Was Protestanten und Katholiken trennt
Sie beten zum selben Gott und gehen doch verschiedene Wege, auch an Weihnachten: Ein Überblick über die Glaubensunterschiede evangelischer und katholischer Christen.
Adventszeit, Weihnachtsbäume, Kirchgang und Geschenke an Heiligabend: Die wichtigsten Bräuche sind konfessionsübergreifend. Und auch die Weihnachtsrituale der römisch-katholischen und der evangelischen Kirche unterscheiden sich heute kaum noch. Anders bei der Christmette: Katholiken feiern sie zumeist um Mitternacht am 24. Dezember. Die Christvesper der Protestanten findet oft schon nachmittags statt. Auch kennen Katholiken eigentlich keinen zweiten Weihnachtsfeiertag: Am 26. Dezember gedenken sie des heiligen Märtyrers Stephanus.
Woher kommen diese Unterschiede? In Deutschland, dem Land der Reformation, standen sich Protestanten und Katholiken jahrhundertelang in tiefer Feindschaft gegenüber. Zahlreiche Verwerfungen, gegenseitige Verletzungen, Lehrverurteilungen, religiös motivierte Konflikte und Kriege begleiteten diesen Zwist.
Adventszeit, Weihnachtsbäume, Kirchgang und Geschenke an Heiligabend: Die wichtigsten Bräuche sind konfessionsübergreifend. Und auch die Weihnachtsrituale der römisch-katholischen und der evangelischen Kirche unterscheiden sich heute kaum noch. Anders bei der Christmette: Katholiken feiern sie zumeist um Mitternacht am 24. Dezember. Die Christvesper der Protestanten findet oft schon nachmittags statt. Auch kennen Katholiken eigentlich keinen zweiten Weihnachtsfeiertag: Am 26. Dezember gedenken sie des heiligen Märtyrers Stephanus.
Mit der Reformation hatte im frühen 16. Jahrhundert die Spaltung der Kirche in eine katholische und eine evangelische Konfession begonnen. Der Wunsch des katholischen Mönchs Martin Luther (1483-1546), “seine” Kirche zu reformieren, erfüllte sich nicht. Im Jahr 1517 soll Luther deshalb seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen haben. Historisch ist das nicht belegt. Aktenkundig ist jedoch Luthers Kritik am kirchlichen Handel mit Ablassbriefen, mit der Gläubige nach damaliger Lehrmeinung der Kirche ihre Sündenstrafen tilgen konnten.
Martin Luther und die Reformation
Gut 500 Jahre später sind die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Katholische Kirche aufeinander zugegangen. Doch trotz der Suche nach Annäherung und Aussöhnung trennen die beiden Konfessionen bis heute grundlegende Glaubensunterschiede. Hier eine Übersicht der wichtigsten von ihnen:
Katholizismus und Protestantismus haben unterschiedliche Auffassungen über die Bedeutung und die Autorität der Bibel. Für Evangelische ist seit Luther klar: “Sola Skriptura” – die Bibel ist die einzige Quelle für das Wort Gottes. Katholiken hingegen glauben, dass die Bibel allein nicht ausreichend ist, sondern dass neben der Heiligen Schrift auch die römisch-katholische Tradition für Christen bindend ist.
Die katholische Kirche (katholisch = allumfassend) versteht sich als alleinige wahre Kirche – weltumspannend, unter der Führung des Papstes. Die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen hingegen (evangelisch = dem Evangelium entsprechend) betrachten sich trotz ihrer Verschiedenheit alle als gleichwertig.
Keineswegs tolerant sind die Protestanten mit Blick auf das Papstamt. Dieses widerspricht nach evangelischer Auffassung den Aussagen der Bibel. Katholiken sehen im jeweiligen Papst den Nachfolger des Apostels Petrus – und somit das von Jesus Christus bestimmte Oberhaupt ihrer Kirche.
