Kultur

Urlaub vom Krieg: Ukrainer entdecken Kiew

Urlaub in Zeiten des Krieges ist nichts anderes als Sehnsucht nach Normalität. Ukrainer buchen wieder kurze Ausflüge oder Städtetouren. Viele zieht es in die Hauptstadt, nach Kiew.

Es ist wie früher. In den Straßen von Kiew staut sich der Verkehr. Man könnte glatt vergessen, das Krieg herrscht. Wären da nicht die Sirenen, die vor Luftangriffen warnen, die Sandsäcke und Barrikaden in der Nähe von öffentlichen Gebäuden. In Kiew geht das Leben trotz des Kriegs weiter, die Menschen suchen Erholung in den Parks, flanieren über Boulevards, treffen sich in Cafés.

“Am 4. April bin ich von Kiew nach Polen gereist. Wir passierten zahllose Checkpoints, mussten an jedem Stopp unsere Ausweise vorzeigen. Nur ganz wenige Geschäfte hatten geöffnet. Ein offenes Café zu finden war nahezu unmöglich”,  erzählt Ksenia Fedorova der DW.

Es ist wie früher. In den Straßen von Kiew staut sich der Verkehr. Man könnte glatt vergessen, das Krieg herrscht. Wären da nicht die Sirenen, die vor Luftangriffen warnen, die Sandsäcke und Barrikaden in der Nähe von öffentlichen Gebäuden. In Kiew geht das Leben trotz des Kriegs weiter, die Menschen suchen Erholung in den Parks, flanieren über Boulevards, treffen sich in Cafés.

Fedorova kehrte nach Kiew zurück. Vor dem Krieg arbeitete sie zehn Jahre lang fürs Fernsehen, jetzt verdient sie ihr Geld als Profi-Sprecherin. Das Leben in der Stadt empfindet sie als fast so normal wie in Vorkriegs-Zeiten: Shopping Center, Restaurants und Kinos haben geöffnet. Die Straßen sind belebt.

Wenn eine Sirene auf dem Chreschtschatyk ertönt – Kiews Prachtboulevard mit Bars, Restaurants und Geschäften – bleiben die meisten Leute erstaunlich gelassen. Sie gehen einfach weiter oder laufen zu den Schutzbunkern und warten dort auf Entwarnung.

Inlandtouristen sind zurück

Die Ukrainer haben sich mit ihrem Alltag arrangiert. Während ausländische Touristen seit Kriegsbeginn das Land meiden – wegen der Flugrestriktionen auch gar nicht anreisen könnten – machen die Ukrainer verstärkt Urlaub im eigenen Land. Urlaub in diesen Zeiten ist nichts anderes als Sehnsucht nach Normalität. Soweit es ihnen möglich ist, buchen Ukrainer kurze Ausflüge oder Städtetouren.

In Kiew sind organisierte Stadtführungen derzeit stark nachgefragt. Denn die Gäste bevorzugen sichere Routen, die mit Bunkern ausgestattet sind – für alle Fälle. “Die Buchungen von Stadtführungen haben fast wieder Vorkriegsniveau erreicht”, stellt Tourguide Olena Oros fest. “Ich habe oft Gruppen mit bis zu 20 Leuten. Und bei Thementouren sind es häufig noch viel mehr.” Die Menschen fühlen sich wieder sicherer und nehmen solche Angebote gerne an. “Auch Menschen, die aus anderen Orten in der Ukraine geflüchtet sind, kommen nach Kiew. Neulich waren drei Gäste aus Charkiw dabei.” Sie habe sogar eine Anfrage bekommen, die Tour auf Englisch anzubieten, erzählt Oros, für freiwillige Helfer aus den Niederlanden, die in Kiew stationiert sind.

Tourismus in der Ukraine zeigt sich auch von einer altruistischen Seite. Viele Reiseagenturen und Guides, die ihre Arbeit fortsetzen, spenden einen Teil ihrer Einkünfte an Hilfsorganisationen. Andere gewähren Rabatte für Armeeangehörige und ihre Familien.

