Diabetes: Kann nur Alexander Zverev damit leistungsfähig sein?
Diabetes ist eine ernste Krankheit. Sie hindert die Betroffenen aber nicht, sogar Hochleistungssport zu betreiben. Tennisprofi Alexander Zverev leidet seit der Kindheit unter Typ I – und schafft es in die Weltspitze.
Dieser verstohlene aber ständige Blick in seine Sporttasche ließ Gerüchte aufkeimen: Bekommt Alexander Zverev während seiner Matches per Social Media verbotenerweise taktische Hinweise bei den Seitenwechseln zugespielt? Oder warum blickt der beste deutsche Tennisprofi immer wieder beiläufig in sein Tennisbag? “Er kontrolliert dann immer seinen Blutzuckerspiegel. Ich sitze ja genau daneben und kann das genau sehen”, sagt Davis-Cup-Trainer Michael Kohlmann der DW.
Zverev leidet bereits seit seiner Kindheit an Diabetes I, im Alter von drei Jahren wurde diese Krankheit bei ihm festgestellt. Das erklärte der heute 25-Jährige in diesem Sommer. Damals hätten ihm die Ärzte gesagt, dass er mit Diabetes Typ I kein Spitzensportler werden könne. “Ich glaube, dass ich heute sagen kann, dass sie falsch lagen“, betonte Zverev. Er persönlich habe keine Probleme auf hohem Niveau Sport zu treiben, weil er alles Notwendige stets dabei habe und seinen Körper mittlerweile sehr gut kenne.
Dieser verstohlene aber ständige Blick in seine Sporttasche ließ Gerüchte aufkeimen: Bekommt Alexander Zverev während seiner Matches per Social Media verbotenerweise taktische Hinweise bei den Seitenwechseln zugespielt? Oder warum blickt der beste deutsche Tennisprofi immer wieder beiläufig in sein Tennisbag? “Er kontrolliert dann immer seinen Blutzuckerspiegel. Ich sitze ja genau daneben und kann das genau sehen”, sagt Davis-Cup-Trainer Michael Kohlmann der DW.
Bei Diabetes Typ 1 (Diabetes mellitus) kann der Körper kein Insulin produzieren. Es handelt sich um eine nicht heilbare Erkrankung. Ohne das in der Bauchspeicheldrüse produzierte Insulin kann die aufgenommene Nahrung nicht richtig verwertet werden. Der aufgenommene Zucker sammelt sich, weil dieser nicht in die Körperzellen transportiert werden kann. Eine hohe Zuckerkonzentration verursacht eine Reihe von Beschwerden. Dies kann zu Bewusstseinsstörungen führen, der Betroffene kann sogar das Bewusstsein (diabetisches Koma) komplett verlieren. Patienten mit Diabetes Typ 1 müssen sich deshalb täglich Insulin spritzen.
Was passiert bei den Betroffenen?
Die meisten Menschen leiden allerdings an Typ 2-Diabetes. Das ist eine chronische Stoffwechselkrankheit, bei der der Körper im Laufe der Zeit eine Insulinresistenz entwickelt. Im Gegensatz zu Typ 1 können bei Typ 2 erhöhte Blutzuckerwerte mit gesunder Ernährung und viel Bewegung gesenkt werden.
“Man kann mit dieser Erkrankung ein wahnsinnig hohes Leistungsniveau erreichen”, sagt Christine Joisten vom Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft an der Sporthochschule in Köln und bezieht sich dabei auf beide Diabetes-Typen. “Wir haben einen unheimlichen gesundheitlichen Nutzen hinter der Bewegung. Und das auf breiter Front bis hin zu positiven psychischen Effekten wie ein gesteigertes Selbstwertgefühl “, sagt die Wissenschaftlerin. Diese Erkrankung habe die Medizin eigentlich gut im Griff.
Aber: Um seine volle Leistungsfähigkeit entfalten zu können – und das gilt sowohl für Leistungs- als auch für Breitensportler – gilt es für jeden Athleten ganz individuell seinen Körper gut kennenzulernen. Durch Sport leeren sich die Zuckerspeicher in Muskeln und Leber und die muss der Körper nach dem Sport wieder auffüllen “Gespritztes Insulin passt sich aber dem Körper nicht an”, sagt Joisten. Deshalb müsse sehr genau individuell geschaut werden, wie jeder Einzelne auf die jeweiligen Belastungen reagiere.
Denn: Die Aufrechterhaltung eines normalen Blutzuckerspiegels stellt während des Trainings, bei Wettkämpfen aber auch bei Reisen stets eine große Herausforderung dar. Die medizinischen Fortschritte ermöglichen es mittlerweile, das zu verabreichende Insulin und die Zufuhr von Nährstoffen innerhalb von Minuten zu verändern, um eine bestenfalls optimale Blutzuckereinstellung zu erreichen. Deshalb sollte in jedem Fall ein Arzt befragt werden, der die Einstellung kurz- und langfristig unterstützt.
