Biodiversität – der Schlüssel fürs Überleben
Auf der Weltnaturkonferenz COP15 geht es um die Rettung der rasant sinkenden Artenvielfalt. Wir erklären, warum es so gefährlich ist, wenn immer mehr Tiere und Pflanzen aussterben, Natur und Ökosysteme verloren gehen.
Biodiversität bezeichnet die gesamte biologische und genetische Vielfalt aller Lebewesen und Ökosysteme auf unserem Planeten. Zu den Lebewesen zählen Säugetiere und Pflanzen ebenso wie Pilze und Mikroorganismen im Boden. Die verschiedenen Ökosysteme sind so unterschiedlich wie die Antarktis, der tropische Regenwald, die Sahara, Mangrovenwälder, der Rotbuchen-Urwald Mitteleuropas oder die verschiedenen Meeres- und Küstenregionen weltweit.
Diese Lebensräume versorgen uns Menschen mit vielen Dingen, die wir zum Leben brauchen: Wasser, Nahrung, saubere Luft oder Arzneimittel. Damit erbringen Ökosysteme sogenannte Ökosystemleistungen – und diese hängen ebenfalls vom Zusammenspiel der Artenvielfalt ab. Fallen einzelne Teile weg, etwa weil Arten aussterben, fallen im schlimmsten Fall auch diese Dienstleistungen der Natur für uns weg.
Biodiversität bezeichnet die gesamte biologische und genetische Vielfalt aller Lebewesen und Ökosysteme auf unserem Planeten. Zu den Lebewesen zählen Säugetiere und Pflanzen ebenso wie Pilze und Mikroorganismen im Boden. Die verschiedenen Ökosysteme sind so unterschiedlich wie die Antarktis, der tropische Regenwald, die Sahara, Mangrovenwälder, der Rotbuchen-Urwald Mitteleuropas oder die verschiedenen Meeres- und Küstenregionen weltweit.
Anders gesagt: Ohne Algen oder Bäume gibt es keinen Sauerstoff. Ohne Insekten, die Pflanzen bestäuben, könnten wir kaum etwas ernten. Denn mehr als zwei Drittel aller Feldfrüchte, darunter viele Obst- und Gemüsesorten, Kaffee und Kakao, sind von natürlichen Bestäubern wie beispielsweise Insekten abhängig. Doch schon jetzt ist mehr als ein Drittel aller Insektenarten weltweit vom Aussterben bedroht.
Wie unser Leben von den Leistungen der Natur abhängt
Obwohl wir ohne diese Dienstleistungen der Natur nicht überleben können, halten wir sie meistens einfach für selbstverständlich, sagt Dave Hole. Der Experte für ökologische Genetik hat gemeinsam mit anderen für die Umweltorganisation Conservation International eine neue Studie verfasst, in der es um Ökosystemleistungen geht.
Demnach sind bis zu 70 Prozent der weltweiten Ernten direkt oder indirekt von intakten Poldern und Mangroven abhängig, unter anderem, weil diese die Anbauflächen für Nahrungspflanzen vor Hochwasser schützen. “Wenn wir morgens eine Schale mit Müsli essen, denken wir im Allgemeinen nicht groß darüber nach, was die Natur dafür getan hat, damit wir dieses Müsli essen können,” so Hole im DW-Interview.
Der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) schätzt, dass es mindestens acht Millionen Arten gibt, doch bis 2030 könnten davon bis zu eine Million für immer aussterben. Schon jetzt hat der Verlust der Artenvielfaltextreme Ausmaße angenommen – umgerechnet stirbt alle zehn Minuten eine Art. Laut Wissenschaft befinden wir uns mitten im sechsten globalen Massenaussterben der Arten.
Allein in Deutschland ging die Zahl der Fluginsekten zwischen 2008 und 2017 um drei Viertel zurück. Der Bestand an Wildsäugetieren sank laut IPBES weltweit um 82 Prozent. Die Zahl der im Süßwasser lebenden Tiere und Pflanzenarten ging in den vergangenen 50 Jahren weltweit um 83 Prozent zurück, in Zentral- und Südamerika waren es sogar 94 Prozent der Arten, so eine Studie der Umweltorganisation WWF.
Und der Verlust der biologischen Vielfalt vollzieht sich Hole zufolge laut Beobachtungen rasend schnell – die Geschwindigkeit nimmt sogar immer weiter zu.
Die Wissenschaft ist sich einig: Durch Landwirtschaft, Flächenversiegelung, Waldrodung, Überfischung, das Einbringen von Giftstoffen in die Natur sowie durch die Verbreitung invasiver Arten durch den Menschen ist die Aussterberate heute bis zu 100-mal höher als sie es ohne menschlichen Einfluss wäre.