Kiews Kultur erwacht zu neuem Leben

Das Leben in Kiew suggeriert Normalität, man kann den Krieg für ein paar Tage ausblenden. Der Kulturbetrieb, er läuft wieder. Ein Abend im Lessja-Ukrjinka Nationaltheater oder in der Oper, das ist hier möglich. Auch ein Besuch in einem der vielen Museen bietet sich an, beispielsweise im Nationalen Historischen Museum der Ukraine. Seit April hat es wieder geöffnet.

“Als der Krieg begann, wurden unsere wertvollsten Ausstellungsstücke verpackt und an einen sicheren Ort gebracht”, so Nataliya Lihitskaya, die am Museum forscht. “In der Zwischenzeit haben wir eine temporäre Ausstellung zusammengestellt und sie dem Kampf um Kiew gewidmet und unseren Helden. Allerdings können wir nur 20 Leute gleichzeitig einlassen. Damit alle im Schutzbunker Platz finden, falls es einen Luftalarm gibt.”

Am Abend und an Wochenenden finden in den Parks von Kiew Open-Air Konzerte statt, Straßenmusiker führen Jazz, Pop und traditionelle ukrainische Musik auf. Es gibt sogar Untergrund-Konzerte in der Metro Station Maidan Nezalezhnosti.

Wann kommen ausländische Touristen zurück?

Ausländische Touristen wird man in Kiew noch lange nicht sehen. “Die Situation ist einfach zu unsicher, es gibt Einschränkungen im Flugverkehr und vor allem ist da die Gefahr. Wir können nicht für die Sicherheit unserer ausländischen Gäste garantieren”, erklärt Maria Yuhnovets von Sputnik Kiew DMC. Die meisten ausländischen Besucher in der Stadt sind Journalisten, Politiker oder Mitarbeiter von Hilfsorganisationen.

Erst wenn der Krieg beendet ist, das Kriegsrecht aufgehoben wurde und der Luftraum über der Ukraine wieder frei ist, kann die Zukunft für den Tourismus in der Ukraine beginnen.

Dieser Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.

 

Menschen in Bar im Stadteil Podil, Kiew, Ukraine
Andreas-Kirche, Kiew, Urkaine

Es ist wie früher. In den Straßen von Kiew staut sich der Verkehr. Man könnte glatt vergessen, das Krieg herrscht. Wären da nicht die Sirenen, die vor Luftangriffen warnen, die Sandsäcke und Barrikaden in der Nähe von öffentlichen Gebäuden. In Kiew geht das Leben trotz des Kriegs weiter, die Menschen suchen Erholung in den Parks, flanieren über Boulevards, treffen sich in Cafés.

“Am 4. April bin ich von Kiew nach Polen gereist. Wir passierten zahllose Checkpoints, mussten an jedem Stopp unsere Ausweise vorzeigen. Nur ganz wenige Geschäfte hatten geöffnet. Ein offenes Café zu finden war nahezu unmöglich”,  erzählt Ksenia Fedorova der DW.

Fedorova kehrte nach Kiew zurück. Vor dem Krieg arbeitete sie zehn Jahre lang fürs Fernsehen, jetzt verdient sie ihr Geld als Profi-Sprecherin. Das Leben in der Stadt empfindet sie als fast so normal wie in Vorkriegs-Zeiten: Shopping Center, Restaurants und Kinos haben geöffnet. Die Straßen sind belebt.

Wenn eine Sirene auf dem Chreschtschatyk ertönt – Kiews Prachtboulevard mit Bars, Restaurants und Geschäften – bleiben die meisten Leute erstaunlich gelassen. Sie gehen einfach weiter oder laufen zu den Schutzbunkern und warten dort auf Entwarnung.

