Berlin: 10.000 weitere Plätze für Ukraine-Flüchtlinge
Seit Kriegsbeginn haben in Deutschland mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine Schutz gesucht. Nun müssen in Berlin viele in Massenunterkünften leben. Die Hilfsbereitschaft aber bleibt groß.
Es sind die Kinder, die zuerst in den Blick fallen. Laut kreischend und lachend rennen sie im Terminal C des ehemaligen Flughafens Berlin-Tegel umher. Bei einem Mädchen leuchten bei jedem Schritt bunte Lämpchen in der Schuhsohle auf. Ein Junge dreht Runden auf einem schmalen Roller, ein anderer versucht, auf einen Hubwagen aufzuspringen, mit dem zwei Männer in Arbeitskleidung Kartons transportieren.
So lebhaft die Kinder sind, so still wirken daneben die Erwachsenen, die sich in dem ehemaligen Flughafengebäude aufhalten. Einige sitzen in der Nähe von Steckdosen und blicken auf die Displays ihrer angeschlossenen Mobiltelefone.
Es sind die Kinder, die zuerst in den Blick fallen. Laut kreischend und lachend rennen sie im Terminal C des ehemaligen Flughafens Berlin-Tegel umher. Bei einem Mädchen leuchten bei jedem Schritt bunte Lämpchen in der Schuhsohle auf. Ein Junge dreht Runden auf einem schmalen Roller, ein anderer versucht, auf einen Hubwagen aufzuspringen, mit dem zwei Männer in Arbeitskleidung Kartons transportieren.
Andere haben einen Platz an einem der langen Holztische gefunden und essen. Am stillsten wirken die, die offenbar gerade erst angekommen sind und mit ihren Koffern in der Hand auf ihre Registrierung warten.
Doppelstockbetten zwischen Stellwänden
In dem ehemaligen Flughafen ist ein Erstaufnahmezentrum für Asylbewerber und Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine entstanden. “Wir haben 600 Plätze für Asylbewerber und hier im Terminal C zusätzlich 1600 Plätze für Ukrainer – aber die sind jetzt weitgehend belegt”, sagt Detlef Cwojdzinski vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), welches das Erstaufnahmezentrum zusammen mit anderen Hilfsorganisationen betreibt. “Die Situation ist schwierig, denn wir müssen die Menschen inzwischen auch in großen Zelten unterbringen.”
Zwei der provisorischen Unterkünfte für jeweils 400 Menschen stehen draußen auf der Rollbahn. Generatoren dröhnen und pusten warme Luft durch dicke Schläuche ins Innere der weißen Zelte. Drinnen ist es noch enger als im Wohnbereich im Terminal, aber der Aufbau ist gleich: weiße und graue Stellwände grenzen Nischen ab, in denen Doppelstockbetten nebeneinander stehen. “Bitte nicht fotografieren”, sagt eine DRK-Mitarbeiterin. Die Menschen hätten ohnehin kaum Privatsphäre.
Die Hilfsorganisationen tun viel dafür, um den Flüchtlingen den Aufenthalt in der Massenunterkunft zu erleichtern. Es gibt viele Ansprechpartner, Dolmetscher, ärztliche und psychologische Versorgung, drei Mahlzeiten am Tag, eine Kleiderkammer und eine Kinderbetreuung. “Jeden Tag kommen hier rund 40 Hunde, Katzen und andere Haustiere mit an”, sagt DRK-Mitarbeiter Detlef Cwojdzinski. “Die versorgen wir auch noch mit.”
Eigentlich soll der Aufenthalt in der Erstaufnahme auf ein bis drei Tage begrenzt sein. Doch inzwischen sind es acht Tage und mehr. Aktuell warten in den beiden Berliner Ankunftszentren mehr als 3000 Kriegsflüchtlinge und Asylbewerber darauf, in reguläre Unterkünfte verlegt zu werden. Tendenz steigend.
Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) sei derzeit “nicht in der Lage, den außerordentlich starken Anstieg” an Asylbewerbern und den steigenden Bedarf für Ukraine-Flüchtlinge “in der notwendigen Geschwindigkeit abzudecken”, heißt es in einem Schreiben, mit dem die Berliner Integrationssenatorin Katja Kipping kürzlich Alarm schlug.
Es stünden “nicht genügend Plätze für die Unterbringung zur Verfügung” – trotz zusätzlicher “Akquise, Verlängerung von Laufzeiten, Verdichtung, Hotel-Anmietung”. Als Notlösung sollen daher bis Ende des Jahres daher 10.000 zusätzliche Plätze in Leichtbauhallen und weiteren Zelten geschaffen werden – wie auch auf der Rollbahn in Tegel.
Berlin gehört zu den Städten in Deutschland, in denen besonders viele Kriegsflüchtlinge Schutz suchen. 85.000 sind aktuell registriert. Allerdings sind die meisten Ukrainer privat untergekommen, nur 3000 haben Bedarf beim Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten angemeldet. Das LAF ist darüber mehr als froh, auch wenn sich zunehmend Flüchtlinge in den Aufnahmezentren melden, die ihren privaten Gastgebern nicht länger zur Last fallen wollen.
Auch Anna Bobrakova und ihre beiden Söhne waren lange privat untergekommen. Die drei stammen aus dem Donbas und flohen 2014, als dort der Krieg ausbrach, nach Kiew. Acht Jahre später holte sie der Krieg erneut ein und sie machten sich zum zweiten Mal auf den Weg. Am Berliner Hauptbahnhof bekamen sie das Angebot von deutschen Helfern, erst einmal bei ihnen zu Hause zu wohnen.
Acht Monate wohnten sie im Wohnzimmer der Familie. “Wir sind sehr dankbar, aber es war höchste Zeit zu gehen”, sagt Anna. “Auch wenn wir alle sehr traurig waren und beim Auszug geweint haben.” Jetzt wohnt die Ukrainerin mit ihren Söhnen in einem vom Land Berlin angemieteten Hotelzimmer. Doch dort ist sie auf sich gestellt und das ist nicht so einfach. Sie braucht weiterhin Hilfe mit der Sprache, im täglichen Leben und bei Behördengängen.
Diese Hilfe findet Anna in der evangelischen Markus-Gemeinde in Berlin. Die Kirchengemeinde engagiert sich seit Ausbruch des Krieges in der Flüchtlingshilfe und bot zeitweise bis zu einhundert Menschen Obdach. Im Gemeindesaal sind Feldbetten aufgestellt, es gibt eine Kleiderkammer, in mehreren Lagerräumen stapeln sich Sach- und Lebensmittelspenden und in drei Küchen kann gekocht werden.
Sechs Monate hat die Ukrainerin Viktoria Chumak in der Markus-Gemeinde gelebt. Eine Zeit, in der auch sie immer wieder hoffte, bald in ihren Heimatort im Süden von Odessa zurückkehren zu können. Die Flucht traten sie zu viert an, doch an der Grenze sagte ihre 20-jährige Tochter, sie wolle ihr Heimatland nicht verlassen. “Ich musste mich zwischen meinem 14-jährigen Sohn und meiner schwer gehbehinderten Mutter und meiner Tochter entscheiden”, erzählt Victoria und ihr Gesicht drückt die Qual aus, die sie seitdem begleitet.
Jeden Tag hat sie Angst um ihre Tochter. “Es gibt bessere und schlechtere Tage. Heute ist ein schlechter Tag, weil es in der Ukraine wieder viele Raketenangriffe gab”, erzählt die 41-Jährige, Tränen treten in ihre Augen. Immer noch hofft Viktoria darauf, dass ihre Tochter auch nach Berlin kommt. Gleichzeitig hat sich ihr Sohn in Deutschland so gut eingelebt, dass er sich vorstellen kann, für immer hier zu bleiben und auch ihre 72-jährige Mutter will nicht mehr zurück in ihr kriegszerstörtes Land.
