Handball-Asyl für ukrainischen Meister
Der Ligabetrieb im Handball in der Ukraine steht derzeit still. Saporischschja, Heimat des Serienmeisters HC Motor, ist zudem Schwerpunkt des Krieges. Deshalb wird das Team nun in der 2. Bundesliga mitspielen.
Ein Saisonauftakt gegen Bayer Dormagen – und nicht wie sonst gegen CSKA Kiev oder Donbas Mariupol? Heimspiele, gut 2000 Kilometer entfernt von der Heimat? In diesen Tagen ist vieles neu für das Handball-Team des HC Motor Saporischschja.
In der Ukraine ist derzeit aufgrund des russischen Angriffskrieges an einen Ligabetrieb nicht zu denken. Dennoch: Die Verantwortlichen des ukrainischen Serienmeisters wollten, dass die Mannschaft weiterspielen und so ein wenig Normalität für alle Beteiligten rund um den Klub herrschen kann. Sie machten sich in Europa auf die Suche. Und wurden fündig in Deutschland. “Handballer helfen Handballern” – das ist die Leitidee der Handball-Bundesliga (HBL), die den ungewöhnlichen Umzug von HC Motor Saporischschja voll unterstützt.
Ein Saisonauftakt gegen Bayer Dormagen – und nicht wie sonst gegen CSKA Kiev oder Donbas Mariupol? Heimspiele, gut 2000 Kilometer entfernt von der Heimat? In diesen Tagen ist vieles neu für das Handball-Team des HC Motor Saporischschja.
Die neue sportliche Heimat des HC Motor wird nun für ein Jahr Deutschlands 2. Liga sein. Die HBL hat ein einjähriges Gastspielrecht eingeräumt, 20 Teams werden antreten – mit breiter Zustimmung der Zweitligisten für das Gastspiel der Ukrainer. Allerdings: Der HC Motor Saporischschja wird in Deutschland 38 “Freundschaftsspiele” absolvieren, denn die Ergebnisse der Ukrainer werden keinen Einfluss auf die Liga-Entscheidungen am Saisonende haben. Deshalb wird die HBL auch zwei Tabellen führen: eine mit und eine ohne den Gast aus Saporischschja.
Eine Liga, zwei Tabellen
“In der Ukraine haben wir nicht so ein gutes sportliches Niveau wie hier, da die anderen Teams nicht so professionell arbeiten”, sagt HC-Motor-Trainer Gintaras Savukynas der DW. Etliche Leistungsträger hätten den Verein nach Kriegsbeginn verlassen. Zwei Spielern aus Weißrussland wurde untersagt, weiter für Saporischschja zu spielen. So muss Savukynas auch Amateure aus der zweiten Mannschaft ins Team integrieren.
Pflichtspiele wird Saporischschja allerdings auch bestreiten. Der mehrmalige Champions-League-Teilnehmer, der 2013 sogar das Achtelfinale erreicht hatte, wird in dieser Saison in der European League, dem zweithöchsten Klubwettbewerb in Europa, starten. “Unser sportliches Ziel ist ein gutes Abschneiden in der European League. Und dafür wird uns die Saison in der 2. Liga natürlich sehr helfen”, sagt Savukynas. Gerade den jungen Spielern im Team werde diese Erfahrung helfen, “denn sie ist eine starke Liga, in der wir viel lernen und besser werden können.”
Die ukrainischen Handballer und ihre Familien haben in Düsseldorf eine Bleibe gefunden. Auch für die Stadtverwaltung stand schnell der Entschluss fest, dieses ungewöhnliche Handball-Solidaritätsprojekt zu unterstützen. “Der HC Motor Saporischschja ist für uns ein absolutes Herzensprojekt und ein positives Signal an alle ukrainischen Flüchtlinge in Düsseldorf. Unsere Stadt mit ihrem Handball verrücktem Publikum wird dieses sportlich hochkarätige Team mit viel Euphorie aufnehmen und für eine echte Heimspiel-Atmosphäre sorgen“, sagt Burkhard Hintzsche, Stadtdirektor und Sportdezernent der Stadt Düsseldorf. In der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens gibt es eine große ukrainische Community. Außerdem hat die Stadt seit Kriegsbeginn über 9000 Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen.
