Kultur

Voll im Trend: Singlereisen

In Deutschland und Europa nimmt die Zahl der Singles stetig zu. Rosige Aussichten für Anbieter von Singlereisen: Ein Markt mit Zukunft.

DW-Host Lukas Stege (35), der beruflich wie privat viel reist, schätzt das intensive Erlebnis einer Solo-Reise. Anfang 2017 war er fast 100 Tage allein in Zentral- und Südamerika unterwegs. Von Costa Rica bis nach Argentinien. “Ich liebe die Unabhängigkeit! Ich bestimme, wo es wann hingeht. Wann stehe ich auf? Was schaue ich mir an? Ich muss niemanden fragen, mich mit niemandem abstimmen. Das ist großartig. Außerdem: man kann Leute kennenlernen, wenn’s allein dann doch mal zu öde wird – man muss aber nicht.”

Wie der Zufall es wollte, lernte Lukas Stege auf dieser Reise seine spätere Frau kennen – ein für ihn unvergesslicher Trip.

DW-Host Lukas Stege (35), der beruflich wie privat viel reist, schätzt das intensive Erlebnis einer Solo-Reise. Anfang 2017 war er fast 100 Tage allein in Zentral- und Südamerika unterwegs. Von Costa Rica bis nach Argentinien. “Ich liebe die Unabhängigkeit! Ich bestimme, wo es wann hingeht. Wann stehe ich auf? Was schaue ich mir an? Ich muss niemanden fragen, mich mit niemandem abstimmen. Das ist großartig. Außerdem: man kann Leute kennenlernen, wenn’s allein dann doch mal zu öde wird – man muss aber nicht.”

Solo reisen ist cool!

Lukas Stege ist zwar kein Single mehr, aber immer noch passionierter Soloreisender, wann immer es möglich ist. Am liebsten geht es für ihn nach Südamerika. Schon immer gab es Reisepioniere, die alleine zu Abenteuern in unbekannte Länder aufbrachen. Aber sie blieben eher die Ausnahme. Als Alleinreisender befindet sich Lukas Stege dagegen heute in bester Gesellschaft. In Deutschland verreisten 2021 2,41 Millionen Menschen allein, davon 60,5% Männer und 29,5 % Frauen wie das Institut für Tourismus und Bäderforschung in Kiel in einer Reiseanalyse im Auftrag der DW ermittelt hat.

Es ist davon auszugehen, dass diese Reiseform mit dem Aufkommen von YouTube und Instagram vor etwa 15 Jahren ordentlich Schwung bekommen hat. Influencer machten mit ihrem Personenkult das Image des Solo-Reisenden massentauglich. Nicht nur die Reise-Posts von Influencern inspirieren, auch deren Lifestyle: Sie sind häufig solo unterwegs, oder suggerieren das sehr überzeugend und erfolgreich. Wer heute alleine reist, gehört zu einer stetig wachsenden Gruppe Gleichgesinnter – und gilt als cool.

“Reisen ohne Partner wird viel mehr mit Freiheit und Autonomie assoziiert und weniger mit Einsamkeit”, bestätigt die Psychologin Christina Miro gegenüber der DW. Sie erforscht seit Jahren die Wirkung von Reisen auf den Menschen. “Im Gegensatz zu Pärchen und Familien erleben Alleinreisende den Urlaub intensiver. Denn während ihrer Reise sind sie auf sich allein gestellt und werden daher öfter mit Gefühlen von Unsicherheit und Angst konfrontiert. Dennoch berichten Reisende, die alleine unterwegs waren, wie bereichernd diese Erfahrung für sie war.”

Sie nennt auch ganz praktische Gründe, die Singlereisen vom Nischenprodukt zum Trend verholfen haben:  “Das Reisen gehört heutzutage für viele Menschen zur Freizeitbeschäftigung dazu, es ist günstiger und sicherer geworden. Mehr Menschen können sich mindestens eine Reise im Jahr leisten, auch junge Menschen. Außerdem gibt es viel mehr Angebote für Alleinreisende als vor 20 Jahren.”

