Kultur

Notre-Dame: Restaurierung auf Hochtouren

Zum vierten Mal jährt sich der Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame. Frisch renoviert soll sie im Dezember 2024 wieder erstrahlen – “schöner als je zuvor”.

Das hatte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron noch in der Brandnacht vom 15. auf den 16. April 2019 versprochen, wohl um die geschockte Nation zu beruhigen. Er erklärte Renovierung und Wiederaufbau binnen fünf Jahren zum nationalen Projekt. Seither laufen die Arbeiten an der gotischen Bischofskirche auf Hochtouren – und liegen zeitlich offenbar im Plan.

Der von Macron beauftragte Leiter der Baustelle, Ex-General Jean-Louis Georgelin, sieht jedenfalls große Baufortschritte: “Dank strenger Planung sind wir zuversichtlich und entschlossen, die Pariser Kathedrale im Dezember 2024 wieder für Gottesdienste und die Öffentlichkeit zugänglich zu machen”, so Georgelin im Interview der Zeitungsgruppe “Ouest-France”.

Das hatte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron noch in der Brandnacht vom 15. auf den 16. April 2019 versprochen, wohl um die geschockte Nation zu beruhigen. Er erklärte Renovierung und Wiederaufbau binnen fünf Jahren zum nationalen Projekt. Seither laufen die Arbeiten an der gotischen Bischofskirche auf Hochtouren – und liegen zeitlich offenbar im Plan.

Untersuchungen der Bausubstanz hätten ergeben, dass die Mauern der Kathedrale trotz des Großbrandes stabil geblieben sind, ebenso die meisten Gewölbe. So würden die nördlichen und südlichen Querschiffe sowie die ersten Joche des Langhauses nun von ihren Gerüsten befreit. Die Buntglasfenster und die große Orgel, die vom Brand verschont blieben, seien inzwischen gründlich gereinigt. Nach der Sicherungsphase beginne nun die Restaurierung im Inneren. Allerdings gelte es, “wachsam und fokussiert” zu bleiben, sagte der Ex-General.

Kurzschluss oder Zigarette?

Genau vier Jahre liegt die Brandkatastrophe jetzt zurück. Das historische Bauwerk wurde dabei teilweise zerstört. Die Pariser Feuerwehr kämpfte vier Stunden, bis sie den Brand auf den hölzernen Dachstuhl eingrenzen konnte. Die Westfassade mit den Haupttürmen, die Wände des Mittelschiffs, das Strebewerk sowie große Teile des Deckengewölbes, auch die Seitenschiffe und Chorumgänge blieben stabil. Hitze, Rauch, Ruß und Löschwasser setzten der Kirchenausstattung zwar zu, doch auch hier blieben größere Schäden aus. Ob ein Kurzschluss den Brand auslöste oder die Zigarette eines Bauarbeiters, ist bis heute offen.

Das Ausmaß der Zerstörung war nicht so groß wie zunächst befürchtet. “Gott sei Dank sind nicht alle Gewölbe eingestürzt,” bilanzierte seinerzeit im DW-Interview die deutsche Kathedralen-Expertin Barbara Schock-Werner, lediglich drei kamen herunter. Im Chor klaffte ein Loch. Die gotische Madonna blieb indessen unversehrt, obwohl neben ihr der Vierungsturm herunterbrach. “Das ist das Wunder von Notre Dame”, so Schock-Werner. 

Bilder der brennenden Kathedrale gingen um die Welt. Sie lösten weltweite Bestürzung aus – und eine Welle der Hilfsbereitschaft. Präsident Macron versprach die Wiederherstellung binnen fünf Jahren. Allein französische Spender sagten 850 Millionen Euro zu. Doch Geld und Expertise kamen auch aus Deutschland. Kölns ehemalige Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner übernahm die Koordination der deutschen Hilfen.

Noch bis vor wenigen Tagen restaurierte die Kölner Dombauhütte vier Kirchenfenster, die Flammen und Hitze schwer beschädigt hatten. Die vier Obergadenfenster mit abstrakten Formen sind ein Werk des französischen Glasmalers Jacques Le Chevalier (1896-1987), gefertigt in den 1960er Jahren. In der Glaswerkstatt der Kölner Dombauhütte wurden sie zunächst in einer – eigens eingerichteten – Dekontaminationskammer von giftigem Bleistaub befreit. Danach reinigten die Restauratorinnen die Fensterscheiben, klebten Sprünge im Glas, löteten Brüche im Bleinetz, erneuerten die Randbleie und verkitteten die Außenseiten der Fensterpaneele neu. Die wiederhergestellten “Kölner” Fenster haben bereits die Rückreise nach Paris angetreten, wo sie in diesen Tagen wieder eingebaut und schließlich Ende Juli offiziell übergeben werden.