Die (Handball-) Familien aus Saporischschja sind in Wohnungen untergebracht, die von der Stadt Düsseldorf gemietet und zur Verfügung gestellt werden. Genau wie für alle anderen Ukraine-Flüchtlinge, die der Krieg aus ihrer Heimat vertrieben hat. Nach Monaten der Flucht und dem Leben in Zwischen- oder Behelfsunterkünften haben sie nun eigene vier Wände. “Wir wurden in Düsseldorf mit offenen Armen empfangen und sind sehr dankbar, den Spielbetrieb trotz des schrecklichen Kriegs in unserer Heimat aufrecht zu erhalten”, sagt HC-Motor-Manager Dimitriy Karpushchenko der DW.
Auch bei allen Fragen rund um die sportliche Organisation hilft die Stadt. Etwa bei Trainingszeiten, Transporten, der Organisation der Heimspiele oder bei der Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit: Es gibt sehr viel zu tun rund um ein Profi-Team. Dem Team stehen zwei Hallen für das Training in Düsseldorf zur Verfügung.
Doch bei aller Unterstützung und der Hilfe aus Deutschland: Die Entfernung von der Heimat, in der Freunde und Verwandte weiter in Unsicherheit leben, belastet die Spieler. “Ich vermisse jeden sehr, ich mache mir große Sorgen um jeden von ihnen”, sagt der ukrainische Nationalspieler Aleksandr Kasai: “Ich versuche, ständig mit ihnen per Telefon und Videoverbindung zu kommunizieren.”
Doch nun fiebert das Team dem ersten Spiel entgegen. Das Duell mit Bayer Dormagen am Mittwoch (31. August, 16.15 Uhr MESZ) im Düsseldorfer Dome ist das Saison-Eröffnungsspiel der 2. Liga. Es wird eine Doppelveranstaltung mit großer Kulisse, etwa 10.000 Zuschauer werden erwartet. Im Anschluss spielen Meister SC Magdeburg und Pokalsieger THW Kiel den ersten Titel der neuen Saison aus – den Supercup.
Ukrainische Flüchtlinge werden freien Eintritt haben. Auch sie sollen, wie die Spieler des HC Motor Saporischschja, wenigstens für die Länge eines Handballspiels die Ängste um ihre Heimat vergessen können. “Ich hoffe, dass wir schönen, emotionalen und echten ukrainischen Handball zeigen werden”, sagt Kasai: “Damit unsere Fans unser Spiel mögen und jedes Spiel besuchen werden.”
Ein Saisonauftakt gegen Bayer Dormagen – und nicht wie sonst gegen CSKA Kiev oder Donbas Mariupol? Heimspiele, gut 2000 Kilometer entfernt von der Heimat? In diesen Tagen ist vieles neu für das Handball-Team des HC Motor Saporischschja.
In der Ukraine ist derzeit aufgrund des russischen Angriffskrieges an einen Ligabetrieb nicht zu denken. Dennoch: Die Verantwortlichen des ukrainischen Serienmeisters wollten, dass die Mannschaft weiterspielen und so ein wenig Normalität für alle Beteiligten rund um den Klub herrschen kann. Sie machten sich in Europa auf die Suche. Und wurden fündig in Deutschland. “Handballer helfen Handballern” – das ist die Leitidee der Handball-Bundesliga (HBL), die den ungewöhnlichen Umzug von HC Motor Saporischschja voll unterstützt.
Eine Liga, zwei Tabellen
Die neue sportliche Heimat des HC Motor wird nun für ein Jahr Deutschlands 2. Liga sein. Die HBL hat ein einjähriges Gastspielrecht eingeräumt, 20 Teams werden antreten – mit breiter Zustimmung der Zweitligisten für das Gastspiel der Ukrainer. Allerdings: Der HC Motor Saporischschja wird in Deutschland 38 “Freundschaftsspiele” absolvieren, denn die Ergebnisse der Ukrainer werden keinen Einfluss auf die Liga-Entscheidungen am Saisonende haben. Deshalb wird die HBL auch zwei Tabellen führen: eine mit und eine ohne den Gast aus Saporischschja.
“In der Ukraine haben wir nicht so ein gutes sportliches Niveau wie hier, da die anderen Teams nicht so professionell arbeiten”, sagt HC-Motor-Trainer Gintaras Savukynas der DW. Etliche Leistungsträger hätten den Verein nach Kriegsbeginn verlassen. Zwei Spielern aus Weißrussland wurde untersagt, weiter für Saporischschja zu spielen. So muss Savukynas auch Amateure aus der zweiten Mannschaft ins Team integrieren.
