Ukraine aktuell: Wie gefährlich ist das Datenleck?
Washington ist “besorgt”, Kiew spielt das Risiko durch veröffentlichte Geheiminformationen herunter. Dort ist man aber verärgert über das Ausspionieren von Präsident Selenskyj. Der Überblick.
Die Führung in Kiew reagierte nach einem Bericht des US-Fernsehsenders CNN verärgert darüber, dass im Internet vertrauliche Informationen zum Kriegsgeschehen auftauchten. Die Tatsache an sich sei keine Überraschung, aber ukrainische Beamte seien zutiefst frustriert über das Datenleck, schrieb CNN unter Berufung auf eine Präsident Wolodymyr Selenskyj nahe stehende Person. Die Ukraine habe bereits einige ihrer militärischen Pläne geändert, berichtete der Sender unter Berufung auf das Umfeld Selenskyjs.
Einer der engsten Sicherheitsberater des Präsidenten, Oleksii Danilow, äußerte dagegen Zweifel an dieser Darstellung. Im Exklusivinterview mit der ARD sagte der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidungsrats der Ukraine: “Ich weiß nicht, mit wem CNN gesprochen hat. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass die Anzahl der Personen, die unsere Pläne auf unserem Staatsgebiet kennt, äußerst begrenzt ist. Und ich denke nicht, dass der Informant, der mit CNN in Kontakt stand, etwas damit zu tun hat.”
Die Führung in Kiew reagierte nach einem Bericht des US-Fernsehsenders CNN verärgert darüber, dass im Internet vertrauliche Informationen zum Kriegsgeschehen auftauchten. Die Tatsache an sich sei keine Überraschung, aber ukrainische Beamte seien zutiefst frustriert über das Datenleck, schrieb CNN unter Berufung auf eine Präsident Wolodymyr Selenskyj nahe stehende Person. Die Ukraine habe bereits einige ihrer militärischen Pläne geändert, berichtete der Sender unter Berufung auf das Umfeld Selenskyjs.
Von der Veröffentlichung zahlreicher Geheimdokumente zeigt sich Danilow betont unbeeindruckt. Ein Teil der Informationen, die dort zu finden seien, seien gar nicht geheim gewesen.
Selenskyj begrüßt Gefangenenaustausch
Ähnlich äußerte sich Präsidentenberater Mychajlo Podoljak. Beratungen des Staatschefs mit dem Militär liefen anders ab als in veröffentlichten Geheimdienstdokumenten dargestellt, sagte er im ukrainischen Fernsehen. Die Beziehungen der Ukraine zu ihren westlichen Partnern seien durch die Veröffentlichungen nicht gefährdet. “Das sind normale Analysen”, sagte er. Auch Pläne zu einer ukrainischen Gegenoffensive würden nicht torpediert, weil daran noch gearbeitet werde.
Unklar ist aber weiter, wer die Unterlagen unter anderem der US-Geheimdienste und des Militärs veröffentlicht hat und ob sie tatsächlich alle echt sind. Analysten hatten teils Manipulationen an den fotografierten Unterlagen nachgewiesen – im Sinne Russlands.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Austausch von mehr als 200 Kriegsgefangenen zwischen Moskau und Kiew begrüßt. “Das sind 100 Familien, denen vor Ostern echte Freude geschenkt wurde”, sagte Selenskyj am Montag in seiner abendlichen Videoansprache über die ukrainischen Heimkehrer.
Die orthodoxen Kirchen feiern das Osterfest erst am kommenden Sonntag. Selenskyj zufolge wurden auch 20 Soldatinnen freigelassen. Russland hatte demnach 106 Gefangene zurückbekommen.
Die ukrainischen Streitkräfte haben nach Angaben des Generalstabs in Kiew seit Ostersonntag rund 60 russische Angriffe abgewehrt und auch sechs Drohnen abgeschossen. Am aktivsten sei der Gegner im Raum Donezk im Osten, hieß es. Betroffen von massivem Artilleriebeschuss war zudem etwa die Stadt Cherson im Süden. Der Schwerpunkt der Kämpfe liegt den Angaben zufolge weiter in der Stadt und im Raum Bachmut im Gebiet Donezk.
