Kultur

Ein Jahr nach der Flut: Auch Kultur und Tourismus kämpfen noch mit den Folgen

Die Schäden der verheerenden Flut im Ahrtal und anderswo sind noch längst nicht alle beseitigt. Doch die Menschen vor Ort sagen sich: Es muss weitergehen – irgendwie. Auch den Tourismus will man wieder ankurbeln.

“Nein nein, niemals hätte ich mit so einer Katastrophe gerechnet”, sagt Jessica Bälz. “Man hätte sich vielleicht noch vorstellen können, dass Wasser in den Straßen steht und dass halt die Keller volllaufen. Aber das? Das hat sich, glaube ich, wirklich überhaupt keiner vorstellen können.”

Jessica Bälz ist Buchhändlerin. Zwei Geschäfte führte sie vor der Flut. Als in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 die Pegelstände der Ahr stiegen und stiegen, zog sie mit ihrem Mann los, um Sandsäcke von den Läden aufzustapeln. Doch das Wasser kam irgendwann von allen Seiten und dem Ehepaar wurde klar: “Da ist nichts mehr zu retten. Beide Geschäfte standen bis zur Oberkante im Wasser”, erzählt sie der DW, “Totalschaden sozusagen.”

“Nein nein, niemals hätte ich mit so einer Katastrophe gerechnet”, sagt Jessica Bälz. “Man hätte sich vielleicht noch vorstellen können, dass Wasser in den Straßen steht und dass halt die Keller volllaufen. Aber das? Das hat sich, glaube ich, wirklich überhaupt keiner vorstellen können.”

Die Flutkatastrophe im Juli 2021 hat Bälz’ Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt. Und nicht nur ihres. Starkregen verwandelte kleine Flüsschen und Bäche in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu reißenden Strömen. In den Wassermassen kamen 180 Menschen ums Leben, rund 17.000 Menschen verloren ihren gesamten Besitz, mindestens 60.000 Häuser und 28.000 Firmen wurden stark verwüstet. Die Schäden belaufen sich auf mindestens 33 Milliarden Euro.

Unsere Welt teilt sich in “Vorher” und “Nachher” 

Unsere Welt teilt sich in ein “Vorher” und “Nachher”, beschrieb Jessica Bälz das Unfassbare damals auf ihrer Webseite. Und erzählt dann, dass sie und ihre Familie ja eigentlich noch Glück hatten. Ihr Heim liegt auf einer Anhöhe, bis hierher kam das Hochwasser nicht. Deswegen hat sie das Erdgeschoss ihres Wohnhauses kurzerhand zum Buchladen umfunktioniert. Denn für sie war klar: “Es muss weitergehen.”

So sieht es auch Marietta Thien. Die Leiterin des Velbrück-Verlags in Metternich bei Bonn erinnert sich noch gut an die Unglücksnacht: Um 3.45 Uhr wurde sie vom Rauschen des Wassers wach. Es klang wie ein Niagarafall, erzählt sie. Um ein Brechen der Staumauer der höher gelegenen Steinbachtalsperre zu verhindern, hatten die Behörden Wasser abgelassen – ohne Vorwarnung. Die Flutwelle brach übers Dorf hinein und setzte auch die Verlagsräume unter Wasser. “30.000 Bücher, Computer, Möbel – alles vernichtet”, bilanziert Thien.

Nach dem ersten Schock ging es ans Aufräumen – wie überall im Katastrophengebiet. Nachbarn, Freunde, aber auch sehr viele Fremde, die wir gar nicht kannten, kamen her und haben mit angepackt, so Thien. “Die Hilfsbereitschaft im letzten Jahr war unglaublich.” Nach zwei Wochen konnte sie zumindest wieder im Home Office arbeiten. 15 Bautrupps später hofft sie, Ende Juli mit dem Verlag wieder die alten Lagerräume beziehen zu können. 