Maßgeschneiderte Angebote von der Reiseindustrie

Ob Aktivurlaub auf den Balearen, die Studienreise in den Oman oder Cluburlaub auf Mykonos – die Reiseindustrie umwirbt die Solisten unter den Urlaubern mit einer Fülle von maßgeschneiderten Angeboten. Diese richten sich vornehmlich an Solo-Traveller, die alleine anreisen, im Urlaub jedoch gegen die Gesellschaft anderer Alleinreisender absolut nichts einzuwenden haben. Diese Klientel nutzt damit sämtliche Vorteile einer organisierten Reise: Von der geplanten Reiseroute, dem Transport vor Ort, über organisierte Ausflüge bis zur Hotelbuchung. Sie verstehen die Gruppe als ein Angebot, aber kein Muss. Und sind solo, wann immer ihnen danach ist.

“Rund jeder zehnte TUI-Urlauber ist allein unterwegs”, so der deutsche Branchenprimus TUI auf Anfrage der DW. “Cluburlaub ist aufgrund des Gruppenprinzips und der lockeren Atmosphäre besonders gefragt. Zum Beispiel Ibiza, Mykonos, Bodrum oder Mallorca. Alleinreisende können dort ihren Urlaub unter Gleichgesinnten verbringen und bei Freizeitaktivitäten Kontakte zu anderen Gästen knüpfen.”

Allein aber nicht einsam

Alleine reisen und locker sein, das gelingt nicht jedem. Wem es schwer fällt, neue Bekanntschaften zu knüpfen, für den hat TUI eine Lösung parat: Diese Menschen können in ausgewählten Clubs auf die Hilfe der “Magic Angels” zählen: “Speziell geschulte Service-Mitarbeiter bringen die Gäste auf nette Weise miteinander in Kontakt und erfüllen ihre Wünsche. Sie organisieren beispielsweise gemeinsame Abendessen, Cocktailabende oder Ausflüge.”

Der Outdoorspezialist Wikinger Reisen weiß um die gruppendynamischen Verstimmungen, die eine Singlereise mit sich bringen kann, wenn Kunden sie als Partnerbörse missverstehen. Er weist auf seiner Website explizit darauf hin, dass es um gemeinsamen Urlaub geht – und nicht darum, den Partner fürs Leben zu finden. Auch der Hamburger Reiseveranstalter Sunwave, der seit vielen Jahren auf Singlereisen spezialisiert ist, ist sich dieser psychologischen Untiefen bewusst: Er achtet auf jeder Reise auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis und Pärchen dürfen gar nicht erst mit. Denn Alleinreisende und Singles möchten nicht von Pärchen und Familien umgeben sein. 

Singlereisen sind keine Schnäppchen

Die Ansprüche der Alleinreisenden werden gerne erfüllt, haben aber ihren Preis. Wer zu zweit reist, teilt sich die Kosten für ein Zimmer und ist fein raus. Alleinreisende kommen an dieser Stelle schlechter weg. Aber auch da gibt es Möglichkeiten, sie folgen dem Prinzip: Teile und spare, oder wohne allein und zahle drauf.

Gadventures, einer der weltweit größten Anbieter von Erlebnisreisen zum Beispiel, bietet an, einen Zimmergenossen gleichen Geschlechts zu finden, damit die Kosten halbiert werden können. Problem gelöst. Insofern man mit einem fremden Menschen sein Zimmer teilen möchte. Falls das nicht der Fall ist, gibt es die Option “My Own Room”- für einen entsprechenden Aufpreis. Der kann sich auf mehrere Hundert Euro belaufen.

Geräumige Apartments oder Doppelzimmer, die als Einzelzimmer genutzt werden sind mittlerweile die Regel. Längst vorbei sind die Zeiten, als Alleinreisende das handtuchschmale Zimmer neben dem Fahrstuhl zugewiesen bekamen. Kein Reiseveranstalter möchte es sich mit der zahlungskräftigen Kundschaft verderben. Immer mehr Singles leben in Deutschland, derzeit sind es laut Statista 22,69 Millionen, 2030 könnte schon jeder zweite allein leben. Weil die wenigsten jedoch ganz allein verreisen wollen, ist die organisierte Singlereise ein Marktsegment mit Zukunft. 

