Frauen verdienen 18 Prozent weniger
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – davon können viele Frauen selbst in Deutschland nur träumen. Warum werden Frauen hierzulande immer noch schlechter bezahlt als Männer und wie ließe sich das ändern?
Stellen Sie sich vor, Sie sind eine Frau und haben seit Anfang des Jahres bis heute, bis zum 7. März, umsonst gearbeitet, während ihre männlichen Kollegen die mehr als zwei Monate ein Gehalt bezogen haben. Keine schöne Vorstellung? So ist es aber leider – zumindest in Deutschland.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verdienen Frauen in Deutschland im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer. Es sah auch schon schlimmer aus – 2006 etwa waren es noch 23 Prozent weniger. Knapp zwei Drittel dieser Lohnlücke erklärt das Statistikamt damit, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten und frauentypische Berufe gewählt haben, in denen geringere Gehälter bezahlt werden.
Stellen Sie sich vor, Sie sind eine Frau und haben seit Anfang des Jahres bis heute, bis zum 7. März, umsonst gearbeitet, während ihre männlichen Kollegen die mehr als zwei Monate ein Gehalt bezogen haben. Keine schöne Vorstellung? So ist es aber leider – zumindest in Deutschland.
Ein Drittel des Gehaltsunterschiedes (also der bereinigte Gender Pay Gap) kann laut der Behörde aber nicht erklärt werden. Diese Gehaltslücke bedeutet, dass Arbeitnehmerinnen im Durchschnitt auch bei vergleichbarer Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie pro Stunde sieben Prozent weniger verdienen als Männer. Über die Gründe gibt es nur Mutmaßungen. Unterbrechungen im Berufsleben, etwa bei Schwangerschaften, zur Kindererziehung oder zur Pflege von Angehörigen könnten eine Rolle spielen, so das Statistikamt.
Ein Drittel des Gehaltsunterschiedes nicht erklärbar
Diese bereinigte Gender Pay Gap könnte sich nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichtes Ende Februar etwas verringern. Demnach sei die Begründung dafür, dass Männer für die gleiche Arbeit mehr verdienen als Frauen, weil sie besser verhandelt hätte, nicht ausreichend. Vielmehr müssen Arbeitgeber objektive Gründe für eine ungleiche Bezahlung angeben können, so das Gericht, sonst würde es sich um eine verbotene Diskriminierung wegen des Geschlechts handeln.
Ein Blick in andere Länder Europas zeigt: Eine Ungleichheit zwischen den Geschlechtern müsste nicht sein. In Europa werden nur in Estland, Lettland und Österreich Frauen in Relation zu Männern noch schlechter bezahlt als in Deutschland. Dagegen betrug im EU-Schnitt die unbereinigte Gehaltslücke 13 Prozent. In einzelnen Staaten wie Luxemburg, Rumänien oder Slowenien gab es 2020 sogar kaum noch einen messbaren geschlechtsspezifischen Unterschied bei den Gehältern.
Die Ungleichheit bei der Bezahlung ist nicht gerecht. Darüber hinaus kann sich ein Land wie Deutschland so etwas eigentlich nicht mehr leisten. Schon jetzt fehlen überall Fachkräfte. Dieser Fachkräftemangel könnte verkleinert werden, wenn Arbeitskräfte mobilisiert werden, die bislang in Teilzeit oder gar nicht arbeiten. Dazu gehören auch Frauen. Die Entgeltgleichheit sei ein wichtiger Faktor, wenn man mehr Frauen ins Erwerbsleben bekommen wolle, sagt Elke Hannack, Vizechefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).
Nach einer neuen Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung verdienen Frauen in 45 von 46 untersuchten Branchen 2022 weniger als Männer. Wie groß der Unterschied zwischen den Gehältern von Frauen und Männern ist, ist aber von Branche zu Branche verschieden. Während im Personen- und Güterverkehr Männer vier Prozent mehr verdienen, bekommen sie in der Rechts-u und Steuerberatung sogar 32 Prozent mehr Gehalt. Im Gesundheitswesen bekommen Frauen 30 Prozent weniger Gehalt und das, obwohl hier 80 Prozent der Beschäftigten weiblich sind. Die einzige Branche, in der es Frauen besser ergeht als Männern, sind die Postdienste. Hier haben sie sogar zwei Prozent mehr als Männer im Portemonnaie.
Die Ungleichheit setzt sich auch bei den Führungspositionen fort. In 26 von 34 Branchen, arbeiten Frauen seltener in leitender Funktion als Männer, so die Studie des WSI. Besonders ausgeprägt sei die Ungleichheit im Bereich Erziehung und Unterricht, wo 50 Prozent der Männer, aber nur 28 Prozent der Frauen eine Leitungsposition innehätten. Dabei sind fast drei Viertel der Beschäftigten in diesem Bereich weiblich.