Da ist sie weiter als die meisten, da sie gut versichert war. Zwar sagten Bund und Länder sofort finanzielle Unterstützung zu, überall im Land spendeten die Menschen Geld für die Betroffenen. Doch mit der Auszahlung hapert es. “Die Soforthilfen sind tatsächlich sofort geflossen – eine, zwei Wochen nach der Flut”, weiß Thien. “Die Probleme liegen ganz oft bei den Versicherungen, bei der Bewertung der Schäden. Und bei den Formularen zur Aufbauhilfe höre ich immer nur: ‘Das ist ein so komplizierter Prozess, dass ich überlege, ob ich sie überhaupt in Anspruch nehme’.”

Ein weiteres Problem: Es gibt nicht genug Handwerker, so dass der Wiederaufbau nur schleppend läuft. Ein Jahr nach der Flutkatastrophe habe sich an vielen überfluteten Häusern noch nichts getan, viele Straßen, Brücken und Schienen sind nicht mehr benutzbar. 

Hinzu kommt die seelische Belastung, bei jedem stärkeren Regen schnellen die Anrufzahlen bei der Krisen-Hotline nach oben. Auch Jessica Bälz hat die Erinnerungen an die Flutnacht noch nicht ganz überwunden. “Ja, das ist irgendwie noch so präsent. Man denkt: Eigentlich habe ich damit gar nicht mehr so zu tun. Aber es ist halt nichts, was so von heute auf morgen weggeht.” Sie schluckt. “Heute regnet es wieder so arg, und es ist so dunkel und wir sind schon wieder in der gleichen Jahreszeit. Das ist schon ein sehr komisches Gefühl. Und dann ist gerade noch die Feuerwehr vorbeigefahren.”

Zum Jahrestag berichten viele Medien über die Katastrophe, da bricht vieles wieder auf. Nach der Flut sei sie außerhalb ihres zerstörten Ortes in einer intakten Stadt wie Bonn erstmal gar nicht zurechtgekommen, erzählt Bälz. “Das war wie eine Parallelwelt. Da ging alles ganz normal weiter.

Und du dachtest: Meine Güte, wie könnt ihr so normal weitermachen? Und: Was soll ich hier?”. Es klinge komisch, sagt sie, aber im Katastrophengebiet habe sie sich aufgehobener gefühlt. “Da wusste man: Jeder kennt deine Situation, jeder weiß, was passiert ist.” 

Jeder kleine Fortschritt im Ort habe die Leute zum Durchhalten motiviert, so die Buchhändlerin – etwa, als viele nach Wochen des Stromausfalls und ohne Heizung endlich mal wieder unter einer warmen Dusche stehen konnten. “Man ist dankbar für etwas, was man vorher als normal angesehen hat.” Auch jetzt sei ihr Ort, Ahrweiler, noch eine Großbaustelle, aber hier und da hätten die Menschen sogar wieder Blumenbeete gepflanzt. Es geht voran. “Was wir alle nicht abschätzen können, ist die zeitliche Dimension. Sprechen wir von Monaten, einem Jahr, fünf oder zehn Jahren?” 

So lange können die meisten nicht warten, hängt doch ihre wirtschaftliche Existenz davon ab. Denn die besonders von der Flut betroffenen Region lebt zu einem großen Teil vom Tourismus. 90 Prozent der Betriebe wollen wieder aufmachen, sagt die Pressesprecherin von Ahrtal-Tourismus, Dorothee Dickmanns. “Das finde ich persönlich ein sehr positives Signal.”

Aber werden auch Besucher kommen? Viele fragen sich nämlich, ob sie ein Jahr nach der Flut überhaupt an die Ahr fahren können – nicht nur wegen der beschädigten Infrastruktur, sondern auch aus Unsicherheit. Die Leute fragen sich: Ist es denn überhaupt in Ordnung, dort ein paar schöne Tage zu verbringen, wo andere ihre Lebensgrundlage verloren haben?

“Die Bedenken kann ich total verstehen”, so Dorothee Dickmanns zur DW. “Es ist eine Gratwanderung. Aber als Touristiker können wir nur ganz klar sagen: Wir freuen uns über jeden, der kommt. Die Betriebe, die wieder geöffnet sind, brauchen ja Gäste zum Überleben.”

