Riad Sattouf: Auszeichnung beim 50. Comicfestival Angoulême
Eine einfache Kindheit in Syrien, eine Künstlerkarriere in Frankreich. Nun wird Riad Sattouf mit dem Großen Preis des Comicfestivals von Angoulême geehrt, der höchsten Auszeichnung für Comic-Zeichner in Frankreich.
Wenn man ihn anschaut, sucht man immer ein wenig den kleinen blonden Jungen, aus dessen Perspektive er die arabische Welt im Comic “Der Araber von morgen” beschrieb. Heute gehört Riad Sattouf zu den meist verkauften Comiczeichnern Frankreichs. Insofern ist es wenig überraschend, dass er beim 50. Comicfestival von Angoulême mit dem “Grand Prix” bedacht wurde. Die Auszeichnung krönt die bemerkenswerte Karriere des 44-Jährigen.
Nach Studium in Nantes und Paris zeichnete er von 2004 bis 2014 wöchentliche Comictrips für das Satiremagazin Charlie Hebdo. Seine Comicreihen “Der Araber von morgen” und die “Tagebücher von Esther” feierten nicht nur in Frankreich sondern auch international Erfolge. Sie wurden gleich in mehrere Sprachen übersetzt.
Wenn man ihn anschaut, sucht man immer ein wenig den kleinen blonden Jungen, aus dessen Perspektive er die arabische Welt im Comic “Der Araber von morgen” beschrieb. Heute gehört Riad Sattouf zu den meist verkauften Comiczeichnern Frankreichs. Insofern ist es wenig überraschend, dass er beim 50. Comicfestival von Angoulême mit dem “Grand Prix” bedacht wurde. Die Auszeichnung krönt die bemerkenswerte Karriere des 44-Jährigen.
Seine Nähe zur kindlichen Gedankenwelt ist das Markenzeichen von Sattouf. In den “Tagebüchern von Esther” wird ein 10-jährigen Mädchen in Paris begleitet. Die Tochter eines befreundeten Pärchens trifft Sattouf regelmäßig, und befragt sie. “Ich urteile nie über das, was sie mir sagt”, erzählt Sattouf im Interview mit der DW. “Wenn ich das tun würde, dann würde sie mir nichts mehr erzählen. Es liegt an ihren Eltern, sie zum Nachdenken anzuregen.”
Kindheit in Syrien und Libyen
“Der Araber von morgen” war Sattoufs erster großer Erfolg, die Reihe erzählt seine eigene Geschichte: Sattoufs Vater kam als Student und Wehrdienstflüchtling aus Syrien nach Frankreich, heiratete eine Kommilitonin, promovierte, wurde Vater – und glaubte an den neuen Mann: den gebildeten, nach anti-westlichen und pro-sunnitischen Allianzen strebenden Araber. Um der Geburt dieses “Arabers von morgen” helfend beizuwohnen, ließ er sich 1980 als Historiker an eine libysche Universität berufen.
Die Achtzigerjahre in Libyen und Syrien, die Geschichte des Vaters und die seiner Zeit, die nur inkonsequent verfolgten Ideale und die politische Irrungen erzählt der Comic aus der Sicht des Sohnes. Von Erinnerungen daran, wie es ist, sich als kleiner, blonder Junge in einer Schlange von lauter Männern wiederzufinden, um nach Bananen und Corned Beef anzustehen – eine reine Männerschlange wohlgemerkt, denn die gleichzeitige Anwesenheit von Frauen hätte sittlichen Verfall bedeutet. Die Welten, die Sattouf schildert, mögen nur wenigen Lesern näher bekannt sein; die besondere Qualität seiner Comics ist es, dass er trotzdem voller Witz an Erinnerungen und Gefühle anknüpft, die jeder mit der eigenen Kindheit verbindet.
Konsequent aus der Perspektive der Kinder zu erzählen, ist eine besondere Qualität von Sattouf. “Der junge Schauspieler” ist eine neue Reihe, in dem er nun die Perspektive eines jungen Mannes einnimmt, dem Schauspieler Vincent Lacoste. Mit ihm in der Hauptrolle inszenierte Sattouf 2009 seinen ersten Spielfilm “Les beaux gosses” (deutsch: “Jungs bleiben Jungs”). Sowohl der Film als auch der Hauptdarsteller bekamen im selben Jahr den César, den französischen Filmpreis. Zur Zeit bereitet Sattouf seinen dritten Spielfilm vor.
Das Comicfestival in Angoulême, das vor der Pandemie jährlich etwa 200.000 Besucher jährlich zählte, ist noch in der Erholungsphase. Seit 1974 wird der Große Preis vergeben, vornehmlich an Comiczeichner aus der französisch-belgischen Tradition. Dafür erntete das Festival auch schon Kritik. Es würden nur wenige Zeichner aus den USA oder Japan berücksichtigt werden, obwohl beide Länder über reiche Comictraditionen verfügen. 2022 wurde die Kanadierin Julie Doucet ausgezeichnet.