So dramatisch der Brand – so sensationell war diese Entdeckung französischer Forscher an der Brandstelle: Eisenklammern halten die Steine des Bauwerks zusammen. Datierungen und metallurgische Analysen enthüllten, dass diese Eisenarmierungen schon aus der ersten Bauphase der Kirche im 12. Jahrhundert stammen. Damit dürfte Notre-Dame der weltweit älteste Kirchenbau mit einer solchen Eisenverstärkung sein. Aber wichtiger noch: Gelüftet ist auch das Rätsel, warum das Kirchenschiff überhaupt diese Höhe erreichen konnte.

Als ihr Bau im Jahr 1163 begann, war Notre-Dame mit ihrem mehr als 32 Meter hohen Kirchenschiff bald das höchste Gebäude der damaligen Zeit – dank der Kombination architektonischer Finessen: Der fünfschiffige Grundriss, das Kreuzrippengewölbe mit dünnen Verstrebungen und die offenen, ebenfalls relativ dünnen Strebebögen an der Außenseite des Hochschiffs, die die Last des Bauwerks von den Wänden ableiten, machten die enorme Höhe möglich. Spätere Kathedralen erhielten zusätzlich zu Stein und Holzkonstruktionen auch Eisenarmierungen. So gewannen sie Stabilität.

Wer die Notre-Dame vor dem Brand 2019 besuchte, erkennt sie nach der Restaurierung womöglich kaum wieder. “Durch die gesäuberten Fenster wird viel mehr Licht hineinkommen”, prophezeit Lisa Bergugnat, Kuratorin einer Ausstellung über die Kathedrale im Pariser Architekturmuseum. Auch die Mauern wurden inzwischen vom Ruß und vom Dreck der Jahrhunderte befreit. “Der Brand war letztlich auch eine Gelegenheit, die Kathedrale komplett zu restaurieren”, so Bergugnat zur Nachrichtenagentur afp.

Das sei bisher nicht möglich gewesen, weil die Kirche mit etwa zwölf Millionen Besucherinnen und Besuchern im Jahr nie lange genug geschlossen werden konnte. Im übrigen hätte der französische Staat, dem alle vor 1905 gebauten Kirchengebäude gehören, eine derart aufwändige Restaurierung nie allein finanzieren können.

Die Schau im Pariser Architekturmuseum zeigt neben einigen Kunstwerken auch verkohlte Holzstücke, Steine und Metallobjekte aus der Kathedrale. Es sei eine “unendliche Puzzle-Arbeit” gewesen, herauszufinden, wo die noch erhaltenen Teile verbaut waren, sagt die Kuratorin. Ein Großteil der herabgestürzten Steine musste ersetzt werden. Den gleichen Typ Sandstein habe man in Steinbrüchen rund um Paris ausfindig gemacht.

Für den Wiederaufbau des mittelalterlichen Dachstuhls mussten 2000 Eichen gefällt werden. Um die Stämme zu Balken zu bearbeiten, erhielten die Handwerker spezielle Äxte, auf deren Blatt die Fassade der Kathedrale eingraviert ist. Auch sie sind im Pariser Architekturmuseum zu bewundern.

Die Prachtstücke der Schau aber sind die Statuen der zwölf Apostel und vier Evangelisten, die der Architekt Eugène Viollet-le-Duc im 19. Jahrhundert um den von ihm entworfenen Dachreiter gruppierte. Sie überstanden den Brand unbeschadet, weil man sie – Glück im Unglück – kurz zuvor zwecks Restaurierung vom Dach abmontiert hatte.

Sogar eine Architekturdebatte hat der Wiederaufbau von Notre-Dame ausgelöst. Zankapfel war der abgebrannte Spitzturm, der die Kreuzung von Quer- und Langschiff markiert. Doch die Befürworter einer modernen Version – etwa in Stahl und Glas und von innen beleuchtet – konnten sich nicht durchsetzen. Ihr Argument, der prägende Turm sei ja auch erst im 19. Jahrhunderts entworfen worden, verhallte.

Freunde der Notre-Dame können derzeit im Institut Français in Berlin auf eine interaktive Entdeckungsreise durch die 850-jährige Geschichte der Kathedrale gehen. Sie führt von der Errichtung im 12. Jahrhundert bis zur Restaurierung nach dem verheerenden Brand von 2019. Ein Ritt durch die Jahrhunderte an die Wiege “Unserer lieben Frau von Paris”.