“Man kann eigentlich alle Sportarten betreiben”, sagt Joisten. Es komme nicht auf eine besondere Ausdauer oder ein erhöhtes Kraftvorkommen an. Vor allem die regelmäßige Bewegung sei entscheidend für eine positive Beeinflussung. Allerdings gibt es auch Sportarten, die ein zusätzliches Risiko bergen, auch weil sie andere gefährden können. Etwa beim Tauchen oder auch beim Klettern. “Wenn der Betroffene dort unterzuckert und nicht mehr Herr seiner Sinne ist, kann das für alle Beteiligten zu Problemen führen”, betont Joisten.
Auf die Ausübung solcher für Diabetiker riskanter Sportarten müssten sich die Athleten noch genauer vorbereiten, als ohnehin bereits bei dieser Erkrankung. Die Insulin-Dosis und auch die Kohlehydratzufuhr müssten auf solche Aktivitäten minutiös angepasst werden. Dazu sollte natürlich auch ein Arzt zu Rate gezogen werden. “Die Sportart an sich ist egal. Die Art der Ausführung entscheidet über das Gelingen”, sagt Joisten.
Im Fall von Alexander Zverev sind bei der Vorbereitung auf ein Match ein paar kleinere Veränderungen im Vergleich zum üblichen Ablauf beim Davis-Cup-Team nötig. “Wir wussten um die Problematik natürlich schon länger. Deshalb versuchen wir ihm unsere Trainingszeiten frühzeitig mitzuteilen und wenn möglich das Training am Tag davor zur gleichen Zeit wie das Match stattfinden zu lassen. Dann kann Alexander sich mit seiner Ernährung und allem anderen genau darauf einstellen”, erklärt Coach Kohlmann gegenüber der DW. Die Anpassungen seien allerdings nur gering. “Er hat das als Profisportler super im Griff. Und er hat damit große Erfahrung und weiß genau, wie er sich der jeweiligen Situation anpassen kann.”
“Die Krankheit zu ignorieren”, sagt Joisten. “Man muss den Sport klug einsetzen. Sport sollte man als Teil des Behandlungskonzepts aber auch als Teil des Lebenskonzepts betrachten.” Die Sportler müssten etwas genauer hinschauen, wie sie mit ihren Bedingungen umgehen. Vor allem dürften die Risiken, die mit der Erkrankung in Verbindung stehen, nicht klein geredet werden. Dabei sei es auch nicht entscheidend, wann die Diagnose gestellt werde. Der Typ 1 werde indes in den allermeisten Fällen bereits im Kindes- und Jugendalter diagnostiziert – so wie auch bei Alexander Zverev.
Dieser verstohlene aber ständige Blick in seine Sporttasche ließ Gerüchte aufkeimen: Bekommt Alexander Zverev während seiner Matches per Social Media verbotenerweise taktische Hinweise bei den Seitenwechseln zugespielt? Oder warum blickt der beste deutsche Tennisprofi immer wieder beiläufig in sein Tennisbag? “Er kontrolliert dann immer seinen Blutzuckerspiegel. Ich sitze ja genau daneben und kann das genau sehen”, sagt Davis-Cup-Trainer Michael Kohlmann der DW.
Zverev leidet bereits seit seiner Kindheit an Diabetes I, im Alter von drei Jahren wurde diese Krankheit bei ihm festgestellt. Das erklärte der heute 25-Jährige in diesem Sommer. Damals hätten ihm die Ärzte gesagt, dass er mit Diabetes Typ I kein Spitzensportler werden könne. “Ich glaube, dass ich heute sagen kann, dass sie falsch lagen“, betonte Zverev. Er persönlich habe keine Probleme auf hohem Niveau Sport zu treiben, weil er alles Notwendige stets dabei habe und seinen Körper mittlerweile sehr gut kenne.
Was passiert bei den Betroffenen?
Bei Diabetes Typ 1 (Diabetes mellitus) kann der Körper kein Insulin produzieren. Es handelt sich um eine nicht heilbare Erkrankung. Ohne das in der Bauchspeicheldrüse produzierte Insulin kann die aufgenommene Nahrung nicht richtig verwertet werden. Der aufgenommene Zucker sammelt sich, weil dieser nicht in die Körperzellen transportiert werden kann. Eine hohe Zuckerkonzentration verursacht eine Reihe von Beschwerden. Dies kann zu Bewusstseinsstörungen führen, der Betroffene kann sogar das Bewusstsein (diabetisches Koma) komplett verlieren. Patienten mit Diabetes Typ 1 müssen sich deshalb täglich Insulin spritzen.
