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Afrika rüstet auf: Kostspieliger Schutz vor Terror

Viele afrikanische Länder erhöhen ihre Militärausgaben – zum Teil sogar kräftig. Einige Regierungen müssen angesichts leerer Kassen harte Entscheidungen treffen, wie viel sie wirklich für Sicherheit ausgeben können.

Nigeria sorgt sich zunehmend um die Sicherheit im Land, und ging auf Einkaufstour in China: Eine neue Schiffsladung Kampfpanzer kam vor wenigen Wochen im Hafen von Lagos an. Bereits im Frühjahr 2020 hatte die Regierung 15 chinesische Militärfahrzeuge zur Modernisierung der nigerianischen Streitkräfte in Dienst gestellt. Nigeria hat 2021 mehr für Rüstung ausgegeben als jedes andere Land in Subsahara-Afrika.

Die Investitionen haben deutliche Spuren in den Büchern hinterlassen: Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI registrierte für Nigeria 2021 Verteidigungsausgaben von 4,5 Milliarden US-Dollar – das sind sage und schreibe 56 Prozent mehr als im Vorjahr.

Nigeria sorgt sich zunehmend um die Sicherheit im Land, und ging auf Einkaufstour in China: Eine neue Schiffsladung Kampfpanzer kam vor wenigen Wochen im Hafen von Lagos an. Bereits im Frühjahr 2020 hatte die Regierung 15 chinesische Militärfahrzeuge zur Modernisierung der nigerianischen Streitkräfte in Dienst gestellt. Nigeria hat 2021 mehr für Rüstung ausgegeben als jedes andere Land in Subsahara-Afrika.

 

Viele Länder Afrikas erhöhen Militärausgaben

In diesem Jahr nimmt die Regierung in Abuja noch einmal mehr Geld in die Hand: Das geht aus dem aktuellen Global Firepower Index (GFP) hervor, einer US-Internetseite, die jährlich eine Rangliste der Streitkräfte der Welt veröffentlicht. Zur Erstellung des Index werden 142 Länder beobachtet und mehr als 50 Kriterien berücksichtigt – darunter das Militärbudget. GFP hält auch schon die Budgets des laufenden Jahres bereit, teilweise auf Basis von Schätzungen. Demnach investiert Nigeria 2022 in seine Streitkräfte umgerechnet weitere 5,9 Milliarden US-Dollar. Damit liegt es in Subsahara-Afrika deutlich vor dem Zweitplatzierten Südafrika mit 2,9 Milliarden und Kenia mit knapp 1,2 Milliarden US-Dollar.

Insgesamt hätten die afrikanischen Länder ihre Militärausgaben im vergangenen Jahr trotz des durch die COVID-19-Pandemie verursachten wirtschaftlichen Einbrüche erhöht, sagt Darren Olivier. Er ist Direktor von “African Defense Review”, einem unabhängigen Medienunternehmen, das sich auf afrikanische Konflikte und Verteidigung konzentriert. Einem SIPRI-Bericht von April zufolge stiegen die Ausgaben 2021 in ganz Afrika um 1,2 Prozent im Vergleich zu 2020. Das bedeutet, die Länder gaben 39,7 Milliarden US-Dollar für militärische Ausrüstung aus. Von dieser Summe entfiel gut die Hälfte, rund 20,1 Milliarden US-Dollar, auf die Länder südlich der Sahara, allen voran Nigeria.

Dabei sind absolute Zahlen nur begrenzt aussagekräftig, wenn es um Militärbudgets geht. “Die Zahlen müssen immer an der Größe der Wirtschaft gemessen werden”, gibt Judy Smith-Höhn, Direktorin der Tutwa-Consulting Group in Südafrika, zu bedenken. So gab das kleine Botswana 2021 laut SIPRI 2,9 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung aus. In Südafrika sind es nach dem aktuellen Haushaltsbudget 2022/23 für Verteidigung nur 0,7 Prozent, hat Darren Olivier vom “African Defense Review” berechnet. Den weltweiten Durchschnitt für 2021 bezifferte das SIPRI-Institut auf 2,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

In Nigeria errechnet sich für 2021 ein Budget in Höhe von 1,02 Prozent des BIP; im Vorjahr waren es sogar nur 0,6 Prozent. “Das ist viel zu wenig”, findet Olivier mit Blick auf die Herausforderungen, denen das Land gegenübersteht. “Der Staat ist aufgrund seines riesigen Territoriums, das kaum vollständig überwacht werden könne, und seiner langen, schwer zu kontrollierenden Grenzen sehr anfällig für Sicherheitskrisen.”

Unruhe und Gewalt flammen immer wieder durch die brutalen Überfälle der islamistischen Terrormiliz Boko Haram auf, die im Nordosten Nigerias bereits seit 2009 für einen islamischen Staat kämpft. So hatte vor wenigen Tagen Ali Ndume, der Vorsitzende des Armeeausschusses des Senats, die Ausrufung des Ausnahmezustands gefordert. Das nigerianische Militär sei unterfinanziert und personell unterbesetzt, um die zunehmende Unsicherheit in Nigeria zu bekämpfen, sagte der Senator.