Nach der Flut  war die Zahl der Übernachtungen in der Weinregion massiv eingebrochen. Im Vor-Corona-Jahr 2019 verzeichnete der Tourismusverein im September noch 170.000 Übernachtungen. Zwei Jahre später waren es nur noch 34.500, darunter wohl auch Freiwillige, die bei den Aufräumarbeiten mit anpackten. Am Beispiel des bei Ausflüglern und Kurgästen beliebten Ortes Bad Neuenahr-Ahrweiler wird der dramatische Gästeschwund besonders deutlich: Im September 2021 hatte man hier durchschnittlich nur 22 Übernachtungsgäste pro Tag – im September 2019 waren es noch 25.362. 

Doch mittlerweile steigen die Zahlen wieder ein wenig, freut sich Dickmanns. Man könne hier ja nach wie vor wandern, Museen besuchen und in gemütliche Gaststätten einkehren. Natürlich werden die Besucher dann auch mit beschädigten Hausfassaden, kaputten Brücken und Baulücken konfrontiert – doch damit geht man bei Ahrtal-Tourismus offensiv um und bietet sogar Führungen zum Thema Flut an. “Unsere Gästeführer leben vor Ort, sind zum Teil auch selbst betroffen. Da können Interessierte etwas über die Folgen der Flutkatastrophe erfahren, ohne in die Privatsphäre der Menschen einzudringen.” Denn das habe es leider auch schon gegeben: Schaulustige mit Fotoapparat, die plötzlich im Haus standen und neugierige Fragen stellten.

Dickmanns hofft, dass beim Wiederaufbau etwas Positives entsteht. “Die Politik zumindest hat versprochen, aus dem Tal eine Modellregion zu machen”, sagt sie. Das bedeutet auch, dass sich die Architektur dem Klimawandel anpassen muss. Doch was die Zukunft bringt, ist ungewiss. Verlagschefin Marietta Thien aber lässt sich nicht unterkriegen: “Nach der Flut sieht man viele Dinge anders. Wir sind froh, mit dem Leben davongekommen zu sein. Wir sind froh, so weit wieder zu funktionieren und arbeiten zu können, sodass wir jede Herausforderung annehmen werden. Wir schaffen das.”

Lesetipp: “Metternich in der Flut. Augenzeugen berichten”. Herausgeber:  Kulturhof Velbrück e.V., Marietta Thien. Barton Verlag.

Buchhändlerin Jessica Bälz steht vor einem Bücherregal
Marietta Thien zeigt an einer Wand, wie hoch das Wasser stand

“Nein nein, niemals hätte ich mit so einer Katastrophe gerechnet”, sagt Jessica Bälz. “Man hätte sich vielleicht noch vorstellen können, dass Wasser in den Straßen steht und dass halt die Keller volllaufen. Aber das? Das hat sich, glaube ich, wirklich überhaupt keiner vorstellen können.”

Jessica Bälz ist Buchhändlerin. Zwei Geschäfte führte sie vor der Flut. Als in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 die Pegelstände der Ahr stiegen und stiegen, zog sie mit ihrem Mann los, um Sandsäcke von den Läden aufzustapeln. Doch das Wasser kam irgendwann von allen Seiten und dem Ehepaar wurde klar: “Da ist nichts mehr zu retten. Beide Geschäfte standen bis zur Oberkante im Wasser”, erzählt sie der DW, “Totalschaden sozusagen.”

Unsere Welt teilt sich in “Vorher” und “Nachher” 

Die Flutkatastrophe im Juli 2021 hat Bälz’ Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt. Und nicht nur ihres. Starkregen verwandelte kleine Flüsschen und Bäche in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu reißenden Strömen. In den Wassermassen kamen 180 Menschen ums Leben, rund 17.000 Menschen verloren ihren gesamten Besitz, mindestens 60.000 Häuser und 28.000 Firmen wurden stark verwüstet. Die Schäden belaufen sich auf mindestens 33 Milliarden Euro.

Unsere Welt teilt sich in ein “Vorher” und “Nachher”, beschrieb Jessica Bälz das Unfassbare damals auf ihrer Webseite. Und erzählt dann, dass sie und ihre Familie ja eigentlich noch Glück hatten. Ihr Heim liegt auf einer Anhöhe, bis hierher kam das Hochwasser nicht. Deswegen hat sie das Erdgeschoss ihres Wohnhauses kurzerhand zum Buchladen umfunktioniert. Denn für sie war klar: “Es muss weitergehen.”

