Sport

Saudi-Arabiens Sportswashing geht in die nächste Runde

Die FIFA vergibt die Klub-WM 2023 an Saudi-Arabien. Fast schon resignativ wirkt die Kritik von Menschenrechtsorganisationen an den Sportverbänden, die den Golfstaat immer mehr Großereignisse veranstalten lassen.

“Die FIFA hat wieder einmal die grausame Menschenrechtsbilanz Saudi-Arabiens missachtet”, verkündete Steve Cockburn, der bei Amnesty International die Abteilung für wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit leitet. Das FIFA-Council, das höchste Gremium des Fußball-Weltverbands, hatte zuvor einstimmig beschlossen, die Klub-WM 2023 im kommenden Dezember an Saudi-Arabien zu vergeben. Die FIFA, so Cockburn, setze sich “einmal mehr über ihre eigene Menschenrechtspolitik hinweg und macht sich mitschuldig an eklatantem Sportswashing”. Damit ist die Strategie von Regierungen gemeint, mit Hochglanz-Sportveranstaltungen von Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land abzulenken. Amnesty verweist unter anderem auf die hohe Zahl an Hinrichtungen in Saudi-Arabien – “viele von ihnen nach äußerst unfairen Prozessen” – sowie auf in den vergangenen Monaten verhängte Haftstrafen zwischen zehn und 45 Jahren für Menschen, die sich friedlich im Internet geäußert hätten.

Die Vorwürfe der Menschenrechtsorganisationen gegen den Golfstaat sind nicht neu, und doch treffen sie im Sport offenbar auf taube Ohren. Wie im Falle des letzten WM-Ausrichters Katar scheint auch für Saudi-Arabien zu gelten: Wenn garantiert ist, dass der Dollar rollt, sind die verantwortlichen Funktionäre geneigt, mindestens ein Auge zuzudrücken. An Geld mangelt es den Saudis nicht. So verwaltet der saudische Staatsfonds PIF (Public Investment Fund) ein Gesamtvermögen von rund 500 Milliarden Dollar.

“Die FIFA hat wieder einmal die grausame Menschenrechtsbilanz Saudi-Arabiens missachtet”, verkündete Steve Cockburn, der bei Amnesty International die Abteilung für wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit leitet. Das FIFA-Council, das höchste Gremium des Fußball-Weltverbands, hatte zuvor einstimmig beschlossen, die Klub-WM 2023 im kommenden Dezember an Saudi-Arabien zu vergeben. Die FIFA, so Cockburn, setze sich “einmal mehr über ihre eigene Menschenrechtspolitik hinweg und macht sich mitschuldig an eklatantem Sportswashing”. Damit ist die Strategie von Regierungen gemeint, mit Hochglanz-Sportveranstaltungen von Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land abzulenken. Amnesty verweist unter anderem auf die hohe Zahl an Hinrichtungen in Saudi-Arabien – “viele von ihnen nach äußerst unfairen Prozessen” – sowie auf in den vergangenen Monaten verhängte Haftstrafen zwischen zehn und 45 Jahren für Menschen, die sich friedlich im Internet geäußert hätten.

2021 übernahm der Fonds 80 Prozent der Anteile des englischen Fußball-Traditionsklubs Newcastle United. 2022 startete im Golf-Sport eine umstrittene neue Turnierserie mit sehr hohen Preisgeldern, hauptsächlich finanziert vom PIF. Vorsitzender des Fonds ist der saudische Kronprinz Mohammed Bin Salman, der als Ministerpräsident längst der starke Mann im Staat ist.

Viel Geld im Spiel

Seine Rolle als Regierungschef schützt ihn vor Ermittlungen im Fall Jamal Khashoggi. Der oppositionelle Journalist war 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul ermordet worden. US-Geheimdienste gehen davon aus, dass Bin Salman den Mord nicht nur billigte, sondern sogar persönlich anordnete. Doch inzwischen scheint Bin Salman international wieder hoffähig zu sein. Im vergangenen Jahr traf der Kronprinz unter anderen US-Präsident Joe Biden, den französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz.

