Kultur

Sexismusvorwürfe überschatten Bayreuther Festspiele

Mehrere Mitarbeiterinnen berichten von Übergriffen, darunter die Festivalchefin Katharina Wagner. Sie kündigte personelle Konsequenzen an, sollten die Täter gefunden werden.

Die Bayreuther Festspiele kommen nicht zur Ruhe: Nach zwei Corona-Jahren wurden drei Tage vor Beginn der diesjährigen Ausgabe nun Sexismus-Vorwürfe laut. Am Freitag berichtete der “Nordbayerische Kurier” unter der Überschrift “Frauen im Festspielhaus begrapscht” von körperlichen Übergriffen auf Frauen, von Beleidigungen und sexistischen Sprüchen.

Die Zeitung berichtet, dass auch Festspielchefin Katharina Wagner selbst von einem Übergriff betroffen war. Dies habe Wagner dem dem Kurier am Telefon bestätigt. Sie sei an der Brust berührt worden. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur sprach sie von “sexuelle Anzüglichkeiten und teilweise Übergriffe in gewisser Weise”. “Ich habe mich aber zu wehren gewusst”, so Wagner. Andere Mitarbeiterinnen berichten laut des Kuriers ebenfalls von körperlichen Übergriffen. 

Die Bayreuther Festspiele kommen nicht zur Ruhe: Nach zwei Corona-Jahren wurden drei Tage vor Beginn der diesjährigen Ausgabe nun Sexismus-Vorwürfe laut. Am Freitag berichtete der “Nordbayerische Kurier” unter der Überschrift “Frauen im Festspielhaus begrapscht” von körperlichen Übergriffen auf Frauen, von Beleidigungen und sexistischen Sprüchen.

Die Berichterstattung habe die Festspielleitung “sehr bewegt und tatsächlich überrascht, da betriebsintern keine Informationen zu eventuellen Übergriffen bekannt sind”, sagte Festspielsprecher Hubertus Herrmann der dpa am Freitagvormittag.

Festspielleitung zeigt sich überrascht

“Wir werden den Vorwürfen umgehend nachgehen und bitten Betroffene, sich direkt bei der Geschäftsführung zu melden.” Er betonte: “Es werden keinerlei Beleidigungen oder tätliche Übergriffe geduldet.”

Bisher hätten sich zwar noch keine Betroffenen bei der Festspielleitung gemeldet, äußerte Wagner am Freitagnachmittag gegenüber der dpa. Sollten sich die Vorwürfe aber bewahrheiten, kündigte sie sofortige personelle Konsequenzen an.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth von den Grünen hat betont, dass man die Vorwürfe und Berichte über Sexismusvorwürfe bei den Bayreuther Festspielen ernst nehmen muss. “Ich gehe davon aus, dass die Leitung der Bayreuther Festspiele den Vorgängen mit Nachdruck nachgehen und die notwendigen Konsequenzen ziehen wird. Sexuelle Übergriffe, egal ob verbal oder körperlich, sind absolut inakzeptabel und dürfen nicht ungeahndet bleiben”, teilte Roth am Freitag in Berlin mit. 

Der Bund ist Gesellschafter der Bayreuther Festspiele, ebenso wie das Land Bayern. Der bayerische Kunstminister Markus Blume von der CSU teilte mit, er erwarte eine umgehende und schonungslose Aufklärung: “Für Sexismus gilt: Das hat in unserer Gesellschaft nichts zu suchen. Hier muss Null Toleranz gelten.”

Dass Frauen auch bei einem der wichtigsten Musikfestivals Europas sexistische Erfahrungen machen könnten, deckt sich mit Untersuchungen zu Sexismus im Alltag. 41 Prozent der Frauen, die Sexismus bei sich und anderen erfahren, erleben diesen am Arbeitsplatz. Nur öffentliche Plätze sind mit 46 Prozent noch häufiger vertreten. Das fand eine Pilotstudie zu Sexismus im Alltag im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem Jahr 2018 heraus.