Der Kommandeur der ukrainischen Streitkräfte im Osten, General Olexander Syrskyj, warf Russland vor, dort – wie zuvor in Syrien – zu einer “Taktik der verbrannten Erde” übergegangen zu sein. “Es werden mit Luftschlägen und Artilleriefeuer Gebäude und Stellungen zerstört. Die Lage ist schwierig, aber unter Kontrolle”, sagte Syrskyj am Montag.
Die ukrainische Führung hatte stets betont, die strategisch wichtige Stadt Bachmut nicht aufzugeben, um einen weiteren Durchbruch der russischen Truppen ins Landesinnere zu verhindern. Russland verfolgt in dem Krieg unter anderem das Ziel, die gesamte Region Donezk einzunehmen.
Im Fall des in Russland unter Spionageverdacht inhaftierten US-Reporters Evan Gershkovich erhöht Washington den Druck auf Moskau. Das US-Außenministerium erklärte den Journalisten am Montag offiziell als “zu Unrecht festgenommen” und forderte erneut seine sofortige Freilassung. “Journalismus ist kein Verbrechen”, betonte ein Ministeriumssprecher.
Außenminister Antony Blinken “hat die Entscheidung getroffen, dass Gershkovich von Russland zu Unrecht festgenommen wurde”, erklärte der Sprecher. Diese ungewöhnlich schnell getroffene Entscheidung bedeutet, dass sich nun der US-Sondergesandte für Geiseln um den Fall kümmert und mehr Ressourcen zur Verfügung stehen. Zudem zeigt sie, wie ernst die USA die Angelegenheit nehmen – und erhöht damit den Druck auf Moskau.
Der in Russland wegen Spionage für Washington inhaftierte Gershkovich war am Freitag offiziell angeklagt worden. Gershkovich habe die Vorwürfe des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB “kategorisch” zurückgewiesen und betont, er sei lediglich als Journalist in Russland, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass. Der Fall des 31-Jährigen sei als “streng geheim” eingestuft worden; ihm drohen demnach 20 Jahre Haft. Washington wirft Moskau seit längerem vor, willkürlich US-Bürger festzunehmen, um sie gegen inhaftierte Russen auszutauschen.
Der angeklagte russische Oppositionelle Wladimir Kara-Mursa bereut nach eigenem Bekunden keine seiner Äußerungen – obwohl ihm wegen Kommentaren gegen die Ukraine-Offensive nun 25 Jahre Haft drohen. “Ich unterschreibe jedes Wort, das ich gesagt habe und wegen dessen ich heute angeklagt bin”, zitierte ein Journalist am Montag Kara-Mursas letzte Worte vor Gericht im Onlinedienst Telegram. “Nicht nur bereue ich nichts – ich bin stolz darauf”, führte er demnach fort.
Dem 41-Jährigen werden mehrere Vorwürfe gemacht, darunter Hochverrat und die Verbreitung von Falschinformationen über die russische Armee. In der vergangenen Woche hatte die Staatsanwaltschaft bei einer Anhörung hinter verschlossenen Türen 25 Jahre Haft für Kara-Mursa beantragt. Das Urteil gegen Kara-Mursa wird für nächsten Montag erwartet.
In der Ukraine ist ein Kriegsdienstverweigerer zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der 40-Jährige sei Einberufungsbescheiden wiederholt nicht nachgekommen, teilte die Staatsanwaltschaft des Kreises Tkatschiw im Westen des Landes am Montag mit.