So sieht es auch Marietta Thien. Die Leiterin des Velbrück-Verlags in Metternich bei Bonn erinnert sich noch gut an die Unglücksnacht: Um 3.45 Uhr wurde sie vom Rauschen des Wassers wach. Es klang wie ein Niagarafall, erzählt sie. Um ein Brechen der Staumauer der höher gelegenen Steinbachtalsperre zu verhindern, hatten die Behörden Wasser abgelassen – ohne Vorwarnung. Die Flutwelle brach übers Dorf hinein und setzte auch die Verlagsräume unter Wasser. “30.000 Bücher, Computer, Möbel – alles vernichtet”, bilanziert Thien.

Nach dem ersten Schock ging es ans Aufräumen – wie überall im Katastrophengebiet. Nachbarn, Freunde, aber auch sehr viele Fremde, die wir gar nicht kannten, kamen her und haben mit angepackt, so Thien. “Die Hilfsbereitschaft im letzten Jahr war unglaublich.” Nach zwei Wochen konnte sie zumindest wieder im Home Office arbeiten. 15 Bautrupps später hofft sie, Ende Juli mit dem Verlag wieder die alten Lagerräume beziehen zu können. 

Aufbauhilfen lassen auf sich warten 

Da ist sie weiter als die meisten, da sie gut versichert war. Zwar sagten Bund und Länder sofort finanzielle Unterstützung zu, überall im Land spendeten die Menschen Geld für die Betroffenen. Doch mit der Auszahlung hapert es. “Die Soforthilfen sind tatsächlich sofort geflossen – eine, zwei Wochen nach der Flut”, weiß Thien. “Die Probleme liegen ganz oft bei den Versicherungen, bei der Bewertung der Schäden. Und bei den Formularen zur Aufbauhilfe höre ich immer nur: ‘Das ist ein so komplizierter Prozess, dass ich überlege, ob ich sie überhaupt in Anspruch nehme’.”

Unverarbeitete Traumata

Ein weiteres Problem: Es gibt nicht genug Handwerker, so dass der Wiederaufbau nur schleppend läuft. Ein Jahr nach der Flutkatastrophe habe sich an vielen überfluteten Häusern noch nichts getan, viele Straßen, Brücken und Schienen sind nicht mehr benutzbar. 

Hinzu kommt die seelische Belastung, bei jedem stärkeren Regen schnellen die Anrufzahlen bei der Krisen-Hotline nach oben. Auch Jessica Bälz hat die Erinnerungen an die Flutnacht noch nicht ganz überwunden. “Ja, das ist irgendwie noch so präsent. Man denkt: Eigentlich habe ich damit gar nicht mehr so zu tun. Aber es ist halt nichts, was so von heute auf morgen weggeht.” Sie schluckt. “Heute regnet es wieder so arg, und es ist so dunkel und wir sind schon wieder in der gleichen Jahreszeit. Das ist schon ein sehr komisches Gefühl. Und dann ist gerade noch die Feuerwehr vorbeigefahren.”

Zum Jahrestag berichten viele Medien über die Katastrophe, da bricht vieles wieder auf. Nach der Flut sei sie außerhalb ihres zerstörten Ortes in einer intakten Stadt wie Bonn erstmal gar nicht zurechtgekommen, erzählt Bälz. “Das war wie eine Parallelwelt. Da ging alles ganz normal weiter.

Tourismus eingebrochen 

Und du dachtest: Meine Güte, wie könnt ihr so normal weitermachen? Und: Was soll ich hier?”. Es klinge komisch, sagt sie, aber im Katastrophengebiet habe sie sich aufgehobener gefühlt. “Da wusste man: Jeder kennt deine Situation, jeder weiß, was passiert ist.” 