Beinahe die Hälfte aller Frauen erlebt Sexismus im Alltag, nämlich rund 44 Prozent. Dunkelziffer inklusive, schreiben die Studienautoren – viele sexistische Ereignisse seien inzwischen so alltäglich, dass sie von den Betroffenen nicht einmal mehr als frauenfeindlich wahrgenommen würden, zum Beispiel die ungewollte Zusendung von sogenannten “dick pics”, also Fotos vom nackten Geschlechtsorgan des Mannes.

Hinzu kommt laut der Studie, dass gerade diejenigen Männer, die zu den gesellschaftlich “Etablierten” zählen – also in hohen Führungspositionen bei großen Konzernen, Verbänden oder in der Verwaltung arbeiten, BWL, Medizin, Jura oder Ingenieurswissenschaft studiert haben – Sexismus nicht für ein gesellschaftlich relevantes Phänomen halten. Stattdessen glaubten diese Männer, so die Pilotstudie, dass Sexismus eine Phantomdebatte sei und Männer von Frauen diskriminiert würden, nicht umgekehrt. Wenn gegrapscht oder Frauen angegriffen würden, dann vor allen Dingen von Männern aus der “Unterschicht” oder “anderen Kulturkreisen”.

Die Studienautoren bescheinigten diesen Männern “Unbehagen und Missbilligung, dass der öffentliche Diskurs weiblich dominiert ist, dass Männer nicht primär produktiv schaffende Leistungsträger sind (Helden der Moderne, des Fortschritts, der Lösungen), sondern im Licht unmoralischer Taten thematisiert werden.”

Die Bayreuther Festspiele beginnen am 25. Juli. In diesem Jahr werden so viele Opern aufgeführt wie nie. Im letzten Jahre standen sie ganz im Zeichen starker Frauen.

Die Festspiele sind eine Kulturinstitution in Deutschland und ganz Europa: Das Werk des deutschen Musikers Richard Wagners steht hier im Mittelpunkt, dessen Frauen es an seiner Seite nicht immer leicht hatten. Heute werden seine Opern in Bayreuth in immer neuen Inszenierungen aufgeführt.

Dafür versammelt sich durchaus Prominenz, so zum Beispiel die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel, die schon während ihrer Amtszeit ein gern gesehener Gast auf dem “grünen Hügel” war und auch dieses Jahr mit ihrem Mann Joachim Sauer erscheinen wird. 

Bayreuther Festspiele 2021: Inszenierung von Die Walküre mit einem Bühnenbild von Hermann Nitsch
Christian Lindner und Franca Lehfeldt, er im Smoking mit Fliege, sie im schwarzen Kleid
Joachim Sauer im Smoking steht neben Angela Merkel im orangenen Blazer, sie lacht

Die Bayreuther Festspiele kommen nicht zur Ruhe: Nach zwei Corona-Jahren wurden drei Tage vor Beginn der diesjährigen Ausgabe nun Sexismus-Vorwürfe laut. Am Freitag berichtete der “Nordbayerische Kurier” unter der Überschrift “Frauen im Festspielhaus begrapscht” von körperlichen Übergriffen auf Frauen, von Beleidigungen und sexistischen Sprüchen.

Die Zeitung berichtet, dass auch Festspielchefin Katharina Wagner selbst von einem Übergriff betroffen war. Dies habe Wagner dem dem Kurier am Telefon bestätigt. Sie sei an der Brust berührt worden. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur sprach sie von “sexuelle Anzüglichkeiten und teilweise Übergriffe in gewisser Weise”. “Ich habe mich aber zu wehren gewusst”, so Wagner. Andere Mitarbeiterinnen berichten laut des Kuriers ebenfalls von körperlichen Übergriffen. 

Festspielleitung zeigt sich überrascht

Die Berichterstattung habe die Festspielleitung “sehr bewegt und tatsächlich überrascht, da betriebsintern keine Informationen zu eventuellen Übergriffen bekannt sind”, sagte Festspielsprecher Hubertus Herrmann der dpa am Freitagvormittag.

“Wir werden den Vorwürfen umgehend nachgehen und bitten Betroffene, sich direkt bei der Geschäftsführung zu melden.” Er betonte: “Es werden keinerlei Beleidigungen oder tätliche Übergriffe geduldet.”