Das liegt auch daran, dass die drei inzwischen eine eigene Wohnung gefunden haben. Eine absolute Ausnahme sei das, sagt Alexander Weber, der sich bei der Markus-Gemeinde um die Geflüchteten kümmert. “Das ist die einzige Sozialwohnung, die wir seit Ausbruch des Kriegs vermitteln konnten.”
Weber ist von Anfang an als Helfer dabei. Der 37-jährige Wissenschaftsredakteur ist in der Sowjetunion geboren und lebt seit 1990 in Deutschland. “Als gebürtiger Russe fühle ich mich besonders betroffen und will beweisen, dass das, was der Kreml erzählt, nicht stimmt”, begründet er sein Engagement. Auch Webers Frau Victoria Abakumovski denkt so. “Zu Hause habe ich das Gefühl, die Wände hochgehen zu wollen”, sagt sie. “Da bin ich doch lieber hier, gebe Deutschunterricht, höre unseren Gästen zu, halte ihre Hände und weine mit ihnen.”
Wer aus der Ukraine flieht, bringt seine Erlebnisse und Traumata mit. In der Markus-Gemeinde versuchen sie, mit Gesprächen dabei zu helfen, die vielen schrecklichen Erlebnisse zu verarbeiten. Für die Helfer ist das auch nicht einfach. “Wir reden hier viel untereinander”, sagt Alexander Weber.
Manchmal aber ist das Grauen einfach zu groß. “Einmal kam eine Frau hier rein, der ging es sichtlich schlecht. Die war ganz blass und wollte zuerst nicht reden”, erzählt Weber. “Wir erfuhren, dass sie auf dem Weg in die Ukraine sei und aus unserer Kleiderkammer Sachen für vier Personen mitnehmen wollte.”
Auf die Frage, ob für Männer oder Frauen und in welcher Größe, habe die Ukrainerin mehrfach nur monoton geantwortet, das sei egal. Schließlich, so Weber, habe sich herausgestellt, dass die vierköpfige Familie der Frau von Russen erschossen und nackt in einem Massengrab gefunden worden war. “Die Frau war auf dem Weg in die Ukraine, um die Leichen zu bekleiden und zu beerdigen.”
Es sind die Kinder, die zuerst in den Blick fallen. Laut kreischend und lachend rennen sie im Terminal C des ehemaligen Flughafens Berlin-Tegel umher. Bei einem Mädchen leuchten bei jedem Schritt bunte Lämpchen in der Schuhsohle auf. Ein Junge dreht Runden auf einem schmalen Roller, ein anderer versucht, auf einen Hubwagen aufzuspringen, mit dem zwei Männer in Arbeitskleidung Kartons transportieren.
So lebhaft die Kinder sind, so still wirken daneben die Erwachsenen, die sich in dem ehemaligen Flughafengebäude aufhalten. Einige sitzen in der Nähe von Steckdosen und blicken auf die Displays ihrer angeschlossenen Mobiltelefone.
Doppelstockbetten zwischen Stellwänden
Andere haben einen Platz an einem der langen Holztische gefunden und essen. Am stillsten wirken die, die offenbar gerade erst angekommen sind und mit ihren Koffern in der Hand auf ihre Registrierung warten.
In dem ehemaligen Flughafen ist ein Erstaufnahmezentrum für Asylbewerber und Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine entstanden. “Wir haben 600 Plätze für Asylbewerber und hier im Terminal C zusätzlich 1600 Plätze für Ukrainer – aber die sind jetzt weitgehend belegt”, sagt Detlef Cwojdzinski vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), welches das Erstaufnahmezentrum zusammen mit anderen Hilfsorganisationen betreibt. “Die Situation ist schwierig, denn wir müssen die Menschen inzwischen auch in großen Zelten unterbringen.”
