Kultur

Erste Entscheidung im Fall Baldwin

Vor sechs Monaten wurde Kamerafrau Halyna Hutchins am Set des Westerns “Rust” erschossen. Produzent und Hauptdarsteller Alec Baldwin steht seither in der Kritik. Nun gibt es eine Geldstrafe – wegen Fahrlässigkeit.

Tragischer Unfall? Fahrlässige Tötung? Zwischen diesen beiden Optionen schwanken die Interpretationen der Ereignisse am Set des Westernfilms “Rust” im Oktober 2021. Fakt ist: Kamerafrau Halyna Hutchins wurde bei Dreharbeiten in Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexico durch einen Schuss tödlich getroffen und erlag kurz darauf ihren Verletzungen. Regisseur Joel Souza wurde ebenfalls getroffen und an der Schulter verletzt. 

Seitdem wurden viele Vorwürfe geäußert, Anschuldigungen erhoben und Diskussionen geführt – vor allem über die Sicherheit in der US-Filmbranche hinsichtlich des Umgangs mit Waffen. Es wurden strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet, die bisher nicht abgeschlossen sind. Hutchins Familie hat im Februar 2022 Hauptdarsteller und Produzent Alec Baldwin sowie weitere Film-Mitwirkende verklagt. Sie fordert “erheblichen” Schadenersatz. 

Tragischer Unfall? Fahrlässige Tötung? Zwischen diesen beiden Optionen schwanken die Interpretationen der Ereignisse am Set des Westernfilms “Rust” im Oktober 2021. Fakt ist: Kamerafrau Halyna Hutchins wurde bei Dreharbeiten in Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexico durch einen Schuss tödlich getroffen und erlag kurz darauf ihren Verletzungen. Regisseur Joel Souza wurde ebenfalls getroffen und an der Schulter verletzt. 

Unabhängig davon hatten die Behörden von New Mexico nach dem Vorfall Ermittlungen wegen möglicher Verstöße gegen Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften eingeleitet. In einem nun veröffentlichten Bericht unter Federführung des Umweltministeriums kommen sie zu dem Schluss, dass die Produzenten eine “offensichtliche Gleichgültigkeit gegenüber den mit Schusswaffen verbundenen Gefahren” an den Tag gelegt hätten. 

Mitverantwortung? New Mexico sagt: Ja

Die Sicherheitsregeln seien “routinemäßig” nicht eingehalten worden, heißt es in dem Bericht. So sei scharfe Munition ans Filmset gebracht worden, Waffen seien dort teils unbeaufsichtigt gewesen. Zudem hätten die Verantwortlichen Beschwerden von Mitarbeitern wegen früherer Vorfälle mit Schusswaffen ignoriert. Auch hätten Schauspieler am Drehort Schusswaffen in Richtung der Kameras oder auf andere Menschen gerichtet, ohne von einem Waffenexperten beraten worden zu sein.

Die Behörden haben nun ein Bußgeld in Höhe von knapp 137.000 Dollar (126.000 Euro) gegen die Produzenten des Films verhängt. Dies sei “das höchste Bußgeld, das nach dem Gesetz des Bundesstaates New Mexico zulässig ist”, teilten die dortigen Gesundheitsbehörden am Mittwoch mit.

In der fraglichen Waffe befand sich echte Munition, das haben Untersuchungen ergeben. Die Ermittlungen der Polizei zur Frage, wie es dazu kommen konnte, dauern an. Dabei stehen sowohl die Waffenmeisterin Hannah Gutierrez Reed als auch der Requisiteur und Waffenlieferant Seth Kenney und seine Firma PDQ Arm & Prop im Verdacht, Fehler gemacht zu haben. 

Hauptdarsteller Alec Baldwin bestritt in einem Interview mit dem US-Sender ABC, die Waffe abgefeuert zu haben. Nach seiner Darstellung soll sich der Schuss von allein gelöst haben, er habe die Waffe lediglich gehalten und nicht den Abzug gedrückt. Alle Beteiligten wollen von scharfer Munition am Set nichts gewusst haben.

Alec Baldwin war bei dem Low-Budget-Western nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch einer der Produzenten. Und denen werden auch in mehreren Zivilklagen grobe Versäumnisse vorgeworfen. Crewmitglieder beschuldigen Baldwin und andere an der Produktion Beteiligte der Nachlässigkeit und laxer Sicherheitsprotokolle. Der Chefbeleuchter Serge Svetnoy erklärte, er habe durch Hutchins Unfalltod “schwere seelische Schäden” erlitten – und klagte. Und Waffenmeisterin Gutierrez Reed hat den Mann verklagt, der Requisiten, darunter Munition, für den Dreh geliefert hat.

Die jetzige Entscheidung und Strafe sprechen eine klare Sprache und nehmen die Produktionsfirma in die Verantwortung. Deren Sprecher, Stefan Friedman, erklärte in einer Mitteilung an die Nachrichtenagentur AFP, Rust Movie Productions erkenne die Arbeit, welche die Behörden in die Untersuchung gesteckt hätten, an, widerspreche jedoch den “Ergebnissen” der Ermittlungen und plane, “Einspruch dagegen einzulegen”.