Die meisten Menschen leiden allerdings an Typ 2-Diabetes. Das ist eine chronische Stoffwechselkrankheit, bei der der Körper im Laufe der Zeit eine Insulinresistenz entwickelt. Im Gegensatz zu Typ 1 können bei Typ 2 erhöhte Blutzuckerwerte mit gesunder Ernährung und viel Bewegung gesenkt werden.
“Man kann mit dieser Erkrankung ein wahnsinnig hohes Leistungsniveau erreichen”, sagt Christine Joisten vom Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft an der Sporthochschule in Köln und bezieht sich dabei auf beide Diabetes-Typen. “Wir haben einen unheimlichen gesundheitlichen Nutzen hinter der Bewegung. Und das auf breiter Front bis hin zu positiven psychischen Effekten wie ein gesteigertes Selbstwertgefühl “, sagt die Wissenschaftlerin. Diese Erkrankung habe die Medizin eigentlich gut im Griff.
Aber: Um seine volle Leistungsfähigkeit entfalten zu können – und das gilt sowohl für Leistungs- als auch für Breitensportler – gilt es für jeden Athleten ganz individuell seinen Körper gut kennenzulernen. Durch Sport leeren sich die Zuckerspeicher in Muskeln und Leber und die muss der Körper nach dem Sport wieder auffüllen “Gespritztes Insulin passt sich aber dem Körper nicht an”, sagt Joisten. Deshalb müsse sehr genau individuell geschaut werden, wie jeder Einzelne auf die jeweiligen Belastungen reagiere.
Sport und Diabetes, kann das funktionieren?
Denn: Die Aufrechterhaltung eines normalen Blutzuckerspiegels stellt während des Trainings, bei Wettkämpfen aber auch bei Reisen stets eine große Herausforderung dar. Die medizinischen Fortschritte ermöglichen es mittlerweile, das zu verabreichende Insulin und die Zufuhr von Nährstoffen innerhalb von Minuten zu verändern, um eine bestenfalls optimale Blutzuckereinstellung zu erreichen. Deshalb sollte in jedem Fall ein Arzt befragt werden, der die Einstellung kurz- und langfristig unterstützt.
Welche Sportarten können betrieben werden?
“Man kann eigentlich alle Sportarten betreiben”, sagt Joisten. Es komme nicht auf eine besondere Ausdauer oder ein erhöhtes Kraftvorkommen an. Vor allem die regelmäßige Bewegung sei entscheidend für eine positive Beeinflussung. Allerdings gibt es auch Sportarten, die ein zusätzliches Risiko bergen, auch weil sie andere gefährden können. Etwa beim Tauchen oder auch beim Klettern. “Wenn der Betroffene dort unterzuckert und nicht mehr Herr seiner Sinne ist, kann das für alle Beteiligten zu Problemen führen”, betont Joisten.
Auf die Ausübung solcher für Diabetiker riskanter Sportarten müssten sich die Athleten noch genauer vorbereiten, als ohnehin bereits bei dieser Erkrankung. Die Insulin-Dosis und auch die Kohlehydratzufuhr müssten auf solche Aktivitäten minutiös angepasst werden. Dazu sollte natürlich auch ein Arzt zu Rate gezogen werden. “Die Sportart an sich ist egal. Die Art der Ausführung entscheidet über das Gelingen”, sagt Joisten.
Im Fall von Alexander Zverev sind bei der Vorbereitung auf ein Match ein paar kleinere Veränderungen im Vergleich zum üblichen Ablauf beim Davis-Cup-Team nötig. “Wir wussten um die Problematik natürlich schon länger. Deshalb versuchen wir ihm unsere Trainingszeiten frühzeitig mitzuteilen und wenn möglich das Training am Tag davor zur gleichen Zeit wie das Match stattfinden zu lassen. Dann kann Alexander sich mit seiner Ernährung und allem anderen genau darauf einstellen”, erklärt Coach Kohlmann gegenüber der DW. Die Anpassungen seien allerdings nur gering. “Er hat das als Profisportler super im Griff. Und er hat damit große Erfahrung und weiß genau, wie er sich der jeweiligen Situation anpassen kann.”
Gute Vorbereitung nötig
“Die Krankheit zu ignorieren”, sagt Joisten. “Man muss den Sport klug einsetzen. Sport sollte man als Teil des Behandlungskonzepts aber auch als Teil des Lebenskonzepts betrachten.” Die Sportler müssten etwas genauer hinschauen, wie sie mit ihren Bedingungen umgehen. Vor allem dürften die Risiken, die mit der Erkrankung in Verbindung stehen, nicht klein geredet werden. Dabei sei es auch nicht entscheidend, wann die Diagnose gestellt werde. Der Typ 1 werde indes in den allermeisten Fällen bereits im Kindes- und Jugendalter diagnostiziert – so wie auch bei Alexander Zverev.