Papst Franziskus im Kongo und Südsudan – eine Pilgerfahrt des Friedens
Die Geschichte von Emerida Karhungulu Nfundiko steht für das Leid vieler Menschen im Kongo. Wenn ihr Papst Franziskus begegnet, begegnet er dem Leiden inmitten vieler Konflikte. “Er wird mir Kraft geben”, sagt sie.
Emerida Karhungulu Nfundiko will zum Papst. Die 34-jährige ist schon seit Tagen unterwegs aus einem Dorf im Osten des Kongo, um am 1. Februar in der Hauptstadt Kinshasa die Messe mit Franziskus mitzufeiern und dem Kirchenoberhaupt später persönlich zu begegnen. “Dieser Besuch wird uns alle trösten und er wird das Gewissen der afrikanischen Führer aufrütteln, die ihre eigenen Brüder und Schwestern wegen ihrer Machtinteressen opfern”, sagt sie der DW.
Nfundiko hat in ihrem Leben Grausamkeit und schreckliche Gewalt erlebt. Als junge Frau wurde sie von Rebellen verschleppt und vergewaltigt, sie konnte erst nach Monaten entkommen. Ihr Verlobter nahm sie danach wieder auf, aber dessen Familie verstieß sie, das vergewaltigte Mädchen, als “Rebellenbraut”. Ein Traumazentrum des Hilfswerks missio in der Stadt Bukavu im Osten des Kongo nahm sich der beiden an, dankbar berichtet die junge Frau, dass ihr Familienleben dort neu begonnen habe. Auch der Gynäkologe Denis Mukwege habe ihnen geholfen, der in Bukavu ein Hospital gründete und seit der Ehrung mit dem Friedensnobelpreis 2018 weltbekannt ist. Irgendwann heirateten die beiden, und weil ihre Geschichte von Leid und Hass und Liebe durch missio in Deutschland bekannt wurde, heiratete sie in einem gespendeten gebrauchten Hochzeitskleid aus Bergheim bei Köln.
Emerida Karhungulu Nfundiko will zum Papst. Die 34-jährige ist schon seit Tagen unterwegs aus einem Dorf im Osten des Kongo, um am 1. Februar in der Hauptstadt Kinshasa die Messe mit Franziskus mitzufeiern und dem Kirchenoberhaupt später persönlich zu begegnen. “Dieser Besuch wird uns alle trösten und er wird das Gewissen der afrikanischen Führer aufrütteln, die ihre eigenen Brüder und Schwestern wegen ihrer Machtinteressen opfern”, sagt sie der DW.
Nun ist Nfundiko seit Tagen unterwegs, nach Kinshasa zum Papst, und sie weiß, dass sie ihn treffen darf. Ihr Mann Janvier Mugunda Kagutula blieb daheim bei den acht Kindern, die älteste ist 14 Jahre alt, der Jüngste 15 Monate. “Janvier kümmert sich um sie. Er macht das sehr, sehr gut”, sagt sie.
Verschleppt, vergewaltigt, verstoßen
Das Schicksal von Nfundiko und Kagutula gehört zur Gegenwart der Demokratischen Republik Kongo. Und ihre große kleine Geschichte verdeutlicht, warum die am Dienstag (31.1) beginnenden Reise von Papst Franziskus in den Kongo und den Südsudan, seine 40. Auslandsreise seit 2013, anders ist als wohl die meisten vorherigen. Zum fünften Mal bereist Franziskus Afrika, zum dritten Mal Länder südlich der Sahara.
In beiden Ländern wird er Menschen begegnen, deren Leben von Gewalt und Leid und der Sorge um das Überleben bestimmt ist, Menschen wie Nfundiko. Franziskus ist mittlerweile 86 Jahre alt. Die Reisen werden für ihn, der sich schon im Vatikan nun meist im Rollstuhl bewegt, anstrengender. Das Reiseprogramm ist jeweils mehr und mehr ausgedünnt. Das gilt auch für die Tage in den Hauptstädten Kinshasa und Juba; eine zunächst geplante Etappe in Goma im Ostkongowurde fallengelassen.
Doch in diese Regionen im Zentrum Afrikas, die geprägt sind von Gewalt und Not, wollte das katholische Kirchenoberhaupt schon lange. Zunächst erlaubte die politische Lage in der Region, vor allem der Bürgerkrieg im jungen Staat Südsudan keinen Besuch, dann kam die Corona-Pandemie, die für über ein Jahr jede Papstreise unmöglich machte. Für Juli 2022 war das Reiseprogramm bereits veröffentlicht, doch dann erkrankte Franziskus. Eine der großen Gesten seines bald zehnjährigen Pontifikats steht für die Verbundenheit des Franziskus zum Südsudan. Als er im April 2019 im Vatikan die Führer der Konfliktparteien empfing, die sich in Rom um eine Aussöhnung bemühten, ging er vor ihnen in die Knie, küsste ihnen die Füße und bat sie flehentlich, den brüchigen Frieden zu wahren.