Pflichtspiele wird Saporischschja allerdings auch bestreiten. Der mehrmalige Champions-League-Teilnehmer, der 2013 sogar das Achtelfinale erreicht hatte, wird in dieser Saison in der European League, dem zweithöchsten Klubwettbewerb in Europa, starten. “Unser sportliches Ziel ist ein gutes Abschneiden in der European League. Und dafür wird uns die Saison in der 2. Liga natürlich sehr helfen”, sagt Savukynas. Gerade den jungen Spielern im Team werde diese Erfahrung helfen, “denn sie ist eine starke Liga, in der wir viel lernen und besser werden können.”
Die ukrainischen Handballer und ihre Familien haben in Düsseldorf eine Bleibe gefunden. Auch für die Stadtverwaltung stand schnell der Entschluss fest, dieses ungewöhnliche Handball-Solidaritätsprojekt zu unterstützen. “Der HC Motor Saporischschja ist für uns ein absolutes Herzensprojekt und ein positives Signal an alle ukrainischen Flüchtlinge in Düsseldorf. Unsere Stadt mit ihrem Handball verrücktem Publikum wird dieses sportlich hochkarätige Team mit viel Euphorie aufnehmen und für eine echte Heimspiel-Atmosphäre sorgen“, sagt Burkhard Hintzsche, Stadtdirektor und Sportdezernent der Stadt Düsseldorf. In der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens gibt es eine große ukrainische Community. Außerdem hat die Stadt seit Kriegsbeginn über 9000 Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen.
Düsseldorf hilft – auf allen Ebenen
Die (Handball-) Familien aus Saporischschja sind in Wohnungen untergebracht, die von der Stadt Düsseldorf gemietet und zur Verfügung gestellt werden. Genau wie für alle anderen Ukraine-Flüchtlinge, die der Krieg aus ihrer Heimat vertrieben hat. Nach Monaten der Flucht und dem Leben in Zwischen- oder Behelfsunterkünften haben sie nun eigene vier Wände. “Wir wurden in Düsseldorf mit offenen Armen empfangen und sind sehr dankbar, den Spielbetrieb trotz des schrecklichen Kriegs in unserer Heimat aufrecht zu erhalten”, sagt HC-Motor-Manager Dimitriy Karpushchenko der DW.
Handball spielen, um die Heimat zu repräsentieren
Auch bei allen Fragen rund um die sportliche Organisation hilft die Stadt. Etwa bei Trainingszeiten, Transporten, der Organisation der Heimspiele oder bei der Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit: Es gibt sehr viel zu tun rund um ein Profi-Team. Dem Team stehen zwei Hallen für das Training in Düsseldorf zur Verfügung.
Doch bei aller Unterstützung und der Hilfe aus Deutschland: Die Entfernung von der Heimat, in der Freunde und Verwandte weiter in Unsicherheit leben, belastet die Spieler. “Ich vermisse jeden sehr, ich mache mir große Sorgen um jeden von ihnen”, sagt der ukrainische Nationalspieler Aleksandr Kasai: “Ich versuche, ständig mit ihnen per Telefon und Videoverbindung zu kommunizieren.”
Doch nun fiebert das Team dem ersten Spiel entgegen. Das Duell mit Bayer Dormagen am Mittwoch (31. August, 16.15 Uhr MESZ) im Düsseldorfer Dome ist das Saison-Eröffnungsspiel der 2. Liga. Es wird eine Doppelveranstaltung mit großer Kulisse, etwa 10.000 Zuschauer werden erwartet. Im Anschluss spielen Meister SC Magdeburg und Pokalsieger THW Kiel den ersten Titel der neuen Saison aus – den Supercup.
Ukrainische Flüchtlinge werden freien Eintritt haben. Auch sie sollen, wie die Spieler des HC Motor Saporischschja, wenigstens für die Länge eines Handballspiels die Ängste um ihre Heimat vergessen können. “Ich hoffe, dass wir schönen, emotionalen und echten ukrainischen Handball zeigen werden”, sagt Kasai: “Damit unsere Fans unser Spiel mögen und jedes Spiel besuchen werden.”