Elizabeth Maruma Mrema, Exekutivsekretärin des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) wird im DW-Interview sehr deutlich: “Menschliches Handeln hat dazu geführt, dass sich 97 Prozent der weltweiten Biodiversität verschlechtert haben.”
Die Zahlen, die die CBD-Chefin auflistet, sind erschreckend. Demnach sind aktuell 75 Prozent der Landfläche degradiert sowie 66 Prozent der Ozeane, 85 Prozent aller Feuchtgebiete sind bedroht oder schon verschwunden und die Hälfte aller Korallenriffe ist bereits abgestorben. Dabei sei die Vermüllung des Planeten mit Plastik in diesen Zahlen noch gar nicht berücksichtigt, betont Mrema.
“Der voranschreitende Verlust unseres Naturkapitals stellt die größte Gefahr für die gesamte Menschheit dar”, mahnt Klement Tockner, Generaldirektor der deutschen Senckenberg Gesellschaft und Professor für Ökosystemwissenschaften. “Denn einmal verloren, ist für immer verloren.”
Verschwindet eine Art aus einem Ökosystem, bricht dieses zwar nicht sofort komplett zusammen, aber es verändert sich. “Je stärker wir Arten reduzieren, desto störungsanfälliger wird ein System”, erklärt Andrea Perino vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) der Universität Halle-Jena-Leipzig.
Wie beim Klima gibt es auch bei den Ökosystemen sogenannte Kipppunkte, an denen Ereignisse eintreten können, die eine unaufhaltsame Entwicklung nach sich ziehen, so Dave Hole. Ein Beispiel dafür ist der Regenwald im Amazonasgebiet. Nachdem der Wald extrem stark gerodet wurde, erholt sich auch der noch verbliebene Teil immer schlechter. Und das wiederum erhöht das Risiko, dass der gesamte Regenwald abstirbt. Im vergangenen Jahrzehnt hat der Wald sogar mehr CO2 ausgestoßen, als er aufnahm, so eine Studie.
Dabei sind tropische Wälder wie der Amazonas die Heimat von rund zwei Dritteln aller weltweit bekannten Arten, und sie sind extrem wichtig für das Weltklima.
Ohne massive Gegenmaßnahmen, die den Verlust der biologischen Vielfalt stoppen, wird die natürliche Lebensgrundlage der Menschen in beispielloser Geschwindigkeit verloren gehen – mit langfristigen Folgen für so gut wie alle Lebensbereiche.
50 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung sei direkt von der Natur abhängig, sagt CBD-Exekutivsekretärin Mrema. “Wir zerstören die Natur, obwohl unser Einkommen, unser Essen, unsere Gesundheit und die Luft, die wir atmen, von ihr abhängen.”
Redaktionelle Mitarbeit: Tim Schauenberg
Biodiversität bezeichnet die gesamte biologische und genetische Vielfalt aller Lebewesen und Ökosysteme auf unserem Planeten. Zu den Lebewesen zählen Säugetiere und Pflanzen ebenso wie Pilze und Mikroorganismen im Boden. Die verschiedenen Ökosysteme sind so unterschiedlich wie die Antarktis, der tropische Regenwald, die Sahara, Mangrovenwälder, der Rotbuchen-Urwald Mitteleuropas oder die verschiedenen Meeres- und Küstenregionen weltweit.
Diese Lebensräume versorgen uns Menschen mit vielen Dingen, die wir zum Leben brauchen: Wasser, Nahrung, saubere Luft oder Arzneimittel. Damit erbringen Ökosysteme sogenannte Ökosystemleistungen – und diese hängen ebenfalls vom Zusammenspiel der Artenvielfalt ab. Fallen einzelne Teile weg, etwa weil Arten aussterben, fallen im schlimmsten Fall auch diese Dienstleistungen der Natur für uns weg.
Wie unser Leben von den Leistungen der Natur abhängt
Anders gesagt: Ohne Algen oder Bäume gibt es keinen Sauerstoff. Ohne Insekten, die Pflanzen bestäuben, könnten wir kaum etwas ernten. Denn mehr als zwei Drittel aller Feldfrüchte, darunter viele Obst- und Gemüsesorten, Kaffee und Kakao, sind von natürlichen Bestäubern wie beispielsweise Insekten abhängig. Doch schon jetzt ist mehr als ein Drittel aller Insektenarten weltweit vom Aussterben bedroht.
Obwohl wir ohne diese Dienstleistungen der Natur nicht überleben können, halten wir sie meistens einfach für selbstverständlich, sagt Dave Hole. Der Experte für ökologische Genetik hat gemeinsam mit anderen für die Umweltorganisation Conservation International eine neue Studie verfasst, in der es um Ökosystemleistungen geht.
