Kultur

Holi-Fest in Deutschland: eine bunte Sommerparty

Das südasiatische Frühlingsfest der Farben, das Holi, wird in Deutschland im Sommer gefeiert – ohne die ursprüngliche Religiosität des Festes. DW-Reporterin Shabnam Surita hat es getestet.

Holi, das wohl farbenprächtigste Fest Südasiens, läutet das Ende des Winters und die Ankunft des Frühlings ein. Jedes Jahr im März versammeln sich Tausende in ganz Indien und beschmieren sich gegenseitig das Gesicht mit Farben, um Holi zu feiern. Zu diesem Anlass werden spezielle Getränke und Süßigkeiten hergestellt, darunter das berüchtigte “Bhaang”, ein süßer Drink aus Cannabisknospen.

Wie bei anderen südasiatischen Festen, ranken sich auch um Holi zahlreiche Ursprungsgeschichten, die jeweils eine regionale Variante beinhalten.

Holi, das wohl farbenprächtigste Fest Südasiens, läutet das Ende des Winters und die Ankunft des Frühlings ein. Jedes Jahr im März versammeln sich Tausende in ganz Indien und beschmieren sich gegenseitig das Gesicht mit Farben, um Holi zu feiern. Zu diesem Anlass werden spezielle Getränke und Süßigkeiten hergestellt, darunter das berüchtigte “Bhaang”, ein süßer Drink aus Cannabisknospen.

So ist Holi Im Osten Indiens als “Dol” bekannt und wird mit Legenden des Liebespaares Radha und Krishna in Verbindung gebracht. Die Farben, die für “Dol” verwendet werden, sind in der Regel gepudert. Während man in Nordindien Holi sowohl mit gepuderten als auch flüssigen Farben feiert, und das Fest vielerorts auch “Holika” oder “Dhuleti” nennt.

“desi”, Holi und das “andere”

In Deutschland, wo derzeit etwa 171.000 Inderinnen und Inder leben, gibt es inzwischen zwei Arten von Holi-Festen. Das erste ist das “desi” oder typisch südasiatische Holi, das sich nach dem hinduistischen Kalender richtet und im März stattfindet. Diese Veranstaltungen werden hauptsächlich von Südasiaten organisiert und besucht, wobei regionales Essen, Musik und Farben obligatorische Bestandteile sind.

Die “Indische Gemeinde Düsseldorf e.V.”, ist einer der Diaspora-Vereine, die regelmäßig südasiatische Feste wie Durga Puja oder Diwali in Deutschland veranstalten.

Mitglied Arpan Ghosh erklärt: “Obwohl der März in Deutschland im Vergleich zu Indien ein kälterer Monat ist, versuchen wir, in dieser Zeit Holi zu veranstalten, und zwar in einem begrenzten Rahmen, damit unsere Kinder, die Essenz der indischen Kultur spüren können. Dahinter steckt kein Profitgedanke.”

Anders die zweite – “eingedeutschte” Version von Holi – die zu einer der angesagtesten Sommerpartys des Landes geworden ist.

Der Unternehmer Jasper Hellmann hat 2012 die Holi Concept GmbH gegründet, und organisiert seither im Sommer deutschlandweit Holi-Themenpartys.

Diese sollen laut Johanna Schemm, Mitglied des Produktionsteams der Holi Concept GmbH, nicht “traditionell wie in Indien sein” – sondern “eine Spaßversion mit Farben und deutscher Technomusik”.

Für gewöhnlich werden diese “eingedeutschten” Holi-Partys von Tausenden besucht, wobei es Schemm zufolge die Partys in Hamburg und Berlin auf bis zu 15.000 Teilnehmende bringen.

Nach einem erfolgreichen Start im Jahr 2012 hat das Unternehmen diese Holi-Partys sogar bis nach Mexiko-Stadt und Johannesburg gebracht.

Ich besuchte eine dieser Partys in der Dortmunder Galopprennbahn, wo einer der Anwesenden auf mich zukam und fragte: “Warum hast du keine Farben an dir?”

Diese Geste eines Fremden erinnerte mich sofort an meine Kindheit in Indien, wo mir Fremde auf ähnliche Weise anboten, mich in ihren Holi-Jubel einzubeziehen. Damals und in Dortmund schien es eine Ausnahme zu sein, ungefärbt zu erscheinen.