Zwei der provisorischen Unterkünfte für jeweils 400 Menschen stehen draußen auf der Rollbahn. Generatoren dröhnen und pusten warme Luft durch dicke Schläuche ins Innere der weißen Zelte. Drinnen ist es noch enger als im Wohnbereich im Terminal, aber der Aufbau ist gleich: weiße und graue Stellwände grenzen Nischen ab, in denen Doppelstockbetten nebeneinander stehen. “Bitte nicht fotografieren”, sagt eine DRK-Mitarbeiterin. Die Menschen hätten ohnehin kaum Privatsphäre.
Die Hilfsorganisationen tun viel dafür, um den Flüchtlingen den Aufenthalt in der Massenunterkunft zu erleichtern. Es gibt viele Ansprechpartner, Dolmetscher, ärztliche und psychologische Versorgung, drei Mahlzeiten am Tag, eine Kleiderkammer und eine Kinderbetreuung. “Jeden Tag kommen hier rund 40 Hunde, Katzen und andere Haustiere mit an”, sagt DRK-Mitarbeiter Detlef Cwojdzinski. “Die versorgen wir auch noch mit.”
“Haustiere versorgen wir auch noch mit”
Eigentlich soll der Aufenthalt in der Erstaufnahme auf ein bis drei Tage begrenzt sein. Doch inzwischen sind es acht Tage und mehr. Aktuell warten in den beiden Berliner Ankunftszentren mehr als 3000 Kriegsflüchtlinge und Asylbewerber darauf, in reguläre Unterkünfte verlegt zu werden. Tendenz steigend.
Wohnungen in Berlin – Fehlanzeige
Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) sei derzeit “nicht in der Lage, den außerordentlich starken Anstieg” an Asylbewerbern und den steigenden Bedarf für Ukraine-Flüchtlinge “in der notwendigen Geschwindigkeit abzudecken”, heißt es in einem Schreiben, mit dem die Berliner Integrationssenatorin Katja Kipping kürzlich Alarm schlug.
Es stünden “nicht genügend Plätze für die Unterbringung zur Verfügung” – trotz zusätzlicher “Akquise, Verlängerung von Laufzeiten, Verdichtung, Hotel-Anmietung”. Als Notlösung sollen daher bis Ende des Jahres daher 10.000 zusätzliche Plätze in Leichtbauhallen und weiteren Zelten geschaffen werden – wie auch auf der Rollbahn in Tegel.
Berlin gehört zu den Städten in Deutschland, in denen besonders viele Kriegsflüchtlinge Schutz suchen. 85.000 sind aktuell registriert. Allerdings sind die meisten Ukrainer privat untergekommen, nur 3000 haben Bedarf beim Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten angemeldet. Das LAF ist darüber mehr als froh, auch wenn sich zunehmend Flüchtlinge in den Aufnahmezentren melden, die ihren privaten Gastgebern nicht länger zur Last fallen wollen.
Aus zwei Wochen wurden acht Monate
Auch Anna Bobrakova und ihre beiden Söhne waren lange privat untergekommen. Die drei stammen aus dem Donbas und flohen 2014, als dort der Krieg ausbrach, nach Kiew. Acht Jahre später holte sie der Krieg erneut ein und sie machten sich zum zweiten Mal auf den Weg. Am Berliner Hauptbahnhof bekamen sie das Angebot von deutschen Helfern, erst einmal bei ihnen zu Hause zu wohnen.
Acht Monate wohnten sie im Wohnzimmer der Familie. “Wir sind sehr dankbar, aber es war höchste Zeit zu gehen”, sagt Anna. “Auch wenn wir alle sehr traurig waren und beim Auszug geweint haben.” Jetzt wohnt die Ukrainerin mit ihren Söhnen in einem vom Land Berlin angemieteten Hotelzimmer. Doch dort ist sie auf sich gestellt und das ist nicht so einfach. Sie braucht weiterhin Hilfe mit der Sprache, im täglichen Leben und bei Behördengängen.