Ein Mann blickt auf die brennende Kathedrale Notre-Dame de Paris.
Barbara Schock-Werner, ehemalige Kölner Dombaumeisterin im Portrait.

Wie steht es um Notre-Dame?

Das hatte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron noch in der Brandnacht vom 15. auf den 16. April 2019 versprochen, wohl um die geschockte Nation zu beruhigen. Er erklärte Renovierung und Wiederaufbau binnen fünf Jahren zum nationalen Projekt. Seither laufen die Arbeiten an der gotischen Bischofskirche auf Hochtouren – und liegen zeitlich offenbar im Plan.

Der von Macron beauftragte Leiter der Baustelle, Ex-General Jean-Louis Georgelin, sieht jedenfalls große Baufortschritte: “Dank strenger Planung sind wir zuversichtlich und entschlossen, die Pariser Kathedrale im Dezember 2024 wieder für Gottesdienste und die Öffentlichkeit zugänglich zu machen”, so Georgelin im Interview der Zeitungsgruppe “Ouest-France”.

Kurzschluss oder Zigarette?

Untersuchungen der Bausubstanz hätten ergeben, dass die Mauern der Kathedrale trotz des Großbrandes stabil geblieben sind, ebenso die meisten Gewölbe. So würden die nördlichen und südlichen Querschiffe sowie die ersten Joche des Langhauses nun von ihren Gerüsten befreit. Die Buntglasfenster und die große Orgel, die vom Brand verschont blieben, seien inzwischen gründlich gereinigt. Nach der Sicherungsphase beginne nun die Restaurierung im Inneren. Allerdings gelte es, “wachsam und fokussiert” zu bleiben, sagte der Ex-General.

Genau vier Jahre liegt die Brandkatastrophe jetzt zurück. Das historische Bauwerk wurde dabei teilweise zerstört. Die Pariser Feuerwehr kämpfte vier Stunden, bis sie den Brand auf den hölzernen Dachstuhl eingrenzen konnte. Die Westfassade mit den Haupttürmen, die Wände des Mittelschiffs, das Strebewerk sowie große Teile des Deckengewölbes, auch die Seitenschiffe und Chorumgänge blieben stabil. Hitze, Rauch, Ruß und Löschwasser setzten der Kirchenausstattung zwar zu, doch auch hier blieben größere Schäden aus. Ob ein Kurzschluss den Brand auslöste oder die Zigarette eines Bauarbeiters, ist bis heute offen.

Das Ausmaß der Zerstörung war nicht so groß wie zunächst befürchtet. “Gott sei Dank sind nicht alle Gewölbe eingestürzt,” bilanzierte seinerzeit im DW-Interview die deutsche Kathedralen-Expertin Barbara Schock-Werner, lediglich drei kamen herunter. Im Chor klaffte ein Loch. Die gotische Madonna blieb indessen unversehrt, obwohl neben ihr der Vierungsturm herunterbrach. “Das ist das Wunder von Notre Dame”, so Schock-Werner. 

Bilder der brennenden Kathedrale gingen um die Welt. Sie lösten weltweite Bestürzung aus – und eine Welle der Hilfsbereitschaft. Präsident Macron versprach die Wiederherstellung binnen fünf Jahren. Allein französische Spender sagten 850 Millionen Euro zu. Doch Geld und Expertise kamen auch aus Deutschland. Kölns ehemalige Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner übernahm die Koordination der deutschen Hilfen.

Fenster-Restaurierung in Köln

Noch bis vor wenigen Tagen restaurierte die Kölner Dombauhütte vier Kirchenfenster, die Flammen und Hitze schwer beschädigt hatten. Die vier Obergadenfenster mit abstrakten Formen sind ein Werk des französischen Glasmalers Jacques Le Chevalier (1896-1987), gefertigt in den 1960er Jahren. In der Glaswerkstatt der Kölner Dombauhütte wurden sie zunächst in einer – eigens eingerichteten – Dekontaminationskammer von giftigem Bleistaub befreit. Danach reinigten die Restauratorinnen die Fensterscheiben, klebten Sprünge im Glas, löteten Brüche im Bleinetz, erneuerten die Randbleie und verkitteten die Außenseiten der Fensterpaneele neu. Die wiederhergestellten “Kölner” Fenster haben bereits die Rückreise nach Paris angetreten, wo sie in diesen Tagen wieder eingebaut und schließlich Ende Juli offiziell übergeben werden.