Terrorangriffe sind auch im Osten Afrikas eine Bedrohung: Das angespannte Verhältnis zwischen Kenia und dem angrenzenden Somalia führte dazu, dass Kenia – das ostafrikanische Land steht aktuell global auf Platz 81 im GFP-Index – die Streitkräfte in den vergangenen zwei Jahrzehnten umbaute. Sie mussten laut Olivier bei den Spezialoperationen viel effektiver und fortschrittlicher werden und diese Einsätze seien immer kostspielig. Einen Grund für die Aufrüstung liefert die Terrormiliz Al-Shabaab im benachbarten Somalia: Kenia ist seit 2011 Teil einer afrikanischen Militärmission im Nachbarland und hat Truppen in der Grenzregion Jubaland stationiert.

Doch nicht überall lässt sich mit denselben Summen eine Armee auf demselben Niveau finanzieren. So habe Südafrika – es liegt global betrachtet auf dem 26. Platz im GFP-Index – vergleichsweise hohe Arbeitskosten, und das spiegele sich in Sold und Gehältern wider, die dem uniformierten Personal und den zivilen Angestellten gezahlt werden, so Olivier: “Das bedeutet, dass ein durchschnittlicher Soldat zwei- oder dreimal so viel kostet wie einer in Nigeria. Und das ist fünfmal so viel wie in vielen anderen Ländern des Kontinents.”

Das Land an der Südspitze des Kontinents verfüge laut Olivier über eine kleine, aber breit gefächerte Palette an hochtechnologischer, konventioneller Rüstung, hat aber einen riesigen Luftraum und eine viele Tausend Kilometer lange Land- und Seegrenze. Die erfordere den Einsatz vielfältiger High-Tech-Systeme.

Zentral sei jedoch die Aufgabe, die Südafrikas Armee bei Friedenseinsätzen übernehme, so Judy Smith-Höhn: “Südafrika spielt dabei seit Jahren eine Schlüsselrolle im benachbarten Mosambik und in der Demokratischen Republik Kongo und ist eines der Länder, die ein größeres Truppenkontingent für die Friedensmissionen der Vereinten Nationen bereitstellen.”

Dennoch sei das Budget laut Smith-Höhn relativ gering. “In diesem Jahr ist der Militärhaushalt um 14 Prozent gekürzt worden.” Das Verteidigungsministerium beschwere sich über einen Mangel an Mitteln, um die Aufgaben zu erledigen. Verteidigung sei nur ein Aspekt, betont Smith-Höhn. Die Küstengewässer würden überwacht genauso wie Grenzen, die illegale Einwanderung und neuerdings kämen Soldaten auch zum Einsatz, wenn es um die Befriedung sozialer Unruhen wie beispielsweise im Juli 2021 gehe. Dies alles sei als Zusatzaufgaben der Armee übertragen worden.

Jahrestag der nigerianischen Luftwaffe
Somalia Tabda| Kenianische Soldaten | Militäroffensive

Nigeria sorgt sich zunehmend um die Sicherheit im Land, und ging auf Einkaufstour in China: Eine neue Schiffsladung Kampfpanzer kam vor wenigen Wochen im Hafen von Lagos an. Bereits im Frühjahr 2020 hatte die Regierung 15 chinesische Militärfahrzeuge zur Modernisierung der nigerianischen Streitkräfte in Dienst gestellt. Nigeria hat 2021 mehr für Rüstung ausgegeben als jedes andere Land in Subsahara-Afrika.

Die Investitionen haben deutliche Spuren in den Büchern hinterlassen: Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI registrierte für Nigeria 2021 Verteidigungsausgaben von 4,5 Milliarden US-Dollar – das sind sage und schreibe 56 Prozent mehr als im Vorjahr.

Viele Länder Afrikas erhöhen Militärausgaben

 

In diesem Jahr nimmt die Regierung in Abuja noch einmal mehr Geld in die Hand: Das geht aus dem aktuellen Global Firepower Index (GFP) hervor, einer US-Internetseite, die jährlich eine Rangliste der Streitkräfte der Welt veröffentlicht. Zur Erstellung des Index werden 142 Länder beobachtet und mehr als 50 Kriterien berücksichtigt – darunter das Militärbudget. GFP hält auch schon die Budgets des laufenden Jahres bereit, teilweise auf Basis von Schätzungen. Demnach investiert Nigeria 2022 in seine Streitkräfte umgerechnet weitere 5,9 Milliarden US-Dollar. Damit liegt es in Subsahara-Afrika deutlich vor dem Zweitplatzierten Südafrika mit 2,9 Milliarden und Kenia mit knapp 1,2 Milliarden US-Dollar.

Insgesamt hätten die afrikanischen Länder ihre Militärausgaben im vergangenen Jahr trotz des durch die COVID-19-Pandemie verursachten wirtschaftlichen Einbrüche erhöht, sagt Darren Olivier. Er ist Direktor von “African Defense Review”, einem unabhängigen Medienunternehmen, das sich auf afrikanische Konflikte und Verteidigung konzentriert. Einem SIPRI-Bericht von April zufolge stiegen die Ausgaben 2021 in ganz Afrika um 1,2 Prozent im Vergleich zu 2020. Das bedeutet, die Länder gaben 39,7 Milliarden US-Dollar für militärische Ausrüstung aus. Von dieser Summe entfiel gut die Hälfte, rund 20,1 Milliarden US-Dollar, auf die Länder südlich der Sahara, allen voran Nigeria.

