Kenias Präsident William Ruto: “China sollte mehr tun”
Kenias Präsident auf Staatsbesuch in Berlin: Im DW-Interview äußert sich William Ruto über die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf sein Land und die Rolle der internationalen Diplomatie.
DW: Im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine gibt es in vielen Ländern eine Krise bei den Lebenshaltungskosten. Kenia ist ziemlich stark betroffen. Die Menschen sind wütend, es gibt große Proteste. Die kenianische Polizei hat am Montag Tränengas verschossen. Was tun Sie, um die Situation zu beruhigen?
William Ruto: Lassen Sie mich das aus meiner Sicht sagen. Ja, wir haben eine Warenkrise, die Preise sind hoch, bei Dünger, Treibstoff und Getreide. Sie haben mich direkt gefragt, was ich unternehme. Erstens: Wir haben fünf Millionen Landwirte amtlich verzeichnet. Wir stellen ihnen Dünger und Saatgut zur Verfügung, damit sie anbauen können. Zweitens importieren wir Lebensmittel aus der ganzen Welt. Einige Lieferungen sind vergangene Woche eingetroffen, und das hat bereits den Preisanstieg gedämpft. Wir investieren auch langfristig in die Bewässerung. Darum geht es in den Gesprächen, die ich mit deutschen Regierungsvertretern führen werde – nämlich, wie wir zusammenarbeiten können, um unsere Landwirtschaft umstellen zu können, weg von der Abhängigkeit von Regen, hin zu mehr Bewässerung.
DW: Im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine gibt es in vielen Ländern eine Krise bei den Lebenshaltungskosten. Kenia ist ziemlich stark betroffen. Die Menschen sind wütend, es gibt große Proteste. Die kenianische Polizei hat am Montag Tränengas verschossen. Was tun Sie, um die Situation zu beruhigen?
Bei den Unruhen in Nairobi geht es nicht so sehr um die Lebenshaltungskosten. Es geht vielmehr um einige Wahlergebnisse, die offiziell bestätigt sind. Aber selbstverständlich sind die Lebenshaltungskosten ein großes und auch emotionales Thema. Die Opposition versucht, daraus einen Vorteil zu ziehen. Aber ich denke, die Menschen in Kenia sind viel klüger.
Wird es einen Dialog mit der Opposition geben?
Ich bin bereit, mich mit allen Kenianern, einschließlich der Opposition, in den Angelegenheiten auszutauschen, die für die Menschen in Kenia wichtig sind. Was die Opposition derzeit antreibt, ist eine sehr egoistische, engstirnige Agenda. Sie will noch einmal über die Wahl vor einem halben Jahr sprechen. Eine Wahl, die von der internationalen Gemeinschaft beaufsichtigt wurde. Eine Wahl, die von der Afrikanischen Union, der EU und allen Beobachtern als ordnungsgemäß eingestuft wurde. Der Wunsch der Opposition, jetzt nochmals über den Ausgang dieser Wahl zu sprechen, fußt nicht auf der Verfassung.
Warum kommt es jetzt in der Staatengemeinschaft zu diplomatischen Gefechten in Sachen Afrika?
Afrika ist der Kontinent, der 30 Prozent der natürlichen Ressourcen der Welt besitzt. Es ist der Kontinent mit den größten Ressourcen an erneuerbaren Energien. Es ist der Kontinent, auf dem in Kürze ein Viertel der Weltbevölkerung leben wird. Und dabei geht es auch darum, dass 70 Prozent der Bevölkerung Afrikas unter 30 Jahre alt ist. Die jungen Menschen sind kreativ, innovativ und energiegeladen. Und deshalb ist es für alle Staaten notwendig, die Bedeutung Afrikas zu erkennen und sich das zunutze zu machen, was Afrika der Welt bieten kann.
Welche Rolle kann China bei der Beendigung des Krieges in der Ukraine spielen?
Meiner Meinung nach sollte China mehr tun, als es derzeit tut. Denn China ist ein wichtiger Akteur im wirtschaftlichen Bereich. Über die Grenzen Chinas hinaus hat das Land große Beteiligungen in vielen Teilen der Welt – auch in Afrika, wo China viel investiert hat. China hat am Infrastrukturausbau mitgewirkt und sein Kapital eingesetzt. Und ich glaube nicht, dass dieser Krieg den Chinesen in irgendeiner Weise dabei hilft, ihre weltweiten Investitionen zurückzubekommen.