Bei der Preisverleihung zeigte sich Sattouf bewegt und lakonisch: “Ich bin tief geehrt und berührt”, sagte er in seiner Dankesrede. “Das war das Sahnehäubchen, das mir an der Spitze der Pyramide meines Egos noch gefehlt hatte.” Seine Liebe zum Buch treibe ihn voran. “Macht Bücher, und noch mehr Bücher. Das ist übrigens auch, was ich in Zukunft machen werde.” Mit seinem neu gegründeten Verlag “Livres du futur” will er das tun. Zur Zeit ist er allerdings noch der einzige Autor.
jhi/sp/so (mit AFP)
Wenn man ihn anschaut, sucht man immer ein wenig den kleinen blonden Jungen, aus dessen Perspektive er die arabische Welt im Comic “Der Araber von morgen” beschrieb. Heute gehört Riad Sattouf zu den meist verkauften Comiczeichnern Frankreichs. Insofern ist es wenig überraschend, dass er beim 50. Comicfestival von Angoulême mit dem “Grand Prix” bedacht wurde. Die Auszeichnung krönt die bemerkenswerte Karriere des 44-Jährigen.
Nach Studium in Nantes und Paris zeichnete er von 2004 bis 2014 wöchentliche Comictrips für das Satiremagazin Charlie Hebdo. Seine Comicreihen “Der Araber von morgen” und die “Tagebücher von Esther” feierten nicht nur in Frankreich sondern auch international Erfolge. Sie wurden gleich in mehrere Sprachen übersetzt.
Kindheit in Syrien und Libyen
Seine Nähe zur kindlichen Gedankenwelt ist das Markenzeichen von Sattouf. In den “Tagebüchern von Esther” wird ein 10-jährigen Mädchen in Paris begleitet. Die Tochter eines befreundeten Pärchens trifft Sattouf regelmäßig, und befragt sie. “Ich urteile nie über das, was sie mir sagt”, erzählt Sattouf im Interview mit der DW. “Wenn ich das tun würde, dann würde sie mir nichts mehr erzählen. Es liegt an ihren Eltern, sie zum Nachdenken anzuregen.”
“Der Araber von morgen” war Sattoufs erster großer Erfolg, die Reihe erzählt seine eigene Geschichte: Sattoufs Vater kam als Student und Wehrdienstflüchtling aus Syrien nach Frankreich, heiratete eine Kommilitonin, promovierte, wurde Vater – und glaubte an den neuen Mann: den gebildeten, nach anti-westlichen und pro-sunnitischen Allianzen strebenden Araber. Um der Geburt dieses “Arabers von morgen” helfend beizuwohnen, ließ er sich 1980 als Historiker an eine libysche Universität berufen.
Die Achtzigerjahre in Libyen und Syrien, die Geschichte des Vaters und die seiner Zeit, die nur inkonsequent verfolgten Ideale und die politische Irrungen erzählt der Comic aus der Sicht des Sohnes. Von Erinnerungen daran, wie es ist, sich als kleiner, blonder Junge in einer Schlange von lauter Männern wiederzufinden, um nach Bananen und Corned Beef anzustehen – eine reine Männerschlange wohlgemerkt, denn die gleichzeitige Anwesenheit von Frauen hätte sittlichen Verfall bedeutet. Die Welten, die Sattouf schildert, mögen nur wenigen Lesern näher bekannt sein; die besondere Qualität seiner Comics ist es, dass er trotzdem voller Witz an Erinnerungen und Gefühle anknüpft, die jeder mit der eigenen Kindheit verbindet.
Konsequent aus der Perspektive der Kinder zu erzählen, ist eine besondere Qualität von Sattouf. “Der junge Schauspieler” ist eine neue Reihe, in dem er nun die Perspektive eines jungen Mannes einnimmt, dem Schauspieler Vincent Lacoste. Mit ihm in der Hauptrolle inszenierte Sattouf 2009 seinen ersten Spielfilm “Les beaux gosses” (deutsch: “Jungs bleiben Jungs”). Sowohl der Film als auch der Hauptdarsteller bekamen im selben Jahr den César, den französischen Filmpreis. Zur Zeit bereitet Sattouf seinen dritten Spielfilm vor.
Gaddafis Libyen im Comic
Das Comicfestival in Angoulême, das vor der Pandemie jährlich etwa 200.000 Besucher jährlich zählte, ist noch in der Erholungsphase. Seit 1974 wird der Große Preis vergeben, vornehmlich an Comiczeichner aus der französisch-belgischen Tradition. Dafür erntete das Festival auch schon Kritik. Es würden nur wenige Zeichner aus den USA oder Japan berücksichtigt werden, obwohl beide Länder über reiche Comictraditionen verfügen. 2022 wurde die Kanadierin Julie Doucet ausgezeichnet.
Große Pläne für neue Comics
Bei der Preisverleihung zeigte sich Sattouf bewegt und lakonisch: “Ich bin tief geehrt und berührt”, sagte er in seiner Dankesrede. “Das war das Sahnehäubchen, das mir an der Spitze der Pyramide meines Egos noch gefehlt hatte.” Seine Liebe zum Buch treibe ihn voran. “Macht Bücher, und noch mehr Bücher. Das ist übrigens auch, was ich in Zukunft machen werde.” Mit seinem neu gegründeten Verlag “Livres du futur” will er das tun. Zur Zeit ist er allerdings noch der einzige Autor.
jhi/sp/so (mit AFP)