Demnach sind bis zu 70 Prozent der weltweiten Ernten direkt oder indirekt von intakten Poldern und Mangroven abhängig, unter anderem, weil diese die Anbauflächen für Nahrungspflanzen vor Hochwasser schützen. “Wenn wir morgens eine Schale mit Müsli essen, denken wir im Allgemeinen nicht groß darüber nach, was die Natur dafür getan hat, damit wir dieses Müsli essen können,” so Hole im DW-Interview.
Der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) schätzt, dass es mindestens acht Millionen Arten gibt, doch bis 2030 könnten davon bis zu eine Million für immer aussterben. Schon jetzt hat der Verlust der Artenvielfaltextreme Ausmaße angenommen – umgerechnet stirbt alle zehn Minuten eine Art. Laut Wissenschaft befinden wir uns mitten im sechsten globalen Massenaussterben der Arten.
Die weltweite Artenvielfalt ist extrem gefährdet
Allein in Deutschland ging die Zahl der Fluginsekten zwischen 2008 und 2017 um drei Viertel zurück. Der Bestand an Wildsäugetieren sank laut IPBES weltweit um 82 Prozent. Die Zahl der im Süßwasser lebenden Tiere und Pflanzenarten ging in den vergangenen 50 Jahren weltweit um 83 Prozent zurück, in Zentral- und Südamerika waren es sogar 94 Prozent der Arten, so eine Studie der Umweltorganisation WWF.
Der Mensch ist verantwortlich für das Artensterben
Und der Verlust der biologischen Vielfalt vollzieht sich Hole zufolge laut Beobachtungen rasend schnell – die Geschwindigkeit nimmt sogar immer weiter zu.
Die Wissenschaft ist sich einig: Durch Landwirtschaft, Flächenversiegelung, Waldrodung, Überfischung, das Einbringen von Giftstoffen in die Natur sowie durch die Verbreitung invasiver Arten durch den Menschen ist die Aussterberate heute bis zu 100-mal höher als sie es ohne menschlichen Einfluss wäre.
Elizabeth Maruma Mrema, Exekutivsekretärin des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) wird im DW-Interview sehr deutlich: “Menschliches Handeln hat dazu geführt, dass sich 97 Prozent der weltweiten Biodiversität verschlechtert haben.”
Der Verlust der Biodiversität bedroht Planet und Menschheit
Die Zahlen, die die CBD-Chefin auflistet, sind erschreckend. Demnach sind aktuell 75 Prozent der Landfläche degradiert sowie 66 Prozent der Ozeane, 85 Prozent aller Feuchtgebiete sind bedroht oder schon verschwunden und die Hälfte aller Korallenriffe ist bereits abgestorben. Dabei sei die Vermüllung des Planeten mit Plastik in diesen Zahlen noch gar nicht berücksichtigt, betont Mrema.
“Der voranschreitende Verlust unseres Naturkapitals stellt die größte Gefahr für die gesamte Menschheit dar”, mahnt Klement Tockner, Generaldirektor der deutschen Senckenberg Gesellschaft und Professor für Ökosystemwissenschaften. “Denn einmal verloren, ist für immer verloren.”
Wie müssen die Natur besser schützen – in unserem eigenen Interesse
Verschwindet eine Art aus einem Ökosystem, bricht dieses zwar nicht sofort komplett zusammen, aber es verändert sich. “Je stärker wir Arten reduzieren, desto störungsanfälliger wird ein System”, erklärt Andrea Perino vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) der Universität Halle-Jena-Leipzig.
Wie beim Klima gibt es auch bei den Ökosystemen sogenannte Kipppunkte, an denen Ereignisse eintreten können, die eine unaufhaltsame Entwicklung nach sich ziehen, so Dave Hole. Ein Beispiel dafür ist der Regenwald im Amazonasgebiet. Nachdem der Wald extrem stark gerodet wurde, erholt sich auch der noch verbliebene Teil immer schlechter. Und das wiederum erhöht das Risiko, dass der gesamte Regenwald abstirbt. Im vergangenen Jahrzehnt hat der Wald sogar mehr CO2 ausgestoßen, als er aufnahm, so eine Studie.
Dabei sind tropische Wälder wie der Amazonas die Heimat von rund zwei Dritteln aller weltweit bekannten Arten, und sie sind extrem wichtig für das Weltklima.
Ohne massive Gegenmaßnahmen, die den Verlust der biologischen Vielfalt stoppen, wird die natürliche Lebensgrundlage der Menschen in beispielloser Geschwindigkeit verloren gehen – mit langfristigen Folgen für so gut wie alle Lebensbereiche.
50 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung sei direkt von der Natur abhängig, sagt CBD-Exekutivsekretärin Mrema. “Wir zerstören die Natur, obwohl unser Einkommen, unser Essen, unsere Gesundheit und die Luft, die wir atmen, von ihr abhängen.”
Redaktionelle Mitarbeit: Tim Schauenberg