Die Demokratische Republik Kongo ist mit mehr als 95 Millionen Einwohnern, von denen nach vatikanischen Angaben rund jeder zweite katholisch ist, das zweitgrößte Land Afrikas, rund siebenmal so groß wie Deutschland. Seine Geschichte ist geprägt von kolonialer Unterdrückung, Diktaturen, ethnischen Konflikten, der Ausbeutung durch internationale Konzerne. In Kinshasa sitzt die schwache Zentralregierung.
Der trotz mancher Bodenschätze arme Südsudan, erst seit 2011 ein unabhängiges Land, ist etwa so groß wie Frankreich und hat elf Millionen Einwohner, knapp 40 Prozent davon bekennen sich wohl zur katholischen Kirche. Beide Länder werden immer wieder von ethnischen Auseinandersetzungen erschüttert. Und im Kongo häuften sich zuletzt Anschläge islamistischer Gruppen auf christliche Gotteshäuser.
Die schwierige Lage in beiden Ländern hatte Papst Franziskus in seiner Grundsatzrede an das Diplomatische Corps im Vatikan Mitte Januar angesprochen. Dabei bekundete er die Hoffnung, dass die Reise dazu beitrage, im Kongo “den Weg des Dialogs” und das Engagement zu Sicherheit und Gemeinwohl zu stärken, im Südsudan den Prozess der Nationalen Aussöhnung voranzubringen.
Gerade den Besuch im Südsudan versteht Franziskus sehr ausdrücklich als Pilgerfahrt. Sehr ungewöhnlich ist, dass ihn bei der Reise nach Juba das Oberhaupt der anglikanischen Kirche, der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, und der Moderator der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields, begleiten. Da zeigt der Papst, dass unterschiedliche religiöse Bindung kein Grund für Spaltung und Gewalt ist.
Nfundiko aus dem Osten des Kongo hofft, dass der Besuch “ein Licht für diesen Teil Afrikas” wird, den die Welt “vergessen zu haben scheint”. Einige derer, die heute regierten, seien die “Henker von gestern”, niemand ziehe sie zur Rechenschaft. “Der Papst wird sicher das Schweigen und die Heuchelei und die Untätigkeit unserer Regierung verurteilen”, meint sie.
Und die Mutter von acht Kindern ist zuversichtlich, dass Franziskus sie mit all ihrem Leid nicht alleine lässt. “Ich möchte ihm in die Augen schauen und ihm die Hand geben”, erklärt sie. “Er wird mich heilen. Er wird mir die Kraft geben, weiter zu kämpfen”. Sie kennt ihren Termin. Am 1. Februar beim Papst.
Emerida Karhungulu Nfundiko will zum Papst. Die 34-jährige ist schon seit Tagen unterwegs aus einem Dorf im Osten des Kongo, um am 1. Februar in der Hauptstadt Kinshasa die Messe mit Franziskus mitzufeiern und dem Kirchenoberhaupt später persönlich zu begegnen. “Dieser Besuch wird uns alle trösten und er wird das Gewissen der afrikanischen Führer aufrütteln, die ihre eigenen Brüder und Schwestern wegen ihrer Machtinteressen opfern”, sagt sie der DW.
Nfundiko hat in ihrem Leben Grausamkeit und schreckliche Gewalt erlebt. Als junge Frau wurde sie von Rebellen verschleppt und vergewaltigt, sie konnte erst nach Monaten entkommen. Ihr Verlobter nahm sie danach wieder auf, aber dessen Familie verstieß sie, das vergewaltigte Mädchen, als “Rebellenbraut”. Ein Traumazentrum des Hilfswerks missio in der Stadt Bukavu im Osten des Kongo nahm sich der beiden an, dankbar berichtet die junge Frau, dass ihr Familienleben dort neu begonnen habe. Auch der Gynäkologe Denis Mukwege habe ihnen geholfen, der in Bukavu ein Hospital gründete und seit der Ehrung mit dem Friedensnobelpreis 2018 weltbekannt ist. Irgendwann heirateten die beiden, und weil ihre Geschichte von Leid und Hass und Liebe durch missio in Deutschland bekannt wurde, heiratete sie in einem gespendeten gebrauchten Hochzeitskleid aus Bergheim bei Köln.
Verschleppt, vergewaltigt, verstoßen
Nun ist Nfundiko seit Tagen unterwegs, nach Kinshasa zum Papst, und sie weiß, dass sie ihn treffen darf. Ihr Mann Janvier Mugunda Kagutula blieb daheim bei den acht Kindern, die älteste ist 14 Jahre alt, der Jüngste 15 Monate. “Janvier kümmert sich um sie. Er macht das sehr, sehr gut”, sagt sie.