 

Lukas Stege auf der Ladefläche eines Lasters in Costa Rica
Die polnische Vloggerin Eva zu Beck vor einem dekorierten Holzhaus in Polen
Frau in rotem Bikini sitzt auf einem Schiffsbug vor türkisblauem Meer auf den Malediven

DW-Host Lukas Stege (35), der beruflich wie privat viel reist, schätzt das intensive Erlebnis einer Solo-Reise. Anfang 2017 war er fast 100 Tage allein in Zentral- und Südamerika unterwegs. Von Costa Rica bis nach Argentinien. “Ich liebe die Unabhängigkeit! Ich bestimme, wo es wann hingeht. Wann stehe ich auf? Was schaue ich mir an? Ich muss niemanden fragen, mich mit niemandem abstimmen. Das ist großartig. Außerdem: man kann Leute kennenlernen, wenn’s allein dann doch mal zu öde wird – man muss aber nicht.”

Wie der Zufall es wollte, lernte Lukas Stege auf dieser Reise seine spätere Frau kennen – ein für ihn unvergesslicher Trip.

Solo reisen ist cool!

Lukas Stege ist zwar kein Single mehr, aber immer noch passionierter Soloreisender, wann immer es möglich ist. Am liebsten geht es für ihn nach Südamerika. Schon immer gab es Reisepioniere, die alleine zu Abenteuern in unbekannte Länder aufbrachen. Aber sie blieben eher die Ausnahme. Als Alleinreisender befindet sich Lukas Stege dagegen heute in bester Gesellschaft. In Deutschland verreisten 2021 2,41 Millionen Menschen allein, davon 60,5% Männer und 29,5 % Frauen wie das Institut für Tourismus und Bäderforschung in Kiel in einer Reiseanalyse im Auftrag der DW ermittelt hat.

Es ist davon auszugehen, dass diese Reiseform mit dem Aufkommen von YouTube und Instagram vor etwa 15 Jahren ordentlich Schwung bekommen hat. Influencer machten mit ihrem Personenkult das Image des Solo-Reisenden massentauglich. Nicht nur die Reise-Posts von Influencern inspirieren, auch deren Lifestyle: Sie sind häufig solo unterwegs, oder suggerieren das sehr überzeugend und erfolgreich. Wer heute alleine reist, gehört zu einer stetig wachsenden Gruppe Gleichgesinnter – und gilt als cool.

“Reisen ohne Partner wird viel mehr mit Freiheit und Autonomie assoziiert und weniger mit Einsamkeit”, bestätigt die Psychologin Christina Miro gegenüber der DW. Sie erforscht seit Jahren die Wirkung von Reisen auf den Menschen. “Im Gegensatz zu Pärchen und Familien erleben Alleinreisende den Urlaub intensiver. Denn während ihrer Reise sind sie auf sich allein gestellt und werden daher öfter mit Gefühlen von Unsicherheit und Angst konfrontiert. Dennoch berichten Reisende, die alleine unterwegs waren, wie bereichernd diese Erfahrung für sie war.”

Sie nennt auch ganz praktische Gründe, die Singlereisen vom Nischenprodukt zum Trend verholfen haben:  “Das Reisen gehört heutzutage für viele Menschen zur Freizeitbeschäftigung dazu, es ist günstiger und sicherer geworden. Mehr Menschen können sich mindestens eine Reise im Jahr leisten, auch junge Menschen. Außerdem gibt es viel mehr Angebote für Alleinreisende als vor 20 Jahren.”