Inlandtouristen sind zurück

Die Ukrainer haben sich mit ihrem Alltag arrangiert. Während ausländische Touristen seit Kriegsbeginn das Land meiden – wegen der Flugrestriktionen auch gar nicht anreisen könnten – machen die Ukrainer verstärkt Urlaub im eigenen Land. Urlaub in diesen Zeiten ist nichts anderes als Sehnsucht nach Normalität. Soweit es ihnen möglich ist, buchen Ukrainer kurze Ausflüge oder Städtetouren.

In Kiew sind organisierte Stadtführungen derzeit stark nachgefragt. Denn die Gäste bevorzugen sichere Routen, die mit Bunkern ausgestattet sind – für alle Fälle. “Die Buchungen von Stadtführungen haben fast wieder Vorkriegsniveau erreicht”, stellt Tourguide Olena Oros fest. “Ich habe oft Gruppen mit bis zu 20 Leuten. Und bei Thementouren sind es häufig noch viel mehr.” Die Menschen fühlen sich wieder sicherer und nehmen solche Angebote gerne an. “Auch Menschen, die aus anderen Orten in der Ukraine geflüchtet sind, kommen nach Kiew. Neulich waren drei Gäste aus Charkiw dabei.” Sie habe sogar eine Anfrage bekommen, die Tour auf Englisch anzubieten, erzählt Oros, für freiwillige Helfer aus den Niederlanden, die in Kiew stationiert sind.

Tourismus in der Ukraine zeigt sich auch von einer altruistischen Seite. Viele Reiseagenturen und Guides, die ihre Arbeit fortsetzen, spenden einen Teil ihrer Einkünfte an Hilfsorganisationen. Andere gewähren Rabatte für Armeeangehörige und ihre Familien.

Kiews Kultur erwacht zu neuem Leben

Das Leben in Kiew suggeriert Normalität, man kann den Krieg für ein paar Tage ausblenden. Der Kulturbetrieb, er läuft wieder. Ein Abend im Lessja-Ukrjinka Nationaltheater oder in der Oper, das ist hier möglich. Auch ein Besuch in einem der vielen Museen bietet sich an, beispielsweise im Nationalen Historischen Museum der Ukraine. Seit April hat es wieder geöffnet.

“Als der Krieg begann, wurden unsere wertvollsten Ausstellungsstücke verpackt und an einen sicheren Ort gebracht”, so Nataliya Lihitskaya, die am Museum forscht. “In der Zwischenzeit haben wir eine temporäre Ausstellung zusammengestellt und sie dem Kampf um Kiew gewidmet und unseren Helden. Allerdings können wir nur 20 Leute gleichzeitig einlassen. Damit alle im Schutzbunker Platz finden, falls es einen Luftalarm gibt.”

Am Abend und an Wochenenden finden in den Parks von Kiew Open-Air Konzerte statt, Straßenmusiker führen Jazz, Pop und traditionelle ukrainische Musik auf. Es gibt sogar Untergrund-Konzerte in der Metro Station Maidan Nezalezhnosti.

Wann kommen ausländische Touristen zurück?

Ausländische Touristen wird man in Kiew noch lange nicht sehen. “Die Situation ist einfach zu unsicher, es gibt Einschränkungen im Flugverkehr und vor allem ist da die Gefahr. Wir können nicht für die Sicherheit unserer ausländischen Gäste garantieren”, erklärt Maria Yuhnovets von Sputnik Kiew DMC. Die meisten ausländischen Besucher in der Stadt sind Journalisten, Politiker oder Mitarbeiter von Hilfsorganisationen.

Ausstellung zum Ukraine Krieg im Nationalen Historischen Museum der Ukraine in Kiew

Erst wenn der Krieg beendet ist, das Kriegsrecht aufgehoben wurde und der Luftraum über der Ukraine wieder frei ist, kann die Zukunft für den Tourismus in der Ukraine beginnen.

Dieser Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.

 

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