Ukraine aktuell: Verliert Russlands Angriff auf Bachmut an Schwung?
Der russische Angriff auf die ostukrainische Stadt Bachmut könnte demnächst wieder nachlassen. Russland meldet die Abwehr eines Drohnenangriffs auf die Halbinsel Krim. Ein Nachrichtenüberblick.
Seit Monaten wird um die strategisch wichtige Stadt Bachmut in der Ostukraine gekämpft. Trotz erbitterter Kämpfe ist es den Russen bislang nicht gelungen, die stark zerstörte Stadt einzunehmen. Nun meldet der britische Militärgeheimdienst, es bestehe eine realistische Möglichkeit, dass der russische Angriff an Dynamik verliere. Das liege unter anderem daran, dass einige russische Einheiten an andere Frontabschnitte verlegt worden seien.
Trotzdem heißt es: “Die Kämpfe rund um das Stadtzentrum dauern an, und die ukrainische Verteidigung ist weiterhin durch eine Einfassung aus dem Norden und Süden gefährdet.” Mit eigenen Vorstößen hätten ukrainische Truppen aber für Entlastung gesorgt, weshalb der Druck der russischen Angreifer auf eine wichtige Nachschubroute reduziert werden könne. Zuvor hatte der Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen gemeldet, dass seine Streitkräfte erneut Vorstöße russischer Truppen ins Zentrum der Stadt abgewehrt hätten.
Das Wichtigste in Kürze:
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat sich mit der Ukraine auf ein Kreditpaket in Höhe von rund 15,6 Milliarden Dollar (rund 14,5 Milliarden Euro) geeinigt. Die Übereinkunft mit einer Laufzeit von vier Jahren müsse noch vom Direktorium ratifiziert werden, teilte der IWF mit. Der Vereinbarung waren monatelange Verhandlungen vorausgegangen.
Der Vierjahresplan solle “die laufende schrittweise wirtschaftliche Erholung unterstützen und gleichzeitig das langfristige Wachstum im Kontext des Wiederaufbaus nach dem Krieg” fördern, heißt es in einer Erklärung des IWF. Der IWF betonte, neben den humanitären Folgen habe der Einmarsch Russlands in die Ukraine weiterhin verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft. Die Wirtschaftsleistung ging demnach im vergangenen Jahr um 30 Prozent zurück. In den kommenden Quartalen werde eine langsame wirtschaftliche Erholung erwartet. Allerdings bestehe weiterhin das Risiko einer Eskalation des Konfliktes.
In der Nacht auf Mittwoch hat es erneut russische Drohnenangriffe in der Ukraine gegeben. Im Großraum Kiew wurden dadurch nach Angaben ukrainischer Behörden mehrere Menschen
getötet und verletzt. In der Stadt Rschyschtschiw nahe der Hauptstadt seien mindestens drei Menschen getötet worden. Unter den Trümmern des Wohnheims einer Berufsschule würden noch vier Verschüttete vermutet. Etwa 20 Verletzte mussten ins Krankenhaus gebracht werden.
Nach Angaben aus Kiew wurden 16 von insgesamt 21 Drohnen zerstört. Acht davon seien in Kiew abgeschossen worden. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einer neuen “Nacht des russischen Terrors”.
Die russische Marine hat im Gegenzug laut russischen Angaben einen Drohnenangriff auf den Hafen von Sewastopol auf der Halbinsel Krim abgewehrt. Wie der vom Kreml unterstützte Gouverneur der Stadt, Michail Raswoschajew, auf Telegram mitteilte, seien “drei Objekte zerstört” worden. Es habe keine Verletzten gegeben, auch seien keine Schiffe beschädigt worden. Durch die Explosionen seien jedoch Fenster in nahe gelegenen Gebäuden zersprungen. Die Situation sei “unter Kontrolle”.
