Der Marsch der Lebenden: Gedenken in Auschwitz
Am Holocaust-Gedenktag versammeln sich Juden aus aller Welt in Auschwitz. KZ-Überlebende, deren Nachfahren, aber auch nichtjüdische Jugendliche setzen beim Marsch der Lebenden ein Zeichen gegen das Vergessen.
“Arbeit macht frei” – der Schriftzug am Stammlager I des Konzentrationslagers Auschwitz könnte nicht zynischer sein. Hier wurden den deportierten Häftlingen alle privaten Sachen abgenommen, ihnen wurden die Haare geschoren, sie erhielten die Lagerkleidung, wurden mit Nummern registriert und bekamen diese eintätowiert, kurzum: Sie wurden entmenschlicht.
Anfangs waren es vor allem polnische Widerstandskämpfer, Intellektuelle, sowjetische Kriegsgefangene und andere den Nationalsozialisten missliebige Menschen, die in dem deutschen KZ auf besetztem polnischem Gebiet an Hunger, Krankheiten und den elenden Bedingungen der Zwangsarbeit zugrunde gingen oder erschossen wurden. Ab 1942 begann im erweiterten Lagerteil Auschwitz-Birkenau der systematische Massenmord. Über 1,1 Millionen Menschen wurden in Auschwitz getötet, die meisten von ihnen waren Juden.
“Arbeit macht frei” – der Schriftzug am Stammlager I des Konzentrationslagers Auschwitz könnte nicht zynischer sein. Hier wurden den deportierten Häftlingen alle privaten Sachen abgenommen, ihnen wurden die Haare geschoren, sie erhielten die Lagerkleidung, wurden mit Nummern registriert und bekamen diese eintätowiert, kurzum: Sie wurden entmenschlicht.
Seit 1988 treffen sich in Auschwitz am “Yom HaShoa”, dem nationalen israelischen Holocaust-Gedenktag, überlebende KZ-Häftlinge, ihre Kinder und Enkel und meist junge Jüdinnen und Juden aus aller Welt zum “March of the Living”, zum Marsch der Lebenden. Der Name erinnert an den Todesmarsch bei der Auflösung des größten Konzentrationslagers 1945. Angesichts der Frontverschiebung im Osten und der herannahenden Alliierten sollten die Gefangenen das Lager verlassen. Bei eisiger Kälte wurden sie zu Fuß Richtung Westen getrieben, angepeitscht von SS-Männern, die erschöpfte Gefangene erschossen, sobald sie nicht weitergehen konnten.
Holocaust-Gedenktag: Gemeinsam gegen das Vergessen
Gemeinsam gehen die Teilnehmenden am “Marsch der Lebenden”, der 2023 am 18. April stattfindet, drei Kilometer vom Stammlager I zum Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Der “Marsch der Lebenden” ist ein Zeichen gegen das Vergessen, gerade angesichts von wieder erstarkendem Antisemitismus, und er ist ein Ausdruck lebendigen Erinnerns an die jüdischen Opfer.
Die Zahl der Zeitzeugen, die von den Gräueltaten berichten können, wird immer kleiner. Doch noch gibt es Überlebende – wie Eva Umlauf. Die slowakisch-deutsche Kinderärztin und Psychotherapeutin kam 1944 als Zweijährige mit ihrer Mutter ins KZ Auschwitz. Beide überlebten, ebenso ihre Schwester Nora, die dort geboren wurde. Erst 2014 fing Eva Umlauf an, öffentlich über das Erlebte zu sprechen.
Für Philipp Doczi, von der Organisation MoRaH (March of Remembrance and Hope – Austria), der Eva Umlauf dieses Jahr für das Zeitzeugengespräch beim “Marsch der Lebenden” gewinnen konnte, ist das “persönliche Erleben” und die damit verbundene Möglichkeit, Fragen zu stellen, besonders wichtig. Er kommt mit einer Delegation von 1000 österreichischen Jugendlichen nach Auschwitz. Gemeinsam mit 230 deutschen Schülern und Schülerinnen aus Brandenburg nehmen sie an dem Marsch teil und treffen dann die Zeitzeugin, die eine der jüngsten Überlebenden des KZ Auschwitz ist.
Auch Dieter Starke, der die Brandenburger Jugendlichen begleitet, weiß von früheren Reisen, dass diese persönlichen Begegnungen keinen der Teilnehmer “kalt” lassen. Der Gesprächsbedarf anschließend sei riesig. Zudem werden die deutschen Jugendlichen mit israelischen Altersgenossen zusammentreffen und sich austauschen. Es gehe auch um die Fragen, wie sie Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung heutzutage erlebten und wie sie damit umgingen, sagt er.
Dass der “Marsch der Lebenden” offen für Nichtjuden ist, war nicht immer so. 2005 wurde erstmals eine deutsche christliche Delegation zugelassen. 2022 waren sogar Vertreter der Vereinigten Arabischen Emirate mit dabei. Eine Geste der Solidarität, die immerhin nicht ganz selbstverständlich ist. Dieses Jahr werden an die 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt erwartet – so viele wie vor der Corona-Pandemie.