Sensationsfund nach dem Brand

So dramatisch der Brand – so sensationell war diese Entdeckung französischer Forscher an der Brandstelle: Eisenklammern halten die Steine des Bauwerks zusammen. Datierungen und metallurgische Analysen enthüllten, dass diese Eisenarmierungen schon aus der ersten Bauphase der Kirche im 12. Jahrhundert stammen. Damit dürfte Notre-Dame der weltweit älteste Kirchenbau mit einer solchen Eisenverstärkung sein. Aber wichtiger noch: Gelüftet ist auch das Rätsel, warum das Kirchenschiff überhaupt diese Höhe erreichen konnte.

Als ihr Bau im Jahr 1163 begann, war Notre-Dame mit ihrem mehr als 32 Meter hohen Kirchenschiff bald das höchste Gebäude der damaligen Zeit – dank der Kombination architektonischer Finessen: Der fünfschiffige Grundriss, das Kreuzrippengewölbe mit dünnen Verstrebungen und die offenen, ebenfalls relativ dünnen Strebebögen an der Außenseite des Hochschiffs, die die Last des Bauwerks von den Wänden ableiten, machten die enorme Höhe möglich. Spätere Kathedralen erhielten zusätzlich zu Stein und Holzkonstruktionen auch Eisenarmierungen. So gewannen sie Stabilität.

Wer die Notre-Dame vor dem Brand 2019 besuchte, erkennt sie nach der Restaurierung womöglich kaum wieder. “Durch die gesäuberten Fenster wird viel mehr Licht hineinkommen”, prophezeit Lisa Bergugnat, Kuratorin einer Ausstellung über die Kathedrale im Pariser Architekturmuseum. Auch die Mauern wurden inzwischen vom Ruß und vom Dreck der Jahrhunderte befreit. “Der Brand war letztlich auch eine Gelegenheit, die Kathedrale komplett zu restaurieren”, so Bergugnat zur Nachrichtenagentur afp.

Wiederaufbau im alten Stil

Das sei bisher nicht möglich gewesen, weil die Kirche mit etwa zwölf Millionen Besucherinnen und Besuchern im Jahr nie lange genug geschlossen werden konnte. Im übrigen hätte der französische Staat, dem alle vor 1905 gebauten Kirchengebäude gehören, eine derart aufwändige Restaurierung nie allein finanzieren können.

Die Schau im Pariser Architekturmuseum zeigt neben einigen Kunstwerken auch verkohlte Holzstücke, Steine und Metallobjekte aus der Kathedrale. Es sei eine “unendliche Puzzle-Arbeit” gewesen, herauszufinden, wo die noch erhaltenen Teile verbaut waren, sagt die Kuratorin. Ein Großteil der herabgestürzten Steine musste ersetzt werden. Den gleichen Typ Sandstein habe man in Steinbrüchen rund um Paris ausfindig gemacht.

Für den Wiederaufbau des mittelalterlichen Dachstuhls mussten 2000 Eichen gefällt werden. Um die Stämme zu Balken zu bearbeiten, erhielten die Handwerker spezielle Äxte, auf deren Blatt die Fassade der Kathedrale eingraviert ist. Auch sie sind im Pariser Architekturmuseum zu bewundern.

Die Prachtstücke der Schau aber sind die Statuen der zwölf Apostel und vier Evangelisten, die der Architekt Eugène Viollet-le-Duc im 19. Jahrhundert um den von ihm entworfenen Dachreiter gruppierte. Sie überstanden den Brand unbeschadet, weil man sie – Glück im Unglück – kurz zuvor zwecks Restaurierung vom Dach abmontiert hatte.

In der Glaserei der Kölner Dombauhütte reinigt eine Restauratorin ein Fenster der Notre-Dame.

Sogar eine Architekturdebatte hat der Wiederaufbau von Notre-Dame ausgelöst. Zankapfel war der abgebrannte Spitzturm, der die Kreuzung von Quer- und Langschiff markiert. Doch die Befürworter einer modernen Version – etwa in Stahl und Glas und von innen beleuchtet – konnten sich nicht durchsetzen. Ihr Argument, der prägende Turm sei ja auch erst im 19. Jahrhunderts entworfen worden, verhallte.

Freunde der Notre-Dame können derzeit im Institut Français in Berlin auf eine interaktive Entdeckungsreise durch die 850-jährige Geschichte der Kathedrale gehen. Sie führt von der Errichtung im 12. Jahrhundert bis zur Restaurierung nach dem verheerenden Brand von 2019. Ein Ritt durch die Jahrhunderte an die Wiege “Unserer lieben Frau von Paris”.

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