Der Mann aus einem Dorf nahe der Grenze zu Rumänien habe erklärt, keine Waffe in die Hand nehmen zu können, um andere Menschen zu töten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Die Verfassung der Ukraine gestattet Wehrdienstverweigerung nur aus religiösen Gründen. Der Verurteilte gehört nach Angaben der Staatsanwaltschaft aber keiner Religionsgemeinschaft an, die Gewalt strikt ablehnt. Manche Ukrainer versuchen, sich vom Wehrdienst freizukaufen oder mit gefälschten Unterlagen ins Ausland zu fliehen. Für ukrainische Männer zwischen 18 und 60 Jahren wurde unmittelbar nach dem russischen Einmarsch im Februar vergangenen Jahres ein grundsätzliches Ausreiseverbot verhängt.
mak/fw (dpa, rtr, afp)
Die Führung in Kiew reagierte nach einem Bericht des US-Fernsehsenders CNN verärgert darüber, dass im Internet vertrauliche Informationen zum Kriegsgeschehen auftauchten. Die Tatsache an sich sei keine Überraschung, aber ukrainische Beamte seien zutiefst frustriert über das Datenleck, schrieb CNN unter Berufung auf eine Präsident Wolodymyr Selenskyj nahe stehende Person. Die Ukraine habe bereits einige ihrer militärischen Pläne geändert, berichtete der Sender unter Berufung auf das Umfeld Selenskyjs.
Einer der engsten Sicherheitsberater des Präsidenten, Oleksii Danilow, äußerte dagegen Zweifel an dieser Darstellung. Im Exklusivinterview mit der ARD sagte der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidungsrats der Ukraine: “Ich weiß nicht, mit wem CNN gesprochen hat. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass die Anzahl der Personen, die unsere Pläne auf unserem Staatsgebiet kennt, äußerst begrenzt ist. Und ich denke nicht, dass der Informant, der mit CNN in Kontakt stand, etwas damit zu tun hat.”
Selenskyj begrüßt Gefangenenaustausch
Von der Veröffentlichung zahlreicher Geheimdokumente zeigt sich Danilow betont unbeeindruckt. Ein Teil der Informationen, die dort zu finden seien, seien gar nicht geheim gewesen.
Ähnlich äußerte sich Präsidentenberater Mychajlo Podoljak. Beratungen des Staatschefs mit dem Militär liefen anders ab als in veröffentlichten Geheimdienstdokumenten dargestellt, sagte er im ukrainischen Fernsehen. Die Beziehungen der Ukraine zu ihren westlichen Partnern seien durch die Veröffentlichungen nicht gefährdet. “Das sind normale Analysen”, sagte er. Auch Pläne zu einer ukrainischen Gegenoffensive würden nicht torpediert, weil daran noch gearbeitet werde.
Unklar ist aber weiter, wer die Unterlagen unter anderem der US-Geheimdienste und des Militärs veröffentlicht hat und ob sie tatsächlich alle echt sind. Analysten hatten teils Manipulationen an den fotografierten Unterlagen nachgewiesen – im Sinne Russlands.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Austausch von mehr als 200 Kriegsgefangenen zwischen Moskau und Kiew begrüßt. “Das sind 100 Familien, denen vor Ostern echte Freude geschenkt wurde”, sagte Selenskyj am Montag in seiner abendlichen Videoansprache über die ukrainischen Heimkehrer.
Lage in Bachmut “unter Kontrolle”
Die orthodoxen Kirchen feiern das Osterfest erst am kommenden Sonntag. Selenskyj zufolge wurden auch 20 Soldatinnen freigelassen. Russland hatte demnach 106 Gefangene zurückbekommen.
Fall Gershkovich: USA erhöhen Druck auf Moskau
Die ukrainischen Streitkräfte haben nach Angaben des Generalstabs in Kiew seit Ostersonntag rund 60 russische Angriffe abgewehrt und auch sechs Drohnen abgeschossen. Am aktivsten sei der Gegner im Raum Donezk im Osten, hieß es. Betroffen von massivem Artilleriebeschuss war zudem etwa die Stadt Cherson im Süden. Der Schwerpunkt der Kämpfe liegt den Angaben zufolge weiter in der Stadt und im Raum Bachmut im Gebiet Donezk.
Der Kommandeur der ukrainischen Streitkräfte im Osten, General Olexander Syrskyj, warf Russland vor, dort – wie zuvor in Syrien – zu einer “Taktik der verbrannten Erde” übergegangen zu sein. “Es werden mit Luftschlägen und Artilleriefeuer Gebäude und Stellungen zerstört. Die Lage ist schwierig, aber unter Kontrolle”, sagte Syrskyj am Montag.