“Da kommt es schon zu einer Art Clash of Culture”, meint Philipp Doczi: Wenn zum Beispiel Juden aus Südamerika in Auschwitz tanzen und singen, habe das anfangs merkwürdig auf ihn gewirkt. Es zeige aber, dass es auch darum gehe, die Überlebenden und die lebendige jüdische Kultur zu feiern. Der “Marsch der Lebenden” setzt nicht nur ein eindrucksvolles Zeichen gegen das Vergessen, sondern auch für jüdisches Leben insgesamt, jetzt und in der Zukunft.
“Arbeit macht frei” – der Schriftzug am Stammlager I des Konzentrationslagers Auschwitz könnte nicht zynischer sein. Hier wurden den deportierten Häftlingen alle privaten Sachen abgenommen, ihnen wurden die Haare geschoren, sie erhielten die Lagerkleidung, wurden mit Nummern registriert und bekamen diese eintätowiert, kurzum: Sie wurden entmenschlicht.
Anfangs waren es vor allem polnische Widerstandskämpfer, Intellektuelle, sowjetische Kriegsgefangene und andere den Nationalsozialisten missliebige Menschen, die in dem deutschen KZ auf besetztem polnischem Gebiet an Hunger, Krankheiten und den elenden Bedingungen der Zwangsarbeit zugrunde gingen oder erschossen wurden. Ab 1942 begann im erweiterten Lagerteil Auschwitz-Birkenau der systematische Massenmord. Über 1,1 Millionen Menschen wurden in Auschwitz getötet, die meisten von ihnen waren Juden.
Holocaust-Gedenktag: Gemeinsam gegen das Vergessen
Seit 1988 treffen sich in Auschwitz am “Yom HaShoa”, dem nationalen israelischen Holocaust-Gedenktag, überlebende KZ-Häftlinge, ihre Kinder und Enkel und meist junge Jüdinnen und Juden aus aller Welt zum “March of the Living”, zum Marsch der Lebenden. Der Name erinnert an den Todesmarsch bei der Auflösung des größten Konzentrationslagers 1945. Angesichts der Frontverschiebung im Osten und der herannahenden Alliierten sollten die Gefangenen das Lager verlassen. Bei eisiger Kälte wurden sie zu Fuß Richtung Westen getrieben, angepeitscht von SS-Männern, die erschöpfte Gefangene erschossen, sobald sie nicht weitergehen konnten.
Gemeinsam gehen die Teilnehmenden am “Marsch der Lebenden”, der 2023 am 18. April stattfindet, drei Kilometer vom Stammlager I zum Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Der “Marsch der Lebenden” ist ein Zeichen gegen das Vergessen, gerade angesichts von wieder erstarkendem Antisemitismus, und er ist ein Ausdruck lebendigen Erinnerns an die jüdischen Opfer.
Die Zahl der Zeitzeugen, die von den Gräueltaten berichten können, wird immer kleiner. Doch noch gibt es Überlebende – wie Eva Umlauf. Die slowakisch-deutsche Kinderärztin und Psychotherapeutin kam 1944 als Zweijährige mit ihrer Mutter ins KZ Auschwitz. Beide überlebten, ebenso ihre Schwester Nora, die dort geboren wurde. Erst 2014 fing Eva Umlauf an, öffentlich über das Erlebte zu sprechen.
Für Philipp Doczi, von der Organisation MoRaH (March of Remembrance and Hope – Austria), der Eva Umlauf dieses Jahr für das Zeitzeugengespräch beim “Marsch der Lebenden” gewinnen konnte, ist das “persönliche Erleben” und die damit verbundene Möglichkeit, Fragen zu stellen, besonders wichtig. Er kommt mit einer Delegation von 1000 österreichischen Jugendlichen nach Auschwitz. Gemeinsam mit 230 deutschen Schülern und Schülerinnen aus Brandenburg nehmen sie an dem Marsch teil und treffen dann die Zeitzeugin, die eine der jüngsten Überlebenden des KZ Auschwitz ist.
Persönliche Begegnung mit Zeitzeugen möglich
Auch Dieter Starke, der die Brandenburger Jugendlichen begleitet, weiß von früheren Reisen, dass diese persönlichen Begegnungen keinen der Teilnehmer “kalt” lassen. Der Gesprächsbedarf anschließend sei riesig. Zudem werden die deutschen Jugendlichen mit israelischen Altersgenossen zusammentreffen und sich austauschen. Es gehe auch um die Fragen, wie sie Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung heutzutage erlebten und wie sie damit umgingen, sagt er.
Der “Marsch der Lebenden” als Zeichen lebendiger jüdischer Kultur
Dass der “Marsch der Lebenden” offen für Nichtjuden ist, war nicht immer so. 2005 wurde erstmals eine deutsche christliche Delegation zugelassen. 2022 waren sogar Vertreter der Vereinigten Arabischen Emirate mit dabei. Eine Geste der Solidarität, die immerhin nicht ganz selbstverständlich ist. Dieses Jahr werden an die 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt erwartet – so viele wie vor der Corona-Pandemie.
“Da kommt es schon zu einer Art Clash of Culture”, meint Philipp Doczi: Wenn zum Beispiel Juden aus Südamerika in Auschwitz tanzen und singen, habe das anfangs merkwürdig auf ihn gewirkt. Es zeige aber, dass es auch darum gehe, die Überlebenden und die lebendige jüdische Kultur zu feiern. Der “Marsch der Lebenden” setzt nicht nur ein eindrucksvolles Zeichen gegen das Vergessen, sondern auch für jüdisches Leben insgesamt, jetzt und in der Zukunft.