingenommenen Leseverhalten der Männer etwas ändern, müsste allerdings ein größeres Bild einbezogen und die Branche in Haftung genommen werden – jedenfalls, solange manche Verlage es immer noch für eine gute Idee halten, Werke von Frauen klischeehaft mit Stöckelschuhen auf dem Cover zu illustrieren. 

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