Die Ungleichheit ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass mehr Männer in Leitungs- und Entscheidungspositionen arbeiten. Außerdem unterbrechen Frauen häufiger und länger ihre Berufstätigkeit, wenn es beispielsweise darum geht, Kinder zu betreuen oder Angehörige zu pflegen. “Diese Fehlzeiten und darauffolgende Einstiegshemmnisse haben lang nachwirkende Einbußen bei Lohn- und Einkommensentwicklung zur Folge, was sich bis in die Rentenphase niederschlägt”, so der Verband Business and Professional Women (BPW), der den Equal Pay Day in Deutschland initiiert.
Außerdem wählen Frauen häufig Berufe im Bereich der personenbezogenen und sozialen Dienstleistungen, beispielsweise als Krankenschwester oder Erzieherin. Hier gibt es meist geringe Verdienst-, Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten, ganz im Gegensatz zur Situation in sogenannten Männerberufen aus. Viele Bereiche der Wirtschaft, besonders in der Industrie, sind laut Studie nach wie vor Männerdomänen. Im Maschinenbau, dem Hoch- und Tiefbau sowie bei Bauinstallation und Ausbaugewerbe liegt der Frauenanteil bei nur 17 Prozent. Welchen Beruf jemand wählt, wird immer noch stark von Rollenstereotypen beeinflusst, heißt es vom BPW.
Frauentypische Berufe sind zudem häufig unterbewertet und es gibt nicht genügend Transparenz bei der Bezahlung. Das kritisiert auch die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman. Die Lohnlücke ließe sich deutlich reduzieren, wenn Hürden und Diskriminierung für Frauen abgebaut würden, so Fratzscher. “Mögliche Maßnahmen wären die Abschaffung des Ehegattensplittings und von Minijobs, der Aufbau einer leistungsfähigen Betreuungsinfrastruktur für Kinder, die Förderung einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine höhere Wertschätzung systemrelevanter Berufe.”
Wenn es Frauen an die Einkommensspitze schaffen, sieht es hingegen ganz anders aus. Laut der Prüf- und Beratungsgesellschaft EY aus dem November sind Frauen in den Vorständen der börsennotierten Top-Unternehmen zwar immer noch deutlich in der Minderheit, verdienen aber im Schnitt mehr als ihre männlichen Kollegen. Bei einem Durchschnittsjahresgehalt von 2,4 Millionen Euro betrug der Vorsprung der Frauen in den 160 Firmen der Dax-Familie rund 348.000 Euro.
Stellen Sie sich vor, Sie sind eine Frau und haben seit Anfang des Jahres bis heute, bis zum 7. März, umsonst gearbeitet, während ihre männlichen Kollegen die mehr als zwei Monate ein Gehalt bezogen haben. Keine schöne Vorstellung? So ist es aber leider – zumindest in Deutschland.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verdienen Frauen in Deutschland im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer. Es sah auch schon schlimmer aus – 2006 etwa waren es noch 23 Prozent weniger. Knapp zwei Drittel dieser Lohnlücke erklärt das Statistikamt damit, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten und frauentypische Berufe gewählt haben, in denen geringere Gehälter bezahlt werden.
Ein Drittel des Gehaltsunterschiedes nicht erklärbar
Ein Drittel des Gehaltsunterschiedes (also der bereinigte Gender Pay Gap) kann laut der Behörde aber nicht erklärt werden. Diese Gehaltslücke bedeutet, dass Arbeitnehmerinnen im Durchschnitt auch bei vergleichbarer Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie pro Stunde sieben Prozent weniger verdienen als Männer. Über die Gründe gibt es nur Mutmaßungen. Unterbrechungen im Berufsleben, etwa bei Schwangerschaften, zur Kindererziehung oder zur Pflege von Angehörigen könnten eine Rolle spielen, so das Statistikamt.
Diese bereinigte Gender Pay Gap könnte sich nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichtes Ende Februar etwas verringern. Demnach sei die Begründung dafür, dass Männer für die gleiche Arbeit mehr verdienen als Frauen, weil sie besser verhandelt hätte, nicht ausreichend. Vielmehr müssen Arbeitgeber objektive Gründe für eine ungleiche Bezahlung angeben können, so das Gericht, sonst würde es sich um eine verbotene Diskriminierung wegen des Geschlechts handeln.
Ein Blick in andere Länder Europas zeigt: Eine Ungleichheit zwischen den Geschlechtern müsste nicht sein. In Europa werden nur in Estland, Lettland und Österreich Frauen in Relation zu Männern noch schlechter bezahlt als in Deutschland. Dagegen betrug im EU-Schnitt die unbereinigte Gehaltslücke 13 Prozent. In einzelnen Staaten wie Luxemburg, Rumänien oder Slowenien gab es 2020 sogar kaum noch einen messbaren geschlechtsspezifischen Unterschied bei den Gehältern.