Nach katholischem Verständnis erhalten Bischöfe, Priester und Diakone durch die Weihe eine besondere Prägung Gottes für ihren Dienst. Deshalb steht der Dienst des Priesters über dem der katholischen Laien. Begründet wird das mit einer angeblich ununterbrochenen Kette von Weihen, die vom ersten Jahrhundert bis in die Gegenwart reicht. Die Weihe können nur Männer bekommen. Die evangelische Kirche sieht im geistlichen Amt keine Weihe der Person, sondern eine von Gott gewollte Funktion. Diese Funktion kann auf jeden Gläubigen übertragen werden – auch auf Frauen.
Wie stark das Amtsverständnis der Katholiken das sakrale Handeln beeinflusst und das ökumenische Miteinander beeinträchtigt, wird beim Blick auf Eucharistie oder Abendmahl deutlich. Beide Begriffe stehen für jene Handlung im Gottesdienst, die Sterben und Auferstehung Jesu Christi vergegenwärtigen soll. Es geht zurück auf das letzte Mahl, das Jesus mit seinen Jüngern am Vorabend seiner Kreuzigung einnahm.
Der katholischen Eucharistie darf nur ein geweihter Priester vorstehen. Nur er kann im Namen Jesu Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandeln. Nicht-Katholiken sind nicht zugelassen. In der evangelischen Kirche ist generell jeder Getaufte eingeladen, am Abendmahl teilzunehmen – und jeder Getaufte kann das Abendmahl leiten. Deswegen lehnt die katholische Kirche die Mahlgemeinschaft mit Protestanten ab. Außerdem hat das Abendmahl je nach Konfession eine andere Bedeutung:
Katholiken sehen darin eine ständige Wiederholung der Opfer Jesu Christi. Die Hostie wird in ihrer Interpretation zu Jesus selbst und kann dann angebetet werden.
Für evangelische Christen wird mit dem Abendmahl lediglich an den Tod und die Auferstehung Jesu erinnert. Besonders herausgestellt wird die Gemeinschaft derer, die das Abendmahl zusammen feiern.
In der römisch-katholischen Kirche gibt es sieben heilige Handlungen, sogenannte Sakramente: Taufe, Firmung, Eucharistie, Beichte, Ehe, Priesterweihe und Krankensalbung. In der evangelischen Kirche sind es nur zwei: die Taufe und das Abendmahl (Eucharistie). Sie werden als symbolisch-rituelle Handlungen verstanden, durch die Gott Menschen in ihrem Glauben verbindet und segnet.
Katholiken verehren Maria, die Mutter Jesu, als “Himmelskönigin” und stellen sie in vielen Dingen mit Jesus gleich. Zu den Mariendogmen gehört die Rettung Marias von der Erbsünde und ihre leibhaftige Aufnahme in den Himmel. Da es für diese Dogmen keine biblischen Belege gibt, werden sie von evangelischer Seite abgelehnt.
Zusätzlich praktiziert die katholische Kirche die Heiligenverehrung. Verstorbene Glaubensvorbilder, die in der Kirchengeschichte heilig gesprochen wurden, werden um ihre Hilfe und Fürbitte gebeten. Gläubige erwarten von den über 4000 Heiligen Wunder und beten ihre Reliquien an. Die evangelische Kirche lehnt die Heiligenverehrung als unbiblisch ab. Nach reformatorischem Verständnis soll sich jeder Mensch im Gebet direkt an Gott wenden.
Das Versprechen, ehelos und sexuell enthaltsam zu leben, kennen alle großen Weltreligionen – auch die katholische und die evangelische Kirche. In der katholischen Kirche ist der Zölibat für Priester und Ordensleute, also Mönche und Nonnen, verpflichtend. Er wird verstanden als Zeichen der ungeteilten Nachfolge Christi. Mittlerweile gibt es allerdings auch bei der Katholischen Kirche Bestrebungen, die Ehe für Priester zuzulassen.