Bisher hätten sich zwar noch keine Betroffenen bei der Festspielleitung gemeldet, äußerte Wagner am Freitagnachmittag gegenüber der dpa. Sollten sich die Vorwürfe aber bewahrheiten, kündigte sie sofortige personelle Konsequenzen an.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth von den Grünen hat betont, dass man die Vorwürfe und Berichte über Sexismusvorwürfe bei den Bayreuther Festspielen ernst nehmen muss. “Ich gehe davon aus, dass die Leitung der Bayreuther Festspiele den Vorgängen mit Nachdruck nachgehen und die notwendigen Konsequenzen ziehen wird. Sexuelle Übergriffe, egal ob verbal oder körperlich, sind absolut inakzeptabel und dürfen nicht ungeahndet bleiben”, teilte Roth am Freitag in Berlin mit. 

Claudia Roth: “Sexuelle Übergriffe dürfen nicht ungeahndet bleiben”

Der Bund ist Gesellschafter der Bayreuther Festspiele, ebenso wie das Land Bayern. Der bayerische Kunstminister Markus Blume von der CSU teilte mit, er erwarte eine umgehende und schonungslose Aufklärung: “Für Sexismus gilt: Das hat in unserer Gesellschaft nichts zu suchen. Hier muss Null Toleranz gelten.”

Sexismus gehört in Deutschland zum Alltag

Dass Frauen auch bei einem der wichtigsten Musikfestivals Europas sexistische Erfahrungen machen könnten, deckt sich mit Untersuchungen zu Sexismus im Alltag. 41 Prozent der Frauen, die Sexismus bei sich und anderen erfahren, erleben diesen am Arbeitsplatz. Nur öffentliche Plätze sind mit 46 Prozent noch häufiger vertreten. Das fand eine Pilotstudie zu Sexismus im Alltag im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem Jahr 2018 heraus.

Beinahe die Hälfte aller Frauen erlebt Sexismus im Alltag, nämlich rund 44 Prozent. Dunkelziffer inklusive, schreiben die Studienautoren – viele sexistische Ereignisse seien inzwischen so alltäglich, dass sie von den Betroffenen nicht einmal mehr als frauenfeindlich wahrgenommen würden, zum Beispiel die ungewollte Zusendung von sogenannten “dick pics”, also Fotos vom nackten Geschlechtsorgan des Mannes.

Hinzu kommt laut der Studie, dass gerade diejenigen Männer, die zu den gesellschaftlich “Etablierten” zählen – also in hohen Führungspositionen bei großen Konzernen, Verbänden oder in der Verwaltung arbeiten, BWL, Medizin, Jura oder Ingenieurswissenschaft studiert haben – Sexismus nicht für ein gesellschaftlich relevantes Phänomen halten. Stattdessen glaubten diese Männer, so die Pilotstudie, dass Sexismus eine Phantomdebatte sei und Männer von Frauen diskriminiert würden, nicht umgekehrt. Wenn gegrapscht oder Frauen angegriffen würden, dann vor allen Dingen von Männern aus der “Unterschicht” oder “anderen Kulturkreisen”.

Täter-Opfer-Umkehr 

Die Studienautoren bescheinigten diesen Männern “Unbehagen und Missbilligung, dass der öffentliche Diskurs weiblich dominiert ist, dass Männer nicht primär produktiv schaffende Leistungsträger sind (Helden der Moderne, des Fortschritts, der Lösungen), sondern im Licht unmoralischer Taten thematisiert werden.”

Die Bayreuther Festspiele beginnen am 25. Juli. In diesem Jahr werden so viele Opern aufgeführt wie nie. Im letzten Jahre standen sie ganz im Zeichen starker Frauen.

Die Festspiele sind eine Kulturinstitution in Deutschland und ganz Europa: Das Werk des deutschen Musikers Richard Wagners steht hier im Mittelpunkt, dessen Frauen es an seiner Seite nicht immer leicht hatten. Heute werden seine Opern in Bayreuth in immer neuen Inszenierungen aufgeführt.

Dafür versammelt sich durchaus Prominenz, so zum Beispiel die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel, die schon während ihrer Amtszeit ein gern gesehener Gast auf dem “grünen Hügel” war und auch dieses Jahr mit ihrem Mann Joachim Sauer erscheinen wird. 

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