Die ukrainische Führung hatte stets betont, die strategisch wichtige Stadt Bachmut nicht aufzugeben, um einen weiteren Durchbruch der russischen Truppen ins Landesinnere zu verhindern. Russland verfolgt in dem Krieg unter anderem das Ziel, die gesamte Region Donezk einzunehmen.
Kreml-Kritiker Kara-Mursa: “Ich bereue nichts”
Im Fall des in Russland unter Spionageverdacht inhaftierten US-Reporters Evan Gershkovich erhöht Washington den Druck auf Moskau. Das US-Außenministerium erklärte den Journalisten am Montag offiziell als “zu Unrecht festgenommen” und forderte erneut seine sofortige Freilassung. “Journalismus ist kein Verbrechen”, betonte ein Ministeriumssprecher.
Außenminister Antony Blinken “hat die Entscheidung getroffen, dass Gershkovich von Russland zu Unrecht festgenommen wurde”, erklärte der Sprecher. Diese ungewöhnlich schnell getroffene Entscheidung bedeutet, dass sich nun der US-Sondergesandte für Geiseln um den Fall kümmert und mehr Ressourcen zur Verfügung stehen. Zudem zeigt sie, wie ernst die USA die Angelegenheit nehmen – und erhöht damit den Druck auf Moskau.
Haft für Kriegsdienstverweigerer
Der in Russland wegen Spionage für Washington inhaftierte Gershkovich war am Freitag offiziell angeklagt worden. Gershkovich habe die Vorwürfe des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB “kategorisch” zurückgewiesen und betont, er sei lediglich als Journalist in Russland, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass. Der Fall des 31-Jährigen sei als “streng geheim” eingestuft worden; ihm drohen demnach 20 Jahre Haft. Washington wirft Moskau seit längerem vor, willkürlich US-Bürger festzunehmen, um sie gegen inhaftierte Russen auszutauschen.
Der angeklagte russische Oppositionelle Wladimir Kara-Mursa bereut nach eigenem Bekunden keine seiner Äußerungen – obwohl ihm wegen Kommentaren gegen die Ukraine-Offensive nun 25 Jahre Haft drohen. “Ich unterschreibe jedes Wort, das ich gesagt habe und wegen dessen ich heute angeklagt bin”, zitierte ein Journalist am Montag Kara-Mursas letzte Worte vor Gericht im Onlinedienst Telegram. “Nicht nur bereue ich nichts – ich bin stolz darauf”, führte er demnach fort.
Dem 41-Jährigen werden mehrere Vorwürfe gemacht, darunter Hochverrat und die Verbreitung von Falschinformationen über die russische Armee. In der vergangenen Woche hatte die Staatsanwaltschaft bei einer Anhörung hinter verschlossenen Türen 25 Jahre Haft für Kara-Mursa beantragt. Das Urteil gegen Kara-Mursa wird für nächsten Montag erwartet.
In der Ukraine ist ein Kriegsdienstverweigerer zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der 40-Jährige sei Einberufungsbescheiden wiederholt nicht nachgekommen, teilte die Staatsanwaltschaft des Kreises Tkatschiw im Westen des Landes am Montag mit.
Der Mann aus einem Dorf nahe der Grenze zu Rumänien habe erklärt, keine Waffe in die Hand nehmen zu können, um andere Menschen zu töten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Die Verfassung der Ukraine gestattet Wehrdienstverweigerung nur aus religiösen Gründen. Der Verurteilte gehört nach Angaben der Staatsanwaltschaft aber keiner Religionsgemeinschaft an, die Gewalt strikt ablehnt. Manche Ukrainer versuchen, sich vom Wehrdienst freizukaufen oder mit gefälschten Unterlagen ins Ausland zu fliehen. Für ukrainische Männer zwischen 18 und 60 Jahren wurde unmittelbar nach dem russischen Einmarsch im Februar vergangenen Jahres ein grundsätzliches Ausreiseverbot verhängt.
mak/fw (dpa, rtr, afp)