Das Interview führte Richard Walker.
Adaptiert aus dem Englischen von Arnd Riekmann.
DW: Im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine gibt es in vielen Ländern eine Krise bei den Lebenshaltungskosten. Kenia ist ziemlich stark betroffen. Die Menschen sind wütend, es gibt große Proteste. Die kenianische Polizei hat am Montag Tränengas verschossen. Was tun Sie, um die Situation zu beruhigen?
William Ruto: Lassen Sie mich das aus meiner Sicht sagen. Ja, wir haben eine Warenkrise, die Preise sind hoch, bei Dünger, Treibstoff und Getreide. Sie haben mich direkt gefragt, was ich unternehme. Erstens: Wir haben fünf Millionen Landwirte amtlich verzeichnet. Wir stellen ihnen Dünger und Saatgut zur Verfügung, damit sie anbauen können. Zweitens importieren wir Lebensmittel aus der ganzen Welt. Einige Lieferungen sind vergangene Woche eingetroffen, und das hat bereits den Preisanstieg gedämpft. Wir investieren auch langfristig in die Bewässerung. Darum geht es in den Gesprächen, die ich mit deutschen Regierungsvertretern führen werde – nämlich, wie wir zusammenarbeiten können, um unsere Landwirtschaft umstellen zu können, weg von der Abhängigkeit von Regen, hin zu mehr Bewässerung.
Bei den Unruhen in Nairobi geht es nicht so sehr um die Lebenshaltungskosten. Es geht vielmehr um einige Wahlergebnisse, die offiziell bestätigt sind. Aber selbstverständlich sind die Lebenshaltungskosten ein großes und auch emotionales Thema. Die Opposition versucht, daraus einen Vorteil zu ziehen. Aber ich denke, die Menschen in Kenia sind viel klüger.
Wird es einen Dialog mit der Opposition geben?
Ich bin bereit, mich mit allen Kenianern, einschließlich der Opposition, in den Angelegenheiten auszutauschen, die für die Menschen in Kenia wichtig sind. Was die Opposition derzeit antreibt, ist eine sehr egoistische, engstirnige Agenda. Sie will noch einmal über die Wahl vor einem halben Jahr sprechen. Eine Wahl, die von der internationalen Gemeinschaft beaufsichtigt wurde. Eine Wahl, die von der Afrikanischen Union, der EU und allen Beobachtern als ordnungsgemäß eingestuft wurde. Der Wunsch der Opposition, jetzt nochmals über den Ausgang dieser Wahl zu sprechen, fußt nicht auf der Verfassung.
Warum kommt es jetzt in der Staatengemeinschaft zu diplomatischen Gefechten in Sachen Afrika?
Afrika ist der Kontinent, der 30 Prozent der natürlichen Ressourcen der Welt besitzt. Es ist der Kontinent mit den größten Ressourcen an erneuerbaren Energien. Es ist der Kontinent, auf dem in Kürze ein Viertel der Weltbevölkerung leben wird. Und dabei geht es auch darum, dass 70 Prozent der Bevölkerung Afrikas unter 30 Jahre alt ist. Die jungen Menschen sind kreativ, innovativ und energiegeladen. Und deshalb ist es für alle Staaten notwendig, die Bedeutung Afrikas zu erkennen und sich das zunutze zu machen, was Afrika der Welt bieten kann.
Welche Rolle kann China bei der Beendigung des Krieges in der Ukraine spielen?
Meiner Meinung nach sollte China mehr tun, als es derzeit tut. Denn China ist ein wichtiger Akteur im wirtschaftlichen Bereich. Über die Grenzen Chinas hinaus hat das Land große Beteiligungen in vielen Teilen der Welt – auch in Afrika, wo China viel investiert hat. China hat am Infrastrukturausbau mitgewirkt und sein Kapital eingesetzt. Und ich glaube nicht, dass dieser Krieg den Chinesen in irgendeiner Weise dabei hilft, ihre weltweiten Investitionen zurückzubekommen.
Das Interview führte Richard Walker.
Adaptiert aus dem Englischen von Arnd Riekmann.