Das Schicksal von Nfundiko und Kagutula gehört zur Gegenwart der Demokratischen Republik Kongo. Und ihre große kleine Geschichte verdeutlicht, warum die am Dienstag (31.1) beginnenden Reise von Papst Franziskus in den Kongo und den Südsudan, seine 40. Auslandsreise seit 2013, anders ist als wohl die meisten vorherigen. Zum fünften Mal bereist Franziskus Afrika, zum dritten Mal Länder südlich der Sahara.
In beiden Ländern wird er Menschen begegnen, deren Leben von Gewalt und Leid und der Sorge um das Überleben bestimmt ist, Menschen wie Nfundiko. Franziskus ist mittlerweile 86 Jahre alt. Die Reisen werden für ihn, der sich schon im Vatikan nun meist im Rollstuhl bewegt, anstrengender. Das Reiseprogramm ist jeweils mehr und mehr ausgedünnt. Das gilt auch für die Tage in den Hauptstädten Kinshasa und Juba; eine zunächst geplante Etappe in Goma im Ostkongowurde fallengelassen.
Doch in diese Regionen im Zentrum Afrikas, die geprägt sind von Gewalt und Not, wollte das katholische Kirchenoberhaupt schon lange. Zunächst erlaubte die politische Lage in der Region, vor allem der Bürgerkrieg im jungen Staat Südsudan keinen Besuch, dann kam die Corona-Pandemie, die für über ein Jahr jede Papstreise unmöglich machte. Für Juli 2022 war das Reiseprogramm bereits veröffentlicht, doch dann erkrankte Franziskus. Eine der großen Gesten seines bald zehnjährigen Pontifikats steht für die Verbundenheit des Franziskus zum Südsudan. Als er im April 2019 im Vatikan die Führer der Konfliktparteien empfing, die sich in Rom um eine Aussöhnung bemühten, ging er vor ihnen in die Knie, küsste ihnen die Füße und bat sie flehentlich, den brüchigen Frieden zu wahren.
Die Reise immer wieder vertagt
Die Demokratische Republik Kongo ist mit mehr als 95 Millionen Einwohnern, von denen nach vatikanischen Angaben rund jeder zweite katholisch ist, das zweitgrößte Land Afrikas, rund siebenmal so groß wie Deutschland. Seine Geschichte ist geprägt von kolonialer Unterdrückung, Diktaturen, ethnischen Konflikten, der Ausbeutung durch internationale Konzerne. In Kinshasa sitzt die schwache Zentralregierung.
Der Papst hofft auf Dialog und Aussöhnung
Der trotz mancher Bodenschätze arme Südsudan, erst seit 2011 ein unabhängiges Land, ist etwa so groß wie Frankreich und hat elf Millionen Einwohner, knapp 40 Prozent davon bekennen sich wohl zur katholischen Kirche. Beide Länder werden immer wieder von ethnischen Auseinandersetzungen erschüttert. Und im Kongo häuften sich zuletzt Anschläge islamistischer Gruppen auf christliche Gotteshäuser.
Die schwierige Lage in beiden Ländern hatte Papst Franziskus in seiner Grundsatzrede an das Diplomatische Corps im Vatikan Mitte Januar angesprochen. Dabei bekundete er die Hoffnung, dass die Reise dazu beitrage, im Kongo “den Weg des Dialogs” und das Engagement zu Sicherheit und Gemeinwohl zu stärken, im Südsudan den Prozess der Nationalen Aussöhnung voranzubringen.
Gerade den Besuch im Südsudan versteht Franziskus sehr ausdrücklich als Pilgerfahrt. Sehr ungewöhnlich ist, dass ihn bei der Reise nach Juba das Oberhaupt der anglikanischen Kirche, der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, und der Moderator der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields, begleiten. Da zeigt der Papst, dass unterschiedliche religiöse Bindung kein Grund für Spaltung und Gewalt ist.
Nfundiko aus dem Osten des Kongo hofft, dass der Besuch “ein Licht für diesen Teil Afrikas” wird, den die Welt “vergessen zu haben scheint”. Einige derer, die heute regierten, seien die “Henker von gestern”, niemand ziehe sie zur Rechenschaft. “Der Papst wird sicher das Schweigen und die Heuchelei und die Untätigkeit unserer Regierung verurteilen”, meint sie.
Und die Mutter von acht Kindern ist zuversichtlich, dass Franziskus sie mit all ihrem Leid nicht alleine lässt. “Ich möchte ihm in die Augen schauen und ihm die Hand geben”, erklärt sie. “Er wird mich heilen. Er wird mir die Kraft geben, weiter zu kämpfen”. Sie kennt ihren Termin. Am 1. Februar beim Papst.