Politik in cool: Joe Chialo wird Berlins Kultursenator
Joe Chialo war Internatsschüler und Sänger einer Metalband. Nun soll der Katholik mit afrikanischen Wurzeln die Zukunft Berlins als Kulturmetropole sichern.
Die Gitarren schrammeln, die Band rockt sich in schnellen Schnitten durch die Kulisse einer Industriehalle, bis die Kamera in Nahaufnahme auf die Lippen des Sängers schwenkt: “Don’t hide your heritage under your hat”, rappt er, “sometimes you gotta fight back”. Kann ein Kulturpolitiker einen authentischeren Background haben?
Damals, Anfang der 1990er-Jahre, war Joe Chialo Frontmann der Crossover-Band Blue Manner Haze, 30 Jahre später soll er als Berliner Kultursenator (CDU) verantworten, wer dem legendären Dirigenten Daniel Barenboim als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden nachfolgt.
Die Gitarren schrammeln, die Band rockt sich in schnellen Schnitten durch die Kulisse einer Industriehalle, bis die Kamera in Nahaufnahme auf die Lippen des Sängers schwenkt: “Don’t hide your heritage under your hat”, rappt er, “sometimes you gotta fight back”. Kann ein Kulturpolitiker einen authentischeren Background haben?
Sein Lebenslauf hält einiges parat, was ihn zu einem der spannendsten Politiker Deutschlands machen könnte. Dabei ist der 52-Jährige politisch bislang ein weitgehend unbeschriebenes Blatt: In den 1990er-Jahren war er mal Mitglied bei den Grünen, in die konservative CDU trat er erst 2016 ein – aus Sympathie mit Angela Merkels Flüchtlingspolitik.
Katholischer Metalrocker
Joe Chialo kommt 1970 in Bonn als Sohn einer tansanischen Diplomatenfamilie zur Welt. Mit seinem Bruder besucht er später in der Nähe von Köln ein katholisches Ordensinternat. Sein Glaube ist ihm bis heute wichtig.
Nach dem Abitur macht Chialo eine Handwerksausbildung zum Fräser und studiert ein paar Semester, bis er sich der Musik verschreibt und Blue Manner Haze anschließt. Metalfans bezeichnet er später als die “friedliebendsten Menschen der Gesellschaft”.
Als die Karriere als Musiker versandet, wechselt Joe Chialo die Seiten und wird Manager bei Universal Music. Dort gründet er zwei Labels, er betreut die Kelly Family und kümmert sich um die Vermarktung afrikanischer Künstlerinnen und Künstler in Deutschland und Europa. 2019 gehört er der deutschen Jury beim Eurovision Song Contest an.
Seit seinem Quereinstieg in die Politik ist der einstige Türsteher einer Nürnberger Disco, der Rammstein nach eigener Auskunft “hart feiert”, als Vertreter der Kreativwirtschaft gefragt. Er gilt als jemand, der eine frische Perspektive auf die Themen der Gegenwart mitbringt: Europas Blick auf Afrika, den Umgang der katholischen Kirche mit Missbrauchsfällen, den digitalen Wandel.
Davon will auch seine Partei profitieren: 2021 gehört er dem “Zukunftsteam” des Kanzlerkandidaten Armin Laschet an, Chialo selbst kandidiert für den Deutschen Bundestag. Laschet verliert die Wahl, Chialo verpasst das Mandat – beides erweist sich nun als Glücksfall für ihn.
Seit 2022 sitzt er im Bundesvorstand der Partei. Im neuen Berliner Senat soll er in einer der führenden Kulturhauptstädte Europas mit seiner unverbrauchten Art neue Impulse setzen.
Die Aufgabe geht Joe Chialo mit Demut an. In einer Stadt, die von ihrem Image als Kulturmetropole zehrt, trägt ein Kultursenator mit einem Etat von 938 Millionen Euro große Verantwortung – selbst wenn der neue Koalitionsvertrag der Kultur nur 6 von 136 Seiten widmet. “Die Schwerindustrie ist die Kultur”, sagt Chialo im rbb. Er will die in der Corona-Pandemie arg gebeutelten Clubs als Kulturstätten anerkennen und Erfolgsgeschichten von Migrantinnen und Migranten erzählen.
In seiner 2022 veröffentlichten Autobiografie “Der Kampf geht weiter. Mein Leben zwischen zwei Welten” bezeichnet sich Chialo als stolzen “Afropäer”, und er will sich der Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit annehmen.
