Kultur

Wenn der Schnee ausbleibt: Wintersport und Klimawandel

Die Skisaison kommt wegen des milden Winters nicht in Schwung. In den Mittelgebirgen bleiben die Touristen aus. Die Urlaubsorte müssen sich neu erfinden.

René Lötzsch will die Hoffnung auf einen echten Winter noch nicht ganz aufgeben. “Es ist schon häufiger erst Ende Januar so richtig losgegangen”, sagt der Geschäftsführer der Fichtelberg-Schwebebahn, die zu dieser Jahreszeit eigentlich pausenlos Skifahrer auf den mit 1215 Metern höchsten Berg Ostdeutschlands befördern sollte. Stattdessen liegen dessen Hänge nun völlig verwaist da. “Ich setze darauf, dass das schon noch kommt.”

An Skifahren ist derzeit nicht zu denken

René Lötzsch will die Hoffnung auf einen echten Winter noch nicht ganz aufgeben. “Es ist schon häufiger erst Ende Januar so richtig losgegangen”, sagt der Geschäftsführer der Fichtelberg-Schwebebahn, die zu dieser Jahreszeit eigentlich pausenlos Skifahrer auf den mit 1215 Metern höchsten Berg Ostdeutschlands befördern sollte. Stattdessen liegen dessen Hänge nun völlig verwaist da. “Ich setze darauf, dass das schon noch kommt.”

Seit Wochen ist das Wetter im Erzgebirge viel zu warm für die Jahreszeit. Der wenige Schnee, der in der traditionellen Wintersportregion vor Weihnachten gefallen war, schmolz dahin. “Das war schon extrem”, sagt Lötzsch. “Am 16. Dezember haben wir die Saison bei minus zehn Grad eröffnet, an Heiligabend hatten wir dann zehn Grad plus.” Dazu kam noch massiver Regen. An Skifahren ist derzeit also nicht zu denken.

“An so eine Situation kann ich mich wirklich nicht erinnern”, sagt Cindy Beck, Regionaldirektorin im nahegelegenen Ahorn Hotel Am Fichtelberg in Oberwiesenthal. Am vierten Advent seien bei Minusgraden und reichlich Schnee noch alle Hotels gut besucht gewesen. “Zu Neujahr hatten wir dann 15 Grad über null.” Entsprechend verhalten sei die Nachfrage derzeit. Das bestätigt Daisy Richter, Tourismusleiterin von Oberwiesenthal. “Die Auswirkungen für die Tourismusbranche sind drastisch”, sagt sie. Viele der 4400 Betten im Ort bleiben derzeit unbelegt.

Nur in den Alpen herrscht Normalbetrieb

In anderen deutschen Wintersportregionen sieht es nicht viel besser aus. Auch im Schwarzwald macht das viel zu warme Wetter der Branche einen Strich durch die Rechnung. Die Feldbergbahn etwa musste den Betrieb in diesen Tagen wegen mangelnden Schnees komplett einstellen. Auch im Harz waren zuletzt sämtliche Skigebiete geschlossen. Lediglich in den Alpen herrscht noch weitgehend winterlicher Normalbetrieb.

Vor allem in den Mittelgebirgen dürfte sich das derzeitige Szenario künftig immer häufiger wiederholen. “In Zukunft werden die Winter im Schnitt noch kürzer und weniger frostig”, prognostiziert das Bundes-Umweltministerium. “Auch die Schneegrenze verschiebt sich nach oben.” Wegen des Klimawandels müssten sich die Wintersportorte anpassen. “Dazu gehört, auch alternative, umweltfreundliche Möglichkeiten für Wanderer und zur Naturbeobachtung zu schaffen.”

Sommerrodelbahn mitten im Winter

Diese Notwendigkeit hat man in Willingen im Rothaargebirge bereits erkannt. “Wir sind uns bewusst, dass wir nicht nur auf Wintersport setzen können”, sagt Norbert Lopatta, Leiter Tourismus und Kurbetrieb der Gemeinde am Fuße des 838 Meter hohen Ettelsbergs. “Wir müssen das Sommergeschäft stärker ausbauen.” Derzeit ruht auch dort der Skibetrieb. Kurzerhand hat man die Sommerrodelbahn wieder in Betrieb genommen. Jährlich verzeichnen die Hotels in der 6000-Einwohner-Gemeinde eine Million Übernachtungen. Dazu kämen etwa vier Millionen Tagesgäste, schätzt Lopatta. Gerade diese bleiben im Winter häufig fern, wenn kein Schnee liegt.