Die evangelischen Kirchen lehnen den Zölibat als Pflicht ab. Bereits 1520 forderte Martin Luther seine Abschaffung. Dazu leistete er selbst 1525 den entscheidenden Beitrag: Der frühere Mönch heiratete die ehemalige Nonne Katharina von Bora. Sie begründeten durch ihre Heirat eher nebenbei das “Evangelische Pfarrhaus”, das über die Jahrhunderte zu einem Merkmal der Gemeinde wurde.
Dieser Text ist eine aktualisierte Version eines Artikels aus dem Jahr 2017.
Adventszeit, Weihnachtsbäume, Kirchgang und Geschenke an Heiligabend: Die wichtigsten Bräuche sind konfessionsübergreifend. Und auch die Weihnachtsrituale der römisch-katholischen und der evangelischen Kirche unterscheiden sich heute kaum noch. Anders bei der Christmette: Katholiken feiern sie zumeist um Mitternacht am 24. Dezember. Die Christvesper der Protestanten findet oft schon nachmittags statt. Auch kennen Katholiken eigentlich keinen zweiten Weihnachtsfeiertag: Am 26. Dezember gedenken sie des heiligen Märtyrers Stephanus.
Woher kommen diese Unterschiede? In Deutschland, dem Land der Reformation, standen sich Protestanten und Katholiken jahrhundertelang in tiefer Feindschaft gegenüber. Zahlreiche Verwerfungen, gegenseitige Verletzungen, Lehrverurteilungen, religiös motivierte Konflikte und Kriege begleiteten diesen Zwist.
Martin Luther und die Reformation
Mit der Reformation hatte im frühen 16. Jahrhundert die Spaltung der Kirche in eine katholische und eine evangelische Konfession begonnen. Der Wunsch des katholischen Mönchs Martin Luther (1483-1546), “seine” Kirche zu reformieren, erfüllte sich nicht. Im Jahr 1517 soll Luther deshalb seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen haben. Historisch ist das nicht belegt. Aktenkundig ist jedoch Luthers Kritik am kirchlichen Handel mit Ablassbriefen, mit der Gläubige nach damaliger Lehrmeinung der Kirche ihre Sündenstrafen tilgen konnten.
Gut 500 Jahre später sind die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Katholische Kirche aufeinander zugegangen. Doch trotz der Suche nach Annäherung und Aussöhnung trennen die beiden Konfessionen bis heute grundlegende Glaubensunterschiede. Hier eine Übersicht der wichtigsten von ihnen:
Katholizismus und Protestantismus haben unterschiedliche Auffassungen über die Bedeutung und die Autorität der Bibel. Für Evangelische ist seit Luther klar: “Sola Skriptura” – die Bibel ist die einzige Quelle für das Wort Gottes. Katholiken hingegen glauben, dass die Bibel allein nicht ausreichend ist, sondern dass neben der Heiligen Schrift auch die römisch-katholische Tradition für Christen bindend ist.
Die katholische Kirche (katholisch = allumfassend) versteht sich als alleinige wahre Kirche – weltumspannend, unter der Führung des Papstes. Die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen hingegen (evangelisch = dem Evangelium entsprechend) betrachten sich trotz ihrer Verschiedenheit alle als gleichwertig.
1. Bibelverständnis
Keineswegs tolerant sind die Protestanten mit Blick auf das Papstamt. Dieses widerspricht nach evangelischer Auffassung den Aussagen der Bibel. Katholiken sehen im jeweiligen Papst den Nachfolger des Apostels Petrus – und somit das von Jesus Christus bestimmte Oberhaupt ihrer Kirche.
2. Kirchenverständnis
Nach katholischem Verständnis erhalten Bischöfe, Priester und Diakone durch die Weihe eine besondere Prägung Gottes für ihren Dienst. Deshalb steht der Dienst des Priesters über dem der katholischen Laien. Begründet wird das mit einer angeblich ununterbrochenen Kette von Weihen, die vom ersten Jahrhundert bis in die Gegenwart reicht. Die Weihe können nur Männer bekommen. Die evangelische Kirche sieht im geistlichen Amt keine Weihe der Person, sondern eine von Gott gewollte Funktion. Diese Funktion kann auf jeden Gläubigen übertragen werden – auch auf Frauen.