Neben den Fragen um Genugtuung, Aufklärung und Schadensersatz für die Familie der Getöteten, wird es die Frage des grundsätzlichen Umgangs mit echten Requisiten-Waffen am Set sein, die Hollywoods Traumfabrik noch länger beschäftigen werden.

jhi/suc (mit dpa, afp)

Mahnwache für Halyna Hutchins: Vor einem Porträt der toten Kamerafrau halten Hände Kerzen
Viele Schauspieler und Schauspielerinnen im Western-Oufit, darunter Alec Baldwin, stehen nebeneinander für ein Gruppenfoto vor einer Holzhütte

Tragischer Unfall? Fahrlässige Tötung? Zwischen diesen beiden Optionen schwanken die Interpretationen der Ereignisse am Set des Westernfilms “Rust” im Oktober 2021. Fakt ist: Kamerafrau Halyna Hutchins wurde bei Dreharbeiten in Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexico durch einen Schuss tödlich getroffen und erlag kurz darauf ihren Verletzungen. Regisseur Joel Souza wurde ebenfalls getroffen und an der Schulter verletzt. 

Seitdem wurden viele Vorwürfe geäußert, Anschuldigungen erhoben und Diskussionen geführt – vor allem über die Sicherheit in der US-Filmbranche hinsichtlich des Umgangs mit Waffen. Es wurden strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet, die bisher nicht abgeschlossen sind. Hutchins Familie hat im Februar 2022 Hauptdarsteller und Produzent Alec Baldwin sowie weitere Film-Mitwirkende verklagt. Sie fordert “erheblichen” Schadenersatz. 

Mitverantwortung? New Mexico sagt: Ja

Unabhängig davon hatten die Behörden von New Mexico nach dem Vorfall Ermittlungen wegen möglicher Verstöße gegen Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften eingeleitet. In einem nun veröffentlichten Bericht unter Federführung des Umweltministeriums kommen sie zu dem Schluss, dass die Produzenten eine “offensichtliche Gleichgültigkeit gegenüber den mit Schusswaffen verbundenen Gefahren” an den Tag gelegt hätten. 

Die Sicherheitsregeln seien “routinemäßig” nicht eingehalten worden, heißt es in dem Bericht. So sei scharfe Munition ans Filmset gebracht worden, Waffen seien dort teils unbeaufsichtigt gewesen. Zudem hätten die Verantwortlichen Beschwerden von Mitarbeitern wegen früherer Vorfälle mit Schusswaffen ignoriert. Auch hätten Schauspieler am Drehort Schusswaffen in Richtung der Kameras oder auf andere Menschen gerichtet, ohne von einem Waffenexperten beraten worden zu sein.

Die Behörden haben nun ein Bußgeld in Höhe von knapp 137.000 Dollar (126.000 Euro) gegen die Produzenten des Films verhängt. Dies sei “das höchste Bußgeld, das nach dem Gesetz des Bundesstaates New Mexico zulässig ist”, teilten die dortigen Gesundheitsbehörden am Mittwoch mit.

In der fraglichen Waffe befand sich echte Munition, das haben Untersuchungen ergeben. Die Ermittlungen der Polizei zur Frage, wie es dazu kommen konnte, dauern an. Dabei stehen sowohl die Waffenmeisterin Hannah Gutierrez Reed als auch der Requisiteur und Waffenlieferant Seth Kenney und seine Firma PDQ Arm & Prop im Verdacht, Fehler gemacht zu haben. 

Was klar ist und was unklar ist

Hauptdarsteller Alec Baldwin bestritt in einem Interview mit dem US-Sender ABC, die Waffe abgefeuert zu haben. Nach seiner Darstellung soll sich der Schuss von allein gelöst haben, er habe die Waffe lediglich gehalten und nicht den Abzug gedrückt. Alle Beteiligten wollen von scharfer Munition am Set nichts gewusst haben.

Schuldfrage wird weiter verhandelt

Alec Baldwin war bei dem Low-Budget-Western nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch einer der Produzenten. Und denen werden auch in mehreren Zivilklagen grobe Versäumnisse vorgeworfen. Crewmitglieder beschuldigen Baldwin und andere an der Produktion Beteiligte der Nachlässigkeit und laxer Sicherheitsprotokolle. Der Chefbeleuchter Serge Svetnoy erklärte, er habe durch Hutchins Unfalltod “schwere seelische Schäden” erlitten – und klagte. Und Waffenmeisterin Gutierrez Reed hat den Mann verklagt, der Requisiten, darunter Munition, für den Dreh geliefert hat.

Die jetzige Entscheidung und Strafe sprechen eine klare Sprache und nehmen die Produktionsfirma in die Verantwortung. Deren Sprecher, Stefan Friedman, erklärte in einer Mitteilung an die Nachrichtenagentur AFP, Rust Movie Productions erkenne die Arbeit, welche die Behörden in die Untersuchung gesteckt hätten, an, widerspreche jedoch den “Ergebnissen” der Ermittlungen und plane, “Einspruch dagegen einzulegen”.

Neben den Fragen um Genugtuung, Aufklärung und Schadensersatz für die Familie der Getöteten, wird es die Frage des grundsätzlichen Umgangs mit echten Requisiten-Waffen am Set sein, die Hollywoods Traumfabrik noch länger beschäftigen werden.

jhi/suc (mit dpa, afp)

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