Für Jörg Wilke, Geschäftsführer der Ettelsberg-Seilbahn in Willingen, fällt das Tauwetter der vergangenen Wochen in den Bereich der natürlichen Schwankungen, die er Jahr für Jahr beobachtet. “Das Phänomen ist nicht neu für uns”, sagt er. “Ich mache das hier jetzt seit 23 Jahren und kenne das Spiel: kein Jahr ist wie das andere.” Dennoch sieht auch er Veränderungen auf die Branche zukommen. “Natürlich spüren auch wir den Klimawandel. Es wird wärmer.” Und so hat man in Willingen vor einigen Jahren einen Bike-Park eingerichtet, in dem nun Mountainbiker den Berg hinunterrasen können. “Wenn es in 15 Jahren weniger Winter gibt, dann fahren wir halt mehr Fahrrad”, sagt Wilke.

Leute, die auch ohne Schnee glücklich sind

Auch in Oberwiesenthal setzt sich die Erkenntnis durch, dass es nicht einfach so weitergehen kann wie bisher. “Wir werden häufiger solche schneefreien Zeiten im Winter haben wie derzeit”, sagt Tourismusleiterin Daisy Richter. “Darum brauchen wir neue Konzepte.” Bislang sei in Oberwiesenthal, das immerhin mehrere Wintersport-Olympiasieger hervorgebracht hat, nur sehr am Rande über Alternativen nachgedacht worden. “Hier ist noch alles ziemlich auf den Schnee fixiert.” Das könne so aber nicht bleiben. Zu ungewiss sei, was der Klimawandel bringt. “Wir wollen ein Ganzjahresreiseziel sein”, sagt Richter. Ihr schwebt vor, mit einem breiten Freizeitangebot verstärkt Leute anzulocken, “die auch ohne Schnee glücklich sind”.

René Lötzsch von der Fichtelberg-Schwebebahn verschließt die Augen ebenfalls nicht vor der Realität. “Man muss sich schon was einfallen lassen, um den Gästen etwas bieten zu können, wenn kein Schnee liegt”, sagt er. Dennoch glaubt Lötzsch weiterhin daran, dass das Erzgebirge auch als Wintersport-Destination eine Zukunft hat. Zumindest mittelfristig. Studien legten nahe, dass das Skifahren in den nächsten 50 Jahren dort durchaus noch möglich sein wird. Dass er davon überzeugt ist, belegt die Tatsache, dass er für viele Millionen Euro sowohl den Bau eines neuen Sessellifts, als auch die Erweiterung der Beschneiungsanlage plant. “Wenn ich denken würde, dass es in zehn Jahren ohnehin vorbei ist mit dem Wintersport, würde ich das ganz bestimmt nicht machen.”

Eine Gruppe geht in Oberwiesenthal wandern.
Ein Mitarbeiter eines Hotels befreit den Parkplatz mithilfe eines Baggers vom Schnee.
Skifahrer sind im Skigebiet Willingen auf der Piste.

René Lötzsch will die Hoffnung auf einen echten Winter noch nicht ganz aufgeben. “Es ist schon häufiger erst Ende Januar so richtig losgegangen”, sagt der Geschäftsführer der Fichtelberg-Schwebebahn, die zu dieser Jahreszeit eigentlich pausenlos Skifahrer auf den mit 1215 Metern höchsten Berg Ostdeutschlands befördern sollte. Stattdessen liegen dessen Hänge nun völlig verwaist da. “Ich setze darauf, dass das schon noch kommt.”

An Skifahren ist derzeit nicht zu denken

Seit Wochen ist das Wetter im Erzgebirge viel zu warm für die Jahreszeit. Der wenige Schnee, der in der traditionellen Wintersportregion vor Weihnachten gefallen war, schmolz dahin. “Das war schon extrem”, sagt Lötzsch. “Am 16. Dezember haben wir die Saison bei minus zehn Grad eröffnet, an Heiligabend hatten wir dann zehn Grad plus.” Dazu kam noch massiver Regen. An Skifahren ist derzeit also nicht zu denken.

“An so eine Situation kann ich mich wirklich nicht erinnern”, sagt Cindy Beck, Regionaldirektorin im nahegelegenen Ahorn Hotel Am Fichtelberg in Oberwiesenthal. Am vierten Advent seien bei Minusgraden und reichlich Schnee noch alle Hotels gut besucht gewesen. “Zu Neujahr hatten wir dann 15 Grad über null.” Entsprechend verhalten sei die Nachfrage derzeit. Das bestätigt Daisy Richter, Tourismusleiterin von Oberwiesenthal. “Die Auswirkungen für die Tourismusbranche sind drastisch”, sagt sie. Viele der 4400 Betten im Ort bleiben derzeit unbelegt.