Wie stark das Amtsverständnis der Katholiken das sakrale Handeln beeinflusst und das ökumenische Miteinander beeinträchtigt, wird beim Blick auf Eucharistie oder Abendmahl deutlich. Beide Begriffe stehen für jene Handlung im Gottesdienst, die Sterben und Auferstehung Jesu Christi vergegenwärtigen soll. Es geht zurück auf das letzte Mahl, das Jesus mit seinen Jüngern am Vorabend seiner Kreuzigung einnahm.
Der katholischen Eucharistie darf nur ein geweihter Priester vorstehen. Nur er kann im Namen Jesu Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandeln. Nicht-Katholiken sind nicht zugelassen. In der evangelischen Kirche ist generell jeder Getaufte eingeladen, am Abendmahl teilzunehmen – und jeder Getaufte kann das Abendmahl leiten. Deswegen lehnt die katholische Kirche die Mahlgemeinschaft mit Protestanten ab. Außerdem hat das Abendmahl je nach Konfession eine andere Bedeutung:
3. Papstamt
Katholiken sehen darin eine ständige Wiederholung der Opfer Jesu Christi. Die Hostie wird in ihrer Interpretation zu Jesus selbst und kann dann angebetet werden.
Für evangelische Christen wird mit dem Abendmahl lediglich an den Tod und die Auferstehung Jesu erinnert. Besonders herausgestellt wird die Gemeinschaft derer, die das Abendmahl zusammen feiern.
4. Amtsverständnis
In der römisch-katholischen Kirche gibt es sieben heilige Handlungen, sogenannte Sakramente: Taufe, Firmung, Eucharistie, Beichte, Ehe, Priesterweihe und Krankensalbung. In der evangelischen Kirche sind es nur zwei: die Taufe und das Abendmahl (Eucharistie). Sie werden als symbolisch-rituelle Handlungen verstanden, durch die Gott Menschen in ihrem Glauben verbindet und segnet.
5. Eucharistie oder Abendmahl
Katholiken verehren Maria, die Mutter Jesu, als “Himmelskönigin” und stellen sie in vielen Dingen mit Jesus gleich. Zu den Mariendogmen gehört die Rettung Marias von der Erbsünde und ihre leibhaftige Aufnahme in den Himmel. Da es für diese Dogmen keine biblischen Belege gibt, werden sie von evangelischer Seite abgelehnt.
Zusätzlich praktiziert die katholische Kirche die Heiligenverehrung. Verstorbene Glaubensvorbilder, die in der Kirchengeschichte heilig gesprochen wurden, werden um ihre Hilfe und Fürbitte gebeten. Gläubige erwarten von den über 4000 Heiligen Wunder und beten ihre Reliquien an. Die evangelische Kirche lehnt die Heiligenverehrung als unbiblisch ab. Nach reformatorischem Verständnis soll sich jeder Mensch im Gebet direkt an Gott wenden.
Das Versprechen, ehelos und sexuell enthaltsam zu leben, kennen alle großen Weltreligionen – auch die katholische und die evangelische Kirche. In der katholischen Kirche ist der Zölibat für Priester und Ordensleute, also Mönche und Nonnen, verpflichtend. Er wird verstanden als Zeichen der ungeteilten Nachfolge Christi. Mittlerweile gibt es allerdings auch bei der Katholischen Kirche Bestrebungen, die Ehe für Priester zuzulassen.
Die evangelischen Kirchen lehnen den Zölibat als Pflicht ab. Bereits 1520 forderte Martin Luther seine Abschaffung. Dazu leistete er selbst 1525 den entscheidenden Beitrag: Der frühere Mönch heiratete die ehemalige Nonne Katharina von Bora. Sie begründeten durch ihre Heirat eher nebenbei das “Evangelische Pfarrhaus”, das über die Jahrhunderte zu einem Merkmal der Gemeinde wurde.
Dieser Text ist eine aktualisierte Version eines Artikels aus dem Jahr 2017.