Aber für Arpita*, eine junge Deutsche mit indischem Hintergrund, ist es nur die Verwendung von Farben, die diese Veranstaltungen vage mit dem indischen Holi verbindet.

Nachdem sie an zwei dieser Partys teilgenommen hat, empfindet sie die Bezeichnung “Holi” als unangemessen, auch wenn Menschen durch “die Globalisierung dazu neigen, Teile einer beliebigen Kultur für Profit zu nutzen.”

Carmen Brandt, Juniorprofessorin für Südasienstudien an der Universität Bonn, sagt im Rahmen der Debatte um die kulturelle Aneignung und deutschsprachige Holi-Partys: “Da es so schwierig ist, Holi auf einen bestimmten Ursprung zurückzuführen”, sei es sinnlos, den Begriff ‘Holi’ zu schützen – “zumal Holi kein festes, statisches kulturelles Ritual ist. Schließlich hat es sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert und wurde je nach Region unterschiedlich gefeiert.”

“Elemente des heutigen Holi-Festes, wie die Verwendung von Farben, sind höchstwahrscheinlich älter als der Begriff ‘Holi’ selbst”, so Brandt. Und deshalb könnte es problematisch sein, die heutigen indischen Holi-Feiern in diesem Zusammenhang als das “ursprüngliche” Holi zu bezeichnen.

Für Sarah*, eine der Teilnehmerinnen des Holi-Festivals in Dortmund, bringen die Farben die Menschen einander näher.

Florentine Zimmermann, die als Praktikantin bei der Holi Concept GmbH arbeitet, empfindet die Veranstaltung als eine Erholung von den Einschränkungen, die die Corona-Pandemie über die Menschen gebracht hat.

Weder Sarah noch Florentine erlebten beim Holi-Fest bislang sexuelle Belästigung oder Übergriffe, wie etwa die Frauen bei den Holi-Feiern in Südasien. Für Sarah ist es wie “eine ganz normale Party in Deutschland”.

Menschen, die voller Farbe sind, tanzen beim Holi Festival of Colours in Dresden.

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Indien: Hoffnung nach der Corona-Welle

Holi, das wohl farbenprächtigste Fest Südasiens, läutet das Ende des Winters und die Ankunft des Frühlings ein. Jedes Jahr im März versammeln sich Tausende in ganz Indien und beschmieren sich gegenseitig das Gesicht mit Farben, um Holi zu feiern. Zu diesem Anlass werden spezielle Getränke und Süßigkeiten hergestellt, darunter das berüchtigte “Bhaang”, ein süßer Drink aus Cannabisknospen.

Wie bei anderen südasiatischen Festen, ranken sich auch um Holi zahlreiche Ursprungsgeschichten, die jeweils eine regionale Variante beinhalten.

“desi”, Holi und das “andere”

So ist Holi Im Osten Indiens als “Dol” bekannt und wird mit Legenden des Liebespaares Radha und Krishna in Verbindung gebracht. Die Farben, die für “Dol” verwendet werden, sind in der Regel gepudert. Während man in Nordindien Holi sowohl mit gepuderten als auch flüssigen Farben feiert, und das Fest vielerorts auch “Holika” oder “Dhuleti” nennt.

In Deutschland, wo derzeit etwa 171.000 Inderinnen und Inder leben, gibt es inzwischen zwei Arten von Holi-Festen. Das erste ist das “desi” oder typisch südasiatische Holi, das sich nach dem hinduistischen Kalender richtet und im März stattfindet. Diese Veranstaltungen werden hauptsächlich von Südasiaten organisiert und besucht, wobei regionales Essen, Musik und Farben obligatorische Bestandteile sind.

Die “Indische Gemeinde Düsseldorf e.V.”, ist einer der Diaspora-Vereine, die regelmäßig südasiatische Feste wie Durga Puja oder Diwali in Deutschland veranstalten.

Mitglied Arpan Ghosh erklärt: “Obwohl der März in Deutschland im Vergleich zu Indien ein kälterer Monat ist, versuchen wir, in dieser Zeit Holi zu veranstalten, und zwar in einem begrenzten Rahmen, damit unsere Kinder, die Essenz der indischen Kultur spüren können. Dahinter steckt kein Profitgedanke.”

Was ist ein “eingedeutschtes” Holi?