Mit seinem Entwicklungsplan “Vision 2030” will der Kronprinz Saudi-Arabien modernisieren und unabhängiger von Öleinnahmen machen will. Auch Investitionen in den Sport spielen dabei eine nicht unbedeutende Rolle. Nach Medienberichten war die saudische Regierung auch an der Finanzierung des Transfers von Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo beteiligt.  Dem Vernehmen nach verdient der 38 Jahre alte Portugiese beim saudischen Erstligisten Al-Nassr FC bis Mitte 2025 mehr als 500 Millionen Euro. Ronaldo soll angeblich auch danach weiter fürstlich entlohnt werden: als eine Art “Markenbotschafter” für das Land.

Eine solche gut bezahlte Rolle nimmt bereits der argentinische Superstar Lionel Messi ein. Seit 2022 ist der Kapitän der argentinischen Weltmeister-Mannschaft Botschafter für den Tourismus in Saudi-Arabien. Die Tourismusbehörde Visit Saudi will angeblich auch die Frauenfußball-Weltmeisterschaft in diesem Jahr in Australien und Neuseeland sponsern. “Ich finde es bizarr, dass die FIFA ein Visit-Saudi-Sponsoring der Frauen-WM prüft, während ich, Alex Morgan, in diesem Land nicht einmal unterstützt und akzeptiert würde”, sagte US-Fußballstar Alex Morgan. Trotz einiger Reformen sind Frauenrechte in Saudi-Arabien weiter eingeschränkt, Homosexualität ist strafbar.

Dennoch macht etwa die Formel 1 seit 2021 Station in der saudischen Stadt Dschidda, seit 2020 wird auch die Rallye Dakar in Saudi-Arabien ausgefahren. Kein Problem sieht darin Mohammed bin Sulayem, Präsident des Automobil-Weltverbands FIA. “Als wir keine Sportevents in Saudi-Arabien hatten, haben alle in den Medien gedrängt, Sportevents hier auszutragen”, sagte der Sportfunktionär aus den Vereinigten Arabischen Emiraten kürzlich in einem Interview des Portals “Motorsport-Total.com”:  “Jetzt öffnen sie [die Saudis – Anm. d. Red.] sich.” Nicht nur für etablierte Sportarten wie Motorsport, Golf oder Boxen, auch für junge Sportarten.

Im September 2022 kündigte Kronprinz Bin Salman eine ESport-Initiative an. Angeblich will die Regierung fast 500 Millionen Euro investieren. Im kommenden Dezember werden die Global ESports Games in der Hauptstadt Riad ausgetragen. 2029 wird Saudi-Arabien Gastgeber der asiatischen Winterspiele – auf Kunstschnee in der Wüste.

Und das Land bastelt offenbar schon an einem weiteren großen Coup. Angeblich will sich Saudi-Arabien gemeinsam mit Ägypten und Griechenland um die Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft 2030 bewerben. Die FIFA hätte damit wahrscheinlich kein Problem – im Gegensatz zu Menschenrechtsorganisationen. 

Phil Mickelson beim Putten während des Golfturniers in Bedminster
Cristiano Ronaldo und Lionel Messi bei einem Freundschaftsspiel in Riad.

“Die FIFA hat wieder einmal die grausame Menschenrechtsbilanz Saudi-Arabiens missachtet”, verkündete Steve Cockburn, der bei Amnesty International die Abteilung für wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit leitet. Das FIFA-Council, das höchste Gremium des Fußball-Weltverbands, hatte zuvor einstimmig beschlossen, die Klub-WM 2023 im kommenden Dezember an Saudi-Arabien zu vergeben. Die FIFA, so Cockburn, setze sich “einmal mehr über ihre eigene Menschenrechtspolitik hinweg und macht sich mitschuldig an eklatantem Sportswashing”. Damit ist die Strategie von Regierungen gemeint, mit Hochglanz-Sportveranstaltungen von Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land abzulenken. Amnesty verweist unter anderem auf die hohe Zahl an Hinrichtungen in Saudi-Arabien – “viele von ihnen nach äußerst unfairen Prozessen” – sowie auf in den vergangenen Monaten verhängte Haftstrafen zwischen zehn und 45 Jahren für Menschen, die sich friedlich im Internet geäußert hätten.

Die Vorwürfe der Menschenrechtsorganisationen gegen den Golfstaat sind nicht neu, und doch treffen sie im Sport offenbar auf taube Ohren. Wie im Falle des letzten WM-Ausrichters Katar scheint auch für Saudi-Arabien zu gelten: Wenn garantiert ist, dass der Dollar rollt, sind die verantwortlichen Funktionäre geneigt, mindestens ein Auge zuzudrücken. An Geld mangelt es den Saudis nicht. So verwaltet der saudische Staatsfonds PIF (Public Investment Fund) ein Gesamtvermögen von rund 500 Milliarden Dollar.

