Sinkt jetzt die Inflation? Erste Hoffnungsschimmer
Wird es nun wieder günstiger für die Verbraucherinnen und Verbraucher? Die Erzeugerpreise geben Anlass zur Hoffnung. Allerdings wird es noch dauern, bis der Effekt durchschlägt.
Die deutschen Hersteller haben ihre Preise im Oktober erstmals seit zweieinhalb Jahren gesenkt. Die Erzeugerpreise gaben um durchschnittlich 4,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat nach, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. “Dies war der erste Preisrückgang gegenüber dem Vormonat seit Mai 2020.” Im September hatte es noch ein Plus von 2,3 Prozent gegeben.
Der Rückgang kommt völlig überraschend: Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem erneuten Anstieg von 0,9 Prozent gerechnet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat schwächte sich die Teuerungsrate auf 34,5 Prozent ab, nachdem es im August und September mit jeweils 45,8 Prozent die höchsten Anstiege seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949 gegeben hatte.
Die deutschen Hersteller haben ihre Preise im Oktober erstmals seit zweieinhalb Jahren gesenkt. Die Erzeugerpreise gaben um durchschnittlich 4,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat nach, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. “Dies war der erste Preisrückgang gegenüber dem Vormonat seit Mai 2020.” Im September hatte es noch ein Plus von 2,3 Prozent gegeben.
Die Entwicklung weckt die Hoffnung, dass die starke Inflation allmählich ihren Höhepunkt erreicht. “Ein spektakulärer Preisrückgang nach all den Monaten mit deutlichen Preisanstiegen”, sagte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. “Vielleicht das erste Signal eines gewissen, konjunkturbedingten Nachlassens des Preisdrucks.” Das Minus komme vorrangig durch den Kostenrückgang für Großverbraucher zustande.
Hohe Energiepreise treiben die Inflation
Die Erzeugerpreise erfassen den Preisdruck auf Herstellerebene, indem sie die Verkaufspreise der Produzenten abbilden. Sie gehören neben den Großhandelspreisen und Preisen für nach Deutschland eingeführte Güter zu den Wirtschaftsstufen, auf denen sich das allgemeine Preisniveau bildet. Sie alle wirken auf die Verbraucherpreise ein, an denen die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik ausrichtet.
Damit gelten Produzentenpreise als Vorläufer für die Entwicklung der Lebenshaltungskosten. Erhöhen oder senken die Erzeuger ihre Preise, kommt das in der Regel auch bei den privaten Haushalten an, zumindest teilweise. In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt – noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Im Oktober lagen die Verbraucherpreise 10,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor, das ist die höchste Inflationsrate seit 1951.
Hauptverantwortlich für die starke Teuerung auf Erzeugerebene ist Energie, die seit Beginn des russischen Einmarschs in die Ukraine am 24. Februar erheblich mehr kostet.
Hier lagen die Erzeugerpreise um 85,6 Prozent höher als im Oktober 2021. Leichtes Heizöl kostete 76,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, Kraftstoffe 30,8 Prozent mehr. Gemessen am Vormonat September sanken die Energiepreise allerdings im Schnitt um 10,4 Prozent, “hauptsächlich verursacht durch den Rückgang der Preise für elektrischen Strom sowie für Erdgas in der Verteilung”, wie die Statistiker betonten.
Nahrungsmittel waren 25,1 Prozent teurer als im Vorjahresmonat. Besonders stark stiegen die Preise für Butter (+66,3 Prozent), Schweinefleisch (+47,0), Käse und Quark (+38,3) sowie Milch (+36,1). Kaffee war 29,1 Prozent teurer als im Oktober 2021.
“Die heutige Zahl kommt vorrangig durch den Energiepreisrückgang für Großverbraucher zustande. Für die Kleinverbraucher, also letztlich private Haushalte, sind die Preise für Strom- und Gas auch im Oktober weiter gestiegen”, gibt Jens Oliver Niklasch zu bedenken. Für alle anderen Güter außer Energie, insbesondere für Ge- und Verbrauchsgüter, hätten die Erzeugerpreise zudem weiter zugelegt. “Für die privaten Endverbraucher steht der Inflationshochpunkt somit erst noch bevor.”
Auch Ralph Solveen von der Commerzbank meint, die heutigen Zahlen zu den Erzeugerpreisen würden Hoffnung machen, dass auch bei den Verbraucherpreisen der Hochpunkt der Inflationsrate nicht mehr fern sei. Aber die Inflationsrate könne bis Anfang kommenden Jahres noch zulegen, da die höheren Energiepreise teilweise erst mit einer deutlichen Verzögerung bei den Haushalten ankommen. “Die auf der Erzeugerstufe nun bereits deutlich rückläufigen Preise deuten aber darauf hin, dass dieser Effekt in einigen Monaten durch sein dürfte, zumal die sich abzeichnenden Eingriffe des Staates (Gaspreisbremse und Strompreisbremse) die Preise im kommenden Jahr drücken werden”, sagt Solveen.