Als Reaktion auf den Vorfall setzte die von Russland unterstützte Regierung in Sewastopol die Fährverbindungen rund um die Hafenstadt aus. Der Drohnenangriff erfolgte weniger als eine Woche nach dem Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf der von Moskau 2014 annektierten Krim. Russland hatte bereits am Dienstag einen Drohnenangriff auf die Krim gemeldet, der abgewehrt worden sei.
Die USA wollen der Ukraine die versprochenen Abrams-Kampfpanzer im Herbst liefern und damit schneller als erwartet. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, sagte, in Absprache mit Kiew würden die USA der Ukraine Modelle vom Typ M1A1 schicken und nicht wie ursprünglich geplant vom Typ M1A2. Das würde es den USA erlauben, die Auslieferung deutlich zu beschleunigen “und der Ukraine diese wichtige Fähigkeit bis zum Herbst dieses Jahres auszuliefern”.
Die Abrams-Kampfpanzer vom Typ M1A1 hätten “sehr ähnliche Fähigkeiten wie der M1A2”, sagte der Pentagon-Sprecher weiter, ohne auf Unterschiede zwischen den verschiedenen Modellen einzugehen. Eine Auslieferung der M1A2 hätte demnach bis ins nächste Jahr gedauert. Die USA hatten der Ukraine Ende Januar 31 Kampfpanzer vom Typ Abrams zugesagt.
Auch die Auslieferung des Luftabwehrsystems Patriot an die Ukraine soll demnach beschleunigt werden. Das Training ukrainischer Soldaten an dem Abwehrsystem sei “schneller gegangen als erwartet”, sagte Ryder.
Die USA sehen China nicht geeignet, um im Ukraine-Krieg als “unparteiischer” Vermittler zwischen Moskau und Kiew aufzutreten. Das sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus, John Kirby, vor der Presse und nahm damit eine Formulierung aus Moskau auf. Chinas Staatschef Xi Jinping versicherte nach russischen Angaben bei seinem Besuch im Kreml, eine “unparteiische Position” zum Konflikt in der Ukraine zu haben. “Ich glaube nicht, dass man China in irgendeiner Weise als unparteiisch betrachten kann”, betonte Kirby. Peking habe die russische Invasion nicht verurteilt und kaufe weiterhin russisches Öl. Zudem warf er Peking vor, die russische Propaganda weiterzugeben, nach welcher der Krieg in der Ukraine das Ergebnis einer westlichen Aggression sei, was nicht stimme.
Mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping, die am Dienstag bei einem Besuch Xis in Moskau den Eintritt in eine “neue Ära” ihrer “besonderen” Beziehungen lobten, sagte Kirby, die beiden hätten kein wahres Bündnis, sondern seien durch eine “Vernunftehe” miteinander verbunden. China und Russland “wollen die Regeln ändern”, die die internationale Ordnung bestimmen, warnte Kirby. Die USA würden jedoch die Kommunikationskanäle mit China aufrechterhalten und US-Präsident Joe Biden plane immer noch, mit Xi zu sprechen, fügte Kirby hinzu – ohne weitere Details zu nennen.
Xi und Putin unterzeichneten am Dienstag in Moskau ein Abkommen zur strategischen Partnerschaft. Es umfasst den Ausbau der bilateralen Beziehungen vor allem im wirtschaftlichen Bereich. Putin sicherte Xi eine dauerhafte und zuverlässige Versorgung Chinas mit Öl und Gas zu.
Mehr als ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs hat Präsident Wolodymyr Selenskyj an die ersten Erfolge seiner Armee erinnert. Am 21. März 2022 sei der Kampf um das Dorf Moschtschun unweit der Hauptstadt Kiew gewonnen worden, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. “Das war der erste große Schritt unseres Staates in Richtung des Sieges in diesem Krieg.” Auch auf der bereits 2014 von Moskau völkerrechtswidrig annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim werde wieder die ukrainische Flagge wehen, betonte er.
qu/bru/cwo/ww (dpa, rtr, afp)
Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus Kriegsgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Seit Monaten wird um die strategisch wichtige Stadt Bachmut in der Ostukraine gekämpft. Trotz erbitterter Kämpfe ist es den Russen bislang nicht gelungen, die stark zerstörte Stadt einzunehmen. Nun meldet der britische Militärgeheimdienst, es bestehe eine realistische Möglichkeit, dass der russische Angriff an Dynamik verliere. Das liege unter anderem daran, dass einige russische Einheiten an andere Frontabschnitte verlegt worden seien.