Viel Geld im Spiel

2021 übernahm der Fonds 80 Prozent der Anteile des englischen Fußball-Traditionsklubs Newcastle United. 2022 startete im Golf-Sport eine umstrittene neue Turnierserie mit sehr hohen Preisgeldern, hauptsächlich finanziert vom PIF. Vorsitzender des Fonds ist der saudische Kronprinz Mohammed Bin Salman, der als Ministerpräsident längst der starke Mann im Staat ist.

Seine Rolle als Regierungschef schützt ihn vor Ermittlungen im Fall Jamal Khashoggi. Der oppositionelle Journalist war 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul ermordet worden. US-Geheimdienste gehen davon aus, dass Bin Salman den Mord nicht nur billigte, sondern sogar persönlich anordnete. Doch inzwischen scheint Bin Salman international wieder hoffähig zu sein. Im vergangenen Jahr traf der Kronprinz unter anderen US-Präsident Joe Biden, den französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz.

Mit seinem Entwicklungsplan “Vision 2030” will der Kronprinz Saudi-Arabien modernisieren und unabhängiger von Öleinnahmen machen will. Auch Investitionen in den Sport spielen dabei eine nicht unbedeutende Rolle. Nach Medienberichten war die saudische Regierung auch an der Finanzierung des Transfers von Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo beteiligt.  Dem Vernehmen nach verdient der 38 Jahre alte Portugiese beim saudischen Erstligisten Al-Nassr FC bis Mitte 2025 mehr als 500 Millionen Euro. Ronaldo soll angeblich auch danach weiter fürstlich entlohnt werden: als eine Art “Markenbotschafter” für das Land.

Eine solche gut bezahlte Rolle nimmt bereits der argentinische Superstar Lionel Messi ein. Seit 2022 ist der Kapitän der argentinischen Weltmeister-Mannschaft Botschafter für den Tourismus in Saudi-Arabien. Die Tourismusbehörde Visit Saudi will angeblich auch die Frauenfußball-Weltmeisterschaft in diesem Jahr in Australien und Neuseeland sponsern. “Ich finde es bizarr, dass die FIFA ein Visit-Saudi-Sponsoring der Frauen-WM prüft, während ich, Alex Morgan, in diesem Land nicht einmal unterstützt und akzeptiert würde”, sagte US-Fußballstar Alex Morgan. Trotz einiger Reformen sind Frauenrechte in Saudi-Arabien weiter eingeschränkt, Homosexualität ist strafbar.

Erst Ronaldo und Messi, dann die Fußball-WM 2030?

Dennoch macht etwa die Formel 1 seit 2021 Station in der saudischen Stadt Dschidda, seit 2020 wird auch die Rallye Dakar in Saudi-Arabien ausgefahren. Kein Problem sieht darin Mohammed bin Sulayem, Präsident des Automobil-Weltverbands FIA. “Als wir keine Sportevents in Saudi-Arabien hatten, haben alle in den Medien gedrängt, Sportevents hier auszutragen”, sagte der Sportfunktionär aus den Vereinigten Arabischen Emiraten kürzlich in einem Interview des Portals “Motorsport-Total.com”:  “Jetzt öffnen sie [die Saudis – Anm. d. Red.] sich.” Nicht nur für etablierte Sportarten wie Motorsport, Golf oder Boxen, auch für junge Sportarten.

Im September 2022 kündigte Kronprinz Bin Salman eine ESport-Initiative an. Angeblich will die Regierung fast 500 Millionen Euro investieren. Im kommenden Dezember werden die Global ESports Games in der Hauptstadt Riad ausgetragen. 2029 wird Saudi-Arabien Gastgeber der asiatischen Winterspiele – auf Kunstschnee in der Wüste.

Und das Land bastelt offenbar schon an einem weiteren großen Coup. Angeblich will sich Saudi-Arabien gemeinsam mit Ägypten und Griechenland um die Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft 2030 bewerben. Die FIFA hätte damit wahrscheinlich kein Problem – im Gegensatz zu Menschenrechtsorganisationen. 

Max Verstappen und Charles Leclerc in ihren Rennautos beim Formel-1-Grand-Prix in Dschidda.

Nachrichten

Ähnliche Artikel

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"