Das Inflationsproblem wäre seiner Meinung aber noch lange nicht gelöst. “Denn mit dem stärkeren Lohnanstieg stehen die Unternehmen vor einem weiteren Kostenschub, den sie zumindest teilweise an ihre Kunden weitergeben werden. Zudem sprechen auch strukturelle Faktoren wie die demographische Entwicklung und der sich daraus ergebende Arbeitskräftemangel, die Kosten der Dekarbonisierung und die stockende Globalisierung mittelfristig für einen stärkeren Preisanstieg.”
iw/hb (rtr, dpa, afp)
Die deutschen Hersteller haben ihre Preise im Oktober erstmals seit zweieinhalb Jahren gesenkt. Die Erzeugerpreise gaben um durchschnittlich 4,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat nach, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. “Dies war der erste Preisrückgang gegenüber dem Vormonat seit Mai 2020.” Im September hatte es noch ein Plus von 2,3 Prozent gegeben.
Der Rückgang kommt völlig überraschend: Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem erneuten Anstieg von 0,9 Prozent gerechnet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat schwächte sich die Teuerungsrate auf 34,5 Prozent ab, nachdem es im August und September mit jeweils 45,8 Prozent die höchsten Anstiege seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949 gegeben hatte.
Hohe Energiepreise treiben die Inflation
Die Entwicklung weckt die Hoffnung, dass die starke Inflation allmählich ihren Höhepunkt erreicht. “Ein spektakulärer Preisrückgang nach all den Monaten mit deutlichen Preisanstiegen”, sagte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. “Vielleicht das erste Signal eines gewissen, konjunkturbedingten Nachlassens des Preisdrucks.” Das Minus komme vorrangig durch den Kostenrückgang für Großverbraucher zustande.
Die Erzeugerpreise erfassen den Preisdruck auf Herstellerebene, indem sie die Verkaufspreise der Produzenten abbilden. Sie gehören neben den Großhandelspreisen und Preisen für nach Deutschland eingeführte Güter zu den Wirtschaftsstufen, auf denen sich das allgemeine Preisniveau bildet. Sie alle wirken auf die Verbraucherpreise ein, an denen die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik ausrichtet.
Damit gelten Produzentenpreise als Vorläufer für die Entwicklung der Lebenshaltungskosten. Erhöhen oder senken die Erzeuger ihre Preise, kommt das in der Regel auch bei den privaten Haushalten an, zumindest teilweise. In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt – noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Im Oktober lagen die Verbraucherpreise 10,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor, das ist die höchste Inflationsrate seit 1951.
Hauptverantwortlich für die starke Teuerung auf Erzeugerebene ist Energie, die seit Beginn des russischen Einmarschs in die Ukraine am 24. Februar erheblich mehr kostet.
Private Endverbraucher: Zu früh zum Aufatmen
Hier lagen die Erzeugerpreise um 85,6 Prozent höher als im Oktober 2021. Leichtes Heizöl kostete 76,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, Kraftstoffe 30,8 Prozent mehr. Gemessen am Vormonat September sanken die Energiepreise allerdings im Schnitt um 10,4 Prozent, “hauptsächlich verursacht durch den Rückgang der Preise für elektrischen Strom sowie für Erdgas in der Verteilung”, wie die Statistiker betonten.
Nahrungsmittel waren 25,1 Prozent teurer als im Vorjahresmonat. Besonders stark stiegen die Preise für Butter (+66,3 Prozent), Schweinefleisch (+47,0), Käse und Quark (+38,3) sowie Milch (+36,1). Kaffee war 29,1 Prozent teurer als im Oktober 2021.
“Die heutige Zahl kommt vorrangig durch den Energiepreisrückgang für Großverbraucher zustande. Für die Kleinverbraucher, also letztlich private Haushalte, sind die Preise für Strom- und Gas auch im Oktober weiter gestiegen”, gibt Jens Oliver Niklasch zu bedenken. Für alle anderen Güter außer Energie, insbesondere für Ge- und Verbrauchsgüter, hätten die Erzeugerpreise zudem weiter zugelegt. “Für die privaten Endverbraucher steht der Inflationshochpunkt somit erst noch bevor.”
Auch Ralph Solveen von der Commerzbank meint, die heutigen Zahlen zu den Erzeugerpreisen würden Hoffnung machen, dass auch bei den Verbraucherpreisen der Hochpunkt der Inflationsrate nicht mehr fern sei. Aber die Inflationsrate könne bis Anfang kommenden Jahres noch zulegen, da die höheren Energiepreise teilweise erst mit einer deutlichen Verzögerung bei den Haushalten ankommen. “Die auf der Erzeugerstufe nun bereits deutlich rückläufigen Preise deuten aber darauf hin, dass dieser Effekt in einigen Monaten durch sein dürfte, zumal die sich abzeichnenden Eingriffe des Staates (Gaspreisbremse und Strompreisbremse) die Preise im kommenden Jahr drücken werden”, sagt Solveen.
Das Inflationsproblem wäre seiner Meinung aber noch lange nicht gelöst. “Denn mit dem stärkeren Lohnanstieg stehen die Unternehmen vor einem weiteren Kostenschub, den sie zumindest teilweise an ihre Kunden weitergeben werden. Zudem sprechen auch strukturelle Faktoren wie die demographische Entwicklung und der sich daraus ergebende Arbeitskräftemangel, die Kosten der Dekarbonisierung und die stockende Globalisierung mittelfristig für einen stärkeren Preisanstieg.”
iw/hb (rtr, dpa, afp)