Dabei sind absolute Zahlen nur begrenzt aussagekräftig, wenn es um Militärbudgets geht. “Die Zahlen müssen immer an der Größe der Wirtschaft gemessen werden”, gibt Judy Smith-Höhn, Direktorin der Tutwa-Consulting Group in Südafrika, zu bedenken. So gab das kleine Botswana 2021 laut SIPRI 2,9 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung aus. In Südafrika sind es nach dem aktuellen Haushaltsbudget 2022/23 für Verteidigung nur 0,7 Prozent, hat Darren Olivier vom “African Defense Review” berechnet. Den weltweiten Durchschnitt für 2021 bezifferte das SIPRI-Institut auf 2,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Kostspielig: Schutz vor Terror

In Nigeria errechnet sich für 2021 ein Budget in Höhe von 1,02 Prozent des BIP; im Vorjahr waren es sogar nur 0,6 Prozent. “Das ist viel zu wenig”, findet Olivier mit Blick auf die Herausforderungen, denen das Land gegenübersteht. “Der Staat ist aufgrund seines riesigen Territoriums, das kaum vollständig überwacht werden könne, und seiner langen, schwer zu kontrollierenden Grenzen sehr anfällig für Sicherheitskrisen.”

Südafrika: Hohe Gehälter für Soldaten

Unruhe und Gewalt flammen immer wieder durch die brutalen Überfälle der islamistischen Terrormiliz Boko Haram auf, die im Nordosten Nigerias bereits seit 2009 für einen islamischen Staat kämpft. So hatte vor wenigen Tagen Ali Ndume, der Vorsitzende des Armeeausschusses des Senats, die Ausrufung des Ausnahmezustands gefordert. Das nigerianische Militär sei unterfinanziert und personell unterbesetzt, um die zunehmende Unsicherheit in Nigeria zu bekämpfen, sagte der Senator.

Terrorangriffe sind auch im Osten Afrikas eine Bedrohung: Das angespannte Verhältnis zwischen Kenia und dem angrenzenden Somalia führte dazu, dass Kenia – das ostafrikanische Land steht aktuell global auf Platz 81 im GFP-Index – die Streitkräfte in den vergangenen zwei Jahrzehnten umbaute. Sie mussten laut Olivier bei den Spezialoperationen viel effektiver und fortschrittlicher werden und diese Einsätze seien immer kostspielig. Einen Grund für die Aufrüstung liefert die Terrormiliz Al-Shabaab im benachbarten Somalia: Kenia ist seit 2011 Teil einer afrikanischen Militärmission im Nachbarland und hat Truppen in der Grenzregion Jubaland stationiert.

Doch nicht überall lässt sich mit denselben Summen eine Armee auf demselben Niveau finanzieren. So habe Südafrika – es liegt global betrachtet auf dem 26. Platz im GFP-Index – vergleichsweise hohe Arbeitskosten, und das spiegele sich in Sold und Gehältern wider, die dem uniformierten Personal und den zivilen Angestellten gezahlt werden, so Olivier: “Das bedeutet, dass ein durchschnittlicher Soldat zwei- oder dreimal so viel kostet wie einer in Nigeria. Und das ist fünfmal so viel wie in vielen anderen Ländern des Kontinents.”

Das Land an der Südspitze des Kontinents verfüge laut Olivier über eine kleine, aber breit gefächerte Palette an hochtechnologischer, konventioneller Rüstung, hat aber einen riesigen Luftraum und eine viele Tausend Kilometer lange Land- und Seegrenze. Die erfordere den Einsatz vielfältiger High-Tech-Systeme.

Zentral sei jedoch die Aufgabe, die Südafrikas Armee bei Friedenseinsätzen übernehme, so Judy Smith-Höhn: “Südafrika spielt dabei seit Jahren eine Schlüsselrolle im benachbarten Mosambik und in der Demokratischen Republik Kongo und ist eines der Länder, die ein größeres Truppenkontingent für die Friedensmissionen der Vereinten Nationen bereitstellen.”

Dennoch sei das Budget laut Smith-Höhn relativ gering. “In diesem Jahr ist der Militärhaushalt um 14 Prozent gekürzt worden.” Das Verteidigungsministerium beschwere sich über einen Mangel an Mitteln, um die Aufgaben zu erledigen. Verteidigung sei nur ein Aspekt, betont Smith-Höhn. Die Küstengewässer würden überwacht genauso wie Grenzen, die illegale Einwanderung und neuerdings kämen Soldaten auch zum Einsatz, wenn es um die Befriedung sozialer Unruhen wie beispielsweise im Juli 2021 gehe. Dies alles sei als Zusatzaufgaben der Armee übertragen worden.

Mosambik Militär SADC SANDF

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