Anders die zweite – “eingedeutschte” Version von Holi – die zu einer der angesagtesten Sommerpartys des Landes geworden ist.

Kulturelle Aneignung?

Der Unternehmer Jasper Hellmann hat 2012 die Holi Concept GmbH gegründet, und organisiert seither im Sommer deutschlandweit Holi-Themenpartys.

Diese sollen laut Johanna Schemm, Mitglied des Produktionsteams der Holi Concept GmbH, nicht “traditionell wie in Indien sein” – sondern “eine Spaßversion mit Farben und deutscher Technomusik”.

Für gewöhnlich werden diese “eingedeutschten” Holi-Partys von Tausenden besucht, wobei es Schemm zufolge die Partys in Hamburg und Berlin auf bis zu 15.000 Teilnehmende bringen.

Indien in einem neuen Licht darstellen

Nach einem erfolgreichen Start im Jahr 2012 hat das Unternehmen diese Holi-Partys sogar bis nach Mexiko-Stadt und Johannesburg gebracht.

Ich besuchte eine dieser Partys in der Dortmunder Galopprennbahn, wo einer der Anwesenden auf mich zukam und fragte: “Warum hast du keine Farben an dir?”

Diese Geste eines Fremden erinnerte mich sofort an meine Kindheit in Indien, wo mir Fremde auf ähnliche Weise anboten, mich in ihren Holi-Jubel einzubeziehen. Damals und in Dortmund schien es eine Ausnahme zu sein, ungefärbt zu erscheinen.

Aber für Arpita*, eine junge Deutsche mit indischem Hintergrund, ist es nur die Verwendung von Farben, die diese Veranstaltungen vage mit dem indischen Holi verbindet.

Nachdem sie an zwei dieser Partys teilgenommen hat, empfindet sie die Bezeichnung “Holi” als unangemessen, auch wenn Menschen durch “die Globalisierung dazu neigen, Teile einer beliebigen Kultur für Profit zu nutzen.”

Carmen Brandt, Juniorprofessorin für Südasienstudien an der Universität Bonn, sagt im Rahmen der Debatte um die kulturelle Aneignung und deutschsprachige Holi-Partys: “Da es so schwierig ist, Holi auf einen bestimmten Ursprung zurückzuführen”, sei es sinnlos, den Begriff ‘Holi’ zu schützen – “zumal Holi kein festes, statisches kulturelles Ritual ist. Schließlich hat es sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert und wurde je nach Region unterschiedlich gefeiert.”

“Elemente des heutigen Holi-Festes, wie die Verwendung von Farben, sind höchstwahrscheinlich älter als der Begriff ‘Holi’ selbst”, so Brandt. Und deshalb könnte es problematisch sein, die heutigen indischen Holi-Feiern in diesem Zusammenhang als das “ursprüngliche” Holi zu bezeichnen.

Für Sarah*, eine der Teilnehmerinnen des Holi-Festivals in Dortmund, bringen die Farben die Menschen einander näher.

Florentine Zimmermann, die als Praktikantin bei der Holi Concept GmbH arbeitet, empfindet die Veranstaltung als eine Erholung von den Einschränkungen, die die Corona-Pandemie über die Menschen gebracht hat.

Weder Sarah noch Florentine erlebten beim Holi-Fest bislang sexuelle Belästigung oder Übergriffe, wie etwa die Frauen bei den Holi-Feiern in Südasien. Für Sarah ist es wie “eine ganz normale Party in Deutschland”.

Es ist die “positive Stimmung” dieser Veranstaltungen, die dazu beitragen könnte, “Indien in einem neuen Licht darzustellen, insbesondere wegen der eher negativen Nachrichten über das Land in letzter Zeit”, meint Carmen Brandt und fügt an:

“Es ist dasselbe positive Gefühl, gemischt mit der vorübergehenden Möglichkeit, sich dank der Farben von den alltäglichen Hierarchien und Beschränkungen abzulenken, das eine Erklärung für die Anziehungskraft sein könnte, die junge Deutsche und andere” auf ähnliche Veranstaltungen verspüren.

“Es ist dasselbe positive Gefühl, gemischt mit der vorübergehenden Möglichkeit, sich dank der Farben von den alltäglichen Hierarchien und Beschränkungen abzulenken, das eine Erklärung für die Anziehungskraft sein könnte, die junge Deutsche und andere” auf ähnliche Veranstaltungen verspüren.

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