Die Ungleichheit bei der Bezahlung ist nicht gerecht. Darüber hinaus kann sich ein Land wie Deutschland so etwas eigentlich nicht mehr leisten. Schon jetzt fehlen überall Fachkräfte. Dieser Fachkräftemangel könnte verkleinert werden, wenn Arbeitskräfte mobilisiert werden, die bislang in Teilzeit oder gar nicht arbeiten. Dazu gehören auch Frauen. Die Entgeltgleichheit sei ein wichtiger Faktor, wenn man mehr Frauen ins Erwerbsleben bekommen wolle, sagt Elke Hannack, Vizechefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).
Deutschland schneidet im EU-Vergleich schlecht ab
Nach einer neuen Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung verdienen Frauen in 45 von 46 untersuchten Branchen 2022 weniger als Männer. Wie groß der Unterschied zwischen den Gehältern von Frauen und Männern ist, ist aber von Branche zu Branche verschieden. Während im Personen- und Güterverkehr Männer vier Prozent mehr verdienen, bekommen sie in der Rechts-u und Steuerberatung sogar 32 Prozent mehr Gehalt. Im Gesundheitswesen bekommen Frauen 30 Prozent weniger Gehalt und das, obwohl hier 80 Prozent der Beschäftigten weiblich sind. Die einzige Branche, in der es Frauen besser ergeht als Männern, sind die Postdienste. Hier haben sie sogar zwei Prozent mehr als Männer im Portemonnaie.
Frauen sind nicht in jeder Branche gleich schlecht bezahlt
Die Ungleichheit setzt sich auch bei den Führungspositionen fort. In 26 von 34 Branchen, arbeiten Frauen seltener in leitender Funktion als Männer, so die Studie des WSI. Besonders ausgeprägt sei die Ungleichheit im Bereich Erziehung und Unterricht, wo 50 Prozent der Männer, aber nur 28 Prozent der Frauen eine Leitungsposition innehätten. Dabei sind fast drei Viertel der Beschäftigten in diesem Bereich weiblich.
Die Ungleichheit ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass mehr Männer in Leitungs- und Entscheidungspositionen arbeiten. Außerdem unterbrechen Frauen häufiger und länger ihre Berufstätigkeit, wenn es beispielsweise darum geht, Kinder zu betreuen oder Angehörige zu pflegen. “Diese Fehlzeiten und darauffolgende Einstiegshemmnisse haben lang nachwirkende Einbußen bei Lohn- und Einkommensentwicklung zur Folge, was sich bis in die Rentenphase niederschlägt”, so der Verband Business and Professional Women (BPW), der den Equal Pay Day in Deutschland initiiert.
Außerdem wählen Frauen häufig Berufe im Bereich der personenbezogenen und sozialen Dienstleistungen, beispielsweise als Krankenschwester oder Erzieherin. Hier gibt es meist geringe Verdienst-, Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten, ganz im Gegensatz zur Situation in sogenannten Männerberufen aus. Viele Bereiche der Wirtschaft, besonders in der Industrie, sind laut Studie nach wie vor Männerdomänen. Im Maschinenbau, dem Hoch- und Tiefbau sowie bei Bauinstallation und Ausbaugewerbe liegt der Frauenanteil bei nur 17 Prozent. Welchen Beruf jemand wählt, wird immer noch stark von Rollenstereotypen beeinflusst, heißt es vom BPW.
Gründe für ungleiche Bezahlung
Frauentypische Berufe sind zudem häufig unterbewertet und es gibt nicht genügend Transparenz bei der Bezahlung. Das kritisiert auch die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman. Die Lohnlücke ließe sich deutlich reduzieren, wenn Hürden und Diskriminierung für Frauen abgebaut würden, so Fratzscher. “Mögliche Maßnahmen wären die Abschaffung des Ehegattensplittings und von Minijobs, der Aufbau einer leistungsfähigen Betreuungsinfrastruktur für Kinder, die Förderung einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine höhere Wertschätzung systemrelevanter Berufe.”
Wenn es Frauen an die Einkommensspitze schaffen, sieht es hingegen ganz anders aus. Laut der Prüf- und Beratungsgesellschaft EY aus dem November sind Frauen in den Vorständen der börsennotierten Top-Unternehmen zwar immer noch deutlich in der Minderheit, verdienen aber im Schnitt mehr als ihre männlichen Kollegen. Bei einem Durchschnittsjahresgehalt von 2,4 Millionen Euro betrug der Vorsprung der Frauen in den 160 Firmen der Dax-Familie rund 348.000 Euro.