Maßgeschneiderte Angebote von der Reiseindustrie

Ob Aktivurlaub auf den Balearen, die Studienreise in den Oman oder Cluburlaub auf Mykonos – die Reiseindustrie umwirbt die Solisten unter den Urlaubern mit einer Fülle von maßgeschneiderten Angeboten. Diese richten sich vornehmlich an Solo-Traveller, die alleine anreisen, im Urlaub jedoch gegen die Gesellschaft anderer Alleinreisender absolut nichts einzuwenden haben. Diese Klientel nutzt damit sämtliche Vorteile einer organisierten Reise: Von der geplanten Reiseroute, dem Transport vor Ort, über organisierte Ausflüge bis zur Hotelbuchung. Sie verstehen die Gruppe als ein Angebot, aber kein Muss. Und sind solo, wann immer ihnen danach ist.

“Rund jeder zehnte TUI-Urlauber ist allein unterwegs”, so der deutsche Branchenprimus TUI auf Anfrage der DW. “Cluburlaub ist aufgrund des Gruppenprinzips und der lockeren Atmosphäre besonders gefragt. Zum Beispiel Ibiza, Mykonos, Bodrum oder Mallorca. Alleinreisende können dort ihren Urlaub unter Gleichgesinnten verbringen und bei Freizeitaktivitäten Kontakte zu anderen Gästen knüpfen.”

Allein aber nicht einsam

Alleine reisen und locker sein, das gelingt nicht jedem. Wem es schwer fällt, neue Bekanntschaften zu knüpfen, für den hat TUI eine Lösung parat: Diese Menschen können in ausgewählten Clubs auf die Hilfe der “Magic Angels” zählen: “Speziell geschulte Service-Mitarbeiter bringen die Gäste auf nette Weise miteinander in Kontakt und erfüllen ihre Wünsche. Sie organisieren beispielsweise gemeinsame Abendessen, Cocktailabende oder Ausflüge.”

Der Outdoorspezialist Wikinger Reisen weiß um die gruppendynamischen Verstimmungen, die eine Singlereise mit sich bringen kann, wenn Kunden sie als Partnerbörse missverstehen. Er weist auf seiner Website explizit darauf hin, dass es um gemeinsamen Urlaub geht – und nicht darum, den Partner fürs Leben zu finden. Auch der Hamburger Reiseveranstalter Sunwave, der seit vielen Jahren auf Singlereisen spezialisiert ist, ist sich dieser psychologischen Untiefen bewusst: Er achtet auf jeder Reise auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis und Pärchen dürfen gar nicht erst mit. Denn Alleinreisende und Singles möchten nicht von Pärchen und Familien umgeben sein. 

Singlereisen sind keine Schnäppchen

Ein Mann zeigt einer Frau bei einem Bogenschützenworkshop wie man einen Bogen richtig spannt.

Die Ansprüche der Alleinreisenden werden gerne erfüllt, haben aber ihren Preis. Wer zu zweit reist, teilt sich die Kosten für ein Zimmer und ist fein raus. Alleinreisende kommen an dieser Stelle schlechter weg. Aber auch da gibt es Möglichkeiten, sie folgen dem Prinzip: Teile und spare, oder wohne allein und zahle drauf.

Gadventures, einer der weltweit größten Anbieter von Erlebnisreisen zum Beispiel, bietet an, einen Zimmergenossen gleichen Geschlechts zu finden, damit die Kosten halbiert werden können. Problem gelöst. Insofern man mit einem fremden Menschen sein Zimmer teilen möchte. Falls das nicht der Fall ist, gibt es die Option “My Own Room”- für einen entsprechenden Aufpreis. Der kann sich auf mehrere Hundert Euro belaufen.

Geräumige Apartments oder Doppelzimmer, die als Einzelzimmer genutzt werden sind mittlerweile die Regel. Längst vorbei sind die Zeiten, als Alleinreisende das handtuchschmale Zimmer neben dem Fahrstuhl zugewiesen bekamen. Kein Reiseveranstalter möchte es sich mit der zahlungskräftigen Kundschaft verderben. Immer mehr Singles leben in Deutschland, derzeit sind es laut Statista 22,69 Millionen, 2030 könnte schon jeder zweite allein leben. Weil die wenigsten jedoch ganz allein verreisen wollen, ist die organisierte Singlereise ein Marktsegment mit Zukunft. 

 

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