Bolschoi-Theater streicht Stück über Nurejew
Das Moskauer Bolschoi-Theater hat unter politischem Druck ein Ballettstück über Rudolf Nurejew aus dem Programm genommen. Die Inszenierung von Kirill Serebrennikow war sehr erfolgreich und vielfach ausgezeichnet.
Der 1993 an Aids verstorbene homosexuelle Tänzer Rudolf Nurejew war einer der größten Ballettstars der Welt. Der berühmte Regisseur Kirill Serebrennikow hat in seinem Tanzstück mit dem Titel “Nurejew” den Lebensweg des aus der damaligen Sowjetunion geflohenen Künstlers nachgezeichnet. Das Ballett wurde nach seinem durch mehrere Absagen verzögerten Start im Jahr 2017 schnell zu einer der beliebtesten Aufführungen des Bolschoi und war stets ausverkauft.
Nun wurde das Erfolgsstück abgesetzt. Das Ballett sei wegen des Verbots von Propaganda “nicht traditioneller Werte” aus dem Repertoire genommen worden, so Theaterintendant Wladimir Urin am Mittwoch (19.04.2023) bei der Vorstellung des Spielplans. Seinen Angaben zufolge hängt die Entscheidung mit der Verschärfung eines Gesetzes von 2013 gegen sogenannte “schwule Propaganda” zusammen. Das Gesetz zielte ursprünglich nur auf Kinder ab, doch ein im Dezember 2022 erfolgter Zusatz weitete das Verbot der “Propaganda von nicht-traditionellen sexuellen Werten” auf Erwachsene aus. In der Inszenierung von Serebrennikow waren auf der Bühne unter anderem homosexuelle Szenen und Männer in Frauenkleidern und auf Stöckelschuhen zu sehen. Auch nackte Körper und Kraftausdrücke kamen darin vor.
Der 1993 an Aids verstorbene homosexuelle Tänzer Rudolf Nurejew war einer der größten Ballettstars der Welt. Der berühmte Regisseur Kirill Serebrennikow hat in seinem Tanzstück mit dem Titel “Nurejew” den Lebensweg des aus der damaligen Sowjetunion geflohenen Künstlers nachgezeichnet. Das Ballett wurde nach seinem durch mehrere Absagen verzögerten Start im Jahr 2017 schnell zu einer der beliebtesten Aufführungen des Bolschoi und war stets ausverkauft.
Das Gesetz besagt unter anderem, dass gleichgeschlechtliche Liebe nicht gleichwertig mit der Beziehung zwischen Mann und Frau dargestellt werden darf. Homosexualität selbst ist nicht verboten, doch Verstöße gegen das von Kremlchef Wladimir Putin unterzeichnete Gesetz werden mit hohen Geldstrafen geahndet. Dies dürfte zu weiterer Zensur, auch von Klassikern, führen.
Verschärfung eines homophoben Gesetzes
Serebrennikow hatte mit “Nurejew” vier Auszeichnungen beim renommierten russischen Wettbewerb Benois de la Danse erhalten, darunter den Preis für die beste Ballettregie. 2020 wurde er von der Staatsanwaltschaft für schuldig befunden, öffentliche Gelder unterschlagen zu haben. Seine Unterstützer werteten das Urteil als politisch motiviert, da der Regisseur in seiner Arbeit auch Autoritarismus und Homophobie unter Putin angeprangert hatte. Im März 2022 wurde das Strafregister von Serebrennikov gelöscht, nachdem er laut Gericht die Hälfte seiner Bewährungsstrafe verbüßt, die Geldstrafe bezahlt, den Schaden ersetzt und keine Straftaten mehr begangen hatte. Im Mai 2022 verließ Serebrennikow seine Heimat und arbeitet heute in Frankreich und Deutschland, wo er erfolgreich Opern inszeniert.
Der 53-Jährige, der auch ein erfolgreicher Filmemacher ist, ist auch ein scharfer Kritiker des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Er stellt inzwischen viele seiner Arbeiten online. Zu sehen sind im Internet Theaterinszenierungen des von ihm lange geführten Gogol-Zentrums in Moskau.
pj/suc (dpa/afp)
Der 1993 an Aids verstorbene homosexuelle Tänzer Rudolf Nurejew war einer der größten Ballettstars der Welt. Der berühmte Regisseur Kirill Serebrennikow hat in seinem Tanzstück mit dem Titel “Nurejew” den Lebensweg des aus der damaligen Sowjetunion geflohenen Künstlers nachgezeichnet. Das Ballett wurde nach seinem durch mehrere Absagen verzögerten Start im Jahr 2017 schnell zu einer der beliebtesten Aufführungen des Bolschoi und war stets ausverkauft.
Nun wurde das Erfolgsstück abgesetzt. Das Ballett sei wegen des Verbots von Propaganda “nicht traditioneller Werte” aus dem Repertoire genommen worden, so Theaterintendant Wladimir Urin am Mittwoch (19.04.2023) bei der Vorstellung des Spielplans. Seinen Angaben zufolge hängt die Entscheidung mit der Verschärfung eines Gesetzes von 2013 gegen sogenannte “schwule Propaganda” zusammen. Das Gesetz zielte ursprünglich nur auf Kinder ab, doch ein im Dezember 2022 erfolgter Zusatz weitete das Verbot der “Propaganda von nicht-traditionellen sexuellen Werten” auf Erwachsene aus. In der Inszenierung von Serebrennikow waren auf der Bühne unter anderem homosexuelle Szenen und Männer in Frauenkleidern und auf Stöckelschuhen zu sehen. Auch nackte Körper und Kraftausdrücke kamen darin vor.
Verschärfung eines homophoben Gesetzes
Das Gesetz besagt unter anderem, dass gleichgeschlechtliche Liebe nicht gleichwertig mit der Beziehung zwischen Mann und Frau dargestellt werden darf. Homosexualität selbst ist nicht verboten, doch Verstöße gegen das von Kremlchef Wladimir Putin unterzeichnete Gesetz werden mit hohen Geldstrafen geahndet. Dies dürfte zu weiterer Zensur, auch von Klassikern, führen.
Serebrennikow hatte mit “Nurejew” vier Auszeichnungen beim renommierten russischen Wettbewerb Benois de la Danse erhalten, darunter den Preis für die beste Ballettregie. 2020 wurde er von der Staatsanwaltschaft für schuldig befunden, öffentliche Gelder unterschlagen zu haben. Seine Unterstützer werteten das Urteil als politisch motiviert, da der Regisseur in seiner Arbeit auch Autoritarismus und Homophobie unter Putin angeprangert hatte. Im März 2022 wurde das Strafregister von Serebrennikov gelöscht, nachdem er laut Gericht die Hälfte seiner Bewährungsstrafe verbüßt, die Geldstrafe bezahlt, den Schaden ersetzt und keine Straftaten mehr begangen hatte. Im Mai 2022 verließ Serebrennikow seine Heimat und arbeitet heute in Frankreich und Deutschland, wo er erfolgreich Opern inszeniert.
Der 53-Jährige, der auch ein erfolgreicher Filmemacher ist, ist auch ein scharfer Kritiker des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Er stellt inzwischen viele seiner Arbeiten online. Zu sehen sind im Internet Theaterinszenierungen des von ihm lange geführten Gogol-Zentrums in Moskau.
pj/suc (dpa/afp)