Engagierte Kirchen
Diese Hilfe findet Anna in der evangelischen Markus-Gemeinde in Berlin. Die Kirchengemeinde engagiert sich seit Ausbruch des Krieges in der Flüchtlingshilfe und bot zeitweise bis zu einhundert Menschen Obdach. Im Gemeindesaal sind Feldbetten aufgestellt, es gibt eine Kleiderkammer, in mehreren Lagerräumen stapeln sich Sach- und Lebensmittelspenden und in drei Küchen kann gekocht werden.
Angst ist ständiger Begleiter
Sechs Monate hat die Ukrainerin Viktoria Chumak in der Markus-Gemeinde gelebt. Eine Zeit, in der auch sie immer wieder hoffte, bald in ihren Heimatort im Süden von Odessa zurückkehren zu können. Die Flucht traten sie zu viert an, doch an der Grenze sagte ihre 20-jährige Tochter, sie wolle ihr Heimatland nicht verlassen. “Ich musste mich zwischen meinem 14-jährigen Sohn und meiner schwer gehbehinderten Mutter und meiner Tochter entscheiden”, erzählt Victoria und ihr Gesicht drückt die Qual aus, die sie seitdem begleitet.
Jeden Tag hat sie Angst um ihre Tochter. “Es gibt bessere und schlechtere Tage. Heute ist ein schlechter Tag, weil es in der Ukraine wieder viele Raketenangriffe gab”, erzählt die 41-Jährige, Tränen treten in ihre Augen. Immer noch hofft Viktoria darauf, dass ihre Tochter auch nach Berlin kommt. Gleichzeitig hat sich ihr Sohn in Deutschland so gut eingelebt, dass er sich vorstellen kann, für immer hier zu bleiben und auch ihre 72-jährige Mutter will nicht mehr zurück in ihr kriegszerstörtes Land.
Das liegt auch daran, dass die drei inzwischen eine eigene Wohnung gefunden haben. Eine absolute Ausnahme sei das, sagt Alexander Weber, der sich bei der Markus-Gemeinde um die Geflüchteten kümmert. “Das ist die einzige Sozialwohnung, die wir seit Ausbruch des Kriegs vermitteln konnten.”
Weber ist von Anfang an als Helfer dabei. Der 37-jährige Wissenschaftsredakteur ist in der Sowjetunion geboren und lebt seit 1990 in Deutschland. “Als gebürtiger Russe fühle ich mich besonders betroffen und will beweisen, dass das, was der Kreml erzählt, nicht stimmt”, begründet er sein Engagement. Auch Webers Frau Victoria Abakumovski denkt so. “Zu Hause habe ich das Gefühl, die Wände hochgehen zu wollen”, sagt sie. “Da bin ich doch lieber hier, gebe Deutschunterricht, höre unseren Gästen zu, halte ihre Hände und weine mit ihnen.”
Wer aus der Ukraine flieht, bringt seine Erlebnisse und Traumata mit. In der Markus-Gemeinde versuchen sie, mit Gesprächen dabei zu helfen, die vielen schrecklichen Erlebnisse zu verarbeiten. Für die Helfer ist das auch nicht einfach. “Wir reden hier viel untereinander”, sagt Alexander Weber.
Manchmal aber ist das Grauen einfach zu groß. “Einmal kam eine Frau hier rein, der ging es sichtlich schlecht. Die war ganz blass und wollte zuerst nicht reden”, erzählt Weber. “Wir erfuhren, dass sie auf dem Weg in die Ukraine sei und aus unserer Kleiderkammer Sachen für vier Personen mitnehmen wollte.”
Auf die Frage, ob für Männer oder Frauen und in welcher Größe, habe die Ukrainerin mehrfach nur monoton geantwortet, das sei egal. Schließlich, so Weber, habe sich herausgestellt, dass die vierköpfige Familie der Frau von Russen erschossen und nackt in einem Massengrab gefunden worden war. “Die Frau war auf dem Weg in die Ukraine, um die Leichen zu bekleiden und zu beerdigen.”