Als Joe Chialo den künftigen Regierenden Bürgermeister Kai Wegner im Wahlkampf begleitet, mit Cap und Daunen-Weste bekleidet, wird er in den Medien “Turnschuh-Senator” oder “Vertreter der Coolness” genannt. Das allein entscheidet nicht darüber, ob Joe Chialo ein guter Kultursenator wird. Es macht ihn aber zu einem der spannendsten Politiker des Landes.
Die Gitarren schrammeln, die Band rockt sich in schnellen Schnitten durch die Kulisse einer Industriehalle, bis die Kamera in Nahaufnahme auf die Lippen des Sängers schwenkt: “Don’t hide your heritage under your hat”, rappt er, “sometimes you gotta fight back”. Kann ein Kulturpolitiker einen authentischeren Background haben?
Damals, Anfang der 1990er-Jahre, war Joe Chialo Frontmann der Crossover-Band Blue Manner Haze, 30 Jahre später soll er als Berliner Kultursenator (CDU) verantworten, wer dem legendären Dirigenten Daniel Barenboim als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden nachfolgt.
Katholischer Metalrocker
Sein Lebenslauf hält einiges parat, was ihn zu einem der spannendsten Politiker Deutschlands machen könnte. Dabei ist der 52-Jährige politisch bislang ein weitgehend unbeschriebenes Blatt: In den 1990er-Jahren war er mal Mitglied bei den Grünen, in die konservative CDU trat er erst 2016 ein – aus Sympathie mit Angela Merkels Flüchtlingspolitik.
Joe Chialo kommt 1970 in Bonn als Sohn einer tansanischen Diplomatenfamilie zur Welt. Mit seinem Bruder besucht er später in der Nähe von Köln ein katholisches Ordensinternat. Sein Glaube ist ihm bis heute wichtig.
Nach dem Abitur macht Chialo eine Handwerksausbildung zum Fräser und studiert ein paar Semester, bis er sich der Musik verschreibt und Blue Manner Haze anschließt. Metalfans bezeichnet er später als die “friedliebendsten Menschen der Gesellschaft”.
Als die Karriere als Musiker versandet, wechselt Joe Chialo die Seiten und wird Manager bei Universal Music. Dort gründet er zwei Labels, er betreut die Kelly Family und kümmert sich um die Vermarktung afrikanischer Künstlerinnen und Künstler in Deutschland und Europa. 2019 gehört er der deutschen Jury beim Eurovision Song Contest an.
Unverbrauchte Perspektiven
Seit seinem Quereinstieg in die Politik ist der einstige Türsteher einer Nürnberger Disco, der Rammstein nach eigener Auskunft “hart feiert”, als Vertreter der Kreativwirtschaft gefragt. Er gilt als jemand, der eine frische Perspektive auf die Themen der Gegenwart mitbringt: Europas Blick auf Afrika, den Umgang der katholischen Kirche mit Missbrauchsfällen, den digitalen Wandel.
Senator mit großer Verantwortung
Davon will auch seine Partei profitieren: 2021 gehört er dem “Zukunftsteam” des Kanzlerkandidaten Armin Laschet an, Chialo selbst kandidiert für den Deutschen Bundestag. Laschet verliert die Wahl, Chialo verpasst das Mandat – beides erweist sich nun als Glücksfall für ihn.
Seit 2022 sitzt er im Bundesvorstand der Partei. Im neuen Berliner Senat soll er in einer der führenden Kulturhauptstädte Europas mit seiner unverbrauchten Art neue Impulse setzen.
Die Aufgabe geht Joe Chialo mit Demut an. In einer Stadt, die von ihrem Image als Kulturmetropole zehrt, trägt ein Kultursenator mit einem Etat von 938 Millionen Euro große Verantwortung – selbst wenn der neue Koalitionsvertrag der Kultur nur 6 von 136 Seiten widmet. “Die Schwerindustrie ist die Kultur”, sagt Chialo im rbb. Er will die in der Corona-Pandemie arg gebeutelten Clubs als Kulturstätten anerkennen und Erfolgsgeschichten von Migrantinnen und Migranten erzählen.
In seiner 2022 veröffentlichten Autobiografie “Der Kampf geht weiter. Mein Leben zwischen zwei Welten” bezeichnet sich Chialo als stolzen “Afropäer”, und er will sich der Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit annehmen.
Als Joe Chialo den künftigen Regierenden Bürgermeister Kai Wegner im Wahlkampf begleitet, mit Cap und Daunen-Weste bekleidet, wird er in den Medien “Turnschuh-Senator” oder “Vertreter der Coolness” genannt. Das allein entscheidet nicht darüber, ob Joe Chialo ein guter Kultursenator wird. Es macht ihn aber zu einem der spannendsten Politiker des Landes.