Jeder kleine Fortschritt im Ort habe die Leute zum Durchhalten motiviert, so die Buchhändlerin – etwa, als viele nach Wochen des Stromausfalls und ohne Heizung endlich mal wieder unter einer warmen Dusche stehen konnten. “Man ist dankbar für etwas, was man vorher als normal angesehen hat.” Auch jetzt sei ihr Ort, Ahrweiler, noch eine Großbaustelle, aber hier und da hätten die Menschen sogar wieder Blumenbeete gepflanzt. Es geht voran. “Was wir alle nicht abschätzen können, ist die zeitliche Dimension. Sprechen wir von Monaten, einem Jahr, fünf oder zehn Jahren?” 

“Nach der Flut sieht man die Dinge anders” 

So lange können die meisten nicht warten, hängt doch ihre wirtschaftliche Existenz davon ab. Denn die besonders von der Flut betroffenen Region lebt zu einem großen Teil vom Tourismus. 90 Prozent der Betriebe wollen wieder aufmachen, sagt die Pressesprecherin von Ahrtal-Tourismus, Dorothee Dickmanns. “Das finde ich persönlich ein sehr positives Signal.”

Aber werden auch Besucher kommen? Viele fragen sich nämlich, ob sie ein Jahr nach der Flut überhaupt an die Ahr fahren können – nicht nur wegen der beschädigten Infrastruktur, sondern auch aus Unsicherheit. Die Leute fragen sich: Ist es denn überhaupt in Ordnung, dort ein paar schöne Tage zu verbringen, wo andere ihre Lebensgrundlage verloren haben?

Buchcover Metternich nach der Flut

“Die Bedenken kann ich total verstehen”, so Dorothee Dickmanns zur DW. “Es ist eine Gratwanderung. Aber als Touristiker können wir nur ganz klar sagen: Wir freuen uns über jeden, der kommt. Die Betriebe, die wieder geöffnet sind, brauchen ja Gäste zum Überleben.”

Nach der Flut  war die Zahl der Übernachtungen in der Weinregion massiv eingebrochen. Im Vor-Corona-Jahr 2019 verzeichnete der Tourismusverein im September noch 170.000 Übernachtungen. Zwei Jahre später waren es nur noch 34.500, darunter wohl auch Freiwillige, die bei den Aufräumarbeiten mit anpackten. Am Beispiel des bei Ausflüglern und Kurgästen beliebten Ortes Bad Neuenahr-Ahrweiler wird der dramatische Gästeschwund besonders deutlich: Im September 2021 hatte man hier durchschnittlich nur 22 Übernachtungsgäste pro Tag – im September 2019 waren es noch 25.362. 

Doch mittlerweile steigen die Zahlen wieder ein wenig, freut sich Dickmanns. Man könne hier ja nach wie vor wandern, Museen besuchen und in gemütliche Gaststätten einkehren. Natürlich werden die Besucher dann auch mit beschädigten Hausfassaden, kaputten Brücken und Baulücken konfrontiert – doch damit geht man bei Ahrtal-Tourismus offensiv um und bietet sogar Führungen zum Thema Flut an. “Unsere Gästeführer leben vor Ort, sind zum Teil auch selbst betroffen. Da können Interessierte etwas über die Folgen der Flutkatastrophe erfahren, ohne in die Privatsphäre der Menschen einzudringen.” Denn das habe es leider auch schon gegeben: Schaulustige mit Fotoapparat, die plötzlich im Haus standen und neugierige Fragen stellten.

Dickmanns hofft, dass beim Wiederaufbau etwas Positives entsteht. “Die Politik zumindest hat versprochen, aus dem Tal eine Modellregion zu machen”, sagt sie. Das bedeutet auch, dass sich die Architektur dem Klimawandel anpassen muss. Doch was die Zukunft bringt, ist ungewiss. Verlagschefin Marietta Thien aber lässt sich nicht unterkriegen: “Nach der Flut sieht man viele Dinge anders. Wir sind froh, mit dem Leben davongekommen zu sein. Wir sind froh, so weit wieder zu funktionieren und arbeiten zu können, sodass wir jede Herausforderung annehmen werden. Wir schaffen das.”

Lesetipp: “Metternich in der Flut. Augenzeugen berichten”. Herausgeber:  Kulturhof Velbrück e.V., Marietta Thien. Barton Verlag.

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