Nur in den Alpen herrscht Normalbetrieb

In anderen deutschen Wintersportregionen sieht es nicht viel besser aus. Auch im Schwarzwald macht das viel zu warme Wetter der Branche einen Strich durch die Rechnung. Die Feldbergbahn etwa musste den Betrieb in diesen Tagen wegen mangelnden Schnees komplett einstellen. Auch im Harz waren zuletzt sämtliche Skigebiete geschlossen. Lediglich in den Alpen herrscht noch weitgehend winterlicher Normalbetrieb.

Vor allem in den Mittelgebirgen dürfte sich das derzeitige Szenario künftig immer häufiger wiederholen. “In Zukunft werden die Winter im Schnitt noch kürzer und weniger frostig”, prognostiziert das Bundes-Umweltministerium. “Auch die Schneegrenze verschiebt sich nach oben.” Wegen des Klimawandels müssten sich die Wintersportorte anpassen. “Dazu gehört, auch alternative, umweltfreundliche Möglichkeiten für Wanderer und zur Naturbeobachtung zu schaffen.”

Sommerrodelbahn mitten im Winter

Diese Notwendigkeit hat man in Willingen im Rothaargebirge bereits erkannt. “Wir sind uns bewusst, dass wir nicht nur auf Wintersport setzen können”, sagt Norbert Lopatta, Leiter Tourismus und Kurbetrieb der Gemeinde am Fuße des 838 Meter hohen Ettelsbergs. “Wir müssen das Sommergeschäft stärker ausbauen.” Derzeit ruht auch dort der Skibetrieb. Kurzerhand hat man die Sommerrodelbahn wieder in Betrieb genommen. Jährlich verzeichnen die Hotels in der 6000-Einwohner-Gemeinde eine Million Übernachtungen. Dazu kämen etwa vier Millionen Tagesgäste, schätzt Lopatta. Gerade diese bleiben im Winter häufig fern, wenn kein Schnee liegt.

Für Jörg Wilke, Geschäftsführer der Ettelsberg-Seilbahn in Willingen, fällt das Tauwetter der vergangenen Wochen in den Bereich der natürlichen Schwankungen, die er Jahr für Jahr beobachtet. “Das Phänomen ist nicht neu für uns”, sagt er. “Ich mache das hier jetzt seit 23 Jahren und kenne das Spiel: kein Jahr ist wie das andere.” Dennoch sieht auch er Veränderungen auf die Branche zukommen. “Natürlich spüren auch wir den Klimawandel. Es wird wärmer.” Und so hat man in Willingen vor einigen Jahren einen Bike-Park eingerichtet, in dem nun Mountainbiker den Berg hinunterrasen können. “Wenn es in 15 Jahren weniger Winter gibt, dann fahren wir halt mehr Fahrrad”, sagt Wilke.

Leute, die auch ohne Schnee glücklich sind

Auch in Oberwiesenthal setzt sich die Erkenntnis durch, dass es nicht einfach so weitergehen kann wie bisher. “Wir werden häufiger solche schneefreien Zeiten im Winter haben wie derzeit”, sagt Tourismusleiterin Daisy Richter. “Darum brauchen wir neue Konzepte.” Bislang sei in Oberwiesenthal, das immerhin mehrere Wintersport-Olympiasieger hervorgebracht hat, nur sehr am Rande über Alternativen nachgedacht worden. “Hier ist noch alles ziemlich auf den Schnee fixiert.” Das könne so aber nicht bleiben. Zu ungewiss sei, was der Klimawandel bringt. “Wir wollen ein Ganzjahresreiseziel sein”, sagt Richter. Ihr schwebt vor, mit einem breiten Freizeitangebot verstärkt Leute anzulocken, “die auch ohne Schnee glücklich sind”.

René Lötzsch von der Fichtelberg-Schwebebahn verschließt die Augen ebenfalls nicht vor der Realität. “Man muss sich schon was einfallen lassen, um den Gästen etwas bieten zu können, wenn kein Schnee liegt”, sagt er. Dennoch glaubt Lötzsch weiterhin daran, dass das Erzgebirge auch als Wintersport-Destination eine Zukunft hat. Zumindest mittelfristig. Studien legten nahe, dass das Skifahren in den nächsten 50 Jahren dort durchaus noch möglich sein wird. Dass er davon überzeugt ist, belegt die Tatsache, dass er für viele Millionen Euro sowohl den Bau eines neuen Sessellifts, als auch die Erweiterung der Beschneiungsanlage plant. “Wenn ich denken würde, dass es in zehn Jahren ohnehin vorbei ist mit dem Wintersport, würde ich das ganz bestimmt nicht machen.”

Der Chef der Fichtelberg Schwebebahn, René Lötzsch, steht am Skihang in Oberwiesenthal.

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