Das Wichtigste in Kürze:
Trotzdem heißt es: “Die Kämpfe rund um das Stadtzentrum dauern an, und die ukrainische Verteidigung ist weiterhin durch eine Einfassung aus dem Norden und Süden gefährdet.” Mit eigenen Vorstößen hätten ukrainische Truppen aber für Entlastung gesorgt, weshalb der Druck der russischen Angreifer auf eine wichtige Nachschubroute reduziert werden könne. Zuvor hatte der Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen gemeldet, dass seine Streitkräfte erneut Vorstöße russischer Truppen ins Zentrum der Stadt abgewehrt hätten.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat sich mit der Ukraine auf ein Kreditpaket in Höhe von rund 15,6 Milliarden Dollar (rund 14,5 Milliarden Euro) geeinigt. Die Übereinkunft mit einer Laufzeit von vier Jahren müsse noch vom Direktorium ratifiziert werden, teilte der IWF mit. Der Vereinbarung waren monatelange Verhandlungen vorausgegangen.
Der Vierjahresplan solle “die laufende schrittweise wirtschaftliche Erholung unterstützen und gleichzeitig das langfristige Wachstum im Kontext des Wiederaufbaus nach dem Krieg” fördern, heißt es in einer Erklärung des IWF. Der IWF betonte, neben den humanitären Folgen habe der Einmarsch Russlands in die Ukraine weiterhin verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft. Die Wirtschaftsleistung ging demnach im vergangenen Jahr um 30 Prozent zurück. In den kommenden Quartalen werde eine langsame wirtschaftliche Erholung erwartet. Allerdings bestehe weiterhin das Risiko einer Eskalation des Konfliktes.
In der Nacht auf Mittwoch hat es erneut russische Drohnenangriffe in der Ukraine gegeben. Im Großraum Kiew wurden dadurch nach Angaben ukrainischer Behörden mehrere Menschen
getötet und verletzt. In der Stadt Rschyschtschiw nahe der Hauptstadt seien mindestens drei Menschen getötet worden. Unter den Trümmern des Wohnheims einer Berufsschule würden noch vier Verschüttete vermutet. Etwa 20 Verletzte mussten ins Krankenhaus gebracht werden.
Ukraine soll IWF-Kredit in Milliardenhöhe bekommen
Nach Angaben aus Kiew wurden 16 von insgesamt 21 Drohnen zerstört. Acht davon seien in Kiew abgeschossen worden. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einer neuen “Nacht des russischen Terrors”.
Tote und Verletzte nach russischem Drohnenangriff
Die russische Marine hat im Gegenzug laut russischen Angaben einen Drohnenangriff auf den Hafen von Sewastopol auf der Halbinsel Krim abgewehrt. Wie der vom Kreml unterstützte Gouverneur der Stadt, Michail Raswoschajew, auf Telegram mitteilte, seien “drei Objekte zerstört” worden. Es habe keine Verletzten gegeben, auch seien keine Schiffe beschädigt worden. Durch die Explosionen seien jedoch Fenster in nahe gelegenen Gebäuden zersprungen. Die Situation sei “unter Kontrolle”.
Als Reaktion auf den Vorfall setzte die von Russland unterstützte Regierung in Sewastopol die Fährverbindungen rund um die Hafenstadt aus. Der Drohnenangriff erfolgte weniger als eine Woche nach dem Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf der von Moskau 2014 annektierten Krim. Russland hatte bereits am Dienstag einen Drohnenangriff auf die Krim gemeldet, der abgewehrt worden sei.
Die USA wollen der Ukraine die versprochenen Abrams-Kampfpanzer im Herbst liefern und damit schneller als erwartet. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, sagte, in Absprache mit Kiew würden die USA der Ukraine Modelle vom Typ M1A1 schicken und nicht wie ursprünglich geplant vom Typ M1A2. Das würde es den USA erlauben, die Auslieferung deutlich zu beschleunigen “und der Ukraine diese wichtige Fähigkeit bis zum Herbst dieses Jahres auszuliefern”.
Russland meldet Drohnenangriff auf Halbinsel Krim
Die Abrams-Kampfpanzer vom Typ M1A1 hätten “sehr ähnliche Fähigkeiten wie der M1A2”, sagte der Pentagon-Sprecher weiter, ohne auf Unterschiede zwischen den verschiedenen Modellen einzugehen. Eine Auslieferung der M1A2 hätte demnach bis ins nächste Jahr gedauert. Die USA hatten der Ukraine Ende Januar 31 Kampfpanzer vom Typ Abrams zugesagt.
Auch die Auslieferung des Luftabwehrsystems Patriot an die Ukraine soll demnach beschleunigt werden. Das Training ukrainischer Soldaten an dem Abwehrsystem sei “schneller gegangen als erwartet”, sagte Ryder.
Abrams-Kampfpanzer sollen im Herbst geliefert werden
Die USA sehen China nicht geeignet, um im Ukraine-Krieg als “unparteiischer” Vermittler zwischen Moskau und Kiew aufzutreten. Das sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus, John Kirby, vor der Presse und nahm damit eine Formulierung aus Moskau auf. Chinas Staatschef Xi Jinping versicherte nach russischen Angaben bei seinem Besuch im Kreml, eine “unparteiische Position” zum Konflikt in der Ukraine zu haben. “Ich glaube nicht, dass man China in irgendeiner Weise als unparteiisch betrachten kann”, betonte Kirby. Peking habe die russische Invasion nicht verurteilt und kaufe weiterhin russisches Öl. Zudem warf er Peking vor, die russische Propaganda weiterzugeben, nach welcher der Krieg in der Ukraine das Ergebnis einer westlichen Aggression sei, was nicht stimme.
USA: China im Ukraine-Krieg kein neutraler Vermittler
Mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping, die am Dienstag bei einem Besuch Xis in Moskau den Eintritt in eine “neue Ära” ihrer “besonderen” Beziehungen lobten, sagte Kirby, die beiden hätten kein wahres Bündnis, sondern seien durch eine “Vernunftehe” miteinander verbunden. China und Russland “wollen die Regeln ändern”, die die internationale Ordnung bestimmen, warnte Kirby. Die USA würden jedoch die Kommunikationskanäle mit China aufrechterhalten und US-Präsident Joe Biden plane immer noch, mit Xi zu sprechen, fügte Kirby hinzu – ohne weitere Details zu nennen.
Xi und Putin unterzeichneten am Dienstag in Moskau ein Abkommen zur strategischen Partnerschaft. Es umfasst den Ausbau der bilateralen Beziehungen vor allem im wirtschaftlichen Bereich. Putin sicherte Xi eine dauerhafte und zuverlässige Versorgung Chinas mit Öl und Gas zu.
Mehr als ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs hat Präsident Wolodymyr Selenskyj an die ersten Erfolge seiner Armee erinnert. Am 21. März 2022 sei der Kampf um das Dorf Moschtschun unweit der Hauptstadt Kiew gewonnen worden, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. “Das war der erste große Schritt unseres Staates in Richtung des Sieges in diesem Krieg.” Auch auf der bereits 2014 von Moskau völkerrechtswidrig annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim werde wieder die ukrainische Flagge wehen, betonte er.
qu/bru/cwo/ww (dpa, rtr, afp)
Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus Kriegsgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.